Das Experiment „90 Nächte, 90 Betten“ ist jetzt schon über einen Monat vorbei. Wahnsinn, wie schnell die Zeit danach vergangen ist. Das kam mir während der drei Monate nicht so schnell vor. Vielleicht habe ich während des Experiments einfach viel intensiver gelebt und die Zeit besser genutzt.
Ich finde es immer schade, dass man so oft die kleinen Dinge im Leben nicht mehr schätzen kann oder den Wert für sie verliert. Ein schöner Nebeneffekt meiner intensiven Couchhoppingzeit ist die Tatsache, dass ich es geschafft habe wieder richtig kleine Dinge zu schätzen und mich daran zu erfreuen. Wie toll es plötzlich ist nach der Arbeit ganz entspannt in der Schlange vom Aldi zu stehen. Wenn man seinen Wagen voller Lebensmittel hat, die man gleich in seinen eigenen Kühlschrank räumen wird. Oder ins Bett zugehen um zu schlafen, wann immer man will. Zur jeden Uhrzeit. So ein richtiges normales Leben führe ich leider immer noch nicht. Ich stehe jeden Tag um 7: 30 auf, setzte mich vor den Laptop und gehe um 22:30 hundemüde und geistig völlig erschöpft ins Bett. Ab neben dem Schreiben von 350 Seiten gönne ich mir ab und zu etwas Normales. Bereite ein Mittagessen zu oder backe einen Kuchen. Aber schon zum Schreiben jeden Tag am gleichen Platz zu sitzen ist sehr erholsam. Vor allem, weil es still und leise ist und ich nicht ständig den Gesprächen meiner Tischnachbarn lauschen kann und abgelenkt werde.
Es ist ein ganz anderes Gefühl in die Küche zu gehen und sich einen Tee zu machen. Die kleinen Scheißdinger, die einem sonst gar nicht mehr auffallen. Vielleicht kann die Freude über einen Tee der eine oder andere noch nachvollziehen, aber das Gefühl, nach 90 Tagen mit Koffer plötzlich ohne durch die Straßen zu gehen, dass Gefühl kann niemand nachvollziehen. Es ist befreiend aber vor allem am Anfang, habe ich ständig gedacht, es fehlt etwas. Ich habe etwas vergessen. Das Ende des Projekts war super Timing. Koffer und Schnee wären fatal gewesen.
Meinem Rücken geht es auch deutlich besser. Zeit zum Sport machen habe ich leider noch nicht aber man muss sich ja gute Vorsätze für das neue Jahr haben. Irgendwann werden auch meine Kleider wieder ordentlich in einem Schrank hängen und nicht immer noch wild im Koffer rum fliegen. Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass es vorbei ist. Das Ganze hat so zu mir gehört und jetzt bin ich wieder alleine, ohne tägliche Herausforderung. Es ist wie eine kleine Liebestrennung. Der Anfang, ohne das Projekt und ohne die Tatsache, wieder jeden Abend wo anders zu sein, war sehr komisch und traurig. Aber man gewöhnt sich auch wieder an die „Einsamkeit“ und dann ist man auch wieder fröhlich. Ich wache momentan jeden Tag auf und freue mich. Auf den neuen Tag, die neue Woche, den neuen Monat, Tee kochen, Freunde treffen, schlafen gehen. Das Gefühl hatte ich früher vielleicht alle drei Monate. Ich kann nur jeden mit auf den Weg gehen, brecht aus wenn ihr wollt. Folgt eurem Herzen und wenn ihr etwas wirklich möchtet, erfüllt euch den Wunsch! Den Spruch hat jeder schon tausend mal von jemanden gehört. Aber vielleicht könnt ihr ihn von jemanden der es getan hat und weiß was es einem gibt eher annehmen.
Wäre ein guter Vorsatz für das neue Jahr.
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Ein wunderschöner Satz: "Brecht aus wenn ihr wollt. Folgt eurem Herzen und wenn ihr etwas wirklich möchtet, erfüllt euch den Wunsch!" Dem kann ich mich nur anschließen. Es ist immer viel mehr möglich, als man meint.
Allen hier ein frohes Fest!!!
Liebe Grüße, Martin