Es sitzen zwei Schüler neben mir. Zwei Jungs, so um die 15 oder 16 Jahre alt mit leicht fettigem Haar, weichem Flaum an der Oberlippe und dicken roten Pickeln auf der Stirn. Der eine trägt eine Zahnspange. Der andere eine Brille, auf der ich deutlich den Abdruck eines fettigen Fingers sehen kann. Die beiden echauffieren sich über die Ungerechtigkeit des Schülerdasein. Die Klausur war ungerecht, die Aufgaben nicht verständlich, die Zeit zu kurz, der Raum zu klein, die Luft zu stickig…
Ach Jungs…
Ich war genau so wie ihr. Ich fand mit 17 Jahren auch alles ungerecht und doof und gemein. Nicht nur die Schule, sondern auch das Leben an sich. Den Kerl, den man knutschen wollte, knutschte eine andere, die Party auf die man gehen wollte weil alle hin gehen ist genau an dem Abend, an dem Mutti ihren 50. Geburtstag feiert und die scheiß neue Verkäuferin bei EDEKA möchte keinen Alkohol mehr verkaufen, ohne den Perso gesehen zu haben.
Ja, die Welt ist hart.
Ich kenne die Probleme. Sie sind auch bei mir noch gar nicht so lange her. Ja, im Grund habe ich die gleichen Probleme nur in einer anderen Form. Ich hoffe, dass der Kerl, der mich knutscht, mich bis ans Ende meines Lebens knutscht, dass ich es zeitlich irgendwie schaffe zu Muttis Geburtstag zu kommen, was ich wirklich gerne wollen würde und dass ich gar keinen harten Alkohol mehr brauche, da ich nach einem Glas Wein schon schiele und lalle. Aber ich nehme alle Probleme von jungen Menschen sehr ernst. Vor allem Liebeskummer.
Ich hoffe nur, die beiden Jammerlappen stürzen sich nicht in zehn Jahren aus dem Fenster, wenn sie die wirkliche Ungerechtigkeit dieses Lebens kennen gelernt haben. Welche das sind? Das müssen sie selber rausfinden.
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Echauf|fie|ren
1. [sich] durch Anstrengung oder Aufregung erhitzen
2. [sich] aufregen