“Man muss reisen, um zu lernen.“ sagte schon Mark Twain. Recht hat er. Auf Reisen lerne ich täglich etwas Neues über fremde Regionen, andere Kulturen und ganz viel über mich. Ein toller Lehrmeister ist die Natur und – die Berge. Meine Reise in das Hochpustertal in Südtirol, die Region der Dolomiten und Märchenseen, hat mir nicht nur wunderbare Fotos beschert, sondern auch einiges beigebracht. Ich habe festgestellt, die schönsten und intensivsten Momente habe ich in der Natur verbracht. Draußen im Freien. Hier kommen meine 7 kleinen Dinge, die ich im Hochpustertal gelernt habe.
1. Den Boden unter den Füßen spüren
Es kann manchmal passieren, dass ich nicht mehr genau weiß, wo ich bin. Völlige Verwirrtheit ist eine Berufskrankheit unter Reisebloggern. Es gibt Tage, da kommt mein Geist einfach nicht mehr hinterher. Mein Körper steigt in ein Flugzeug, aber der Kopf, der bleibt irgendwo hängen. Das passiert nicht, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Zwar dauert die Anreise dann oft dreimal so lange, aber ich bin dann wirklich da, mit Kopf, Körper und Seele. Im Hochpustertal war ich da und es ist noch etwas viel Schöneres passiert. Nicht nur mein Geist war da, sondern ich habe seit Langem mal wieder richtig gespürt, was ich tue. An einem Tag habe ich an einer Barfußwanderung zu den Drei Zinnen teilgenommen und der Moment, als ich meine Schuhe ausgezogen habe und in das weiche Moos eingesunken bin war wunderbar. Ich habe mal wieder die Erde gespürt und gleichzeitig festgestellt, wie klein ich bin, als ich vor dem Bergmassiv der Dolomiten stand. Das können die Berge wirklich gut – einen zurück auf den Boden der Tatsachen bringen.
2. Bekommen, was man braucht
Ein Phänomen, das ich auch immer wieder in den Bergen beobachte – die Natur gibt Einem, was man braucht. Sie leitet einen Zustand. Komme ich in die Berge und bin erschöpft, dann suche ich mir einen Kraftplatz. Strotze ich vor Energie, dann power ich mich aus und erklimme den nächsten Berg. Egal wie man drauf ist, jeden Abend fühlt man sich einfach gut.
Im Hochpustertal habe ich zum ersten Mal von dem Begriff Kraftplatz gehört. Man sagt, dass diese Orte eine ganz besondere Energie haben. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen esoterisch an, aber ich kann es bestätigen. Im Hochpustertal war ich auf der Plätzwiese auf 2.000 Höhenmeter, einem Hochplateau der ganz besonderen Art. Hier oben liegt eine ganz besondere Ruhe in der Luft. Kraftplätze sind, wie der Name ja schon sagt, Plätze, an denen man verweilen und Kraft tanken soll. Ich habe auf der Plätzwiese ganz früh am Morgen einen ausgedehnten Spaziergang gemacht und wenn ich an diesen Morgen zurück denke, dann fühle ich wieder diese Ruhe und merke, dass ist ein wunderschönes Mitbringsel – ein Gefühl, an das man immer wieder denken kann.
Wer sich so richtig auspowern will, die schönsten Wanderungen gibt es im Post „Die 7 schönsten Wanderungen im Hochpustertal“.
3. Es ist nie zu spät für Herzenswünsche
Das Schönste am Reisen sind die Menschen, die man trifft. Ich muss sagen, in Südtirol sind sie ganz besonders. So herzlich und gastfreundschaftlich, dass ich oft sprachlos dastehe. Ich habe drei Tage im wunderschönen JOAS Natur Hotel b&b geschlafen und war begeistert über Matthias’ Geschichte. Eigentlich darf man das Joas gar nicht Hotel nennen. Es ist ein Zuhause und genau das wollte Matthias erreichen – ein Haus eröffnen, in dem man sich wie Zuhause fühlt, wenn man es betritt.
Nach acht Arbeitsjahren in der Bank hat er seinen Job an den Nagel gehängt und diesen Wunsch erfüllt. Sicherheit gegen Lebenswunsch war der Plan und er ist voll aufgegangen. Ich habe das Hotel auf den ersten Blick gar nicht gefunden, weil es wie ein ganz gewöhnliches Wohnhaus am Berghang steht. Kaum angekommen, spürte ich die Liebe zum Detail und dass ich hier nicht nur in irgendeinem Hotel bin, sondern in einem Herzenswunsch. Es ist ein ganz schön großer Sprung vom Bankangestellten bis zum Hotelbesitzer, aber Matthias zeigt, wo ein Wille auch ein Weg und es ist nie zu spät, eine andere Abzweigung zu nehmen.
4. Kreativität bringt dich ans Ziel
Ich liebe verrückte Ideen und ich gebe zu, dass ich ganz schön begeistert war, als ich Markus Holzers Kochbuch in der Hand hatte. Markus Holzer ist Koch in der urigen, warmherzigen und familiären Jora Hütte, oberhalb von Innichen, in der es vor einer eindrucksvollen Kulisse ganz eigene Versionen der Südtiroler Küche gibt. Außerdem ist er bekannter TV-Koch im italienischen Fernsehen und hat ein ziemlich verrücktes Kochbuch namens „Pasta-Werkstatt: Mit Werkzeug aus dem Baumarkt Pasta selber machen“ heraus gebracht, in dem er zeigt, dass man für gute und selbstgemachte Pasta keine Nudelmaschine braucht. Es reichen ein paar Utensilien aus der Werkstatt. Gerollt wird der Teig mit einem Aluminiumrohr, geteilt mit dem Spachtel und geformt mit dem Schraubenzieher. Eine grandiose und erfolgreiche Idee, die mich mal wieder dazu inspiriert, anders zu denken.
5. Eine Reise in das Hochpustertal ist eine Reise für den Gaumen
Es begeistert mich jede Mal aufs Neue. Da sitze ich am Frühstückstisch und alles, was vor mir steht, kommt aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Die Hühner habe ich gestern beim Nachbarn im Hof rumlaufen sehen, der Käse kommt aus dem Dorf nebenan und die Äpfel für die Marmelade wachsen am Hang. Regionalität ist das Wort, das mich so begeistert. Ich habe mir im Hochpustertal angeschaut, wo beispielsweise die Marmelade produziert wird. Mir reicht es nämlich nicht nur zu wissen, wo sie herkommt, sondern ich schaue mir auch wahnsinnig gerne an, wie sie hergestellt wird. Fruchtig süß geht es also bei meinem Besuch bei Alpe Pragas zu, wo ich bei einer Führung die feinsten Fruchtdelikatessen aus Südtirol kennenlernen darf. Und danach wird probiert – Apfelstrudel Marmelade, Gogi-Himbeer Aufstrich und Quitten Gelee. Eine Reise in das Hochpustertal in auch immer eine Reise für die Sinne und ich kann euch versprechen, der Geschmacksnerv kommt absolut auf seine Kosten. Aus den regionalen Produkten werden nämlich die köstlichsten Speisen zubereitet: Speckknödel mit Krautsalat, Schlutzkrapfen mit Spinatfüllung, Tirtlan und Strauben. Wusstet ihr außerdem, dass das Tiramisù im Hochpustertal erfunden wurden? Mehr dazu findet ihr im Post „Die Südtiroler Küche – 7 Gerichte aus dem Hochpustertal“.
Weitere genüssliche Events und Locations:
Das Gourmet Festival Hochpustertal
Jedes Jahr im Herbst stellen die besten Köche des Hochpustertals im Grandhotel Toblach ihr kulinarisches Können unter Beweis. Gleichzeitig will man Produkte aus der Region ins Rampenlicht rücken und zum bewussteren Genießen auffordern. Weitere Informationen unter: www.gourmetfestival-hochpustertal.com
Besuch beim Imker
Jedes Dorf im Hochpustertal hat mehrere hundert Bienenstöcke. Die reichhaltige Pflanzenwelt im Tal sorgt für eine enorm hohe Honig-Qualität und dass der Honig viel mehr kann als nur gut schmecken, wissen die Einheimischen seit Generationen. Ewald Kamelger, Imker in Niederdorf, bietet Urlaubern mit seinem Programm „Besuch beim Imker und seinen Honigbienen“ regelmäßig spannende Einblicke in die Imkerarbeit.
Käse probieren
Wie war das nochmal mit Lab und Milchsäure? In der Schaukäserei Drei Zinnen in Toblach werden alle Fragen rund um die Herstellung des vielseitigen Geschmackswunders Käse beantwortet.
6. Hier fühlt man sich wie neu geboren
Ich habe ja schon geschrieben, wie schön es ist die Erde unter den Füßen zu spüren. Für alle, die den ganzen Körper spüren und sich wie neu geboren fühlen wollen, habe ich noch einen ganz besonderen Tipp – ein Sprung in den Bergsee. Am Toblacher See habe ich all meinen Mut zusammen genommen, mir versucht sehr warme Gedanken zu machen und bin in den See gesprungen. Ein Wahnsinnsgefühl. Binnen Sekunden dachte ich, meine Oberschenkel frieren ein, aber danach hat alles schön gebitzelt und ich war so hellwach, wie schon lange nicht mehr. Herrlich.
7. Natur pur und ich bin glücklich
Ich werde oft gefragt, über was ich denn so schreibe auf meinem Blog. Also über welche Art von Reisen. Eigentlich alles, denn ich habe ein Team mit den unterschiedlichsten Interessen. Jeder hat so sein kleines Steckenpferd. Von Yoga-Reisen über Städtetrips, Rundreisen und Pauschalurlaub ist alles dabei. Wenn man aber mich fragt, was ich am liebsten tue, dann ist es die Natur entdecken. Ich entdecke gerne neue Städte, aber ich werde nie das Glücksgefühl in einer Stadt erleben, das ich habe, wenn ich auf einem Berg stehe und mir die Welt von oben anschauen kann. Ich bin ein Naturmädel und das werde ich auch immer bleiben. Das Hochpustertal hat mich wieder daran erinnert, wie ich ausflippe und mich freue, wenn ich im Grünen bin und wunderschöne Orte entdecke, wie den Pragser Wildsee oder die Drei Zinnen. Vielen Dank dafür.
Und für euch noch meine schönsten Naturaufnahmen:
Am Toblacher See
4 Kommentare
Das Bild von dir und Boris ist so genial schön!!! Und zum Text: mir geht es genauso. Ich finde Städte toll und spannend, aber keine Stadt kann mit der Natur und besonders dem Feeling am Meer mithalten!
Ja ich liiiiebe dieses Foto
Nachdem ich das Behind the Scenes Video dazu gesehen habe, schaue ich etwas anders und auch belustigter auf die entstandenen Bilder. Die aber trotzdem kein bisschen weniger traumhaft sind.
;)