Wir steigen in den Geländewagen und fahren los. Die Afrika Safari beginnt. Kaum haben wir Upington verlassen, wandelt sich die Landschaft zu einem eintönigen, flachen Land, eine Mischung wie ich es vom Death Valley und Teneriffa kenne. Dazwischen kommen immer wieder Felder mit Reben, die sich an Holzkonstruktionen hochschlängeln. Das ist auch das aktuelle Thema im Auto – der Wein.
Diätpflanzen und Tintenfüller
Wir fahren gerade durch eine der wichtigsten Weingegenden von Afrika. Wir, das bin ich und fünf Journalisten plus unsere Guides Mario und Anton. Mario erklärt auf Deutsch mit unüberhörbaren Schweizer Dialekt, welche Trauben hier wachsen und wann und wieso und warum und ich muss zugeben, es interessiert mich sonderlich wenig. Mit dem Wein ist es bei mir wie bei vielen mit der Kunst. Ich trinke ihn unglaublich gerne, so wie viele unglaublich gerne schöne Bilder anschauen, doch die Produktion interessiert mich nicht wirklich. Für die Kunst interessiere ich mich jedoch sehr. Am liebsten wäre es mir, wenn wir das Weinthema schnell durchhaben und zu den interessanten Sachen übergeben. Wer ist Mario? Klar, unser Tour-Guide von THE4x4Safari, der uns die kommende Woche durch die Wildnis führt, weil alleine ist das wohl keine so gute Idee und er hat auch dieses riesige Auto mit dem man selbst über Sanddünen düsen kann und so wie ich das verstanden habe, brauchen wir so ein Auto auch dringend. Doch wie kommt Mario, geschätztes Alter um die 60, von den wunderschönen Schweizer Bergen in die Wildnis Afrikas?
Es wird immer noch fleißig über den Wein diskutiert und irgendwie freue ich mich, dass bei dieser Reise Journalisten dabei sind. Sie haben ständig wache Augen, Notizbücher, mit denen man Menschen erschlagen könnte, schreiben noch mit Füller und Tinte und scheinen wandelnde Lexika zu sein. Die Fragen gehen ihnen nie aus, sie schreiben sogar unerbittlich lateinische Blumennamen in ihre Notizbücher und sind stetig auf der Suche nach „ihrer Geschichte.“ Oder erzählen von früheren Geschichten aus Afrika, wie beispielsweise von der Hoodia Pflanze. Im Krieg mit Angola wurde diese Pflanze gegessen und man hatte keinen Hunger und keinen Durst mehr. Die Pflanze wirkt auf die Gehirnzellen und stellt diese Bedürfnisse ab. Große Konzerne wollten die Pflanze kultivieren und ein Diätmittel auf den Markt bringen, doch die Sun wollten das nicht. Es gab dann doch irgendwann eine Übereinkunft, Konzerne bauten die Pflanzen an, doch den Wirkstoff haben nur wilde Pflanzen und das ganze wurde eingestellt.
Ich muss dazu sagen, dass ich den Altersdurchschnitt sehr, sehr senke auf dieser Reise und der zweitjüngste Teilnehmer 10 Jahre älter ist. Aber ich mag das. Ich finde das unglaublich toll, denn ich hoffe immer, dass das unglaubliche Wissen dieser Menschen auf mich abfärbt. Ich kann dieses unglaubliche Wissen natürlich noch nicht haben, da ich ja 10 Jahre jünger bin, also jedenfalls erkläre ich mir so die Momente in denen ich dasitze und nicht verstehe um was es gerade geht. Aber jedes Mal auf Pressereisen mit Journalisten befasse ich mich mit Themen, die sonst völlig an mir vorbeigegangen wären und so schreibe ich mir nach 20 Minuten doch auf, das „chenin Blance“ eine weit verbreitete, alte Rebsorte ist und irgendwann, wenn ich bei Günther Jauch sitze, werde ich den Journalisten dafür danken, dass sie mich zu diesem Wissen genötigt haben.
Diamanten unter dem Wasserfall
Nach drei Stunden erreichen wir 120 km westlich von Upington die Augrabies Wasserfälle, unser erstes Ziel. Noch am Parkplatz wartet eine ganz andere Attraktion auf mich. Zwei Affen, Paviana, die einfach frei herumspazieren. Ich bin in Afrika. Ich glaube das ist das Schlüsselerlebnis für jeden Afrikabesucher: er sieht die Tiere, die sonst traurig hinter Glasscheiben im Zoo sitzen in der freien Natur rumlaufen. Wir gehen zu den Wasserfällen.
Über Felsen und Steine, in etwas 200 Meter Entfernung gibt es den besten Blick auf die Wasserfälle. Hier stürzen gewaltige Wassermengen 56 Meter in die Tiefe. Mein Ehrgeiz liegt nicht darin, mir möglichst viele Fakten über den Wasserfall aufzuschreiben, obwohl das wirklich sehr interessant ist, dass unter dem Wasserfall angeblich noch 1000 Diamanten liegen, jedoch nie einer dort runter tauchen kann, sondern meine Königsdisziplin ist die schönsten und besten Fotos zu machen. So entscheide ich mich dazu die Gruppe zu verlassen und noch einen anderen Weg zu gehen, der weiter weg vom Wasserfall führt und einen Blick auf die ganze Schlucht gewährt. Ich laufe an allerhand Tieren vorbei, Dassies und Klippschliefern, nur keine Menschenseele ist zu sehen. Nach 10 Minuten erreiche ich die Aussichtsplattform. Wow, ein Regenbogen hängt über dem Wasserfall, bei strahlenden Sonnenschein, wie wunderschön.
Ich knipse und filme und erst ziemlich spät bemerke ich ein Schreien. Aber nicht von eMenschen. Ich schau mich um und sehe wie die zwei Affen vom Parkplatz über die Felsen direkt auf mich zugerannt kommen. Es sieht so aus, als würde der eine den anderen jagen. Ich pack noch einmal die Kamera aus, will filmen, wie der Affe in der Wildnis an den Felsen entlang galoppiert, bis mir durch die Linse auffällt, dass die sich nicht gegenseitig jagen, sondern direkt auf mich zustürmen, auf das Gelände der Aussichtsplattform springen und ihr Münder weit aufreissen, so dass ich die großen Zähne nicht übersehen kann.
Wie man sich bei einer Affen-Attacke verhält
Wäre ich jetzt ein schlauer Journalist, der schon öfters in der Wildnis unterwegs war und Afrika wie seine Westentasche kennt, hätte ich mich folgendermaßen verhalten: Ich hätte mich groß gemacht, Schultern zurück, Brust raus, dem Tier in die Augen geschaut, vielleicht noch mein Stativ, das ich dabei hatte in den Himmel gestreckt, um möglichst imposant und gefährlich auszusehen und hätte mich ganz langsam rückwärts davon gemacht. Was ich jedoch gemacht habe: Ich hab Panik bekommen, musste an die Geschichte denken, als vor circa zwei Jahren ein Schimpanse einer Frau die Augen ausgekratzt hat, habe mich umgedreht und bin um mein Leben gerannt. Das fanden die zwei Affen ziemlich witzig und sind noch etwa 100 Meter neben mir her gelaufen und haben mir ihre Zähnchen gezeigt, bis sie aufgegeben haben und ich allein wegrannte. Am Parkplatz angekommen, dachte ich meine Lunge verabschiedet sich gleich, ich schwor mir mehr Sport zu treiben und nie wieder in den nächsten sieben Tage die Gruppe zu verlassen. Die schaute eher amüsiert, als sie mich keuchend mit knallroten Gesicht am Parkplatz auffand. Guten Morgen Christine! Du bist in Afrika! Wenn du es die letzten Stunden noch nicht so wirklich begriffen hast, ist es jetzt auch bei dir angekommen. Und jetzt weißt du, wie sich Todesangst anfühlt. Die brauchst du aber gar nicht haben, du musst einfach nur wissen, wie man sich richtig verhält, du Trottel!
Landung in Upington.Was ich heute gelernt habe:
- Affen wollen nie kuscheln!
- Der Orange River ist der längste Fluss in Afrika.
- Howard Carpendale ist der wohl bekannteste Südafrikaner in Deutschland.
- In den 60er-Jahren gab es die erste Herztransplantation in Kapstadt.
- Wenn ein Elefant in der Mast ist, tränen seine Augen
- DJ Bobo war einmal Marios Bäcker.
- Elefantensperma kann einen Menschen wegbämsen.
Auf die Geschichte mit dem Elefantensperma werde ich noch näher eingehen. Auch auf Mario, dem noch unbekannten Schweizer Bergmann in Afrika.
Das ist ein Auto, das nichts erschüttern kann. Wer eine Afrika Safari machen möchte, dem kann ich wirklich nur empfehlen eine 4x4Safari-Tour zu buchen. Mit dem Südafrikaner Anton und dem Schweizer Mario hat man eine sichere und unvergessliche Zeit.
Hello Africa!
Noch ist nichts zu sehen von dem Naturwunder.
Die Wege führen zum Wasserfall.
Da läuft er …
… da guckt wer.
56 Meter in die Tiefe
Kleine Hütten direkt am Wasserfall, in denen man übernachten kann.
Der Orange River
Die Khamkirri Lodge, unser Übernachtungsdomizil – nur sind wir auf der anderen Seite des Flusses.Mit dem Auto fährt man dort eine Stunde hin … mit dem Boot nur 3 Minuten.
Unser Bootsmann.
Khamkirri – where adventure and nature meet. Eine Lodge am Orange River, die den Besuchern ein möglichst authentisches Erlebnis von Afrika bieten möchte.
Das “Wohnzimmer” in der Lodge.
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann sitzt sie da noch heute …
…und schaut diesen unglaublich schönen Sonnenuntergang an.
Abends fährt man mit dem transportablen Lagerfeuer über den Orange River.
Vielen Dank an South Africa Tourismus und South African Airways für die Unterstützung.
Upington hat die längste Landebahn der südlichen Hemisphäre. 7 Kilometer ist sie lang.
5 Kommentare
Alter … hast du dich da an die Kante gestellt und deine Füße fotografiert!!! *kopfschüttel* Du bist ja verrückt. Danke für den coolen Bericht.
Aber sag mal was ist: “wegbämsen”???
“Wegbämsen”. :D
Yeah, der erste Bericht aus Südafrika. Und super ist er geworden.
Das Northern Cape liegt auf meiner Wunschliste ganz weit oben. Bin gespannt auf mehr!
LG
Manuela
PS: Schön, dass du überlebst hast…;-)
Ein schöner Reisebericht, aber nun wies ich das mir Keni adoch besser gefällt. Dir weiterhin viel Spass auf deinen Reisen