80.Tag: Letzte Woche

Ich muss noch einmal eine Woche zurück springen, weil es so schön war. Letzten Samstag war ich zu Besuch bei Corinna und ihrer 83-jährigen Oma, die mich zum Familienfrühstück am Sonntagmorgen mitgenommen haben. Es ging zum Onkel um die Ecke und ganz unverhofft war ich in der schönsten und gemütlichsten Wohnung. Es war nicht nur die Inneneinrichtung, die bunten Farben, der Blick auf die Gethsemanenkirche, dessen Zifferblatt als Esszimmeruhr benutzt wurde. Es war das nette Beisammensein, das Familiengefühl, dass in der Wohnung unterläufig mitspielte und die Weihnachtsstimmung. Corinnas Onkel hat Ende August den ersten Weihnachtsmann gekauft, den es im Laden gab. Der begleitet die Familie jetzt schon seit zwei Monate bei jeder Mahlzeit auf dem Küchentisch. Wir saßen zu fünft um den langen Esstisch. Corinnas Mutter war mit der Kleinen auf Städtetrip und der Cousin bei der Freundin. Als Ehrengast durfte ich die Stirnseite einnehmen. Selbst eingemachte Zimtmarmelade von befreundetet Architekten stand auf den Tisch und Wurst und Käse in allen Varianten. Es wurde viel geredet. Über mein Projekt und die Sonntagsplanung. Der Onkel musste zum Flugunterricht, Corinnas Oma bekommt Besuch von eine ihrer zahlreichen Freunden und Corinna und ihre Cousine planten einen spontanen Ausflug nach Polen in den Nationalpark. Ich wäre am liebten hier geblieben, mit gegangen, den Tag einfach so mit gelebt. Nicht nur den Abend und den Morgen. Für mich hieß es nach dem Frühstück Abschied nehmen. Aber sie haben mir so ein schönes Gefühl mit gegeben, dass ich heute noch, eine Woche später in mir trage. Ich kann es schwer beschreiben. Aber vielleicht versteht der eine oder andere, was ich meine. Das Gefühl der Geborgenheit, der Rituale und Zusammengehörigkeit. In einen Wohnung zu kommen die voller Leben ist. Etwas was man nur von zu Hause kennt, wenn man Glück hat. Das vermisse ich. Darauf freue ich mich. Und das wünsche ich jedem.