Es gibt Begriffe im Leben, zu denen automatisch ein Film vor meinem inneren Auge abläuft, wenn ich sie höre, ohne, dass ich irgendetwas dagegen tun kann. Es ist eine Zwangs-Visualisierung. Einer dieser Begriffe ist Curaçao. Wenn wir es genau nehmen „Blue Curaçao“, das strahlend blaue, alkoholische Getränk. Jetzt möchtet ihr sicher wissen, um was es in dem Blockbuster in meinem Gehirnstübchen geht, wenn ich an Blue Curaçao denke.
Wie fangen wir am besten an, es war einmal vor langer Zeit, es ist wirklich schon lange her, ungefähr 12 Jahre, als ich noch unschuldige 16 Jahre alt war. Meine Eltern hatten im Keller einen Partyraum mit Billardtisch, einer rustikalen Holzbank und eine Musikanlage. Ich wurde immer von ihnen aufgefordert Freunde einzuladen, was ich auch tat, nur nicht, wenn sie da waren. Man fühlte sich eben doch irgendwie unwohl und gestört, wenn im Alter von 16 Jahren die Eltern im Umkreis von 10 Kilometern waren. Es kam jedoch gelegentlich vor, dass sie verreisten, ich sturmfrei hatte und mir Freunde in den Partykeller einlud. Was man in so einem Partykeller macht, muss ich hier wohl nicht bis ins kleinste Detail aufführen – Party. Dumm rumlabern, Musik hören, ein bisschen tanzen, manchmal rumknutschen, aber vor allem viel Alkohol trinken, aber kein langweiliges Bier, sondern irgendwas in fancy Flaschen und leuchtenden Farben, das man wild mit noch zwei anderen hochprozentigen Sachen mischt, die antialkoholische Komponente vergisst und das Zeug reinschüttet. Das nennt man dann „wilde Jugend“ oder wie die Medien so schön sagen „Komasaufen“. Ich nenne es „sich ausprobieren“ und abchecken, ob man das Zeug zum Barkeeper hat. Bis zu diesem Abend ging eigentlich immer alles ganz gut. OK, vielleicht hat der ein oder andere Kerl mal nicht so 100-prozentig die Kloschüssel beim Urinieren getroffen und dem ein oder anderen Mädchen war so schlecht, dass es am nächsten Tag nichts essen konnte, aber im Großen und Ganzen habe ich diese Abende als nett aber unspektakulär im Gedächtnis, bis, nennen wir sie liebevoll Brunnhilde, einen schlechten Tag hatte. Mir ist es gar nicht aufgefallen, aber sie muss, wie Augenzeugen berichteten, literweise Blue Curaçao in sich reingeschüttet haben. Als ich nichtsahnend vom Klo wieder in den Partykeller kam, in dem gerade Britney Spears“ Baby hit me one more time“ trällerte, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich war doch nur vier Minuten weg und der Abend nahm eine dramatische Wende. Brunnhilde kniete schluchzend auf dem Boden, neben ihr Eberhard, der irgendwie am Teppich rumpuhlte. Als ich näher kam, erkannte ich, was da gerade passiert war. Brunnhilde hatte genauso unkontrolliert wie sie getrunken hat, auf den Flokatiteppich gekotzt. Einen ganzen Schwall grünlicher Flüssigkeit (merke: Blue Curaçao plus Orangensaft wird grün) In der grünen Flüssigkeit schwammen gelb, braune Stücke, identifizierbar als Mais und Pilze von der Pizza, die es vor ein paar Stunden gab. Das mit dem unkontrollierten Erbrechen tat Brunnhilde so leid, dass sie in Tränen ausgebrochen war. Eberhard konnte das gar nicht mit ansehen, wollte das Brunnhilde von mir keinen Ärger bekommt, weil sie auf den Flokati meiner Eltern gekotzt hat, und hat versucht, ebenfalls im volltrunkenen Zustand, den Mais und die Pilze aus dem langhaarigen Teppich zu popeln. Voilà, das ist mein Bild, wenn ich das Wort Curaçao höre – Eberhard und Brunnhilde auf dem Flokati meiner Eltern, als Hintergrundmusik Britneys Spears und vor den beiden eine grüne Kotzlache. Na Mahlzeit. Ich weiß, dass ist weder appetitlich, noch eine besonders schöne Vorstellung. 12 Jahre habe ich mich nun mit diesem Bild rumgeärgert. Ich konnte an keiner Bar stehen, ohne die blaue Blue Curaçao-Flasche im Regal zu sehen und dieses Bild in meinem Kopf zu haben. Damit muss Schluss sein. Ich möchte den Reset-Knopf drücken, alles löschen und Curaçao mit neuen Bildern überspielen. Was vielleicht nicht jeder weiß, das alkoholische Getränk Blue Curaçao, kommt von der karibischen Insel Curaçao und da fahre ich hin.
Neun Flugstunden von Deutschland entfernt, an perlweißen Stränden mit bluecuraçaoblauem Meer starte ich eine Wiederaufnahme. Natürlich habe ich mich schon vorab mit der niederländischen Karibik beschäftigt, um meine Vorfreude bis ins unermessliche zu steigern.
Ein absolutes Highlight auf der Insel ist die Hauptstadt Willemstad, bekannt durch ihre pastellfarbene Häuserfassade aus der holländischen Kolonialarchitektur. Schon allein die Geschichte zu den bunten Häusern ist der Knaller. Ein Gouverneur klagte über Kopfschmerzen, für die er das Erscheinungsbild der Stadt verantwortlich machte. Die weißen Häuserfassaden blendeten und langweilten ihn, also forderte er die Bürger auf sich Farbe zu kaufen und sie anzustreichen. Die Bürger gehorchten und dem Gouverneur ging es danach viel besser. Könnte auch daran gelegen haben, dass die Malerfabrik in dem die Bürger ihre Farbe gekauft haben ihm gehörte und er einen super Umsatz machte.
Was man wissen sollte, Curaçao gehört als Teil der Niederlande zur EU. Der Hafen wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Curaçao ist nicht nur wunderschön, sondern hat auch eine beeindruckende Geschichte. Das erste Mal besiedelt wurde Curaçao vor 4000 Jahren. Bis ins 18. Jahrhundert wechselte die Insel öfters den Besitzer. Was jedoch alle gemeinsam hatten, sie brachten jede Menge Sklaven mit auf die Insel. Deren Geschichte wird im Museum Kurá Hulanda erzählt. Langweilig wird es mir auf jeden Fall nicht: einzigartige Buchten, Tauchparadiese, Mountainbike-Routen, Windsurfen, Nationalparks… So, jetzt habe ich doch noch die Kurve von wilden Alkohol-Ekzessen zum UNESCO Weltkulturerbe bekommen.
Falls es mir auf der Reise passiert, dass ich eventuell zu viel Blue Curaçao trinke, bin ich in der besten Gesellschaft, Yvonne von justtravelous wird mir die Haare beim Kotzen halten, Norman von i-ref das Klopapier reichen und mich aufmuntern mit den Worten: „Babe, das schaffst du“, gleichzeitig versucht Sebastian von off the path mir den Magen auszupumpen, Angelika von Reisefreunde beseitigt anschließend die Sauerei und Christoph von vonunterwegs hält mit der Kamera drauf.
Freut euch auf Fotos auf Facebook, tägliche Instagram-Beiträge, Youtube-Videos und Tweets.
Vielen Dank an Curaçao für die Unterstützung!
5 Kommentare
…mag ja alles sein, aber Curacao ist trotzdem eine der langweiligsten und unspektakulärsten Karibik Destinationen, die es gibt. Aber nur durch Erfahrung wird man klug, gelle ?
Babe, ich werd dir nicht nur die Haare hochhalten, sondern gleichzeitig noch einen hübschen französischen Zopf flechten :)
xoxo
bist du da eigenlich alleine unterwegs
Ne mit anderen Bloggern zusammen