„Laura? Wie lange müssen wir hier noch liegen? Ich kann nicht mehr! Man rette uns…“. Da liege ich nun, im neckischen Strohbett. Dass man zum schön sein, auch manchmal leiden muss, hatte ich irgendwie verdrängt: Ein kleiner Erfahrungsbericht über mein Heubad im Bad Moos.
Im 4Sterne Wellness- und Kurhotel Bad Moos im Hochpustertal in Südtirol gilt die Prämisse, Gesunde gesund zu halten. War das Hotel dazu früher ein Kurbad, griff es in den 80ern statt dessen den Trend „Wellness“ auf und gab dem Gast das, was er heute will: „Was zum Wohlfühlen und mit Show Off!“, so die Hotelleitung.
Show Off habe ich bei meinem Besuch im Bad Moos spätestens dann betrieben, als ich nach einem Heubad nackt, nur mit feuchtem Heu bedeckt, anmutig wie eine Vogelscheuche mit nassen Füßchen durchs Zimmer tapste. Wohlgefühlt habe ich mich dabei auch, allerdings war es bis dahin ein etwas holpriger Weg. Erfahrt mehr über mein abenteuerliches Heubad im Bad Moos.
Ein Heubad verläuft im Grund in 5 Phasen.
- Phase 1. beim Heubad im Bad Moos: Baden. Als erstes badet man ganz entspannt in einem, mit wohlig warmen Wasser und Heusud gefüllten Holzzuber und fühlt sich dabei fast wie eine Prinzessin. 20 Minuten schwebt man in diesem Himmel. Während dessen soll man sich ein mit Heu gefülltes Leinensäckchen auf den Muskelkater oder sonstige schmerzende Stellen drücken. Die Idee, wegen einem Säckchen Heu keinen Muskelkater (wir waren am Tag zuvor Skifahren) mehr zu bekommen fand ich so klasse, ich habe sofort fleißig geschrubbt und gedrückt. Die trockene Haut vom Winter muss weg!
- Phase 2. beim Heubad im Bad Moos: Nachschwitzen. Nach dem wohligen Heubad wird man zum Nachschwitzen nackt auf ein vorgewärmtes Wasserbett gelegt, das mit feinstem Bergheu bedeckt ist. Mit diesem Bergheu wird man auch von oben zugedeckt. Nackt! Dann soll man entspannt dahin träumen. So der Plan. Klar schleicht beim Begriff „Heubad“ immer die Sorge mit, dass es piksen könnte. Aber wenn das tausende Gäste im Bad Moos schon vor mir genossen haben, kann es ja nicht so schlimm sein, hatte ich gedacht. Meine Erkenntnis? Es war schlimm!
Hier ein exemplarischer Auszug aus dem Gespräch zwischen mir und meiner besten Freundin, die neben mir lag, während wir im Heubett nachschwitzen – und eigentlich entspannen – sollten.
Gesa: „Ui. Laura? Es piiiiekst!“
Laura: „Ihjaaa! Mich auch.“ (lacht)
Ein paar Sekunden später. G: „Oh gott, es piekst wirklich. Das ist das Wasserbett. Das macht, dass man vollkommen umschlossen ist und auch jah überall Heu spürt. Laura, bin ich pingelig oder piekst es dich auch so?“
L: „Ja, Nein. Same here. Aber du musst dich entspannen, dann geht’s…und nicht so tief einatmen. Schnappatmung! (mit zugekniffenem Mund) Du musst deine Kräfte jetzt sparen, das ist eine Extremsituation!“
G: „Wah aber ich kann nicht! Ich muss mich überall anspannen damit ich es aushalte. Weil wenn ich mich nicht anspanne, dann ist es noch viel schlimmer! Mama, ich will zu meine Mama. Maau.“
L: (lacht) „Uah, aufhören! Ich darf nicht lachen, das tut nur noch viel mehr weh! Du musst aufhören. Aufhören!“
G: „Aber es ist so unglaublich heiß. Ich kann nicht mehr. Oh Gott es piekst! Und es ist so heiß. Ich hab schon ´nen ganz roten Kopf. Laura, hab ich ´nen roten Kopf?“
L: „Ja. Und ich?“
G: „Auch! Mama. Wie lange müssen wir hier liegen? Wann kommt die wieder? Rettet uns…Laura, warum tun wir uns das an? Ich komme mir vor wie gestern mit dem Alkohol. Wieso trinkt man Schnaps, wenn man davon eh das Gesicht verzieht. Ich versteh´ das nicht! Ich trinke nie wieder Alkohol, der mir nicht schmeckt.“
L: „Haha, aber echt! Oh man Gesa, wir sind solche Kulturbanausen. Das kanns doch nicht sein, dass wir nicht in der Lage sind zu entspannen! Wie haben das denn die anderen gestern gemacht? Die haben doch gesagt das war angenehm! Lügner! Warum haben die nichts vom Kratzen gesagt?“
G: „Mau.“
L: „Ich fühl mich echt schlecht. Das kanns doch nicht sein. Wir müssen jetzt versuchen uns zu entspannen!“
G: „Ok.“ …………Pause………… „Oh Gott es sind hier bestimmt 100 Grad drunter.“
L: „Psst! Versuch einfach dich zu entspannen!“
G: „Ok.“…………Pause………. „Hihihi, aber dann kitzelt es überall. Es kribbelt so.“
L: „Psst!“
STILLE
- Phase 3. beim Heubad im Bad Moos: Tiefenentspannung. Damit kommen wir zu Phase 3 eines Heubads. Der urplötzlichen Tiefenentspannung, die höchst unerwartet auf enormes Stickeln und Anspannung folgt. Wie von Zauberhand, schlummern wir auf einmal beide gleichzeitig ein, und wachen erst aus dem dornröschenartigen Schlaf auf, als die Spadame vom Bad Moos uns vom Heu befreit. „Können wir noch ein bisschen bleiben? Wir sind erst viel zu spät eingeschlafen…“.
- Phase 4. beim Heubad im Bad Moos: Strohpuppen-Tanz. Da stehe ich nun in neckischem Strohpuppenkostüm: Nackt, aber mit reichlich klammen Heu bedeckt. Noch etwas benommen von meinem Heubad-Schlaf, zupfe ich mir das Gras vom Leib, dass mir am ganzen Körper klebt. Um das Spiel zu erleichtern, hüpfe ich unter die Dusche. Die Dame, die uns aufgeweckt hat, ist wieder aus dem Raum entschwunden und lässt uns Zeit, uns wieder in den Bademantel zu werfen. Draußen wartet schon unser Prinzessinnen-Holunderblüten-Trank.
- Optionale Extra Phase nach dem Heubad im Bad Moos: Rücken-Nacken-Kopf-Massage. Kollegen raumen, es gäbe hier im Bad Moos die beste Massage, die sie je bekommen hätten. Und tatsächlich ist sie richtig gut! Zwar hatte ich kurzzeitig das Gefühl, ein bärenstarkes Kind würde auf meinem Rücken „Pizza backen“ spielen, aber das kann, wenn die Mutter aller Pizzen eh um die Ecke geboren wurde, ja gar nicht so schlecht sein. Nach einer guten halben Stunde Massage habe ich alles um mich rum vergessen: „Wie lange lag ich hier? 90 Minuten? Eine Stunde?“ „Nein, eigentlich nur eine Halbe.“ Beim Gang zurück aufs Zimmer strahle ich jeden Entgegenkommenden offenbar mit einer solch inneren Ruhe und Zufriedenheit an, ich fühle mich wie ein Außerirdischer.
- Phase 5. beim Heubad im Bad Moos: Sich besser fühlen. Es ist wahr. Wer schön sein will muss wohl auch leiden. Aber nur ein bisschen. Nicht nur, dass meine Haut nach diesem Heubad wundervoll zart ist, wie das letzte Mal höchstens, als ich in Babylotion gefallen bin. Nein, ich fühle mich total gut. Ich bin so entspannt, ich strahle über das ganze Gesicht. Ich fühle mich gut in meinem Körper. Besser als zuvor! Wenn das wirklich der Verdienst vom Heubad sein soll, dann gehe ich Zuhause gleich zum nächsten Bauern und hol mir eine Fuhre von seinem Heu. Zappalott :)
Wofür ist ein Heubad gut?
Ein Heubad soll Glieder- und Kreuzschmerzen lindern (was beispielsweise nach 2-tägigem Ski-Extremsport auf dem Berg nebenan nie schaden kann), ist gut gegen Rheuma, entschlackt, und – womit man mich immer locken kann: reinigt die Haut und macht sie seidig zart. Dass man zum schön sein aber auch manchmal ein bisschen leiden muss, sollte man nicht vergessen. Dafür winkt einem aber neben blühender Gesundheit eine tiefen-entspannte Phase voller Wohlgefühl.
Trotz allen Strapatzen bin ich vom Heubad begeistert und wurde schlussendlich ordentlich belohnt – und das nicht nur mit einem Dornröschen-Power-Nap. Denn am nächsten Tag und auch dem Tag danach hat meine Haut tatsächlich wie Perlmutt geschimmert. Damit hege ich von nun an die feste Meinung, dass alle Models vor ihren Nacktshoots ein Heubad im Bad Moos durchstehen. Wer schön sein will, muss also wohl einfach ein Heubad nehmen.
Hier noch ein paar Impressionen vom Hotel Bad Moos:
Vielen Dank ans Hotel Bad Moos und Maro und Partner.
3 Kommentare
Arg schön!
Der Holzsessel ist ja mega genial.
das bergische pendant zum Strandkorb :D