„Für mich war es Liebe auf den ersten Blick,“ sagt Familienvater Chris. Es ist ein sonniger Nachmittag im Oberallgäu. Ein Vater ist mit seinen Kindern für einen Spaziergang in der Natur unterwegs. Immer wieder verstecken sie Dummys für den Familienhund Braveheart und schauen ganz gespannt zu, wie er diese in kürzester Zeit findet. Auf den ersten Blick wirkt die Szene wie aus einem ganz „normalen“ Familienalltag. Aber Braveheart ist ein ganz besonderer Hund – ein Assistenzhund, der das Leben von Chris verändert hat, ja wieder lebenswert gestaltet. Braveheart hilft seinem Herrchen Chris im Alltag mit den Symptomen seiner Posttraumatischen Belastungsstörung umzugehen. Auf so einem Spaziergang gibt er seinem Herrchen die Grundlage, wieder mit seinen drei Jungs zu spielen ohne gleich total überfordert zu sein.
Die Geschichte von Chris und Braveheart
Chris diente in der US-Army und erlebte Einsätze in Afghanistan und dem Irak hautnah mit. Ein schrecklicher Hubschrauber-Unfall veränderte während dieser Zeit sein Leben. Nachdem er ein schweres Schädelhirntrauma erlitt, kehrte er 2015 zu seiner Frau und den drei Kindern ins Allgäu zurück – aber er war nicht mehr der gleiche Mann.
Fortan hatte er mit Gedächtnis- und Denkschwierigkeiten, allgemeiner Verlangsamung, Konzentrationsschwäche, leichter Ermüdbarkeit, Migräne, Schlafstörungen, Depressionen, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes und Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen – typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Hinzu kamen Panikattacken und Stimmungsschwankungen, die seinen Alltag auf unangenehmste Weise bestimmten.
Voller Sorge um ihren Mann leitete seine Ehefrau Theresia Gespräche mit dem Verein VITA ein, die Assistenzhunde ausbilden und vermitteln. Zum ersten Mal trafen sich Chris und sein zukünftiger Partner Braveheart am 15. Juni 2017 bei Bravehearts Ausbilderin Angelika Evans in Delbrück. Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch das schönste Erlebnis hatten die beiden beim zweiten Treffen. „Den schönsten Augenblick bereitete mir Brave bei unserem zweiten Treffen. Unser erstes Treffen war ja nur kurz. Er erkannte mich aber nicht nur wieder, sondern er kam sofort zu mir, kletterte auf meinen Schoß, leckte mir das ganze Gesicht und wollte nicht mehr von meiner Seite weichen. Das waren absolute Glücksgefühle.“ Da ist jemand, der einen versteht, ja sogar fühlt. Ein Lebewesen, das immer an der Seite ist.
Nach dem Intensivtraining und einer Eingewöhnungsphase von vier Tagen in Chris‘ Zuhause im Allgäu war klar: Braveheart und Chris würden zusammenbleiben.
Ihr Tag beginnt meistens um 6:30 Uhr. Brave und Chris brauchen immer ein bisschen länger bis sie richtig wach sind. Um 7:15 Uhr bringen sie die Kinder in den Kindergarten und zur Schule. „Meine Frau geht zur Arbeit und Brave und ich verbinden dann den Schulweg gleich mit einem kleinen Spaziergang durch ein nahegelegenes Feld“, berichtet Chris. „Wenn wir wieder zuhause sind, bereite ich Braves Futter zu und wir frühstücken gemeinsam. Dann wird sich erst mal ausgeruht. Manchmal lese ich etwas, spiele Gitarre oder räume auf, den meisten Spaß bereitet es mir aber mit Brave Klickertraining zu machen oder ihn einfach nur zu bürsten. Das genießt auch Brave sehr. Mittags machen wir uns fertig, um die Kinder um 12:30 Uhr wieder abzuholen. Um 13 Uhr kommt meine Frau wieder nach Hause, wir essen gemeinsam und bereiten uns auf unseren täglichen Familienspaziergang vor. Wir gehen am liebsten an die umliegenden Seen oder in die Allgäuer Täler. Dort kann Brave rennen und die Kinder haben einen riesen Spaß dabei, mit Brave auf Entdeckungstour zu gehen. Wir verbinden es mit Dummytraining, was allen großen Spaß macht! Nach ein bis eineinhalb Stunden kommen wir wieder nach Hause und Brave und ich ruhen uns ein bisschen aus. Um ca. 17 Uhr gehen Brave und ich nochmal für kleinen Spaziergang raus und danach machen wir alle gemeinsam Abendessen und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Um 19 Uhr bringen wir die Kinder ins Bett. Ich kuschle mich mit Brave zusammen auf die Couch im Kinderzimmer und lese den Kindern eine Gutenachtgeschichte vor. Danach gehen wir auch ins Bett. Brave liegt in seinem Körbchen gleich an meiner Seite.“
Was ist eigentlich ein Assistenzhund?
Braveheart ist nur einer der Hunde, die im Ausbildungszentrum des VITA e.V. Assistenzhunde in Hümmerich ausgebildet wurde. Schon als Welpen kommen die Hunde zu VITA und lernen bei einer Patenfamilie das alltägliche Leben kennen. Danach folgt das Training mit den VITA-Trainern im Ausbildungszentrum. Dort lernen sie, Aufgaben für ihren Menschen als lebenslanges Spiel zu erledigen. Mehr zu ihrer Ausbildung könnt ihr im Post „Wenn ein Hund das Leben verändert – die Vita Assistenzhunde“ erfahren.
Nach der intensiven Ausbildung durch spezielle Trainer folgt das Matching, also die Zusammenführung mit dem zukünftigen Partner. Je nach den Bedürfnissen des Herrchens werden die Hunde geschult. Sie lernen z.B. Rollstuhlfahrern beim An- und Ausziehen zu helfen oder wie sie ihren Herrchen mit Panikattacken oder dergleichen helfen können.
„Mir fällt es leichter “Dinge” um mich herum auszuschalten, wenn ich mich in diesen Momenten voll und ganz auf Brave konzentriere,“ berichtet Chris. Das ermöglicht ihm, sich aus diesen Situationen zu entfernen, ohne dass eine Panikattacke ausgelöst wird. Zusätzlich „zwingt“ Braveheart ihn, jeden Tag die Wohnung zu verlassen, an die frische Luft zu gehen und einen Spaziergang zu machen.
„Gibt es eine besondere Geschichte, die dich und Braveheart zusammengeschweißt hat?“, möchte ich gerne wissen. „Ein besonderes Erlebnis war, als wir im Training in Hümmerich einen Tagesausflug nach Düsseldorf machten und Brave merkte, dass ich an meine Grenze kam. Ich kämpfte mit mir selbst, war total überstimuliert und verlor die Kontrolle. Auf einmal spürte ich Brave, der ganz nah zu mir kam und mir in die Augen schaute. In diesem Moment wurde ich ruhiger und realisierte was gerade passiert war. Brave hatte meine Unsicherheit und Panik gespürt. Das hat uns sehr zusammengeschweißt.“ erzählt Chris und ich kann so verstehen, was er meint. Boris ist kein Assistenzhund, aber Hunde haben manchmal einen siebten Sinn und wissen, wann sie sich einfach neben einen setzen müssen um da zu sein.
Der Verein VITA e.V. Assistenzhunde
Kein Wunder, dass Chris und Braveheart der Verein VITA so ans Herz gewachsen ist. Aber nicht nur einen Assistenzhund bekam Chris über VITA, sondern er wurde ein Teil der VITA Familie, durch die er viele andere VITA-Teams kennenlernen durfte. Chris und Richard mit ihren Hunden Pepper und Abby teilen sein Veteranen-Schicksal und wurden für Chris und Braveheart zu wichtigen Freunden, mit denen er sich austauschen kann.
Und was kostet so ein Assistenzhund eigentlich? Neben dem sorgfältigen Training sind die Kosten für die Ausbildung und Gesundheit der Assistenzhunde nicht gerade niedrig. Bis zur Abgabe an den menschlichen Partner kostet ein Assistenzhund circa 25.000 Euro. Tierarztkosten, Ausbildung/Training, Futterkosten und Nachbetreuung sind beispielsweise in dieser stattlichen Summe nicht enthalten.
Der Verein VITA finanziert sich unter anderem durch Hilfe von Spenden, Fördergeldern von Mitgliedern und gemeinnützige Sponsoren, denn leider übernimmt die Krankenkasse keinen Beitrag zur Ausbildung von Assistenzhunden.
Zum Glück hat der Verein VITA e.V. Assistenzhunde einen starken Partner an seiner Seite: PURINA. Seit Jahren unterstützt der Tiernahrungshersteller sie das VITA-Team im Ausbildungszentrum mit Fördermitteln, Futterspenden und Events, die VITA mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Außerdem fördert PURINA auch die Finanzierung einiger Mensch-Hund-Teams. Da sich die Kosten eines Assistenzhundes im Laufe seines gesamten Hundelebens auf bis zu 75.000 Euro belaufen, ist PURINA eine große Stütze für VITA.
Dieser Post ist in Kooperation mit PURINA entstanden.
1 Kommentar
Liebe Lilie,
was für eine tolle; ermutigende Geschichte, eine Ode an den Hund.
Ich bin freiberufliche Sprecherin aus Düsseldorf. In Rahmen unseres Alumninetzwerkes der Ausbildung finden regelmäßig Online-Live-Lesungen statt.
Die nächste ist am 25.06. Und hat das Thema „tierisch unterhaltsam“.
Ich würde den Text dort unglaublich gern lesen.
Die Lesung wird nicht aufgezeichnet und findet zu nicht- kommerziellen Zwecken statt. Würdest du mir ermöglichen, diesen Text als Beitrag zu lesen? Darüber würde ich mich sehr freuen!
Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung und schicke Grüße aus Düsseldorf,
Kathrin Wiggins