Staunend sitze ich zu Hause vor meinem Laptop, sauge die Eindrücke und Landschaften, die auf dem Bildschirm vorbeiziehen, in mich auf und bin gleichzeitig in Gedanken ganz weit weg. Die Fotos, die mir mein Onkel von seinen Reisen in Argentinien netterweise hat zukommen lassen, lassen mich träumen und kurbeln mein Fernweh ordentlich an.
Lange hatte ich gewartet, doch endlich ging es auch für mich nach Argentinien, und zwar auf eine vierwöchige Rundreise durch das Land des Mate, Tangos und Asados!
Argentinien Rundreise – Buenos Aires
Wo startet man eine Argentinien Rundreise, wenn nicht in Buenos Aires? Argentiniens Hauptstadt hat mich vom ersten Tag an begeistert, ich habe mich sofort wohlgefühlt. Jedes Viertel hat seinen eigenen Stil, seinen eigenen Charme. Mein absoluter Favorit ist jedoch Palermo. Gepflasterte Straßenkreuzungen, kleine Parks und Unmengen an Cafés, Bars und winzigen Läden kreieren ein ganz besonderes Flair. Hier sollte man auf jeden Fall über die kleinen Märkte bummeln und den ein oder anderen Kaffee genießen.
Ein absolutes Muss ist der Besuch des „Cementerio de la Recoleta“, dem bekannten Friedhof im gleichnamigen Stadtteil Recoleta. Abgesehen davon, dass er aufgrund der riesigen Mausoleen wie eine kleine Stadt in der Stadt wirkt (in der man sich durchaus auch mal verlaufen kann), beherbergt er auch das Grab von Eva Perón, auch bekannt als Evita.
Etwas, das bei einem Besuch in Buenos Aires absolut nicht fehlen darf, ist ein Abstecher nach „La Boca“. Übersetzt bedeutet das „der Mund“. Allerdings handelt es sich hierbei keinesfalls um ein Körperteil, sondern um ein barrio, ein Stadtteil von Buenos Aires. Berühmt ist La Boca besonders wegen der zahlreichen bunten Häuser, die aus abgewrackten Schiffsteilen gebaut wurden und in den unterschiedlichsten Farbtönen gestrichen sind. Früher war es der Stadtteil, in dem die Einwanderer ankamen und wohnten, das Viertel der ärmeren Schicht. Um das Leben wortwörtlich etwas bunter und fröhlicher zu machen, haben die Menschen ihrem Zuhause einen neuen Anstrich verliehen. Heute zieht La Boca vor allem viele Touristen an. Überall ist Farbe und auf den Straßen wird Tango getanzt. Trotzdem sieht man hinter der Fassade immer noch die Armut durchblitzen.
Argentinien Rundreise – San Antonio de Areco
Auch wenn ein paar Tage in Buenos Aires lange noch nicht genug sind, zog mich mein doch ziemlich straffer Zeitplan schon zu meinem nächsten Ziel: dem kleinen Städtchen San Antonio de Areco.
Wer die Kultur der Gauchos kennenlernen, Asado essen und Mate trinken will, ist hier genau richtig. In der ganzen Umgebung befinden sich zahlreiche Haciendas, die zum Übernachten, Entspannen, Reiten und Genießen einladen. Denn was gibt es Schöneres als im Grünen dem Sonnenuntergang entgegen zu reiten?
Argentinien Rundreise – El Calafate
Ein circa dreistündiger Flug, eine eher mehr als weniger holprige Landung und schon steht man am winzigen Flughafen in El Calafate, in Patagonien. Wieso sollte man eigentlich diesen kleinen, nicht allzu bekannten Ort besuchen? Die Antwort ist einfach: aufgrund der Gletscher. Denn nur einen Katzensprung von El Calafate entfernt befindet sich der berühmte Gletscher Perito Moreno im Los Glaciares Nationalpark. Der erste Anblick ist atemberaubend.
Gefühlt kilometerweit erstreckt sich der Gletscher in die Ferne, die Spalten im Eis schimmern in den unterschiedlichsten Blautönen und das Geräusch der herunterbrechenden Eisbrocken geht einem durch Mark und Bein. Es ist so eindrucksvoll, so mächtig und so majestätisch wie wenige Sachen, die ich bis jetzt gesehen habe.
Ein wichtiger Tipp: gut einpacken, am besten mit Mütze und Handschuhen, denn wo Eis ist, ist es auch kalt. Da können einem nicht so gut ausgestatteten Backpacker wie mir beim Fotografieren schon einmal vor Kälte die Finger abfallen.
Argentinien Rundreise – El Chaltén
Wenn man schon einmal im wunderschönen, wilden Patagonien ist, darf man sich auf keinen Fall El Chaltén entgehen lassen, denn Wandern im Fitz Roy Nationalpark ist atemberaubend. Wenn ihr – so wie ich – leider nur einen Tag Zeit habt, dann solltet ihr auf jeden Fall die Wanderung zur Laguna Torre in Angriff nehmen, die nicht allzu schwer und gut in einem Tag zu schaffen ist. Belohnt wird man mit einem unglaublichen Blick auf den Mount Fitz Roy – falls der Gipfel nicht von Wolken verhüllt ist.
Die Laguna Torre
Argentinien Rundreise – Bariloche & die Ruta de los Siete Lagos
Auch wenn es irgendwie verrückt ist knappe 27 Stunden im Bus zu sitzen, bin ich von El Chaltén aus auf der Ruta 40 (die eine der längsten Fernstraßen der Welt ist) bis nach Bariloche gefahren.
Langweilig wurde es jedoch selten. Zum Einen ist die wechselnde Landschaft super interessant und zum Anderen wurde ich von dem Kind auf dem Sitz neben mir, das mir unter anderem mein Essen weggefuttert hat, ordentlich auf Trab gehalten. Zugegebenermaßen etwas geschlaucht in Bariloche angekommen, habe ich mich direkt in die Gegend verliebt.
Bariloche ist eine süße kleine Stadt mit einer unvergleichbaren Lage: im Nahuel Huapi Nationalpark gelegen, ist sie von Seen, Wäldern und Bergen umgeben. Somit ist Bariloche sowohl im Sommer als auch im Winter ein begehrtes Reiseziel für Touristen. Steigt oder fährt man beispielsweise auf den Cerro Campanario, hat man eine atemberaubende 360° Aussicht auf die Umgebung. Außerdem sollte man auf jeden Fall die Schokolade probieren, egal ob in Form von Pralinen oder Eis, die weit über Bariloches Grenzen hinaus bekannt ist.
Wer nicht unbedingt darauf besteht, im Stadtzentrum zu nächtigen, findet mit dem Greenhouse Hostel eine umwerfende Alternative. Circa zwei Kilometer außerhalb gelegen, hat man von einigen Zimmern einen tollen Blick auf den See und entgeht dem Trubel der Innenstadt.
Von Bariloche aus kann man sich entweder auf einem Tagesausflug oder doch mit ein bisschen mehr Zeit auf den Weg machen, die Ruta de los Siete Lagos entlangzufahren. Sie schlängelt sich von San Martin de los Andes bis nach Villa Angostura an sieben Seen entlang und ist landschaftlich einfach wunderschön. Wenn man schon einmal in der Gegend ist, sollte man sich diesen Ausflug nicht entgehen lassen:
Argentinien Rundreise – Salta
Mein nächster empfehlenswerter Stopp ist Salta, im Nordwesten Argentiniens, mitten in den Anden gelegen. Wer nicht direkt so ein großes Stück des Landes überspringen möchte, kann zwischendurch noch einen Abstecher nach Mendoza machen, das vor allem für Wein und Steaks bekannt ist.
Der Sprung von Patagonien hoch nach Salta katapultiert einen in eine andere Welt. Es ist heiß, trocken und voller Kakteen. In der Stadt sollte einen der erste Weg in das MAAM Museum, das Museum der „Niños de Llullaillaco“, führen. Es handelt von dem Leben der Inka und der Geschichte dreier Kinder, die vor über 500 Jahren lebten, damals den Göttern geopfert wurden und deren Körper Ende der 90er Jahre gefunden wurden. Eine der drei sehr gut erhaltenen Mumien wird dort ausgestellt.
Besonders lohnenswert sind außerdem Ausflüge in die umliegende Gegend, zum Beispiel eine Fahrt mit dem „Tren de las Nubes“, ein Ausflug zu dem kleinen Dorf Humahuaca oder zum Cerro de los Siete Colores. Ich weiß auch nicht, was die Argentinier immer mit ihren 7-irgendwas-Namen haben: 7-Seen-Straße, 7-Farben-Hügel etc. Wie dem auch sei, die Wanderung um den Hügel herum ist wirklich empfehlenswert, denn er strahlt an verschiedenen Stellen tatsächlich in unterschiedlichen Farbtönen.
Cerro de los Siete Colores
Argentinien Rundreise – Iguazú Wasserfälle
Ein weiterer großer Sprung – am besten mit dem Flugzeug zu überbrücken – und schon steht man in Iguazú, bei den weltberühmten Wasserfällen, an der Grenze zu Brasilien. Der Nationalpark, der sich sowohl auf Argentinien als auch auf Brasilien erstreckt, zählt zum UNESCO Welterbe. Man sollte auf jeden Fall zwei ganze Tage für diesen Ausflug einplanen, denn man kann die Wasserfälle von beiden Ländern aus besuchen und bestaunen. Doch Vorsicht: vor lauter Staunen nicht vergessen, auf persönliche Gegenstände Acht zu geben, vor allem auf Lebensmittel. Denn der Nationalpark ist Heimat für unzählige Äffchen und andere hinterlistige, diebische Tiere, die dir schneller als du gucken kannst das Eis oder Brötchen aus der Hand reißen. Oder deinen Reisepass, wenn sie sich einen Scherz erlauben wollen. Dann ist eine blitzschnelle Reaktion gefragt, denn wer will schon bei der Botschaft erklären müssen, dass man einen neuen Reisepass braucht, weil ein Nasenbär ihn gestohlen hat?
Ich hatte mir für diese vier Wochen definitiv viel vorgenommen, doch habe es keine Minute lang bereut. Es war eine wunderschöne Reise, mit netten Menschen, tollen Erfahrungen und einer unglaublichen, vielfältigen Landschaft. Ich werde auf jeden Fall irgendwann noch einmal zurückkehren.
Wieso nicht noch einmal nach Buenos Aires gehen, um eine Weile Tango zu lernen? Wieso nicht noch einmal nach Patagonien gehen, um mehr von diesem wilden, abgelegenen Teil unserer Erde zu sehen? Eines Tages, so viel steht fest. Aber bis dahin gilt es, noch unzählige andere wundervolle Orte zu entdecken.
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DIE GASTAUTORIN:
Hallo, ich bin Linda. Geboren und aufgewachsen bin ich im wunderschönen Würzburg in Unterfranken. Da es auf der Welt jedoch noch viele andere wunderschöne Orte gibt, zieht es mich oft – öfter, als meiner Familie oder meinen Freunden lieb ist – weit weg. Nachdem ich mein Medienkommunikationsstudium abgeschlossen hatte, habe ich also erneut meinen Backpack, meinen besten Freund, gepackt und Deutschland vorerst den Rücken gekehrt. Gerade habe ich fünf Monate in Ecuador gelebt, doch meine nächste Station steht ebenfalls schon fest: Asien. Neben Fotografie, Nähen und Essen liebe ich es, auf meinen Reisen die verrücktesten und interessantesten Menschen kennenzulernen. Denn von jedem – egal wie verrückt – kann man etwas lernen, und das möchte ich mir nicht entgehen lassen!
2 Kommentare
Und schon wieder ein Land mehr auf meiner Travel Bucket Liste ;-) Toller Post!
Danke, Linda, für dein super-netten Reisebericht!