Meine Co-Bloggerin Meli hatte in München eine Idee: Bulli mieten und zum größten deutschen Hip-Hop-Festival fahren, dem splash!. Seitdem träumt sie davon ihren eigenen Bulli. Ein Rückblick.
Nach drei Tagen splash!-Festival fühle ich mich dank Bully immer noch halbwegs fit.Ich bin zu alt für Festivals. Jedenfalls fühle ich mich so, wenn ich zwischen Bierbong-Trinkern, Flunkyball-Spielern, kotzenden 16-Jährigen und undefinierbar dauerbefüllten Dixi-Klos auf der Wiese stehe, die sich in diesem Kontext Zeltplatz nennt. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen die genannten Personen- und Toilettengruppen, im Gegenteil. Jedem seine Zeit. Und transportable Chemiezellen sind durchaus keine schlechte Erfindung, man könnte es ja auch noch schlimmer haben. Trotzdem, irgendwann ist Schluss und ich denke, mit 28 habe ich diesen Punkt mehr als erreicht. (Zumindest, was Drei-Tage-wach-Veranstaltungen angeht, gemütliche Hippie-Feste im Wald werde ich immer toll finden.) So, und jetzt noch mal auf Anfang… denn: Das hat mich im Juli nicht davon abgehalten, mir 72 Stunden Rumgeatze plus Hip-Hop, also die volle Packung – oder anders gesagt: das splash! – zu geben. Seitdem weiß ich mindestens zwei Dinge: 1) Es gibt eine Lösung für alle, die am liebsten bis zum Rentenalter auf Festivals rumhängen würden. 2) Ich muss einen Bulli mieten!!! Wie ich darauf komme? Hier die Kurzversion:
Juni 2013. Meine Schwester und ich beschließen, wie schon erwähnt, nach Ferropolis (zu dt.: „Stadt aus Eisen“) aufs splash! zu fahren. Das Line-up ist nicht zu verachten und wir planen schon länger, mal wieder was zu zweit zu machen. Satz eins dieses Texts fällt mir sowieso immer erst dann ein, wenn ich mich in der in Satz zwei beschriebenen Situation befinde. Warum also nicht? Weil wir in München weder ein eigenes Auto besitzen noch Zelt-Schlafsack-Getränke-und-Co. im Zug transportieren wollen, haben wir die Idee – einen Bulli mieten. Ich gebe, ganz die seriöse Rechercheurin, die Worte „Bulli“ und „Bayern“ in meine google-Suchmaske ein und klicke auf den ersten Treffer: die Bully-Box-Bayern. Auf blau-weiße Harmonie in Rautenform folgt ein gezeichnetes Logo mit Surfer. Ich mag das sympathisch Unperfekte der Seite sofort. „Bing“ macht mein Mail-Programm, die Antwort auf meine Spontananfrage.
Juli 2013. Wir sitzen in der U-Bahn, dann in der S-Bahn, dann per Anhalter auf dem Rücksitz eines grauen Altherrenautos, dann im Taxi und dann – endlich – in unserem Bulli. (Eine Odyssee, die wir selbst zu verschulden haben, die seriöse Rechercheurin bin ich nämlich leider nicht vor neun Uhr morgens, die sich aber lohnt.) David, der Erfinder und Betreiber der Bully-Box-Bayern, war mal mit Frau, Kindern und Bus in Australien unterwegs, seit Kurzem hat er ein aufwändig selbst umgebautes Modell in der Garage stehen. Bald kommt vermutlich ein zweites dazu. Er wirkt absolut tiefenentspannt mit seinem offenen Haus im Grünen, in das er uns sofort zum Vertrag-Unterschreiben einlädt, und nach knapp 500 Kilometern auf der Autobahn denke ich mir, dass er garantiert nicht sauer wäre, wenn wir nach dem Festival mal eben für einige Wochen oder Monate nach Südfrankreich fahren würden, nee, auf keinen Fall wäre er das…
Neben dem Bulli steht in Davids Garage unter anderem ein alter Cadillac.Immer noch Juli 2013. Den eigentlichen Bericht spare ich mir, nur so viel: Die Konzerte sind genial (vor allem Tyler, the Creator und A$AP Rocky), mit meiner Schwester kann ich gar nicht anders als die allerbeste Zeit haben und es gibt Momente, in denen ich mich zu alt fühle. Aber nur ein paar. Ich denke, es reicht, wenn ich zusammenfassend „Melt!“ sage. Das splash! ist quasi das Gleiche in Grün, okay, in sehr Grün if you know what I mean.
September 2013. Zwei Monate später, die Gedanken sitzen fest-fest-fest in meinem Kopf. Ich will durch Europa reisen im eigenen Bulli, Surfbrett und Freiheit an Bord. Ich will anhalten, wo immer es mir gefällt, die Schiebetür öffnen und aufs Meer schauen. Ich will unterwegs sein und wissen, dass es nichts Besseres gibt, nichts, was ich gerade lieber machen würde. Mein Telefon klingelt. Ein guter Freund, aktuell mit zwei Kumpels in Spanien, erzählt mir, dass er sich noch vor dem Winter einen alten Bus kaufen wird. Vielleicht überlegen wir uns mal zusammen, wie man den Bully mieten und ausbauen könnte, meint er. Ich öffne mir eine Flasche Rotwein und fange an zu träumen. Bevor ich abschweife, hier acht persönlich-praktische Tipps für alle, die jetzt auch mit dem Bulli aufs Festival fahren wollen, in der Kurzkurzversion:
Unbedingt MITbringen Drei bis fünf Liter mehr Alkohol als geplant (Stichwort: Wegwein!) und wie wir etwas abseits parken. Es sei denn, man steht drauf, nachts mit dem Pissoir verwechselt zu werden. USB-Kabel. Damit wird der Bus zum Navi oder MP3-Player, zur Smartphone-Ladestation, im Prinzip zu allem. Menschen, die man mag. Wir hätten bis zu vier weitere einpacken können. Kopfweh- und Katertabletten. Festival bleibt Festival.
NICHT nötig Zelt und Schlafsack und Kissen und Pavillon und Plastikplanen… Zumindest in unserem Fall: 1 Verlängerungskabel (40 Meter), 1 Campingstecker, 3 Warnwesten, 1 Handbesen, 2 Campingstühle, 1 Campingtisch, 1 Frontscheibenverdunkelung, 1 Gaskartusche à 5,50 Euro, 4 Messer, 2 Steakmesser, 1 Brotmesser, 4 Gabeln, 8 Löffel, 1 Korkenzieher, 6 Teller, 2 Holzteller, 4 Tassen, 4 Gläser, 1 Käseraspel, 2 Tupperware, 2 Töpfe, 2 Pfannen, 1 Teekanne (Reihenfolge wie auf der Inventarliste angegeben). Zeit. Man kann als Letzter kommen und als Erster fahren, kein Battle um die besten Plätze, kein Geschleppe, kein Auf- und Abbau. Ein Perso, der beweist, dass man nach 1990 geboren wurde. Ich jedenfalls habe selten so gut geschlafen wie in diesen drei Nächten, wer mir nicht glaubt, kann gerne meinen Rücken fragen.
Konfetti regnete es bei Casper Was sich im Kofferraum befindet, sieht auf den ersten Blick aus wie eine Kommode… …ist in echt aber eine komplette Küche mit Gasherd, Spüle, Kühlschrank und allem, was man unterwegs an Geschirr braucht.Infos zur Bully-Box-Bayern und Bulli mieten: Standort: Eching/Dietersheim bei München Preise: 59 Euro pro Tag (Wintersaison, 1.12. bis 31.3.), 69 Euro pro Tag (Nebensaison, 1.4. bis 30.6. und 9.10. bis 30.11.), 79 Euro pro Tag (Sommersaison, 1.7. bis 20.9.), 89 Euro pro Tag (Wiesn-Saison, 21.9. bis 8.10.) plus 45 Euro Servicepauschale pro Vermietung
Tyler, the Creator aka der beste Mann des Festivals Wir waren offensichtlich nicht die einzigen, die nicht im Zelt pennen wollten.
Und jetzt die Jury: Bully mieten und aufs Festival, geht oder geht gar nicht? Wenn ja, auf welches Festival?
2 Kommentare
Ich miete mir nichts mehr! Ich habe mir nach jahrelangem Im-Zelt-frieren endlich ein eigenes Wohnmobil gekauft. :-)
Noch geiler!!! Meine Eltern haben einen Wohnwagen, aber den darf ich nicht fahren :(