Im äußersten Südosten Deutschlands liegt ein ganz besonderes Juwel versteckt: das Berchtesgadener Land. Hier trifft die unberührte Natur des einzigen deutschen Nationalparks in den Alpen auf bayrische Gemütlichkeit und bietet ein Naturparadies nicht einmal zwei Stunden von München entfernt. Die Gegend von Watzmann, Königssee und Co. ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr, trotzdem könnt ihr abseits des Massentourismus Ecken finden, von denen ihr gar nicht glauben könnt, dass sie in Deutschland liegen.
Ein Small Canyon in Bad Staffelstein, die bayerischen Malediven beim Starnberger See, die Toskana in Rheinhessen oder ein Märchenwald in Brandenburg – in unserem digitalen Reiseführer geht es zu den 33 schönsten Naturhighlights in Deutschland. Von der salzigen Brise im Norden bis zum Gipfelglück im Süden ist wirklich alles dabei. Wunderschöne Landschaften, geheime Plätze, besondere Unterkünfte, Tipps für Cafés, spannende Aktivitäten sowie kleine und große Abenteuer erwarten neugierige Reisende. Dieses eBook ist ein Potpourrie an Orten und Möglichkeiten – denn in jedem Bundesland gibt es etwas Besonderes zu entdecken. On top gibt es sechs besondere Orte in Österreich.
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Berchtesgadener Land: Landschaft genießen am Königssee
Eingebettet zwischen Steilhängen liegt fjordartig der etwa acht Kilometer lange Königssee im Berchtesgadener Land. Wenn ihr den Trubel der „Flaniermeile“ vom Parkplatz bis zur Seelände überstanden habt und auf eines der Elektroboote steigt wird, werdet ihr von einem schon fast unwirklichen Naturschauspiel überwältigt. Die schroffen Felsen, das kristallklare Wasser und die malerischen Ausblicke sind mit keiner anderen Bootsfahrt in Deutschland zu vergleichen. Hat das Boot den Anleger verlassen, wird es schnell ganz ruhig und ihr lauscht den häufig mit sehr trockenem Humor garnierten Ausführungen des Bootspersonals.
Nach etwa 30 Minuten Fahrt und einer Vorführung der Echos des Königssees durch eine Trompeteneinlage erreicht ihr die Haltestelle Sankt Bartholomä mit der berühmten Wallfahrtskirche und euch erwartet ein atemberaubender Blick auf die 1.800 Meter hohe Ostwand des Watzmann. Um den besten Ausblick zu haben, solltet ihr euch im Boot auf die rechte Seite setzen.
In Sankt Bartholomä angekommen heißt es: Einfach genießen. Das Restaurant mit sehr großem Biergarten hat sich trotz Massenabfertigung Charme und Niveau behalten und die Kellner sind immer für einen Witz zu haben. Gestärkt könnt ihr einen kleinen Spaziergang am Seeufer machen und die Landschaft auf euch wirken lassen. Durch Verbote von Motorschiffen (die Schifffahrt ist seit 1909 elektrisch) und fehlender Bebauung am See ist das Wasser glasklar und verfügt über Trinkwasserqualität. Das Schwimmen sollte lieber den ganz Mutigen überlassen werden, denn auch im Hochsommer liegt die Wassertemperatur selten über 15°C.
Leider ist die Fahrt über den Königssee zu einem (international) bekannten Ausflugsziel geworden, weshalb es im Sommer teilweise zu sehr starkem Andrang kommen kann. Deshalb solltet ihr spätestens um ca. 10:30 Uhr starten. Achtung Hundebesitzer: Seit dem 1. Januar 2018 herrscht Maulkorbpflicht für die Bootsfahrt!
Müsst ihr dennoch etwas länger auf das Boot warten oder seid nur einen Tag zu Besuch im Berchtesgadener Land könnt ihr von der Seelände aus auch einen kleinen Spaziergang zum Malerwinkel machen. Nach ca. 10 bis 15 Minuten sehr leichter Wanderung erreicht ihr den Aussichtspunkt von dem man den gesamten See bis nach Sankt Bartholomä im Blick hat, den Malerwinkel Rundweg. Hört ihr ganz genau hin, könnt ihr sogar dem Echo der Trompeten lauschen.
Blick über Sankt Bartholomä mit Watzmann Ostwand im Hintergrund
Nur etwa 10 Minuten vom See entfernt liegt der Aussichtspunkt Malerwinkel
Berchtesgadener Land: Wanderung zur Eiskapelle an der Watzmann Ostwand
Startend von Sankt Bartholomä ist in etwa eineinhalb bis zwei Stunden (230 Höhenmeter, ca. 3 Kilometer) die Eiskapelle an der Ostwand des Watzmann zu erreichen. Vom Bootsanleger ist der Weg zur Eiskapelle gut ausgeschildert und führt durch den Wald bis in ein trockenes Flussbett, durch welches ihr zur Eiskapelle gelangt. Die Wanderung ist für jedermann zu machen, jedoch solltet ihr schon über festes Schuhwerk für den letzten Abschnitt verfügen.
Die Eiskapelle an der Ostwand des Watzmann ist das tiefgelegene permanente Eisfeld der Alpen und ein einmaliges Naturschauspiel. Etwa ab Juni „öffnet“ sich die Kapelle, das heißt durch die Luftströmung und Schmelzwasser bildet sich eine Höhle im Schneefeld. Bis zum ersten Schneefall bleibt die Höhle bestehen. Durch den eiskalten Luftzug in Verbindung mit der hohen Feuchtigkeit solltet ihr – auch im Hochsommer – immer eine dicke Jacke eingepackt haben, sonst ist die Erkältung vorprogrammiert.
Auch wenn die Versuchung groß ist: Das Betreten der Eishöhle ist lebensgefährlich! Es können immer Eisbrocken von der Decke fallen, da hilft auch kein Helm!
Betreten nicht empfohlen!
Eiskapelle an der Watzmann Ostwand
Berchtesgadener Land: Schnittlauchbrot essen an der Fischunkelalm am Obersee
Steigt ihr nicht an der Haltestelle Sankt Bartholomä aus, sondern fahrt mit dem Elektroboot noch bis zur Endhaltestelle Salet (weitere ca. 30 Minuten Fahrtzeit), ist der Obersee nach circa zehnminütigem Spaziergang einfach zu erreichen. Neben der Instagramberühmtheit der Bootskabine am vorderen Ende solltet ihr den Weg zur Fischunkelalm am Ende des Obersees auf euch nehmen – Trittsicherheit Pflicht! Hier erwartet euch eine kleine Alm, die aus dem Fenster Radieserl- und Schnittlauchbrot verkauft. Hier heißt es auch: Durchatmen und genießen! Hier klingelt nämlich ganz sicher kein Handy.
Durch die starke Präsenz des Obersees im Internet (2017 gehörte der Obersee zu den Top 10 der meistgepinnten Seen weltweit auf Pinterest) solltet ihr auch hier direkt früh starten, wenn ihr etwas Ruhe genießen möchtet.
Hier leben glückliche Kühe!
Berchtesgadener Land: Am Morgen Schaukeln auf der Marxenhöhe
Ein ganz besonderer Aussichtspunkt ist die Marxenhöhe über Berchtesgaden. Den Aussichtspunkt könnt ihr bequem erreichen, wenn ihr unterhalb der Ferienwohnungen Marxenlehen parkt, von hier aus benötigt ihr noch etwa zehn Minuten (einfacher Spaziergang). Speichert euch unbedingt den genauen Punkt in Google Maps.
Einzigartig ist die Stimmung bei Sonnenaufgang, wenn die Bergspitzen von Familie Watzmann glühen und im Tal noch der Frühnebel hängt. Als besonderes Schmankerl hat das Start-Up hutschn dort eine Schaukel aufgehängt. Einmalig!
Aussicht von der Marxenhöhe über Berchtesgaden
Schaukeln mit Panorama
Berchtesgadener Land: Bilderbuchpanorama auf der Kneifelspitze genießen
Ein Morgen auf der Marxenhöhe lässt sich auch gut mit einer Wanderung auf die Kneifelspitze verbinden. Die familiengeführte Paulshütte auf dem Gipfel der Kneifelspitze hat ganzjährig geöffnet und wartet mit einer kleinen, sehr feinen Auswahl typisch bayrischer Spezialitäten – und natürlich Kuchen! – auf. Der Ausblick von der Terrasse aus ist mit keinem zu vergleichen, an guten Tagen reicht der Blick bis Salzburg. Aber ihr könnt auch den Königssee, Watzmann, Hochkalter und Kehlsteinhaus sehen.
Startet ihr die Wanderung an der Kirche Maria Alm benötigt ihr etwa anderthalb Stunden (2,6 Kilometer, 450 Höhenmeter), geht ihr den Umweg über die Marxenhöhe braucht ihr etwa 10 bis 20 Minuten länger. Die Wanderung verlangt etwas Kondition.
Panorama von der Terrasse der Paulshütte auf der Kneifelspitze
Schlemmen und stöbern am Markt im Berchtesgadener Land
Hin und wieder kann man den Tag auch etwas ruhiger angehen lassen. Dazu eignet sich ein Tag am Marktplatz von Berchtesgaden perfekt. Der historische Ortskern ist noch hervorragend erhalten und die Filialisierung bzw. Gleichmachung aller Einkaufspassagen der Städte hat hier noch nicht ganz Einzug gehalten.
In Berchtesgaden gibt es viele kleine Geschäfte, die man sonst nirgends mehr findet. Besonders angetan haben es mir die Läden „Der schöne Tisch“ und „Mein Alpenherz“. Zwar habe ich beim schönen Tisch noch nie etwas gekauft, aber die Eigentümerin ist ein Original mit ihrer Labradorhündin Lisa – einmalig! Ähnlich ging es mir ein paar Meter weiter bei „Mein Alpenherz“, hier sind so gut wie alle Produkte selbst gemacht und/oder regional und der Laden ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer. Urgemütlich!
Wenn euch der bayrische Zauber eingefangen hat und ihr euch dementsprechend standesgemäß einkleiden möchtet solltet ihr beim Lederhosenmacher Stangassinger vorbeischauen und euch eine Lederhose maßanfertigen lassen – hier hat sich auch schon der ein oder andere Promi zugeschlagen. Braucht ihr dennoch etwas Bedenkzeit könnt ihr einen Kaffee mit nachhaltigen Snacks in der Ledererstubn direkt unter dem Lederhosenmacher trinken und damit eine ortsansässige Einrichtung für geistig Behinderte unterstützen.
Kulinarisch ist vor allem der Gasthof Neuhaus hervorzuheben, hier gibt es egal ob innerhalb oder außerhalb der Saison immer gute bayrische Küche. Eine gute vegane Küche bietet das Bauchgfui.
Ortskern von Berchtesgaden
Berchtesgadener Land: Schmusen am Rossfeld
In Sommer wie Winter umwerfend ist der Ausblick vom Rossfeld, welches ihr über die (mautpflichtige) Rossfeldpanorama Straße erreicht. Besonders schön ist die Stimmung zu Sonnenuntergang im Sommer auf der Bank des Modellflugvereins (auch hier empfiehlt sich das Abspeichern des Google Standorts) – weil die Bank etwas schwierig zu finden ist, seid ihr dort fast immer alleine. Am Abend wird auch (meistens) keine Maut mehr erhoben. Der Blick vom Rossfeld geht nach Österreich über Hallein bis ins Dachsteinmassiv. Einen besseren Platz zum Schmusen gibt es eigentlich nicht!
Schöner geht es kaum
Auf dem Weg zur Rossfeldpanoramastraße über Oberau kommt man an dieser Bank vorbei
Berchtesgadener Land: Panorama Spazierwege für Sommer und Winter
Malerische Wanderwege mit Panoramablicken sind im Berchtesgadener Land vor allem der Carl-von-Linde-Weg und der Soleleitungsweg. Beide Wege sind mit Kinderwagen oder für Senioren bestens geeignet und werden im Winter geräumt.
Der Soleleitungsweg in Ramsau beginnt am Zipflhäusl und verläuft ca. fünf Kilometer ohne nennenswerten Anstieg bis zum Gasthaus Söldenköpfl. Meine Empfehlung: Um ca. 11 Uhr vormittags starten, am Söldenköpfl Mittagessen und am Rückweg beim Gasthof Gerstreit Kuchen essen. Von dem Käsekuchen träume ich seit Monaten …
Der Carl-von-Linde-Weg startet an der Dokumentation Obersalzberg und verläuft bis zum Scharitzkehl. Die Wanderung passiert insgesamt drei Gaststätten, jedoch genügt der Weg bis zur zweiten, dem Windbeutelbaron (ca. 3 Kilometer). Beim Windbeutelbaron ist der Name Programm – hier gibt es Riesenwindbeutel mit hervorragenden Blick über das Tal! Unbedingt probieren! Wenn ihr es nicht so süß mögt, seid ihr in der Gaststätte als eine der besten kulinarischen Adressen der Gegend ebenfalls sehr gut aufgehoben.
Blick auf den Watzmann vom Soleleitungsweg
Der Wanderweg ist auf der gesamten Länge gut ausgebaut
Beim Blick auf das Kuchenbuffet im Gasthof Gerstreit kann man schon ins Schwärmen kommen
Kulinarische Offenbarungen beim Windbeutelbaron am Carl-von-Linde-Weg
Berchtesgadener Land: Litzlalm bei Ramsau
In der Nähe des Hintersees bei Ramsau habt ihr die Möglichkeit, mit dem AlmErlebnisbus zum Haltepunkt Hirschbichl zu fahren und von da aus die Wanderung zur Litzlalm (über Litzlalmstraße 401, 35) nehmen (ca. 1 ¼ Stunden) und so die Grenze nach Österreich zu passieren. Auch wenn es geografisch gesehen nur ein paar Kilometer sind, ist der landschaftliche Unterschied wieder umwerfend! Möchtet ihr mal etwas Abwechslung vom Wandern, eignet sich der Weg zur Litzlalm auch hervorragend für eine Tour mit dem (E-)Bike. Der Weg zur Alm ist dafür bestens ausgebaut.
Auf dem Rückweg solltet ihr noch unbedingt Halt am Hintersee machen und die Stimmung im Zauberwald auf euch wirken lassen – das gastronomische Angebot am Hintersee könnt ihr aber getrost auslassen.
Was für eine Aussicht!
Kurz vor Ankunft an der Litzalm
Ausblick von der Kneifelspitze ins Tal. Im Zentrum steht der Watzmann, links kann man den Königssee sehen.
Panoramaterrasse der Paulshütte auf der Kneifelspitze
Die Schaukel auf der Marxenhöhe wurde temporär vom Start-Up hutschn installiert – deswegen schnell sein bevor sie wieder weg ist!
Besonders morgens ist die Stimmung in den Bergen nahezu magisch.
Ausblick vom Malerwinkel über den Königssee bis zur Halbinsel Sankt Bartholomä. Nur etwa zehn Gehminuten vom See entfernt.
Der Soleitungsweg bei Ramsau ist vor allem im Herbst ein Erlebnis
Am Markt in Berchtesgaden ist die Zeit ein bisschen stehen geblieben, herrlich idyllisch.
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Der Gastautor
Lukas ist in der bayerischen Provinz aufgewachsen und wohnt mittlerweile im wunderschönen München. Mit dem Ende des Studiums und dem Umzug aus der Oberpfälzer Heimat entdeckte er, wie schön die Berge und Landschaften innerhalb von Deutschland und Österreich auch außerhalb der Skisaison sein können. Seitdem versucht er jedes freie und mögliche Wochenende in die Berge zu fahren und möglichst viel Kaiserschmarrn und Germknödel innerhalb kürzester Zeit zu verdrücken und die dann bei einer entspannten Wanderung oder Skifahrt wieder zu verbrennen. Aktuelle Eindrücke könnt ihr immer auf seinem Instagramkanal @luidoodle sehen.
4 comments
Dein Bericht macht richtig Lust sofort die Koffer zu packen und loszustarten. Hast du auch Tipps bzgl einer Unterkunft für junge Familien? Vielen Dank und schöne Grüße,
Elena
Na ja, die Landschaften in den Bergen sind echt atemberaubend. Mit Panoramaspaziergängen lassen sich die Kinder an das Wandern gewöhnen. Danke für die Idee für unseren Familienurlaub! Erst müssen wir aber nach Schladming, wo meine Schulfreundin wohnt, und dann kommt der Nationalpark auf die Liste. Ich hoffe, Schnittlauchbrot sowie auch andere örtliche Spezialitäten werden Appetit bei den Kindern erwecken. Das ist doch nicht die häusliche Küche!
Hallo,
einfach klasse im BGL!
Super Artikel und ganz tolle Bilder.
Vielen Dank dafür.
LG
Follka