Ich kann mich noch erinnern als wäre es gestern, dabei ist es jetzt schon vier Wochen her, seitdem ich den Post „Ich bin der größte Schisser und muss jedes Mal heulen“ geschrieben habe. Ich habe euch davon erzählt, was für ein Schisser ich vor jeder Reise bin, dass ich Angst davor habe wegzufahren und vor allem Abschied zu nehmen. Heute, vier Wochen später, steht wieder ein Abschied an – der Abschied von meiner Reise. Natürlich bin ich aufgebrochen und weggefahren, doch jetzt ist auch schon alles wieder vorbei. Drei Wochen bin ich durch Australien gedüst. Einmal durch das ganze Northern Territory von Darwin, bis zum Ayers Rock in die Wüste und dann noch mal hoch nach Queensland in das tropische Paradies. Drei Wochen lang bin ich jeden Tag wie ein kleines Kind aufgewacht, voller Vorfreude, Neugier und Tatendrang. Jetzt ist die Zeit vorbei und der furchterregende letzte Tag ist angebrochen, es heißt Abschied nehmen.
Ich weiß noch ganz genau, wie dieser Tag vor zwei Jahren abgelaufen ist. Eigentlich habe ich schon drei Tage vor der Abreise schlechte Laune bekommen und mir immer wieder innerlich vorgejammert „Oh nein, jetzt ist es bald wieder vorbei. Oh nein, es war alles viel zu kurz. Oh nein, ich will nicht schon wieder nach Hause.“ Ich hätte ewig unterwegs bleiben können, weil zu Hause nicht wirklich was auf mich gewartet hat, außer eine graue Stadt und eine dunkle Wohnung im Hinterhof. Am letzten Tag war ich dann absolut mies drauf und konnte eigentlich nichts mehr so richtig genießen. Richtig schlimm war es immer, wenn ich nicht wusste, wann die nächste Reise wieder startet.
Doch die letzten zwei Jahre hat sich einiges geändert und auch mein Gefühl, das ich habe, wenn ich von einer Reise Abschied nehme muss. Ich hatte wunderschöne Wochen und Tage, so viele Momente, die ich nie wieder vergessen werde und konnte das alles mit meinem Travelbuddy Norman teilen. Heute ist der letzte Tag und ich habe den schönsten Ort auf meiner Reise erreicht – Noosa. Das Beste kommt immer zum Schluss? Richtig! Und wenn es so schön ist, dann möchte man ja eigentlich gar nicht mehr gehen und noch länger bleiben, aber diesmal verläuft der letzte Tag anders. Ich bin früh um 7 Uhr aufgestanden um einen langen Spaziergang in den Nationalpark zu machen, an der Küste entlang. Ich habe zum ersten Mal einen Koala gesehen, Wale sind an der Küste vorbei geschwommen und haben Wasserfontänen in den Himmel geschossen, auf einem Felsen saß ein Adler und jeder Mensch, der an mir vorbei kam, hat mir einen guten Morgen gewünscht, mit einem Lächeln im Gesicht. Ich habe jede Minute genossen und war jede Sekunde so dankbar, dass ich all diese Momente geschenkt bekommen habe.
Ich habe an diesem letzten Tag gemerkt, wie viel ich in den letzten Jahren gelernt habe. Nämlich jeden Tag zu genießen, auch wenn es der letzte auf der Reise ist. Nicht Jammern, dass es vorbei ist, sondern dankbar sein, dass man es erleben durfte. Ich muss sagen, die Australier haben mir in der Hinsicht noch so viel beigebracht. Dank ihnen habe ich zum ersten Mal einen „letzten Tag“ erlebt, an dem ich unglaublich glücklich war. Die Australier wissen, was es heißt den Moment zu leben und glücklich zu sein. Ich habe so viele tolle Menschen getroffen und Geschichten gehört und ich liebe das Reisen nicht nur wegen den wunderschönen Ländern und Städten, die man sieht, sondern vor allem weil man Menschen, ihr Leben und ihre Einstellung zum Leben kennenlernt und sich von jedem etwas für das eigene Leben abschauen kann.
Hier ist er jetzt also, mein letzter Tag und ich bin glücklich. Vor allem auch, weil ich weiß, dass zu Hause jemand auf mich wartet. Ich komme nicht in eine dunkle Wohnung zurück, in der ich alleine wohne. Da ist Paul und da ist Boris und da ist mein zu Hause und meine Freunde. Und all die neuen Vorsätze und Pläne, die ich in den letzten drei Wochen geschmiedet habe, nehme ich im Koffer mit.
- Ich möchte im Oktober versuchen einen Monat vegan zu leben und natürlich versuchen das alles mit euch zu teilen.
- Ich möchte wieder viel mehr über persönliche Themen schreiben. Wenn euch ein Thema besonders interessiert, also was ich darüber denke oder zu sagen habe, dann schreibt es mir gerne in den Kommentaren.
- Ich möchte mehr Zeit für mich haben, um Bücher zu lesen, zu zeichnen, Freunde treffen, Kuchen zu backen…
- Ich möchte anderen mehr Zeit schenken und mal wieder ein bisschen mehr aus meiner Struktur ausbrechen. Einfach mal auf die To Do Liste scheißen.
- Ich möchte jeden Tag aufwachen und mir ganz bewusst werden, wie glücklich ich bin und sein kann, um mir den Tag von nix und niemanden verderben zu lassen.
Dann bleibt mir eigentlich nur noch eins übrig zu sagen. Danke! An euch! Ja, an euch, dass ihr meine Reise verfolgt habt. Das ihr mir hier auf Facebook, Instagram, Youtube, Twitter und Snapchat folgt. Das ihr meine Fotos geliked und mir Kommentare hinterlasst oder meine Posts teilt. Ich schreibe diesen Blog für euch und ohne euch wäre das alles nicht möglich. Und ganz ehrlich – ihr macht mich glücklich.
Vielen, vielen lieben Dank von Herzen!
Eure Christine
7 Kommentare
Hi Christine,
diese negativen Stimmungen beim Ende einer Reise kenne ich. Ganz schlimm war das bei mir im letzten Jahr, wo ich aus Neuseeland zurückgekommen bin. Obwohl so viele coole Menschen in Deutschland auf mich „gewartet“ haben, hatte ich nach unserem Roadtrip einfach keine Lust mehr auf Deutschland. Ich fand es dann wichtig, diese innere Stimme ernst zu nehmen. Ich war einfach nicht happy mit meinem deutschen Alltag. Im Resultat sind wir nun seit Januar auf Weltreise. Auch dieser Trip wird irgendwann zu Ende gehen. Obwohl das Ende noch lange hin ist, bin ich schon jetzt gespannt, was ich dann denken und fühlen werde. Beim Reisen haben auch wir gelernt, dankbarer für die Dinge zu sein, die wir bis jetzt erleben durften. Da geht es uns wohl wie dir!
Sonnige Grüße aus Bali,
Francis
Bali, nicht schlecht ;) Ach ja, Neuseeland hat mich auch sooooo geflasht!!!
Das ist eine total schöne Einstellung, liebe Christine und so wahr. Wenn man vor lauter Traurigkeit darüber, dass es bald vorbei ist, den Moment nicht genießt, ärgert man sich im Nachhinein nur darüber, dass die letzten Tage in so einem “Blur” vorbeigezogen sind (mir fällt grade das deutsche Wort nicht ein :D). Ich finde, man muss auch aus denen noch das allerschönste heraus holen, dann geht man auch mit tollen Erinnerungen im Gepäck nach Hause und so schwer der Abschied auch fällt – irgendwann schaut man dann zurück und ist froh, so viele tolle Erinnerungen gesammelt zu haben :)
Alles Liebe,
Kathi
PS: Ich liebe es, auf dem Morgenspaziergang Menschen zu treffen, die fröhlich Hallo sagen und versuche in einer One-Man-Show, das auch in Deutschland einzuführen, bisher mit mäßigem Erfolg ;)
Hallo, ich bin durch Deinen Artikel über den Meraner Höhenweg hier gelandet. Meine Schwägerin lebt in Noosa, leider konnten wir sie noch nicht besuchen (für 4 Personen ist es einfach eine ziemlich große Investition nach Australien zu fliegen). Aber ich hoffe, dass es irgendwann mal klappt, vor allem nach dem Du so davon geschwärmt hast.
Liebe Grüße,
Catrin aus Berlin-Kreuzberg
Ja, es war richtig, richtig schön!