Ich möchte mich als erstes bedanken. Bedanken für eure netten Worte, euer Vertrauen mir gegenüber, indem ihr mir sehr viele persönliche Mails geschrieben habt und einfach, dass ihr irgendwie für mich da ward, wenn auch nicht körperlich, sondern nur geistig. Ich habe vor fast drei Wochen einen Post darüber geschrieben, dass es mir nicht gut ging. Ich war unzufrieden mit mir und dem Leben und dann kam auch noch ein Schicksalsschlag in der Familie dazu und ich wurde selber krank. Nicht schlimm, aber es hat gereicht, um mich erst einmal auszunocken. Nachdem ich nicht mehr ganz so neben mir stand, habe ich mich hingesetzt und nachgedacht: Was ist da gerade los mit mir? Warum bin ich schlecht drauf? Was kann ich ändern? Man kann nur eine Situation ändern, wenn man weiß, was einen stört und was man gerne anders hätte und was da eventuell falsch gelaufen ist. Damals habe ich alle meine Gedanken in einen Post geschrieben und so fing es an: “Ich weiß gar nicht mehr genau mit was meine schlechte Laune anfing. Ich glaube damit, dass ich mich dazu entschlossen habe, dass ich Boris, meinen kleinen Pflegehund, nicht behalten werde. Es war ein elend langer Gewissenskonflikt für mich. Ich hatte jede Minute mit ihm so viel Spaß, doch ich könnte ihn mit meinem Lebensstil einfach nicht gerecht werden.” Als ich das geschrieben habe, wusste ich auch schon, dass ihn sein vorübergehender Pfleger behalten wird. Also hat sich die Frage, ob ich ihn nehmen werde, eigentlich schon erledigt, ohne dass ich für mich einen Entschluss gefasst habe. Einen Tag, nachdem ich diesen Post mit meinen Gedanken veröffentlich habe, hat mir der Pfleger nach drei Wochen geschrieben, dass er Boris doch nicht behalten kann. Das Erste was ich gefühlt habe, war totale Panik, weil ich Boris schon bei einem anderen Herrchen am anderen Ende von Deutschland, wahrscheinlich noch im Schwarzwald gesehen habe. Mich hat es damals schon ein bisschen traurig gemacht, dass sein Pfleger ihn behalten wollte, denn ich hatte auch den Wunsch. Aber ich habe mich einfach nicht getraut. Ich habe mich dann damit getröstet, dass er ja in Berlin bleibt und ich ihn ab und zu nehmen kann. Doch plötzlich war alles wieder unklar. Meine Gedanken ein Ameisenhaufen, in dem die Königin ausgeflogen ist. Und ich musste mich erst mal wieder hinsetzen und nachdenken. Ich weiß nicht warum, aber mir kam dieser ziemlich geniale Spruch in den Kopf: “Ändere nicht dein Leben, sondern lebe dein Ändern.” Der Spruch ist so wahr, dass es weh tut und das Schicksal weht mir gerade mit einer Zaunpfahl Allee entgegen, dass ich es gar nicht übersehen kann. Gestern schrieb ich noch, dass mein Loch damit anfing, dass Boris nicht mehr da war und einen Tag später ist er wieder “zu haben”. Jetzt liegt alles an mir. Traue ich mich, mein Ändern zu leben? Traue ich mich Boris zu nehmen? Traue ich mich diese Verantwortung zu übernehmen? Wäre ich eine Julia Engelmann, würde ich noch fünf Jahre darüber reden, wie toll es wäre einen Hund zu haben, wie glücklich es mich machen würde, doch das die Zeit noch nicht reif ist. Doch eines Tages Baby, wenn ich alt bin, dann bin ich an meinem Konjunktiv erstickt und sonst ist nichts passiert. Ich habe ihren Slam damals kritisiert, weil mich Worte nicht beeinflussen, sondern Taten und Menschen, die machen und Menschen, die Dinge Schaffen und sich Dinge zutrauen. Ich muss an meine Reiseblogger Freundin Katja denken. Ich sehe sie leider nur zweimal im Jahr, weil entweder sie oder ich in der Weltgeschichte umherfliegen. Obwohl ich dazu sagen muss, dass sie doppelt so viel unterwegs ist/war, wie ich. Gerade eben fährt sie entweder hochschwanger immer noch mit ihrem Fahrrad durch Berlin Mitte oder liegt schon im Kreissaal. Sie hat sich dazu entschlossen ein Baby zu bekommen, obwohl es weder zu ihrem Lebensstil noch zu ihrem Meilenkonto passt. Sie hat einfach angefangen ihr Ändern zu leben und das finde ich sehr inspirierend. Denn genauso wenig, wie man denkt, dass ein Baby zu einer Reisebloggerin passt, ist es mit einem Hund. Katjas Leben wird nie wieder so sein, wie vorher. Ich bin mir auch sicher, dass sie nie wieder so viel reisen wird und fast noch sicherer bin ich mir, dass sie noch nie so glücklich war, wie sie bald sein wird, obwohl sich alles ändert. Ein Baby oder ein Hund, dass hört sich nach so viel Einschränkung an. Doch ich bin der Meinung, es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen. Und Freiheit bedeutet manchmal nicht, sich zu lösen, sondern sich zu binden. Ich binde mich an mein Ändern und fang an zu leben. Anders. Ich würde sagen, besser und glücklicher. Boris bleibt. Bei mir! Amen
29 Kommentare
Sehr gute Entscheidung!
Sehr gute Entscheidung, sehr guter Text!
Ein Hund ist immer eine wahnsinnige Bereicherung im Leben, auch wenn manches dadurch schwieriger wird.
Tolle Entscheidung! Ich denke auch, dass sich vieles miteinander vereinbaren lassen kann, wenn man es nur will. Von Vornherein zu sagen, dass es eh nicht klappt ist einfach nur seiner Angst nachgeben und nicht dagegen anzukämpfen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So sagt man doch…
Ich gewinne ganz viel Liebe und jeden Morgen eine Fußdusche :)
Oh wow, da freu ich mich riesig für dich! Ganz, ganz toll! :-) So ähnlich hat es bei mir auch angefangen und dann bin ich auch noch ungeplant zum Miniatur Pferd gekommen. Und selbst mit den zweien kann ich noch reisen. Es ist nur etwas anders. Aber deswegen nicht weniger toll!
Miniatur Pferd? :D FOTO!!!!
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluss! Mir ist das gleiche passiert. Auch wenn ich nur einmal im Jahr etwas länger Urlaub mache, war es auch keine leichte Entscheidung meinen Pflegehund zu behalten! Und manchmal bereue ich es auch ein bisschen, manchmal aber nicht. Der Rest lässt sich sicherlich lösen. :-)
Genau, ich denke auch, es gibt für alles eine Lösung und ich bin ja nicht alleine. Paul ist ja noch da :)
ein schöner text und ein guter spruch- macht mich gleich nachdenklich. oft machen genau solche entscheidungen einen am glücklichsten, weil sie einfach die richtigen sind.
ich drück dir die daumen, dass alles gut läuft mit boris :)
ganz liebe grüße,
larissa
Ja die schwierigsten Entscheidungen machen einen am glücklichsten :)
Super, wirklich. Das wird dir viel viel Freunde und Erfüllung bringen. Wenn du mal einen Tipp brauchst: Ich bin schon seit fast 11 Jahren mit Hund on tour – zwar nicht ganz so krass wie du, aber Blog und Job haben mich auch schon zu spontanen Trips herausgefordert.
Ja! Lass uns doch mal treffen!!! Mit Hund :)
Perfekt – ohne ein Tier im Leben ist man nämlich deutlich ärmer ! :-)
Stimmt. Klingt blöd erst einmal, aber stimmt!
Das nenne ich mal Mut! Viel Glück mit Boris :)
Merci!
Hej Christine.
Ich freu mich für dich, dass du dich für den kleinen Boris entschieden hast und uns auch daran teilhaben lässt.
Es klingt wirklich abgedroschen, aber mein Hund ist wirklich der beste Freund, den ich mir vorstellen kann. Jeden Tag mit ihm spazieren zu gehen, den Wechsel der Natur zu erleben, andere Menschen und ihre Hunde zu treffen, es ist bereichernd. Jeder Tag ist ein neues, kleines Abenteuer.
Und bitte nehm Boris mit auf Reisen, wenn er sich gut an dich gewöhnt hat und ihr euren Rhythmus gefunden habt.
Es ist schwierig Urlaub mit dem Hund zu machen, außer es ist Camping.
Also probiere es aus und blogge darüber.
Ich werde euch zeigen, wie einfach es ist mit dem Hund zu verreisen :)
Ich weiß wie schwer es ist . Ich habe mein Leben total umkrempeln müssen, weil meine adoptierte Hündin für viele ein “Problemhund” ist.. immerhin kannst du Boris überall mitnehmen, er scheint Menschen gegenüber sozialisiert und keine schwereren Ängste oder Traumata zu haben. Dann ist das schon eine gute Voraussetzung und mit viel Organisation und Kreativität bekommst du es schon hin. Es gibt auch in Berlin viele tolle Hundetrainer/innen, falls du Unterstützung brauchst. Und er sollte ein 2. Zuhause haben, wenn du auf Reisen bist. Manchmal kannst du ihn sicher auch mitnehmen. Alles Gute für Euch Zwei <3
Ja, ich habe wirklich Glück, er ist total unkompliziert und will immer mit.
PS ich würde mir einen professionellen Dogsitter suchen, damit Boris auch ausgelastet wird. Du kannst dann auch guten Gewissens arbeiten. Und für längere Reise ein 2. Zuhause, Familie, gute Freundin oder jemand zu dem Boris einen guten Bezug hat, dann vermisst er dich auch nicht. Hier noch ein LInk zu einer super Hundetrainerin und Dogwalkerin. Es ist leider immer etwas teuer. Aber vielleicht kannst du sie in einem Blogeintrag erwähnen und sie macht dir einen super Preis ;) http://www.berlinerkoenigsrudel.de
Liebe Iris, vielen, lieben Dank! Genau solche Infos brauche ich noch! Mein Freund kann sich um Boris kümmern, wenn ich am Wochenende weg bin, aber für eine längere Reise suche ich wirklich noch jemanden. Danke!
Sehr, sehr schöner Post!
Vielen Dank!
Öhm, wie krieg ich denn ein Foto in die Kommentare? Bin doch Technik-DAU ;-) Hier kannst du den 90cm “großen” Egon sehen: http://verwandert.de/
Ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist – du wirst dich mit ihm arrangieren. Einfach deshalb, weil du es musst und dir das Beste für deinen Hund wünschst.
Ich habe vor vier Jahren (vor dem Beginn meiner langen Diplom-Phase und damit einer Zeit voller Panik und Nervenrauberei) ebenfalls den Entschluss gefasst, meinen Pflegehund Anton zu behalten. Aufgrund seiner Vorgeschichte war er sehr aggressiv ggü. fremden Menschen/Hunden und damit sehr anstrengend; hinzu kam meine Ungewissheit bezüglich des Lebens nach dem Studium. Kann ich dem Hund bei einem Vollzeit-Job gerecht werden? Vor allem mit solch einem komplizierten, mit Vorsicht zu genießenden Wesen?! Und das auch noch mitten in der Großstadt, wo man nicht mal schnell nach Hause kann oder Wald und Wiese vor der Tür liegen. Ein Hund auf Dauer war quasi total unvernünftig.
Letzlich hat sich alles wunderbar entwickelt: Der Hund hat sich “aklimatisiert” und ist durch Training und Geduld sehr umgänglich geworden. Familie und Freunde unterstützen, wo sie können. Man gewöhnt sich im Laufe der Zeit an diese gewisse Unflexibilität im Hunde-Modus. Das Diplom hat damit zwar länger gedauert und ich ging zeitweise wirklich auf dem Zahnfleisch. Aber ich bin SEHR froh, dass sich alles zum Guten entwickelt hat, Anton in meinem Leben ist und ich mich dazu entschieden habe (natürlich in Absprache mit Familie und Freunden) diese Herausforderung anzunehmen. Du willst, er will, wird schon!
Christine, das macht mich irre glücklich, und das, wo wir uns nicht mal kennen!! Ich habe aber stets deine Texte verfolgt, wenn du von Boris erzählt hast, und das ist einfach von Anfang an deutlich geworden, dass ihr beide ein Team seid :) Schön, dass sich alles so entwickelt hat und ich drücke euch beiden die Daumen für die Zukunft!!
Geilo Christine!!! tolle Entscheidung! Ich will ihn kennen lernen!!! Kommt er im August mit??? Bitteeeeee :)
JA! Er kommt mit :)