Liebe Alma,

ich möchte es dir gleich als Erstes sagen, bevor ich es vielleicht vergesse. Die Stilldemenz zieht immer noch ihre Kreise und an manchen Tagen bin ich froh wenn ich aufwache und weiß, wie ich heiße. Was ich sagen möchte – DANKE! Danke, dass du in mein Leben gekommen bist. Es gibt ja Menschen, die davon überzeugt sind und dazu gehöre auch ich, dass sich ein Kind seine Eltern bewusst aussucht. DANKE, dass du uns ausgesucht hast, denn du bist so eine Bereicherung in meinem Leben. Da bin ich in 4 Jahren durch 40 Länder gereist, was unglaublich schön war und leerreich und unvergesslich, doch mit dir an meiner Seite habe ich in einem Jahr mehr gelernt als in diesen 4 Jahren. In meinem letzten Liebesbrief vor einem Jahr, warst du noch mein kleiner Zellhaufen. Jetzt bist du mein kleines Baby, das schon so viel kann. Du kannst dich schon auf den Bauch drehen, den Zeh in den Mund stecken, jeden Tag ein neues Geräusch in deinem Mund bilden und vor allen eins – mich jeden Tag zum Lachen bringen. Ich habe dir schon die Berge gezeigt und den See und ganz bald, da wirst du auch das Meer sehen und Portugal, unsere zweite Heimat. So viel hast du schon auf den Reisen gesehen und gelernt und so viel durfte ich auch dieses Jahr dank dir lernen.

Baby

Ich habe gelernt auf meine Intuition zu hören

Eins ist klar, wenn man ein Baby im Bauch und später auch auf dem Arm hat, gibt es viele Menschen, die genau wissen wie es läuft und wie man es machen sollte. Ich bin froh um jeden Ratschlag den ich bekomme und freue mich noch mehr, wenn akzeptiert wird, dass ich es doch anders mache, weil mir meine Intuition etwas anderes sagt. Und während meiner Schwangerschaft war es mir sehr wichtig es anders zu machen, denn ich hatte keine Lust mich in diesen Strudel des Negativen und der Sorgen zu begeben. Vier Stunden nachdem ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, habe ich mir selbst ein Versprechen gegeben – positiv zu sein, bei allem, was kommt. Die Zeit zu genießen und mir nicht mit möglichen Problemen oder Sorgen zu vermiesen und vor allem alles so anzunehmen wie es kommt und darin einen Sinn zu sehen. Meine Intuition hat mich die ganze Zeit geleitet und ich habe mich leiten lassen, eine Fähigkeit, die viele unterschätzen. Loslassen, annehmen und genießen. Und ich hatte eine wunderschöne Schwangerschaft mit dir.

Ich habe gelernt geduldig zu sein

So wie du dir deine Familie ausgesucht hast um etwas zu lernen, so dürfen wir auch jeden Tag von dir lernen. Eine Eigenschaft, die absolut nicht meine Stärke ist, übe ich dank dir jeden Tag – Geduld. Vor dir war mein Leben eine Autobahn. Nichts konnte schneller gehen, meine Zeit war mir heilig und wurde optimal genutzt. Sie zu verplempern war eine Schande. Ich musste und wollte immer produktiv sein und ein Ergebnis sehen. Jetzt ist das anders. Ich sitze stundenlang da, stille dich oder trage dich durch die Wohnung, mache nichts, was irgendein Ergebnis bringt, außer ein Lächeln von dir und dafür tue ich alles. Auch in meinen vielen Leidenschaften, Interessen und Projekten musste ich lernen geduldig zu werden, denn es braucht jetzt eben alles ein bisschen länger. Ich fahre nicht mehr mit 200 km/h auf der Überholspur sondern habe es mir mit 120 km/h auf der Mittelspur bequem gemacht und es ist nicht nur ziemlich gemütlich da, sondern auch viel nachhaltiger und spart Sprit.

Joolz-Kinderwagen

Ich liebe meinen Beruf und mein Leben

Auch, wenn alles etwas langsamer geht, ist mir schon ziemlich schnell nach deiner Geburt aufgefallen, wie sehr ich meinen Beruf, das Bloggen und Fotografieren, das Impulse geben und das Coaching liebe. Ich habe einmal einen schönen Spruch gehört und mich sofort damit identifizieren können: Glückliche Mutter – glückliches Kind. Wie wahr. Und neben dir gehört zu meinem Glück auch meine Leidenschaften und Interessen weiter auszuüben. Ich möchte nicht schreiben „man ist auch“ sondern man ist eine gute Mutter, wenn man auf sich selbst achtet. Wenn man weiter sein Leben pflegt, seine Freunde und seine Wohlfühlzone nicht aufgibt. Oft wird den Müttern irgendwie vermittelt sich ganz und gar für das Kind aufgeben zu müssen, aber ich sehe das anders und da vertraue ich auch wieder ganz und gar auf meine Intuition. Schon jahrelang frage ich mich immer und immer wieder – wie möchte ich leben? Auch als das Thema Kinder aufkam, habe ich mich gefragt – wie kann ich mir das vorstellen. Ich würde eingehen, wenn ich 10 Monate alleine zu Hause bleiben würde. Klar, ich würde es schaffen, aber ich wäre weder glücklich noch erfüllt, denn auch vor die, mein Schatz, hatte ich ein Leben und das gehört zu mir. So schätze ich mich absolut glücklich, dass ich mit deinem Papa zusammen bei dir bin. Es ist wunderbar zu wissen, dass da eine Person ist, die du genauso liebst wie mich. Das nimmt unglaublich viel Druck von mir und tut dir auch so gut. Und mir, denn so habe ich jeden Tag meine zwei, drei Stunden in denen ich meinen Blog, meine Coachings und alles was anfällt und mir Spaß macht umzusetzen. Und ich hätte es nie für möglich gehalten, wie produktiv ich in nur zwei Stunden sein kann. Wo ich früher gedacht habe ich fange erst gar nicht an, rocke ich jetzt das Tagespensum runter.

Ich habe gelernt, was es bedeutet ein Team zu sein

Ich gebe zu, ich bin sonst im Leben ein ziemlicher Einzelkämpfer. Doch seit du da bist, haben wir gelernt ein richtiges Team zu sein mit dir, mir, Papa und Boris. Ich bin mit deinem Papa seit fast 15 Jahres zusammen und auch ihm gegenüber war ich jahrelang eine Einzelkämpferin und habe ihn eher als Gegner anstatt als Wegbegleiter gesehen. So richtig zusammen gebracht hat uns das Surfen vor zwei Jahren. Im Wasser haben wir gelernt aufeinander aufzupassen, zurückzustecken, dem anderen zu helfen um in die Wellen zu kommen und Erfolge gemeinsam zu feiern. Am Anfang wollte ich immer selbst die beste Welle nehmen. Ganz oft habe ich versucht eine Welle ohne Hilfe zu nehmen. Ich wurde schnell müde und hatte wenig Erfolg. Dann haben wir uns gegenseitig geholfen und ich habe gemerkt, wie es mich noch viel mehr glücklich macht zu sehen, wie jemand anderes dank meiner Hilfe eine Welle genommen hat. Ich freue mich auch schon, kleine Alma, wenn ich mit dir die erste Welle nehme. Da wirst du wohl nicht drum rum kommen, surfen zu lernen.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen

Mir war dieses Verhalten nie so wirklich bewusst, bis mir das neulich eine Freundin gesagt hat, wie toll sie es findet, dass es bei mir gar keine Probleme gibt, weil ich sie gar nicht zulasse und schon vorab eine Lösung parat habe. Darauf hin habe ich mein Verhalten beobachtet und es stimmt. Ich sag eigentlich nie: Oh Gott, es wird schrecklich, wenn du kleine Maus die ganze Autofahrt durch schreist. Klar gehe ich kurz durch, was passieren könnte und suche dann ziemlich schnell nach Lösungen. Dann halten wir eben 2,3 Stunden an und warten bis du wieder einschläfst und wir dich heimlich, still und leise in den Kindersitz zurück setzen können. Ich glaube dieses Verhalten habe ich auch meiner Coachingausbildung zu verdanken, in der ich selbst viel für das Leben gelernt habe – lösungsorientiert zu denken und allem mit Neugier, echtem Interesse und Vertrauen gegenüber zu stehen.

Machen ist krasser als wollen

Seit du da bist Alma, gehe ich eigentlich noch weniger Kompromisse ein. Obwohl ich eigentlich noch weniger Zeit habe, versuche ich die Zeit, die mir bleibt für meine Werte einzusetzen – der Tier- und Umweltschutz. Mehr als je zuvor möchte ich, dass auch du eine Welt kennen lernen darfst, die noch in Ordnung ist. Ich möchte, dass du diese Welt kennen lernst, weil ich weiß, was das in einem bewirkt und voran bringt, deswegen werden wir sicher auch in Zukunft fliegen. Es ist ja leider gerade so in unserer Gesellschaft, dass es immer jemanden gibt, der mit dem Finger auf einen zeigt, wenn er nicht perfekt ist. Ich hoffe, ich kann dir vermitteln, dass man auch ein guter Mensch sein und Gutes tun kann, wenn man nicht perfekt ist und dass du dich von den Zeigefingern nicht entmutigen lässt. Ich versuche täglich etwas zu tun um diese Welt ein bisschen besser zu machen, auch wenn ich nie perfekt sein werde. Aber die Welt braucht auch nicht ein paar Menschen, die Nachhaltigkeit perfekt machen, sondern Millionen, die es unperfekt machen.

 

Doch all das ist eigentlich nichts, wenn man sich einmal genauer überlegt, was du jeden Tag alles dazu lernst. Wirklich der Wahnsinn. Ich freue mich, dich dabei begleiten zu dürfen, die Hand zu sein, die du greifst, wenn du das erste mal aufstehst, die Schulter, an der du weinen kannst, wenn du hingefallen bist und die Inspiration immer weiter zu machen und dich nie entmutigen zu lassen.

Lass uns immer von einander lernen, denn was gibt es schöneres.
In Liebe, deine Mama.

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