Ich weiß nicht, ob ihr von dem kleinen Städtchen Baden in der Schweiz schon einmal gehört habt? Ich glaube nicht, aber ich hoffe, dass es euch nach meinem Artikel im Gedächtnis bleibt und ihr irgendwann einmal den Weg dort hin findet. Nach Baden reisen ist ein Kurzurlaub von dem ihr wie neugeboren nach Hause zurückkehrt. Hier kommen meine Tipps, wie ihr einen unvergesslichen Aufenthalt habt und das Beste aus der Stadt rausholt.
Baden in der Schweiz: Eine Zeitreise in die Bädertradition
Wer heute durch das Bäderquartier läuft, kann sich ohne die vielen Geschichten und Erzählungen gar nicht vorstellen, wie es hier einst zuging. Baden hat seine Namen, wie das Wort eigentlich schon selbst verrät, vom „Baden“. Durch die heilsamen Thermalquellen, welche schon die Römer zu schätzen wussten, bekam Baden schon vor langer Zeit Anerkennung und Ruhm. Das Thermalwasser sollte von allerhand körperlichen Leiden befreien und auch von bösen Geistern im Körper. Meistens verbachten die Reichen und Adeligen 6 bis 9 Wochen hier. Erst haben sie sich hochgebadet – von 20 Minuten am Tag bis hoch zu 8 Stunden im Wasser. Das Thermalwasser mit den vielen Mineralien reizte die Haut nach den vielen Wochen so sehr, dass sie anfing zu bluten.
Das war sozusagen der Wunscheffekt der Kur – der Badeausschlag. Das Blut öffnete die Haut und mit ihm kamen alle bösen Geister aus dem Körper heraus. Danach badeten sich die Kurgäste wieder runter, die Wunden heilten, die Grinder fielen ab und nach der Kur kam der Gast mit neuer Haut und reiner Seele wieder zurück nach Hause. Bei der reinen Seele bin ich mir jedoch nicht so ganz sicher, denn die Bäder waren immer ein feucht-fröhliches Vergnügen. Was soll man denn auch 8 Stunden im Wasser machen? Man isst und trinkt und isst und unterhält sich und hatte seinen Spaß, flirtete und besticht die Sittenpolizei mit ein paar Geldmünzen, damit sie für ein paar Minuten einmal wegschaut.
Frauen und Männer durften nämlich zusammen baden. Pro Monat mussten um die 120 Hübschlerinnen (Prostituiere) gecastet werden, die den wohlhabenden Männern Unterhaltung boten. Aber auch die reichen Damen hatten ihren Spaß. Manch eine hat sich sogar in den Ehevertrag schreiben lassen, dass sie mindestens einmal im Jahr eine Badenfahrt machen möchte. Mit oder ohne Ehemann. Hermann Hesse verbrachte auch einige Zeit in Baden und hat ein amüsantes Büchlein über den Kurgast geschrieben. Das Einzige, was die Kurgäste aufhatten, war ein Strohhut, damit die Läuse nicht ins Essen fielen. Damals wurde Baden nicht mit Körperreinigung gleichgesetzt.
Noch viel mehr Geschichten bekommt ihr bei einer Stadtführung erzählt. Ich fand es total interessant und bin danach mit ganz anderen Augen durch die Stadt gelaufen. Die unterschiedlichsten Themen der Führungen könnt ihr auf der Seite „Stadtführungen Stadt Baden“ anschauen. Danach geht man mit ganz anderen Augen durch die Stadt.
Baden in der Schweiz: Warme Füße an kalten Tagen – ein Tee auf der Thermalbank
Im Grunde ist mir eigentlich schon jede Stadt sympathisch, die einen Fluss hat. Noch schöner ist es, wenn man lange Spaziergänge an diesen Fluss unternehmen kann und der Höhepunkt – schöne Plätze zum Verweilen findet. In Baden gibt es eine ganz besondere Sitzgelegenheit – die Thermalbank. Es ist ein Bank, die in einem Wasserbecken an dem Fluss Limmat liegt. In dem Wasserbecken fließt das warme Thermalwasser. Auf der Bank sitzen Freundinnen und Pärchen, Familien und Rentner, ziehen sich die Socken aus und sitzen mit hochgekrempelten Hosenbeinen bis zu den Waden im Wasser. Manche lesen ein Buch, andere wiederum haben sich ein kleines Picknick mitgebracht. Ich kann wirklich sagen, dass dies eine ganz besondere Bank ist und ich habe noch keine mit integrierter „Fußheizung“ im Freien neben einem Fluss und mitten in der Stadt gesehen.
Baden in der Schweiz: Die Natur kommt zu Wort
Ich war wirklich total begeistert von diesem Guide, den ich eigentlich nur zufällig entdeckt habe. Wenn man in der Stadt ist, dann denkt man nicht als erstes an die Natur, doch es heißt, dass man in Baden, egal wo man ist, nur 10 Minuten braucht, um im Wald zu stehen. Am Limmatsteg habe ich eine kleine Tafel gefunden, auf der der Hinweis stand, dass man die folgende Telefonnummer kostenlos anrufen kann, wenn man die Unterwasserklänge eines Flusses hören möchte. Gelesen, getan. Mit dem eigenen Mobiltelefon können Besucher die kostenlose Nummer an 19 unterschiedlichen Standorten in der Stadt anrufen. Die ganzen Standorte seht ihr auf der Karte. Der Audioguide verrät, ob es im Badener Wald rosarote Pilze gibt, was der Klettverschluss mit einem Propeller zu tun hat und wie sich der Fluss unter Wasser anhört. So eine tolle Idee. Mehr Infos unter “Ohren auf – Natur erzählt“.
Baden in der Schweiz: Der eigene Spa
Es war herrlich! Ich habe völlig die Zeit vergessen und hätte noch zwei bis drei Stunden im Wasser planschen und im Dampfbad sitzen können. Der Limmathof in Baden bietet einen ganz besonderen Ort an – den Privat Spa Limmathof. Kurz zu Erklärung: Das Hotel Limmathof besteht aus zwei Gebäuden. Im Bäderquartier befindet sich der alte, historische Teil und über dem Fluss das neue Gebäude. Das Konzept gefällt mir sehr gut. Man möchte nämlich die Gäste und die Bewohner vermischen. Im Hotel gibt es neben Hotelzimmer auch Wohnungen, die vermietet sind und eben den Privat Spa für alle, die ganz in Ruhe das Thermalwasser genießen möchten.
Ich durfte zwei Stunden einfach nur genießen, die Zeit vergessen und mich so richtig entspannen. Als erstes habe ich das Kneippbecken genutzt. Man sollte immer erst mit warmen Wasser anfangen und auch wieder mit warmen Wasser aufhören.
Danach ging es in das Sprudelbad mit frischem Thermalwasser. Das Badener Thermalwasser ist rund 47 Grad warm, wird aber für die Gäste etwas runter gekühlt. Man nennt es auch „flüssiges Gold“, da es so eine einmalig hohe Mineralisierung hat.
Dann habe ich mich in meine private Dampfsauna gesetzt und anschließend ein Nickerchen auf dem Wasserbett gemacht. Es war traumhaft schön und ein wirklich ganz besonderes Erlebnis. Danach kommt man wie neugeboren aus dem Spa und schwebt durch den Tag.
Das Wasserbett
Baden in der Schweiz: Essen mit gutem Gefühl
Das Restaurant der Rote Turm in Baden ist ein ganz besonderes Lokal. Es ist ein Unternehmen der Trinamoag in Aarau. Es ist nicht nur ein wunderbarer Ort zum Essen und Trinken, sondern auch ein Arbeitsplatz für leistungsbeeinträchtigte Menschen, die hier die Chance bekommen, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Und der Aspekt Nachhaltigkeit wird ganz groß geschrieben. Sich ausgewogen ernähren, den natürlichen Jahreszyklus respektieren und sich abwechslungsreich, saisonal, regional und fantasievoll zu ernähren ist das Ziel. Das Fleisch kommt aus der Metzgerei in Baden, die frische Pasta kommt aus der Region und das Obst und Gemüse aus Dättwill. Ich muss sagen, dass ich jedes Mal, wenn ich in der Schweiz bin, merke, dass hier Regionalität viel wichtiger ist und der Umgang mit Lebensmittel bewusster als in Deutschland.
Baden in der Schweiz: Träumen im Limmathof
Die perfekte Unterkunft in Baden ist das historische Gebäude des Limmathofs im Bäderquartier. Hier kann man in den Gassen spüren, wie es einst zur Zeit der Bäderfahrten zuging. Ich habe im Dachgeschoss des Hotel Limmathof übernachtet und hatte ein tolles Zimmer, mit Fachwerkbalken und kleinen Dachfenstern, durch die ich in die Gassen schauen konnte.
Mein Badezimmer und mein Bett.
Eine Kochnische gibt es auch.
Unten im Gebäude ist das Restaurant „Goldener Schlüssel“. Hier gibt es allerhand Schneuggereien und die können je nach Appetit, Lust und Laune kombiniert werden. Das Konzept erinnert mich ein bisschen an Schweizer Tapas.
Die Schneuggereien
Im Gebäude, in dem sich die Rezeption befindet, liegt auch der Novum Spa. Baden im Gewölbekeller, Schwitzen im Dampfbad und dann richtig Runterkühlen im Eisraum. Der Novum Spa ist nicht nur bei Hotelgästen beliebt, sondern durch den Day Pass kommen viele Tagesgäste zum Entspannen in den Spa. Auch hier badet man im mineralreichsten Badewasser der Schweiz.
Baden im Thermalwasser
Der Novum Spa
Ruheraum
Baden in der Schweiz: Augen zu und runter schlucken.
Natürlich sollt ihr bei einem Besuch in Baden nicht nur im Thermalwasser plantschen, sondern ihr müsst es auch mindestens einmal trinken. Es gibt an mehreren Stellen in Baden Trinkwasserbrunnen. Eine Karte findet ihr hier. Ich kann euch nur raten – Augen zu und durch. Es schmeckt scheußlich, aber es ist so gesund.
Adventszeit in Baden in der Schweiz
Je älter man wird, desto mehr verliert die Adventszeit leider ein bisschen an ihrer Magie. In Baden gibt es jedoch jedes Jahr einen Tag, der jeden, ob groß oder klein eine Gänsehaut zaubert. Jeden Mittwoch vor dem ersten Advent wird es abends ganz dunkel in den Gassen. Jedes Kind bekommt ein Glöckchen in die Hand. Die “Glöggliverteilete“ an die Kinder beginnt um 17 Uhr auf dem Cordulaplatz. Dann führt ein Umzug durch die dunklen Gasse bis zum Schlossbergplatz. Sobald alle Kinder auf dem Schlossbergplatz eingetroffen sind, beginnt die Märchenerzählerin mit der Geschichte vom Badener Weihnachtslicht. Zum Schluss läuten die Kinder mit ihren Glöckchen und bringen so die riesige Lichterkugel und das ganze Lichtkunstwerk der Innenstadt zum Leuchten. Wunderschön!
Die größte Sause der Stadt Baden in der Schweiz
Alle 10 Jahre steht die Stadt einmal Kopf. Dann wird 10 Tage lang die Badenfahrt gefeiert. 2017 ist es wieder soweit. Vom 18. bis 27. August 2017 feiert Baden die elfte Badenfahrt und rund eine Million Besucher werden erwartet. Wer im 19. Jahrhundert von der «Badenfahrt» sprach, meinte damit die Fahrt zur Kur in die Bäder von Baden. Diese Fahrt versprach weit mehr als körperliche Wohltat, sie versprach auch allerlei Lustbarkeiten für Herz und Geist, wie ich euch oben schon erzählt habe. Seit 1923 befindet sich die Bäderstadt alle zehn Jahre in Festlaune und lässt die besondere Gastfreundschaft, Fest- und Lebensfreude aufleben.
Limmathof Baden
Altstadt von Baden
Eisraum im Novum Spa
Bistro Hirsch
Frühstück
Hotel Blume im Bäderquartier
Kneippbecken im Privat Spa
Privat Spa im Limmathof
Dieser Post ist in Kooperation mit MySwitzerland.com entstanden.
1 Kommentar
Schön hast du diesen Blog über meine Stadt geschrieben und wir Einheimische freuen uns auch riesig auf die Badenfahrt! Wenn du dann auch vorbeikommen magst, hab immer ein Gästezimmer frei und ist auch Hundefreundlich (das Zimmer, nicht das Fest). Liebe Grüsse aus Baden