Benny bekommt eine zweite Chance und darf noch einmal mit. Kaum sind wir eingestiegen und ich habe den Hund in die Position SITZ gebracht, muss ich schon wieder aussteigen, die Treppe hoch und laufen direkt in die Fänge der Tierschutzorganisationspromoter. Sie sind wirklich überall. Ich kam im Spätsommer nach Berlin, als die Temperaturen noch angenehm waren und man bis 10 Uhr abends ohne Jacke durch die Gegend spazieren konnte. Zu dieser Zeit sind sie mir hauptsächlich am Alexanderplatz begegnet und aufgefallen. Als es immer kälter wurde, haben sie sich unten in den U-Bahnschacht gestellt, wo sie die Angekommenen U-Bahnfahrer noch besser abfangen konnten und jetzt breiten sie sich auch noch in den Osten und Westen aus.
Ich laufe also direkt auf sie zu. Es gibt nach links und rechts keine Ausweichmöglichkeit. Der Hund wird mir zum Verhängnis. Wer denkt nicht, dass man mit einem Köter an der Leine tierlieb ist und unbedingt die Umwelt retten will.
Aber ich habe nur einen Gedanken im Kopf: „Nein, nein, nein, nein, nein!“
Ich bin zwar tierlieb und ich rette auch gerne die Umwelt aber ich muss mich gerade erstmal selber finanziell retten. Ich kenne jedoch meine Nein-Sag-Schwäche, wenn mir Menschen Bilder von halb geschlachteten Nerzen vor die Augen halten oder Schweineaugen, die aus Gittern eines Tiertransporters schauen. Deswegen darf ich gar nicht erst stehen bleiben, sonst bin ich verloren. Ich laufe hektisch an der Promoterin vorbei, die wieder ihr schönstes Lächeln aufgelegt hat und sage die ganze Zeit, ohne auf sie einzugehen: „Ne sorry, ich will nicht. Keine Zeit. Ne, ne! Komm Benny.“
Der Hund fällt mir natürlich voll in den Rücken, macht eine Vollbremsung und will den Stand der Promoter beschnuppern, anschauen und wahrscheinlich auch markieren. „Dummes, hinterfotziges Ding.“, denke ich mir und schleife ihn hinter mir her.
Ich bin sie los und auch den Eindruck, dass ich tierlieb bin…
Bin ich aber wirklich!!!
4 Kommentare
diese ganzen organisationen würde ich NIEMALS unterstützen, da die "helfer" gehälter kriegen von denen manche träumen können. hab auch schon durch studentenjobseiten dieses jobangebot bekommen und man verdient 1.500€ + provision und evtl auto und unterkunft. ähhm wie kommen dann die spenden an?
ich konfrontiere die leute immer damit und dann lassen sie mich auch in ruhe!
Und bekommt er nun auch noch eine dritte Chance der arme dumme Benny? :) Vielleicht will er Dich auch nur ärgern der schlaue Benny?
nein, verdient man nicht. nur wenn man es schafft, täglich sau viele leute dazu zu bewegen die organisation zu unterstützen. wie viel du wirklich verdienst, richtet sich also danach wie gut du leuten was aufschwatzen kannst. und da die meisten, wie dieser beitrag ja auch sehr deutlich macht, schnell weitergehen, ist es da gar nicht so einfach jemanden zu finden, der da unterschreibt. also den job würd ich echt nicht machen wollen!
rememberandsmile hat absolut recht. Diese "Helfer" machen zur Zeit aber auch sehr leicht Beute. Ich habe den Eindruck, dass sich der Tierschutz – zumindest in meinem Umfeled – gerade zu einer Art Ersatzreligion entwickelt. Da passiert vieles, was ich nicht nachvollziehen kann, und das geht so weit, dass einem glatt die Tierliebe in Abrede gestellt wird, wenn man sich nicht engagiert. Das treibt seltsame Stilblüten zur Zeit…