Wir fahren auf Skiurlaub! So heißt bei uns immer wenn wir irgendwo hinfahren, wo es mehr Schnee gibt als daheim. Aber es muss ja eigentlich nicht zwingend Skifahren sein, was man im Skiurlaub macht, oder? Ich war für ein winterlich-abwechslungsreiches Wochenende in der Salzburger Skiregion Altenmarkt-Zauchensee und durfte dort neben Skifahren noch ganz viele andere tolle Dinge ausprobieren.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Das Skigebiet Zauchensee erkunden
Altenmarkt-Zauchensee ist eine Skiregion in Salzburg, unweit der steirischen Grenze. Der Unterschied der zwei Orte ist schnell erklärt: Altenmarkt wird als gemütlich-familiär beschrieben, Zauchensee gilt als die sportlich-anspruchsvollere Variante.
Während Altenmarkt vor allem kulinarisch und kulturell einiges zu bieten hat, punktet der Weltcuport Zauchensee mit seinen 44 Pistenkilometern und 17 modernen Liftanlagen, die uns bis zu 2.188 Meter hoch bringen und einen traumhaften Ausblick bieten. In Zauchensee gibt es ausgeschilderte Tiefschneehänge für Freerider, unberührte Hänge für Tourengeher und auch wunderbar präparierte Pisten für uns Snowboarder. Ganz besonderes Highlight in Zauchensee ist die Weltcup-Strecke. Hier kann man sich nur vorstellen, wie schwierig die Abfahrt mit dem rasenden Tempo der Skirennläuferinnen sein muss.
Weiteres Highlight ist die Fahrt mit der roten 4er Gondel, die uns zum Start der Weltcupstrecke auf den Gamskogel führt. Sie wurde 1987 erbaut und sieht daher im Vergleich zu den anderen Gondel- und Liftanlagen sehr „retro“ aus. Nach einigen kräftezehrenden Abfahrten kommt dann die verdiente Einkehr in eine der vielen gemütlichen Berghütten. Satt wird man hier bei den deftigen Salzburger Köstlichkeiten immer, und auf den Hütten gibt es viele gute vegetarische Schmankerl für mich.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Hüttengaudi und Nachrodeln beim Hochnössler
Sobald es dunkel wird, werden Snowboardboots gegen Winterstiefel getauscht und auf geht es zur nächsten und zweitbeliebtesten alpinen Freizeitaktivität der Österreicher: Rodeln. Knapp eine Stunde wandern wir den Bifangweg entlang durch den Märchenwald. Altenmarkt entfernt sich unter uns immer mehr, und dann erreichen wir endlich unser Ziel, das Berggasthaus Hochnössler. Hier erwartet uns ein deftig-pikantes Hüttenessen: Ripperl und Kartoffeln, Kasnocken und ein schokoladiger Nachtisch.
Beim Hochnössler wir Hüttengaudi groß geschrieben: Dienstags, donnerstags, samstags und auf Anfrage gibt es Live-Musik. Wer hier allerdings denkt, er kann sich entspannt zurücklehnen und die Show genießen, hat nicht mit Sepp gerechnet. Sepp ist ein Showmensch, das merkt man von Anfang an. Mit ihm fängt die Stimmung erst richtig an. Erst fragt er mich nach meinem Namen, und, so schnell kann ich gar nicht schauen, schon stehe ich schon neben ihm, eine Teufelsgeige in der Hand und die gesamte Aufmerksamkeit der Hütte ist auf uns gerichtet.
Und was zum Teufel ist jetzt eine Teufelsgeige? Das ist eigentlich nur ein Stock mit einem Topf unten dran, ein paar Metall-Seiten darüber gespannt und eine kleine Teufelsfigur oben drauf. Und damit muss ich jetzt Lärm machen, am besten im richtigen Rhythmus. Manchmal klappt ganz gut, aber dann setzt sich Sepp in Bewegung und ich muss neben ihm durchs ganze Lokal gehen, da setzt dann mein Rhythmus-Gefühl ein bisschen aus. Nachdem das Lied vorbei ist, fühle ich mich, als hätte ich ein Bizeps-Workout hinter mir und reiche schnell die Teufelsgeige an die nächste unwissende Person weiter.
Sepp hat sich den ganzen Abend lang meinen Namen gemerkt und so darf ich danach noch in der neu kreierten Alpenband mitspielen und den Zillertaler Hochzeitsmarsch tanzen. Eigentlich wollen wir noch gar nicht heim, aber wer am nächsten Tag fit auf der Piste sein will … Also schnappen wir uns einen Rodel, die es beim Hochnössler um 3,50 € zum Ausleihen gibt, und düsen die Rodelstrecke hinunter. Manchmal krachen wir in den Kurven in die Schneehügel, die seitlich aufgebaut sind, manchmal geht’s auch souveräner um die Kurven. Unten angekommen können wir die Rodel einfach stehen lassen, die werden dann mit dem Taxi wieder hochchauffiert. Diese Möglichkeit gibt es übrigens auch für diejenigen, die sich den Aufstieg ersparen möchten.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Skistunde mit Petra von Top Alpin
Ich bin ja seit 15 Jahren ausschließlich auf einem Brett unterwegs. Skifahren ist bei mir also schon etwas länger her. Meinem Freund geht’s da ähnlich. Wir wollten in unserem Skiurlaub auch mal das ausprobieren, was dem Urlaub seinen Namen gibt und haben uns mit Petra, unserer verständnisvollen Skilehrerin von der Skischule Top Alpin Walchhofer auf die Pisten getraut. Sie fragte uns nach unserem Level – Anfänger, das war für uns ganz klar. Keiner von uns konnte sich selbst einschätzen. Unsere Befürchtung war, dass wir außer Pflugfahren nicht mehr viel drauf hatten. Um uns besser einschätzen zu können, ließ uns Petra zunächst zweimal den Anfängerhang runter fahren. Das ging erstaunlich gut, also wagte sie sich mit uns gleich in höhere Gebiete und die ersten blauen Pisten standen an.
Das Erste, was wir von ihr lernten, war die „Banane“ zu machen. Dabei belastet man immer den Talski und drückt beide Knie Richtung Berg, in den Kurven sollten wir uns dann aufrichten, um nach der Kurve den anderen Ski belasten zu können. Petra hatte viel Geduld und war auch nicht allzu streng mit uns, sie meinte, das Wichtigste wäre, dass man selbst weiß, wenn man etwas noch verbessern könnte. Verbesserungswürdig war unser Stil auf jeden Fall, aber mit jeder Abfahrt wurde es besser und zu guter Letzt trauten wir uns sogar die rote Weltcup-Strecke hinunter. Petra war stolz auf uns, was mich wahnsinnig freute, und sie gab uns zum Schluss noch den Rat, nie mehr zu behaupten Anfänger zu sein, denn wer einmal Skifahren konnte, kann das anscheinend immer – so wie Radfahren.
Zusammen mit Petra vor der roten Retro-Gondel
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Kulinarischer Spaziergang durch Altenmarkt
Wer den ganzen Tag im Freien und auf der Piste verbringt, kann am Abend ziemlich hungrig sein. Altenmarkt hat dafür ein ganz eigenes Special für seine Gäste: den kulinarischen Spaziergang durch den historischen Ortskern von Altenmarkt. Jeden Mittwoch ab 17 Uhr startet der Guide Kurt Eichinger im wallenden Umhang mit neugierigen Gourmets eine sinnlich-kulinarische Entdeckungsreise zu fünf urigen Genuss-Stationen. Bei jeder Station bekommen wir ein Schmankerl und ein dazu passendes Getränk, für 40 € pro Person ein guter Deal. Unsere Tour beginnt bei dem 450 Jahre alten Markterwirt. Der Wirt Franz Schneider serviert uns Tatar vom Räucherfisch und mir als Vegetarier Bratkartoffeln mit Grillgemüse. Dazu gibt es ein Spezialbier im Weinglas und Erzählungen des Hausherren, wie die Hochzeitsgesellschaften schon vor Hunderten von Jahren so lange auf dem tollen Parkettboden im Obergeschoss tanzten, bis sich die Decke bog.
Bei unserer zweiten Station kehren wir bei der Kralliger Dorfalm ein. Hier gibt es für uns deftige Speckknödel bzw. als vegetarische Variante Kaspressknödel. Kurt produziert selbst gesundheitsfördernde Kräuterweine nach Hildegard von Bingen und lässt uns vier seiner Kreationen verkosten: Scharfgabe für die Leber, Enzian für die Verdauung, Lavendel gegen Stress und Königskerze für unser Immunsystem. Jeder von uns bekommt zum Kosten für daheim auch noch eine kleine Flasche von seinem Lieblingswein geschenkt.
Weiter geht’s zu Scheffer’s Genuss-Atelier. Der Hausherr Benedikt erzählt uns bei Kerzenschein in seinem romantischen Holzpavillion von seinen Hochlandrindern und kommt dabei ins Schwärmen. Passend dazu serviert er Ragout vom Hochlandrind. Ich streichle die Rinder ja lieber, deshalb gibt’s für mich Tagliatelle mit Gorgonzola.
Nachdem wir unseren Wein ausgetrunken haben, machen wir uns auf den Weg zur letzten Genussstation des heutigen Abends – Schartner’s Hütte. Der Wirt Bernhard erzählt, dass er die Hütte im Garten eigenhändig als Jugendlicher gebaut hat, und dies dann auch für den Hotelbetrieb des Vaters benutzt wurde. Jetzt macht er regelmäßig gemütliche Hüttenabende mit seinen Gästen. Auch er holt die mir schon allzu gut bekannte Teufelsgeige hervor, diesmal lasse ich jedoch anderen den Vortritt. Begleitet von seinen Volksmusik-Klängen genießen wir das steirische Apfel-Tiramisu und stoßen mit einem Glas Sekt auf den gelungenen Abend an.
Die fünfte Station wäre normalerweise das Altenmarkter Heimatmuseum, dieses hatte bei unserer Tour leider geschlossen, aber Kurt erzählt uns einige interessante Bräuche von früher. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es früher auf einem Bauernhof immer ca. 30 Personen zu versorgen gab? Alle aßen zusammen zu Mittag und unterm Tisch gab es für jeden eine Halterung für seinen Löffel. Wenn jemand starb wurde der Platz am Tisch nachbesetzt und sein Löffel sozusagen abgegeben.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Auf Schneeschuhen in die Einsamkeit
Ganz lange brenne ich schon darauf es einmal auszuprobieren: Schneeschuhwandern! Heute ist es endlich so weit und gemeinsam mit unserem Guide Tomi fahren wir eine Bergstraße hoch durch die Nebeldecke, bis Altenmarkt unter uns im Nebelmeer verschwindet. Von hier aus gehen wir noch ein paar hundert Meter die Straße entlang und dann erklärt er uns, wie wir die Schneeschuhe sicher anlegen können. Jeder bekommt noch ein paar Skistöcke und dann kann es schon losgehen. Toni zeigt uns heute den Bauernregel-Weg. Dieser Weg wurde eigens entwickelt, um interessierten Schneeschuhwanderern auf insgesamt 22 Stationen Auskunft über altüberliefertes Volkswissen zu geben. Jede Infotafel auf dem ca. 5 Kilometer langen Wanderweg wurde von heimischen Künstlern mit passenden Metallsymbolen verziert.
Unsere Gruppe setzt sich also in Bewegung und ich muss sagen, das Gefühl auf Schneeschuhen zu gehen hab ich mir total anders vorgestellt – viel „storchiger“. Aber nichts dergleichen, mit den riesigen Untersetzern lässt es sich super laufen und der Halt am Schnee ist Wahnsinn. Mittags kehren wir in der Reitlehenalm ein und ich lasse mich zu einem köstlichen Kaiserschmarren hinreißen. Nach der verdienten Pause in der gemütlichen Almhütte geht es wieder runter zum Ausgangspunkt. Tomi erzählt mir, dass er denkt, dass Schneeschuhwandern in den kommenden Jahren einen großen Boom erleben wird. Viele Leute wollen oder können nicht Skifahren gehen, es wird auch immer teurer. Schneeschuhwandern bietet somit eine günstige Alternative, um im Winter Sport zu machen. Und ich finde die Idee super, wandern gehe ich ja sowieso sehr gerne, so kann ich das auch im Winter ohne Probleme machen.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Zirbenschnaps trinken
Mancherorts gehört Schnapstrinken zum guten Ton. Ich glaube, Altenmarkt ist einer dieser Orte. Ich persönlich habe einen absoluten Lieblingsschnaps und wie gut, dass den Einheimischen hier dieser Schnaps anscheinend auch sehr gut schmeckt, denn in jedem Lokal und auf jeder Hütte gibt es ihn: den Zirbenschnaps. In der Kesselgrub zum Beispiel steht ein riesiger Krug mit dem Zirbenansatzschnaps auf der Bar. Die dunkel-lila Zapfen der Zirbelkiefer geben dem Getränk einen frischen, waldigen Geschmack. Das Gute am „Zirberl“: Er wird nicht gebrannt sondern angesetzt, deshalb ist er im Abgang auch nicht so scharf wie gebrannte Schnäpse. Am Besten schmeckt’s natürlich als Digestif nach einem deftigen Hütten-Essen wir Kasnocken.
7 Tipps für Altenmarkt-Zauchensee: Das Urbisgut
Das 4-Sterne-Hotel Urbisgut in Altenmarkt war uns eine gemütliche Bleibe und unser Rückzugsort während unserer actionreichen Tagen. Durch die Mischung aus Holz und moderner Einrichtung strahlt das Urbisgut einen alpin-ländlichen Flair aus, der zum Wohlfühlen einlädt. Der Tag beginnt an einem liebevoll angerichteten Frühstücksbuffet, begleitet von herzlichem Personal, das sich um jeden Gast persönlich kümmert. Direkt vorm Urbisgut hält der Ski-Shuttle, der uns gratis in das Skigebiet Zauchensee bringt und auch am Nachmittag nach der Pistengaudi wieder vor der Haustüre absetzt.
Nach einem sportlichen Tag in der Kälte und einer warmen Dusche, zogen wir uns die Bademäntel an und erkundeten die Wellnessoase. Hier gibt es neben einem Hallenbad mit 30°C Wassertemperatur auch Duft-Aroma-Dampfkabinen (z.B. Limone, Heublumen oder Rosmarin), eine Infrarot-Tiefenwärmekabine und eine finnische Almsauna mit 90 – 100°C. Wem das noch nicht reicht, dem werden unterschiedliche Massagen und Körperbehandlungen geboten.
In Altenmarkt-Zauchensee ist für jeden was dabei – ob man sich waghalsige Pisten runterstürzt oder gemütlich vor einer Hütte auf der Sonnenterrasse sitzt, den Berg raufwandert oder die Loipe entlang läuft. Mich hat vor allem die bergige Umgebung und der super Ausblick auf die umliegenden Gipfel beeindruckt, und ich plane gerade schon meinen nächsten Trip hierher – diesmal dann im Sommer.
Was für eine Landschaft!
Blick über Altenmarkt
Kasnocken in der Kesslgrubn
Das riesige Frühstücksbuffet
Das Urbisgut ist mit liebevollen Details dekoriert
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Text & Fotos: Barbara Haupt
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