Schon nach meinem ersten Tag in Bozen hatte ich mein Herz an diese Stadt verloren. An ihren Charme, ihre Altstadt, ihre Lage, ihre Umgebung und an ihre Bewohner. Bozen ist klein aber fein. Anders, als man es vielleicht erwarten würde, hört man in Bozen vielerorts mehr Italienisch als Deutsch. So schlendere ich durch enge, gepflasterte Gassen, schnappe hier ein „Ciao, come stai?“ auf, zehn Meter weiter dringt mir ein deutscher Gesprächsfetzen ans Ohr, weitere zehn Meter weiter sehe ich zwei Menschen wild mit den Händen gestikulierend ins Gespräch vertieft. Entspannt in einem der zahlreichen Cafés sitzend, mit einem Aperol Spritz in der Hand und Knödeln auf dem Teller vor mir, kann ich uneingeschränkt das Aufeinandertreffen und Ineinandergreifen der italienisch-deutschen Kultur entdecken und genießen. Umgeben von Bergen, durchzogen von Flüssen und geprägt von italienischem, österreichischem und deutschem Einfluss ist Bozen die perfekte Stadt für einen kurzen oder langen Aufenthalt in Südtirol! Deshalb möchte ich versuchen, euch einen kleinen Einblick in eine meiner Lieblingsstädte zu geben.
Bozen Sightseeing Tipps – die Guntschnapromenade für die Panoramaaussicht
Bozen und die Umgebung eignen sich perfekt für Spaziergänge und Wanderungen. Hier kommen Outdoor-Fans definitiv auf ihre Kosten. Einer meiner Lieblingswege in Bozen ist die sogenannte Guntschnapromenade, die in Gries, einem Stadtteil Bozens, startet. Direkt hinter der Pfarrkirche schlängelt sich der Weg in Serpentinen den Hang hinauf, vorbei an wundervollen mediterranen Bäumen, Pflanzen und Kräutern. Immer höher hinauf trägt mich der Weg, immer kleiner werden die Häuser zu meinen Füßen. Während ich mich – nun schon angestrengter schnaufend – die Promenade hocharbeite, genieße ich die atemberaubende Aussicht auf das Tal und die umliegenden Berge.
Zwischendurch bieten sich Sitzgelegenheiten, um wieder etwas zu Atem zu kommen oder in Ruhe die Aussicht zu genießen, sowie Schilder mit interessanten Informationen über die Gegend. An einer Wegbiegung findet man beispielsweise ein altes Foto aus dem Jahr 1930, auf dem der Teil von Bozen zu sehen ist, der sich zu meinen Füßen erstreckt. Nebendran steht ein leerer Rahmen, der bei einem Blick hindurch denselben, allerdings gegenwärtigen Ausschnitt der Stadt zeigt.
Bozen Sightseeing Tipps – Wanderwege rund um Bozen
Wem dieser Spaziergang nicht genug ist oder wer gerne einmal einen Tag außerhalb der Stadt verbringen möchte, findet um Bozen herum mehr als genügend Wanderwege für jedes Schwierigkeitslevel. Die idyllischen Hütten und Almen, die sattgrünen Wiesen und die majestätisch emporragenden Berge sind definitiv einen Ausflug wert. Ich liebe es, für einen oder mehrere Tage die Stadt zu verlassen und mich ganz im Einklang mit der Natur zu befinden. Einfach einen Fuß vor den anderen zu setzen, die Gedanken und Blicke schweifen zu lassen und den Kopf frei zu bekommen.
So wandert man in Bozen!
Bozen Sightseeing Tipps – das Bergsteiger-Museum
Lässt man den Blick von der Stadt aus über die Hügel schweifen, die Bozen umgeben, erblickt man außerdem eine Burg nach der anderen. Eine davon ist Schloss Sigmundskron, die das MMM, das Messner Mountain Museum, beherbergt. Nicht nur die Burg an sich macht ordentlich was her, auch das Museum, das unter anderem von der Geschichte des Bergsteigens erzählt, ist definitiv einen Besuch wert. Der Besucher wird von einem Teil der Ausstellung zum nächsten mitgenommen und über das komplette, vor allem abends leicht mystisch wirkende, Gelände geleitet. Hin und wieder begegnet man künstlerischen Aspekten, die gekonnt in die Szene integriert sind. Man klettert die schmalen Wendeltreppen in den Türmen empor, lässt die ausgestellten Bilder und Gegenstände auf jeder Ebene auf sich wirken, durchquert die grünen Innenhöfe der Anlage und läuft hoch oben an Burgmauern entlang. Wenn dann noch Nebel aufzieht – so wie bei meinem Besuch – ist die mystische Atmosphäre dieses Ortes perfekt!
Das Schloss Sigmundskron
Bozen Sightseeing Tipps – den Ötzi im Archäologiemuseum besuchen
Wieder zurück in Bozens Zentrum gibt es selbstverständlich noch eine Menge zu entdecken. Ein Muss ist auf jeden Fall das Südtiroler Archäologiemuseum, in dem der weltbekannte Ötzi – der Mann aus dem Eis – ausgestellt ist. Ötzi wurde 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckt und gehört zu den ältesten Mumien der Welt. Neben der echten, leicht gruselig aussehenden Mumie, die sich in einem geschützten Raum befindet und die man durch ein kleines Fenster begutachten kann, sind auch noch weitere Fundstücke ausgestellt. Außerdem gibt es wechselnde Sonderausstellungen zu verwandten Themen. Ein kleiner Tipp: Besucht das Museum am besten unter der Woche und am Morgen, denn vor allem samstags rennen die Besucher förmlich die Türen ein. Da ist vor dem Eingang fast kein Ende der Warteschlange in Sicht.
Bozen Sightseeing Tipps – Einkaufen in der Laubengasse
Wenn ihr schon einmal am Museum seid, macht euch auf den Weg tiefer in die Altstadt hinein. Geht aus dem Eingang heraus und wendet euch nach rechts, schlendert die Straße entlang und stoßt dann direkt auf die Laubengasse, die bekannteste Straße Bozens. Sie verläuft circa 300 Meter von Osten nach Westen und war früher die Handelsstraße schlechthin. Auch heute noch ist sie eine beliebte Einkaufsstraße. Von traditionellen bis zu modernen Geschäften findet man hier alles, was das Herz begehrt. Selbst wenn man nicht in Einkaufsstimmung ist, lädt die Laubengasse mit ihrem besonderen Flair einfach zum Bummeln ein.
Bozen Sightseeing Tipps – Abhängen am Waltherplatz
Nachdem ihr durch die Laubengasse geschlendert seid, könnt ihr noch einen Abstecher zum Waltherplatz, einem der bekanntesten Plätze Bozens, machen. Sein Namensgeber, Walther von der Vogelweide, thront als weiße Statue in der Mitte des Platzes.
Die Laubengasse und der Waltherplatz mit Dom
Genießt einen Aperol Spritz oder einen Hugo in einem der zahlreichen Cafés am Rande des Platzes, oder gönnt euch unglaublich leckere Schokolade oder ein Eis bei Loacker, dem über Südtirols Grenzen hinaus bekannten Waffel- und Schokoladenspezialisten.
Wer danach immer noch Hunger hat, sollte einen Abstecher zum Wirtshaus Vögele machen, einem sehr schönen, urigen Restaurant mit langer Tradition. Ob Knödel in der Kiste oder eine der unglaublich leckeren Suppen – alles, was ich bis jetzt dort probiert habe, hat mich in den kulinarischen siebten Himmel katapultiert. Nicht zu vergessen sind selbstverständlich die großartigen Südtiroler Weine, von denen man sich auf jeden Fall ein oder zwei (oder mehrere) Gläser gönnen sollte!
Bozen Sightseeing Tipps – die Open Air Bar “Fischbänke”
Mein absoluter Lieblingsplatz in Bozen ist und bleibt jedoch einfach die Open-Air-Bar „Fischbänke“. So ungewöhnlich und verrückt der Name auch klingen mag, die Atmosphäre und die Magie dieses Ortes überwältigen jeden. Doch der Name ist nicht willkürlich gewählt. Riesige, längliche, weiße Marmortische bilden den Mittelpunkt des Geschehens. Und genau an diesen Tischen wurden früher die gelieferten Fische verarbeitet, was zum heutigen Namen führte. „Fischbänke – enjoy yourself“ steht auf einem der Schilder, die man dort überall findet. Egal, wann man dort vorbeischaut, es ist meistens fast jeder Platz besetzt, so beliebt sind die Fischbänke. Das Schöne: Das ganze Leben spielt sich draußen ab. Somit stellt sich gar nicht erst die Frage, ob man lieber draußen oder drinnen sitzen sollte. Man schnappt sich einfach einen der gemütlichen Sessel oder Barhocker, schiebt sie an die weißen Marmorplatten oder Tische, bestellt einen (oder erneut mehrere) Aperol Spritz und genießt das Leben. Der umherschweifende Blick fällt auf Pflanzenranken, die sich an den großen Sonnenschirmen emporschlängeln, auf bunte Lampions und unendlich viele, farbenfrohe Schilder mit den verschiedensten Sprüchen auf Deutsch und Italienisch. „Der Wein nimmt dir Lebensjahre, er schenkt aber dem Leben Jahre“ steht auf dem einen, „In fretta e bene non stanno insieme“ („In Eile und gut passen nicht zusammen“), sagt das andere. Wer vor dem Besuch noch ein kleines emotionales Tief durchlebt, der ist spätestens nach einer halben Stunde dort wieder super drauf. Der ganze Ort strahlt Ruhe, Gelassenheit und gleichzeitig Lebensfreude aus, bis hin zu dem Besitzer, der immer gut gelaunt ist. Die Fischbänke – herrlich ungeordnet, bunt und lebendig – sind in Bozen definitiv „the place to be“!
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Bozen Sightseeing Tipps – Spaziergänge, Radtouren und und und …
Es gibt noch so viele weitere wunderbare Orte und aufregende Dinge, die man in Bozen sehen und erleben kann, doch das alles aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Als kleiner Anstoß: Stattet dem Schloss Runkelstein einen Besuch ab, macht einen Spaziergang oder eine Radtour entlang der zwei Flüsse Talfer und Eisack, die durch die Stadt verlaufen, kauft auf dem vielfältigen Samstagsmarkt Südtiroler Speck, Vinschgerl und Bergkäse ein, besichtigt das Museion – das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, trinkt Südtiroler Bier im Batzenhäusle oder bei Hopfen & Co oder besucht eine der zahlreichen Weinkellereien in der Stadt oder der Umgebung. Verzeiht mir, wenn ich andere Lieblingsplätze und –aktivitäten in dieser Aufzählung nicht erwähne – ich weiß, es gibt noch unendlich mehr. Am besten lasst ihr Bozens Flair selbst auf euch wirken. Lehnt euch zurück und genießt das dolce vita. Sobald die Stadt euch einmal gefangen hat, lässt sie euch und euer Herz nicht mehr so schnell los. Ganz zu schweigen von Südtirol an sich.
MEHR Fotos
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Schnappt euch Wanderschuhe – ob alte oder neue – und los geht’s!
DIE GASTAUTORIN:
Hallo, ich bin Linda. Geboren und aufgewachsen bin ich im wunderschönen Würzburg in Unterfranken. Da es auf der Welt jedoch noch viele andere wunderschöne Orte gibt, zieht es mich oft – öfter, als meiner Familie oder meinen Freunden lieb ist – weit weg. Nachdem ich mein Medienkommunikationsstudium abgeschlossen hatte, habe ich also erneut meinen Backpack, meinen besten Freund, gepackt und Deutschland vorerst den Rücken gekehrt. Gerade habe ich fünf Monate in Ecuador gelebt, doch meine nächste Station steht ebenfalls schon fest: Asien. Neben Fotografie, Nähen und Essen liebe ich es, auf meinen Reisen die verrücktesten und interessantesten Menschen kennenzulernen. Denn von jedem – egal wie verrückt – kann man etwas lernen, und das möchte ich mir nicht entgehen lassen!
6 Kommentare
Vielen Dank für diesen super Artikel. Bin selbst aus Südtirol und lese immer wieder gerne Artikel über meine Heimat. Finde es sehr spannend wie positiv die Gäste unser Fleckchen Paradies empfinden. Freu mich auf weitere spannende Beiträge
Oh das freut uns auch!
Vielen Dank für die schönen Tipps! Besonders das Restaurant Fischbänke ist ein echtes Highlight. Vielleicht sollte man noch sagen, dass die Guntschnapromenade 7,2 Kilometer lang ist. Unter einem Spaziergang hatte ich mir etwas anderes vorgestellt ;-)
Danke für den Tipp!