Ich habe überlebt. Drei Tage Costa Rica Dschungeltour durch den Nationalpark Corcovado. Herzattacken, riesige Freude und Heulkrämpfe – alle Emotionen waren dabei! Wir haben Costa Rica nur wegen des berühmten Nationalparks in unsere Liste, der zu bereisenden Länder in Zentralamerika aufgenommen und es hat sich gelohnt. Für die Costa Rica Dschungeltour haben wir drei Tage eingeplant, in denen wir viele Kilometer hinter uns brachten. Hier kommt mein ausführlicher Bericht von wilden Pumas, Tapiren, einer beeindruckenden Vogelwelt und meinem kleinen Nervenzusammenbruch.
Foto: kingakruzpics
Costa Rica Dschungeltour – Vorbereitungen
In Costa Rica haben wir vor unserer Dschungeltour ein paar Nächte im Jungle Hostel in der Region gewohnt. Dieses Hostel in Puerto Jiménez kann ich absolut weiterempfehlen. Hier schläft man in kleinen, offenen Hütten nur durch Moskitonetze abgetrennt von der Geräuschkulisse des Dschungels. Alles grünt wunderschön und die Mitarbeiter sind super freundlich. Damit wir die Dschungeltour machen konnten, wurde uns angeboten, dass wir unsere Rucksäcke in der Zeit im Office des Hostels lagern können, so dass wir nicht unseren ganzen Kram durch den Urwald schleppen müssen. One problem solved. Das Ticket, um den Park betreten zu dürfen, beantragen wir vorher per Telefon im Ort und holen es einen Tag vor unserer Tour ab.
Another problem: Am Abend vor unserer Tour erzählte uns einer der Hostel-Besitzer, dass zwei Tage vorher ein Guide im Nationalpark von einem Puma angegriffen wurde. Eigentlich sind die gefährlichen Kätzchen ja total scheu, riechen Menschen drei Meilen gegen den Wind und man sieht sie dementsprechend wenig. Aber einer hatte wohl die Schnauze voll von dem ganzen Geraschel und den Touristen im Busch. Er hat sich und seine Gruppe aber heldenhaft mit seinem Backpack verteidigt und die Mieze in die Flucht geschlagen. Wenigstens das!
Foto: ivantarasco
Costa Rica Dschungeltour – Anreise
Von unserem Hostel nehmen wir um 4.30 Uhr den Bus nach La Palma und von da aus ein Shuttle (ein Jeep, auf dessen Ladefläche schon mit zwei andere Reisende auf uns warten), welcher uns durch die Vorboten des Dschungels bringt. Schon diese Fahrt ist wahnsinnig aufregend: Der Truck bringt uns durch große Pfützen und kleine Flüsse, fährt Steinstrände entlang und unebene, hügelige Sandwege rauf und runter.
Nach 1 1/2 Stunden Fahrt kommen wir irgendwo im Nirgendwo bei der Rangerstation an und geben unser „golden ticket“ ab. Denn nur mit Ticket darf man den Park betreten und dort übernachten.
Ticket abgegeben und angekommen im Dschungel. Wir sind angekommen im Abenteuer. Aber wohin? Wir fragen den Chef der Rangerstation, der grob auf das Dickicht aus grünem Urwald deutet und sagt: „Da lang geht’s nach La Sirena.“ La Sirena – das ist die Station, bei der wir zwei Nächte lang bleiben und campen wollen, um den Nationalpark von dort aus zu erkunden. Leider ist hier im Urwald nichts großartig ausgeschildert … Aber wir laufen tapfer los. „Es wird schon irgendwann irgendwas kommen …“ Heute müssen wir 25 Kilometer hinter uns bringen.
Costa Rica Dschungeltour – 25 Kilometer bis nach La Sirena
Meine Wanderhose ist 2 Nummern zu groß, ich habe sie 2 mal oben umgekrempelt und über den Bauchnabel gezogen. Und dann? Dann laufen wir. Und laufen und laufen und laufen … und der Urwald nimmt kein Ende. Es ist schwül im Dschungel und nach zehn Minuten Wanderschaft sind wir komplett durchgeschwitzt. Wegen der gefährlichen Insekten und Reptilien trauen wir uns aber auch nicht, unsere Klamotten umzukrempeln, geschweige denn sie auszuziehen. Außerdem stinken wir nicht nur nach Schweiß, sondern irgendwie scheint das Anti-Mücken-Spray mit dem Schweiß und dem Urwald zu reagieren und wir stinken einfach nur abartig. Der Geruch ist zu vergleichen mit dem Geruch deiner Haut, wenn du lange einen Gips oder Verband getragen hast. Bäh! (Später erfahren wir aber zum Glück, dass alle so riechen.)
Man kann sich diesen ersten Tag vorstellen, wie das erste Level in einem Egoshooter Computerspiel. Eir, die Charakter des Spiels, gehen zügig durch den Wald, klettern da hoch, da rüber, rutschen irgendwo runter … Es ist ziemlich anstrengend, du musst eigentlich die ganze Zeit darauf achten, wohin du trittst und gleichzeitig willst du aber auch herum gucken und unentdeckte Tiere entdecken. Ich bin schon am ersten Tag bestimmt mindestens 10 Mal umgeknickt.
Man hat uns vorher gesagt, dass wir so circa acht Stunden brauchen werden. Bereits nach vier Stunden war ich nervlich schon etwas angefasst: nasse Füße wegen der vielen kleinen Bäche, die man auf glitschigen, kleinen Steinen überqueren muss und auf denen man gelegentlich abrutscht, eine schmerzhafte Blase, der besondere Gestank und die schweren Rucksäcke. Ach ja! Ich hab ja noch gar nicht erwähnt, dass wir das Essen für die 3 Tage auf dem Rücken nach La Sirena schleppen müssen. Inklusive Wasser für den ersten Tag, Zelt und Wechselklamotten.
Foto: jennyfromearth
Leider hatten wir auch zu wenig Wasser für die Wanderung eingeplant und mussten in den letzten 1 ½ Stunden wirklich haushalten, indem wir das Wasser schluckweise aufteilten. Eine Horror-Erfahrung!
Irgendwann (nach tatsächlich circa 8 Stunden Wanderung) sind wir dann tatsächlich in/auf La Sirena angekommen und haben jeder erstmal einen Liter Wasser geext. „Gerade nochmal so überlebt.“ Darauf folgte der erste kleine Schock: 90% der Dschungel-Fans da waren (Süd-)Deutsche. Welcome to Germany! Nach dieser ersten, ermüdenden Wanderung haben wir uns aber erstmal ausgeruht und sind erst am zweiten Tag mit weniger Gepäck los, um den Urwald zu entdecken.
Costa Rica Dschungeltour – meeting the animals
Die meisten Wanderer nutzen die Zeit im Dschungel gut. Das bedeutet, sie stehen um 4 Uhr auf und ziehen los, um die ersten Tiere beim Aufwachen und Frühstücken zu beobachten. Wir sind Langschläfer und so beginnt unsere Wanderung erst um 9 Uhr. Vorher haben wir noch eine kleine Einweisung von dem Chef auf La Sirena im Bezug auf Pumas. Denn Pumas sind hier DAS Thema.
„if you meet a cat: stay together, raise your arms to make you look bigger, don’t take your eyes off it, still keep eye contact, when it attacks you – defend yourself! You have to fight or it will see you as its food“
… Also theoretisch wissen wir, was zu tun ist. Man läuft also durch den dunklen Dschungel und denkt daran, was man macht um sein Leben vor den Kittys zu retten. Und so laufe ich, schaue mir die Vogel- und die Pflanzenvielfalt an und hoffe, dass ich einen Puma zu Gesicht bekommen (denn dafür sind wir ja schließlich hier), aber vor allem, dass er mich nicht sieht. Nach ein paar Stunden Wanderung machen wir Brotzeit auf einem Baumstamm am Fluss. Während ich mein Sandwich vertilge nehme ich neben mir ein Rascheln und dunkel-glänzendes Fell war. EIN PUMA!!! SCHEISSE!!!
In Wirklichkeit war es dann aber ein Tapir. Dieses ziemlich große Exemplar war mit seinem „Kleinen“ unterwegs. In Schockstarre sind wir erstmal sitzen geblieben, um dann ein paar Schritte zurück zu weichen. Bei Müttern weiß man nie! Dieses Erlebnis war über die Maßen beeindruckend! Die Tapire sind viel größer als ich sie mir vorher vorgestellt habe und sehen mit ihrem fetten Rüssel zwar süß, aber eben auch bedrohlich aus.
An diesem zweiten Tag sehen wir noch viele andere Tiere: Tukane, Papageien, jede Menge verschiedene Affen, Wildschweine, Krokodile gesehen und Glühwürmchen. Aber das Tapir-Erlebnis ist das krasseste und einprägsamste.
Foto: fabcontino
Costa Rica Dschungeltour – 18 Kilometer zurück in die Zivilisation
Am nächsten Tag laufen wir um 8.30 Uhr los, um die 18 km locker zu schaffen. Das Laufen ist leichter, da unsere Rucksäcke leerer sind, das Essen ist ja weg. Am Abend vorher haben wir mitbekommen, dass ein Mädchen von La Sirena mit dem Hubschrauber in die Stadt gebracht werden musste, da sie Denguefieber hatte. Fies so mitten im Dschungel mit Fieber und Erbrechen.
Der Rückweg aus dem Dschungel heraus führt zu 50 % am Strand entlang und das in der prallen Sonne. Meine Begleiter ziehen sich schon nach einem Kilometer bis auf die Unterhosen aus und laufen mit einer dicken Schicht aus Sonnencreme unter der prallen Sonne weiter.
Foto: amenthamarques
Ich denke nicht viel, da es viel zu heiß ist und finde, dass die Strände zwar total paradiesisch sind, ich aber nach einer Zeit nur noch anstrengend sind. Wir sinken mit deinen Wanderstiefeln die ganze Zeit im Sand ein, der Sand is verdammt heiß, die Wellen sind ohrenbetäubend laut, die Vögel kreischen, kein Millimeter Schatten … Stellenweise müssen wir auch über Steine“klippen“ am Strand entlang klettern, rutscht man ab, ist alles nass. Eine Flussüberquerung steht auch auf dem Programm. Den Jungs steht das Wasser bis zur Mitte des Oberschenkels, mir entsprechend bis zum Bauch. An dieser Stelle muss ich mich leider von meiner Kamera und der Taschenlampe verabschieden. Mist!
Nach sechs oder sieben Stunden harter Wanderung kommen wir bei der zweiten Rangerstation an. Ich bin so glücklich! Und dann die Hiobsbotschaft: Wir müssen noch 4 km weiter zu einem Flughafen laufen, um von da den Shuttlebus zurück in die Zivilisation zu nehmen. Wieder nur am Strand entlang. Die Anderen entscheiden, barfuß weiterzulaufen, aber meine Blasen sind offen und so muss ich die schweren Stiefel anbehalten. Nach 2 Kilometern setze ich mich hin, um mich doch vom klobigen Schuhwerk zu befreien – alles ist jetzt egal – und genau in dem Moment erwischt mich eine riesige Welle. Ich werde einmal komplett unter Wasser gesetzt. Daraufhin: kompletter Nervenzusammenbruch. Ich weine und schreie und habe absolut keine Lust, nur noch einen Meter in dieser verdammt paradiesischen Kulisse weiterzulaufen. Fünfzehn Minuten Aufbauarbeit sind nötig, um mich zum Weitergehen zu überreden und siehe da – kurze Zeit später erreichen wir den Flughafen und erwischen den nächsten Shuttle zurück zum Jungle Hostel. Bye Bye, Costa Rica Dschungeltour!
Schon auf dem Shuttle zurück kann ich über die Höhen und vor allem die Tiefen der letzten Tage und besonders Stunden lachen und eines steht fest: Diese Costa Rica Dschungeltour werde ich niemals vergessen! Und dabei wartet schon das nächste Abenteuer auf mich, denn am nächsten Tag geht es weiter nach Nicaragua.
2 Kommentare