Ich sitze am Traisen-Wasser und wusste kurzzeitig wirklich nicht mehr, ob ich noch in der Ukraine, in KaZantip bin oder wirklich schon in Österreich. 36 Grad, Wasser und überall sehr knapp bis leicht bekleidete Menschen.
Bin ich noch in KaZantip? Nein, in St. Pölten in Österreich auf dem Frequency Festival. Doch warum ziehen sich plötzlich alle um mich herum aus?
„Kannste mal auf meine Klamotten aufpassen?“, fragt mich ein Halb nackter.
„Klar.“
Was ist denn hier los?!?!
Die Antwort kommt um die Ecke. Gerrit macht hier sein nakedHeart. Gerrit ist Fotograf, eigentlich bekannt für Fotos von Rockstar Schuhen, doch während des Sommersaison hat er eine andere Mission. Er möchte den Menschen einen unvergesslichen Augenblick auf ihrem Festival schenken und denkt das geht am besten, wenn man sich auszieht und eine Runde nackt durch den Fluß läuft. Das erste Mal haben wir uns dieses Jahr in Zermatt beim Zermatt Unplugged gesehen. Dann noch beim Melt! Festival, auf dem Appletree Garden Festival und hier und jetzt in Österreich beim Frequency Festival.
„Mensch Christine, du hast ja wieder nicht mitgemacht!“
Ja, stimmt. Ganz am Anfang, als wir uns das erste Mal trafen, habe ich wirklich kurz darüber nachgedacht, mir die Kleider vom Leib zu reißen und nackt auf eine Bühne zu springen. Doch dann habe ich gemerkt, dass das unfair wäre. Marcel von Amy&Pink wollte auch schon mal, dass ich mich als Netzmädchen ausziehe. Damals habe ich eine Gage von 300 000 Euro verlangt. Er spart heute noch… Also wäre es unfair, wenn ich mich für Gerrit einfach so ausziehe. Und da ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe, ziehe ich mich für niemanden aus. Aber ich brauche mir keine Sorgen zu machen, hier gibt es genug “Frequs”. Die Österreicher, die sind schon wirklich verrückte Hunde. Die toppen alles, was ich bis jetzt gesehen habe. Hier rennen ganze Rudel in Tierkostümen rum und kreative Meisterwerke werden hier auf die Körper gezaubert. Und erst die Kunstwerke aus Dosenbier – ein Mann aus Dosenbier in Originalgröße mit Pet-Flaschen Penis. Ich habe schon wirklich sehr, sehr viel gesehen aber die Ösis mit ihren Lackstiften, die hauen mich um. Und irgendwie finde ich sie auch urwitzig (hier wird vor jedes Adjektiv ein „ur“ gesetzt). Wenn mir jemand mit einer Pizzaschachtel auf dem Kopf entgegen läuft und schreit „Ich bin Deichkind“, muss ich schon ziemlich grinsen. So viel energiegeladene Irre sind aber auch ganz schön anstrengend. Für mein letztes Zeltfestival diese Saison habe ich mir auch noch einmal die volle Dosis gegeben. Drei Tage zelten an der Hauptstraße am Gebüsch, Hang abwärts ohne Isomatte. Schlimmer geht’s nimmer! Jeden Tag war ich kurz davor abzuhauen. Doch eine Band hat mich bis zum bitteren Ende auf dem Frequency ausharren lassen. The XX! Es war ein Traum. Es war die beste Band, die ich je gesehen habe. Einfach weil ich jedes scheiß Lied liebe. Die Alten kann ich mitsingen, die Neuen anschmachten. Ich habe endlich eine Antwort auf die Frage, welches Konzert am unvergesslichsten war – The XX. The XX! The XX! Auch, weil sie einfach ein krasser Gefühlsmultiplikator sind. Die Leute um mich herum haben vor Freude gelacht, plötzlich geweint und natürlich mächtig geknutscht. Und ich? Ich stand einfach da und wünschte mir die Unendlichkeit!
nakedHeart
Das war irgendwie total romantisch – bei Sonnenuntergang von einem Fremden mit Edding bemalt werden.
Miike Snow
bärtiger Löwe
Frequency Festival 2012, danke für die unvergessliche Zeit!
6 Kommentare
Ahhh… erst gestern hab gesagt, wie wenig mit das Frequency dieses Jahr gefehlt hat und, dass ich wohl echt rausgewachsen bin. Damn, jetzt hab ich doch wieder ein bisschen Lust drauf für nächstes Jahr…
Es war schon echt witzig! :) Aber auch Hardcore!!!
But you missed Sonne, Mond, Sterne. The best festival in electronic music, I think so…
http://www.youtube.com/watch?v=w4u-ofmtW8Q
Man verpasst immer was ;)
des ur als adjekt ist nur wienerisch.