Ich bin ein treuer und großer Sex and the City Fan, doch bei manchen Theorien, die innerhalb der Serie aufgestellt werden, bin ich mir nicht sicher, ob sie wirklich stimmen. Beispielsweise die „Trennungs-Verlust-Zeit.“ Angeblich braucht man die Hälfte der Zeit, die man in einer Beziehung war, um über diese bei der Trennung hinweg zu kommen. Ich denke, das Limit liegt bei zwei Jahren. Insgeheim hoffe ich das auch … Die Re-Jungfräulichkeit hingegen erlangt man schon wieder innerhalb von sechs Monaten! Sechs Monate Abstinenz und man fühlt sich beim Sex wieder wie beim ersten Mal. Aber wie ist es beim Feiern und den Clubs in Berlin? Wenn man sechs Monate nicht in einer Stadt abends ausgegangen ist, fühlt es sich dann auch wieder an, wie beim ersten Mal?
Es ist auf jeden Fall viel passiert in den letzten Monaten in Berlin schon rein optisch. Die Berliner haben sich winterfest gemacht. Sie feiern russische Partys mit viel Vodka und setzen auch drinnen ihre Wollmützchen nicht ab. Die Wollmütze hat die Stadt erobert. Nicht nur die Straßen, auch die Clubs in Berlin. Entweder man zieht sie richtig auf den Kopf, so wie Mutti es uns gelernt hat, damit die Ohren schön warm sind, oder man trägt sie diskotauglich, direkt über dem kahlen Heiligen Schein des Oberkopfes. Die Mütze sitzt also wie ein Häubchen auf dem Ende des Schädels und ich frage mich die ganze Zeit, ob diejenigen, die noch Haare haben es mit einer Haarklemme feststecken, damit es nicht jeden Moment runterrutscht. Statt Skinny Jeans, trägt man jetzt weite, robuste Cord- oder Jeanshosen unter die man auch mal bei tiefen Minusgraden ein Strumpfhöschen ziehen kann und keine Karohemden legen sich geschmeidig über die Hühnerbrust, sondern Troyer oder Norwegerpulli oder Isländerpulli. Da gibt es große Unterschiede, die aber nur die der wirkliche Kenner identifizieren kann. Dazu trägt man coole Sneaker oder Wanderschuhe. Mal ganz ehrlich, hier sehen plötzlich alle aus wie nördlicher der Hemisphäre. Wenn ich nicht erst vor drei Wochen in Island gewesen wäre, würde es mir wahrscheinlich nicht auffallen, aber so erobert nicht nur die nordische Musik die Charts, sondern auch das Styling die Hauptstadt. Eine Komponente auf die man sich aber immer noch verlassen kann und die noch aus den guten alten Zeiten da ist – der Bart. Vielleicht ist er ein bisschen länger geworden, um das Kinn besser vor dem kalten Ostwind zu schützen.
Und bei den Frauen? Da haben sich die Fronten auch verschärft. Entweder machen sie die Männer nach, setzen gleichberichtigt eine Wollmütze auf ihr Haupthaar und tragen globige Schuhe oder sie zeigen sich ganz schick und elfenhaft in langen durchsichtigen Walleblusen mit nix drunter und mit Schmetterlingen im Haar. Aber Berlin ist ja zum Glück vielseitig. Die eben beschriebene Gattung trifft man vor allem in Kreuzberger Szene-Clubs à la Fluxbau an. Ganz anders ist es in so einen No Name Laden unter den Gleisen beim Schlesischen Tor. Das kleine Häuschen ähnelt einer Holzhütte aber die Stimmung ist eher nicht nordisch sondern Landschulheim. Vor der Tür wird man erst einmal gefragt, ob man was rauchen will. Das jeder Zweite was gekauft hat, riecht man schnell nachdem man den Laden betreten hat. Hier tanzen junge Männer mit Seifenblasenmaschinen von einem Fuß auf den anderen oder sitzen auf der Holzbank vor der holzvertäfelten Wand, neben fetten Boxen und drehen sich eine „Zigarette“. Mützen tragen sie auch, aber nicht so coole, sondern die aus der 4.Klasse mit bunten Streifen und einer Bommel oben drauf. Und als Accessoire gibt es ein Mädchen im Sweatshirt auf dem linken Oberschenkel.
Letzter Stopp an diesem Abend – Burger King. Egal ob um 2 oder 4 oder 6, die Schlange ist immer lang und das Publikum komisch. Hier stehen Frauen mit sehr viel Gesichtsschmuck im Ohr, der Lippe und der Stirn, mit kahlrasierten Augenbrauen, die mit einem schwarzen Kohlestift nachgezogen wurden und asymetrischen Haarschnitt. Und diese Frauen tragen Trainingsklamotten und sehen eher so aus, als würden sie sich den nicht vorhandenen Sack kraulen und wären gerade vom Sofa aufgestanden, um sich einen Burger zu holen aber nicht so, als würden sie aktiv am Berliner Nachtleben teilnehmen. Die Männer im Burger King tragen dicke Daunenjacken und Schildmützen. Dazu stehen vor der Eingangstür zwei große weiß-grüne Busse, vollgepackt mit Polizisten.
Berlin, oh du mein Berlin. Du bist immer wieder so überraschend vielseitig. Ich muss sagen, nach sechs Monaten fühlt es sich wirklich wieder so an, als würde man das erste Mal die Clubs in Berlin betreten. Die Re-Jungfräulichkeit des Nachtlebens funktioniert hier. Wie ein unerfahrenes Rehlein stapfe ich durch die Straßen mit großen Augen und offenen Mund. Ich teste das jetzt auch in Schweinfurt. Da war ich 5 Jahre nicht mehr weg…
9 Kommentare
Obwohl ich seit 6 Monaten jedes Wochenende versuche mindestens ein bis zwei Clubs pro Wochenende aufzusuchen, bemerke ich trotzdem jede Woche Veränderungen.
Ich glaube es liegt also nicht unbedingt nur an einer 6-Monatigen Auszeit :)
Ich glaube eher am Wetter und dieser unfassbar schnellen Gesellschaft und Mode… wahrscheinlich ist facebook schuld ^^
Falls dir mal danach ist, freue mich immer über objektive, nur-bisschen-druffige Begleitung durch das Berliner Nachtleben…
Am Wetter?
Die »Trennungs-Verlust-Zeit« dauert bei mir schon leicht länger als die Beziehungszeit *schnüff*. Es gibt also wohl keine Regel, die auf alle Trennungen passt.
Das mit der Re-Jungfräulichkeit war mir zwar als Begriff unbekannt. Aber ja, doch, man muss es wieder lernen. Ein Glück bleibt ja noch etwas Gelerntes hängen.
Ich hoffe, Dein Re-Endjungfern hat dennoch Spaß gemacht ;-)
Ja, ich arbeite mich wieder hoch zum Profi ;)
Die Dauer des Trennungsschmerzes hängt sicherlich davon ab, wie intensiv die Beziehung war – und es gibt auch Beziehungen, die durch den Tod beendet werden – da reichen zwei Jahre zur Heilung bestimmt nicht.
Das ist ja auch nur eine Theorie ;)
langweilig.. wenn interessierts.. mich nicht