I
Die Wahrheit in drei Wörtern ausgedrückt.
ER
„Ein Abend mit Deutschlands berühmtester Couchsurferin. Heute Mal aus Gastgebersicht. Oder wie Die BILD titeln würde: „Ein Junggeselle packt aus: So ist sie wirklich!“ Mit einem roten Pfeil auf ihrem hübschen Gesicht.
Auf das Exklusiv-Interview müssen wir heute allerdings verzichten. Das hatte sie nämlich eigentlich mit mir vor. Bis ihr die andere Idee kam: ein Abend, zwei Erfahrungsberichte.
Aber vor jedem „wie war’s?“ steht ein „wie kam’s überhaupt dazu?“ Die Geschichte ist relativ schnell erzählt: Ich habe Ihre Kolumne auf SPIEGEL-Online gelesen, natürlich habe ich das. Und muss gestehen: Ich fand’ die Idee völlig geisteskrank – obwohl ich selbst bei couchsurfing bin.
Dennoch war ich neugierig genug mich auf die Sache einzulassen. Die Frage ist ja auch interessant: Welcher Mensch versteckt sich hinter einem Internetprofil? Oder aus meiner Sicht: Welcher Mensch versteckt sich hinter ihrem Internetprofil? Wenn man der Frage Mal nachgeht, stellt man fest: Online verrät sie nicht sonderlich viel von sich.
Bei couchsurfing stellt sie sich als „curious, easy going and funny“ vor, was ähnlich aufschlussreich ist, wie in einem Disneyforum zu offenbaren, dass man Zeichentrickfilme mag. Auf facebook erfährt man dann noch weniger, sieht dafür überraschend viel von ihr. Kein Wunder, dass Mutti sich sorgt. Aber gut, jeder wie er mag.
Ich schrieb sie also an. Und tatsächlich hieß es keine zwei Stunden später in meinem Posteingang: „Gerne! Wie wäre es spontan mit morgen?“ Oh, okay. Morgen also bzw. inzwischen gestern.
Sie kam relativ pünktlich und wusste, wie man für einen interessanten ersten Eindruck sorgt: Ihr Gastgeschenk war buchstäblich für’n Arsch. Eine Packung Klopapier, absurder Einstand. Weiter ging’s in die Küche, wo ich gerade dabei war die Restzutaten vom Wochenende zu verbrauchen. Es gab Currychicken mit Gemüsegedöns bzw. für sie als Vegetarierin nur Letzteres.
Bevor es aber zu Tisch ging, hatten wir noch einen kleinen Zwischenfall mit Lerneffekt: Ein Berg geschroteter Pfeffer auf einer heißen Herdplatte qualmt wie nichts Gutes. Und hat zudem einen unbeabsichtigten, aber angenehmen Nebeneffekt: Gemeinsames Husten bricht das Eis.
Das hätte es vermutlich gar nicht gebraucht. Sie ist ein sehr angenehmer Gast. Offen, neugierig und entspannt. Sie fragt viel nach und notiert sich viel. Wobei mich diese Karla-Kolumna-hafte Mitschreiberei anfangs schon ein bisschen genervt hat. Aber gut, so ist das wohl, wenn man Dokumentationspflichten nachkommen muss.
Ich habe also brav erzählt, ihr mehrfach meine etwas komplizierten Familienverhältnisse aufgeddröselt, Nutzungsrechte abgetreten und mich wichtig dabei gefühlt. Ich musste mich im Lilifee-Poesiealbum verewigen und dann ging es auch schon ins Bett.
Ich muss gestehen, die Aufgabe zu berichten, ließ mich erst schwer einschlafen, dann früh aufwachen und hier sitze ich immer noch und verpasse die vereinbarte Deadline. Es ist gar nicht so einfach, was sie da jeden Tag leistet. Mein Respekt ist heute Morgen sehr gewachsen.
Aber das Überraschendste (ok, sagen wir das nach dem Klopapier zweitüberraschendste) war, wie normal sie dabei ist. Ein normales, nettes Mädchen, deren Projekt plötzlich größer wurde als geplant. Und sie war klug genug alle Chancen zu ergreifen.
Ich bin gespannt was draus wird. Aus dem Projekt, aber vor allem aus ihr. Darum zum Abschied bloß drei Worte: Komm bald wieder.“
Auf das Exklusiv-Interview müssen wir heute allerdings verzichten. Das hatte sie nämlich eigentlich mit mir vor. Bis ihr die andere Idee kam: ein Abend, zwei Erfahrungsberichte.
Aber vor jedem „wie war’s?“ steht ein „wie kam’s überhaupt dazu?“ Die Geschichte ist relativ schnell erzählt: Ich habe Ihre Kolumne auf SPIEGEL-Online gelesen, natürlich habe ich das. Und muss gestehen: Ich fand’ die Idee völlig geisteskrank – obwohl ich selbst bei couchsurfing bin.
Dennoch war ich neugierig genug mich auf die Sache einzulassen. Die Frage ist ja auch interessant: Welcher Mensch versteckt sich hinter einem Internetprofil? Oder aus meiner Sicht: Welcher Mensch versteckt sich hinter ihrem Internetprofil? Wenn man der Frage Mal nachgeht, stellt man fest: Online verrät sie nicht sonderlich viel von sich.
Bei couchsurfing stellt sie sich als „curious, easy going and funny“ vor, was ähnlich aufschlussreich ist, wie in einem Disneyforum zu offenbaren, dass man Zeichentrickfilme mag. Auf facebook erfährt man dann noch weniger, sieht dafür überraschend viel von ihr. Kein Wunder, dass Mutti sich sorgt. Aber gut, jeder wie er mag.
Ich schrieb sie also an. Und tatsächlich hieß es keine zwei Stunden später in meinem Posteingang: „Gerne! Wie wäre es spontan mit morgen?“ Oh, okay. Morgen also bzw. inzwischen gestern.
Sie kam relativ pünktlich und wusste, wie man für einen interessanten ersten Eindruck sorgt: Ihr Gastgeschenk war buchstäblich für’n Arsch. Eine Packung Klopapier, absurder Einstand. Weiter ging’s in die Küche, wo ich gerade dabei war die Restzutaten vom Wochenende zu verbrauchen. Es gab Currychicken mit Gemüsegedöns bzw. für sie als Vegetarierin nur Letzteres.
Bevor es aber zu Tisch ging, hatten wir noch einen kleinen Zwischenfall mit Lerneffekt: Ein Berg geschroteter Pfeffer auf einer heißen Herdplatte qualmt wie nichts Gutes. Und hat zudem einen unbeabsichtigten, aber angenehmen Nebeneffekt: Gemeinsames Husten bricht das Eis.
Das hätte es vermutlich gar nicht gebraucht. Sie ist ein sehr angenehmer Gast. Offen, neugierig und entspannt. Sie fragt viel nach und notiert sich viel. Wobei mich diese Karla-Kolumna-hafte Mitschreiberei anfangs schon ein bisschen genervt hat. Aber gut, so ist das wohl, wenn man Dokumentationspflichten nachkommen muss.
Ich habe also brav erzählt, ihr mehrfach meine etwas komplizierten Familienverhältnisse aufgeddröselt, Nutzungsrechte abgetreten und mich wichtig dabei gefühlt. Ich musste mich im Lilifee-Poesiealbum verewigen und dann ging es auch schon ins Bett.
Ich muss gestehen, die Aufgabe zu berichten, ließ mich erst schwer einschlafen, dann früh aufwachen und hier sitze ich immer noch und verpasse die vereinbarte Deadline. Es ist gar nicht so einfach, was sie da jeden Tag leistet. Mein Respekt ist heute Morgen sehr gewachsen.
Aber das Überraschendste (ok, sagen wir das nach dem Klopapier zweitüberraschendste) war, wie normal sie dabei ist. Ein normales, nettes Mädchen, deren Projekt plötzlich größer wurde als geplant. Und sie war klug genug alle Chancen zu ergreifen.
Ich bin gespannt was draus wird. Aus dem Projekt, aber vor allem aus ihr. Darum zum Abschied bloß drei Worte: Komm bald wieder.“
2 Kommentare
Die Geschichte von Menschen ist immer wieder spannend, und irgendwie faszinierend…
Und dein Stil, wie du (offen und wertschätzend) über Menschen und Begegnungen berichtest, ist toll. Das verrät viel Positives von dir. Beim Lesen deiner Berichte lernt man auch dich selbst ein bißchen kennen.
Sehr schöner Bericht, freut mich mal etwas aus beiden Perspektiven zu erfahren. Klasse (und respektvoller als der letzte "Er" Versuch ;=)