Ich habe eine Einladung zum Kochen bekommen. Normalerweise sieht das so aus:
Ich: Soll ich was mitbringen?
Gastgeber: Was hast du denn im Kühlschrank?
Ich: Mh, noch ein Stück Kürbis und eine halbe Sahne?
Gastgeber: Ja, bring mit.
Mit meinen Zutaten und den Zutaten des Gastgebers, die meistens auch schon kurz vor dem Verfallsdatum stehen oder zumindest einige matschige Stellen aufweisen, wird dann eine Gemüsepfanne gekocht die entweder anbrennt, weil man sich verquatscht hat oder versalzen wird. Na dann, Mahlzeit.
Diesmal war meine Einladung “Zum Kochen” etwas anders. Ich durfte das “Liebesrezept”, die aphrodisierende Gerichte aus dem Film “Der Koch” nachkochen, der am 27.11. in die Kinos kommt mit Rotationsverdampfe und Stickstoff. Ich steh auf so was. Schon als ich das Parfum gelesen haben, wollte ich unbedingt wie der kleine Grenouille in einen Raum mit brodelten Kesseln stehen und meinen Duft erzeugen. Leider hat es bis heute nicht geklappt. Dafür darf ich die Gerichte aus “Der Koch” nachkochen und die haben es echt in sich. Hier kurz um was es im Film geht:
Maravan, tamilischer Asylbewerber, ist die Hauptfigur in dem Drama „Der Koch“ von Ralf Huettner. Seine Großmutter hatte ihn in die Kochkunst eingeweiht, nicht zuletzt in die Geheimnisse der aphrodisierende Gerichte, bis es ihn nach Zürich verschlagen hat. Dort ist der begabte Koch in einem Sternelokal beschäftigt, allerdings nur als Hilfskraft. Maravan wird gefeuert nachdem der Küchenchef herausgefunden hat, dass er den Rotationskocher ausgeliehen hat, um für seine Arbeitskollegin Andrea (Jessica Schwarz) ein ganz besonderes Menü zu kochen. Wie besonders das ist, merkte Caravan auch erst, als die lesbische Kollegin nachdem sie aphrodisierende Gerichte gegessen hat, über ihn herfällt. Andrea entdeckt Maravans Talent und beschließt mit ihm zusammen einen Catering-Service „Love Food“ zu eröffnen. Anfangs kochen sie für Paare, die eine Sexualtherapeutin vermittelt. Doch der Erfolg von „Love Food“ spricht sich herum, und eine viel zahlungskräftigere Klientel bekundet Interesse: Männer aus Politik und Wirtschaft – und deren Grauzonen. Marvan muss sich bald zwischen seinem Gewissen und den Verlockungen des wirtschaftlichen Erfolgs entscheiden. Ein paar Tote gibt es auch, also keine Angst, das ist kein Liebesfilm sondern ein echtes Drama. Hier schon mal der Trailer:
Dieses Menüs hat kein anderer mit uns gekocht als Koch Heiko Antoniewicz, der auch zwei Wochen am Set vom Filmdreh anwesend war, um die Gerichte für den Film zuzubereiten. Es sind indische Rezepte mit molekularer Küche verbunden. Natürlich konnte Heiki Antoniewicz auch ein bisschen vom Set erzählen. Meine erste Frage war natürlich: Sind sie nach den Szenen mit den aphrodisierten Gerichten wirklich übereinander hergefallen? Der Koch schweigt und genießt.
Was die nächsten Stunden passiert ist, war eine Gefühlsexplosion. Wahnsinn! Frisches Curry, duftendes Brot, der Geschmack von Aprikosenkernen.
Das „Love Menu“: Maravans Rezepte
Die folgenden Rezepte entstammen der der Romanvorlage „Der Koch“ von Martin Suter. Dort lassen sich auch weitere Rezepte aus Maravans ayurvedischer Küche finden.
Aphrodisierende Gerichte – Minichapatis mit Curryblätter-Zimt-Kokosöl-Essenz
Die Zutaten (jeweils für zwei Personen):
65 g Weizenmehl
40 ml lauwarmes Wasser
1 TL Ghee
100 g Kokosöl
9 frische Curryblätter
1 Stange Zimt, grob gemörsert
Mehl und Wasser am besten mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten, etwa acht Minuten lang kneten. Den Teig mit einem Baumwolltuch bedecken und eine Stunde lang ruhen lassen. Mit mehligen Händen etwa murmelgroße Teigkügelchen formen. Die Arbeitsfläche ebenfalls mit wenig Mehl bestäuben, Teigkügelchen flach drücken und zu dünnen Fladen ausrollen. Kurz vor dem Servieren in einer heißen, trockenen Gusseisenpfanne mit Ghee beidseitig anbräunen.
Für die Essenz Kokosöl, Curryblätter und Zimt bei 55°C etwa eine Stunde lang rotationsverdampfen. Sie können für die Essenz entweder das Destillat aus dem oberen Kolben oder das Konzentrat aus dem unteren verwenden, Maravan vermischt beide. Die Essenz in einer Pipette zu den Chapatis servieren.
Aphrodisierende Gerichte – Ladies’-Fingers-Curry auf Sali-Reis mit Knoblauchschaum
Die Zutaten:
10 zarte Okras (Ladies’ Fingers)
2 grüne Chilis, feingeschnitten
1 mittelgroße Zwiebel, feingeschnitten 1⁄4 TL Bockshornsamen
1⁄2 TL Chilipulver
1⁄2 TL Salz
5-8 frische Curryblätter
50 ml Wasser
50 ml dicke Kokosmilch
1 Tasse Sali-Reis
2 Tassen Wasser
Salz
200 ml Geflügelfond, gut entfettet
1 Knoblauchzehe
1 Spritzer Zitrone
1 g Sojalezithin
Okras waschen und an der Luft oder mit Küchenpapier trocknen. In drei Zentimeter große Stücke schneiden, mit Chilis, Zwiebel und allen Gewürzen in einem Kochtopf gut mischen. Wasser dazugeben und kochen, bis kaum mehr Flüssigkeit übrig ist.
Umrühren und Kokosmilch hinzufügen. Weitere drei Minuten kochen, dann die Flüssigkeit bei kleinem Feuer reduzieren. Den Sali-Reis etwas anrösten und mit dem Wasser auffüllen. Im Backofen abgedeckt bei 160°C ca. 20 Minuten lang garen, herausnehmen und sofort mit einem Holzspatel schneiden, damit er nicht klebt. In eine Form geben und warm stellen. Vorm Servieren die Form stürzen und das Curry darauf anrichten. Für den Knoblauchschaum den gleichen Teil des Fonds mit Knoblauch und Zitrone fein mixen und passieren. Mit dem Sojalezithin vermengen, würzig abschmecken und aufschlagen. Eine große Schüssel mit Klarsichtfolie als Spritzschutz abspannen und darunter den Schaum aufschlagen. Viel Luft unterarbeiten und danach etwas stabilisieren lassen. Mit einem Lochlöffel nur den Schaum abnehmen und auf Reis und Curry geben.
Aphrodisierende Gerichte – Gelierte Spargel-Ghee-Phallen
Die Zutaten:
200 g weißen Spargel, geschält 1 EL Zucker
etwas Salz
4 g Agar-Agar
1 g Chlorophyll
4 Kardamomkapseln, fein gemörsert 100 g Ghee
Den Spargel bedeckt in kaltem Wasser aufsetzen und kochen lassen. Kardamom zugeben und ziehen lassen, bis der Spargel weich ist. Die Masse fein pürieren und passieren. Vier Esslöffel davon beiseite stellen und mit dem Chlorophyll vermischen. 3 g Agar-Agar unter die übrige Masse mischen, einmal aufkochen und Gelatine hinzugeben. In eine flache Form gießen und kalt stellen, bis die Masse formbar ist. In Streifen schneiden, diese in Backpapier einrollen und kaltstellen. Wenn sie fest sind, aufrollen und die Würste in 10 cm lange Stangen schneiden. Die restliche Spargelmasse mit 1 g Agar-Agar aufkochen. Das eine Ende der Gelspargel mehrmals 2 cm tief darin eintauchen, bis sich eine grüne Verdickung bildet, anschließend kaltstellen. Die grünen Köpfe nach Belieben mit einer kleinen Schere so einschneiden, dass sie wie Spargelköpfe aussehen. Mit einem kleinen Dip- Schälchen warmem Kardamom-Chili-Ghee servieren.
Weitere aphrodisierende Gerichte – auch ohne molekulare Elemente findet ihr am Ende des Posts aus dem Roman “Der Koch”.
Was ich sonst noch gelernt habe:
- Kochen ist Leidenschaft, Gerücht, Geschmack, Gefühl und die Macht der Zutaten.
- Wer keinen Vakumierer zu Hause hat, kann auch Klarsichtfolie verwenden.
- Ein Dönnerspieß der angeliefert wird, muss 72x in Klarsichtfolie eingewickelt sein.
- Aprikosenkerne schmecken wie Marzipan
- Sellerie und Kakao sind angeblich auch aphrodisiereden Zutaten
- Mit Stickstoff arbeitet man bei -196 Grad
- Petersilie und Banane passen perfekt zusammen
- Aus der Rapswürzel kann man ein köstliches Püree zaubern
- Zierquitte schmeckt wie Zitrone
Wer “Das Parfum” gelesen oder im Kino angeschaut hat, kennt das Ende, bei dem alle übereinander herfallen. Was nach dem Verspeisen unseres Gerichts passiert ist, werde ich nicht verraten. Kocht doch die Rezepte einfach mal für eure Freunde nach. Ich garantiere euch – es wird spaßig!
aphrodisierende Gerichte
Der Meister: Koch Heiko Antoniewicz und seine aphrodisierende Gerichte
Minze in Stickstoff
aphrodisierender Gelee
Das ganze Gericht wir noch einmal geräuchert
Diese ganzen Gewürze für aphrodisierende Gerichte
Und hier noch mehr, mehr, mehr Rezepte für aphrodisierende Gerichte
Quelle: “Der Koch” von Martin Suter.