Ich stand mit meinem rosa Sommerkleid und Alf, meinem orangefarbenen Knautsch-Elefanten unter dem Arm auf dem asphaltierten Weg. Alf, der schon mit genug dunklen Sabberflecken übersät war, wurde von Sekunde zu Sekunde mit mehr und mehr nassen Tropfen besprenkelt, die von meiner Wange auf seine Beine und Arme tropften. Ich selbst konnte kaum sehen, geschweige denn atmen. Schluchzend mit tausend Tränen in den Augen stand ich auf dem Weg vor unserer Ferienwohnung und versuchte immer wieder diesen einen Satz herauszubringen: „Ich will wieder nach Hause.“
Ich war sechs Jahre alt. Meine Eltern sind mit meiner Schwester und mir in den Urlaub gefahren. Sie haben uns ein Haus am Meer ausgesucht, mit eigenen, kleinem Pool und großem Spielplatz im wunderschönen Italien, in dem mir das Eis so gut schmeckt. Sie wollten alles perfekt machen, damit wir Kinder einen schönen, unvergesslichen Urlaub haben. Und dann das. Noch bevor ich den Pool oder das Meer gesehen habe, stand ich mit verheultem Gesicht vor der Tür unseres Bungalows und wollte sofort wieder nach Hause. Wenn ich heute an die Situation zurück denke, dann tut es mir so leid. Meine Eltern konnten ja nichts dafür, dass diese Riesenspinne vor der Eingangstür sahs, in die ich auch noch beinah reingetreten wäre und die mich so zu Tode erschreckt hat, dass ich heute noch Spätfolgen davon trage. Ich wollte damals, als kleines Kind, sofort wieder nach Hause. In mein zuhause, mein Bett, mein Zimmer und meine spinnenfreie Zone.
Warum mir es heute so leid tut? Weil meine Eltern damals nur den beste und schönste Urlaub für mich wollten, so wie es alle Eltern möchten, und dann sitzt diese scheiß Spinne vor der Tür und der ganze Urlaub war im Arsch. Nach drei Stunden konnten sie mich doch ins Haus locken. Geblieben bin ich nur, weil ich sie mir sofort sechs Kugeln Eis gekauft und mir versprochen haben, dass ich den Rest der Woche bei ihnen im Bett schlafen darf. Das ist jetzt 22 Jahre her und nun hat sich der Spieß umgedreht. Meine Eltern suchen schon lange keinen Urlaub mehr für mich raus und haben auch nicht den Druck, dass mir irgendetwas gefallen muss, außer meine Geburtstagsgeschenke. Den Druck habe ich nun. Ich wollte mit meiner Mama ein Mutter Tochter Wellness Wochenende machen. Nur wie und wo und wann?
Das wo hat sich schnell geklärt – in den Bergen, die mögen wir beide. Das wann auch – über meinen Geburtstag. Nur welches Hotel? Meine Mutter mag es rustikal, ich eher modern im shabby-chic. Meine Mama mag Spaziergänge, ich im SPA abhängen. Es war nicht leicht. Ich wollte natürlich, dass es ihr gefällt, aber da es über meinen Geburtstag war, wollte ich auch ein bisschen Spaß. Nach längerem suchen und gefühlten 100 Bildergallerien, die ich mir angeschaut habe, war es klar. Klar wie Kloßbrühe. Es wird das Kranzbach und was soll ich sagen, nicht nur die anderen 10 Mutter-Tochter-Pärchen vor Ort bestätigten, das ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Das Kranzbach ist ein stilvolles renoviertes kleines “Englisches Schloss”, das von der adeligen Mary Isabel Portman aus London vor 100 Jahren erbaut wurde. Was braucht so ein englisches Schloss? Natürlich Kaminräume und davon gibt es gleich fünf im Erdgeschoß. Ich liebe England und ich liebe die Berge und als wir auf das Anwesen abbiegen, auf dem das Kranzbach steht, komme ich mir vor, als würde ich auf eine Grafschaft in Sussex fahren mit einer riesen Fototapete der Alpen im Hintergrund. Das Anwesen nennt sich aber nicht Schloss oder Hotel, sondern Refugium und das ist es auch wirklich – ein Zufluchtsort. Abgeschottet von der Außenwelt, ohne Nachbarn und nur durch eine kleine Mautstraße erreichbar. Das Kranzbach, ein Zufluchtsort für diejenigen, die irgendetwas hinter sich lassen wollen. Sei es Stress oder Probleme, Ängste oder Trauer oder wie bei mir, ein Lebensjahr. Hier findet man den Ort, an dem man wieder auf Reset klicken kann.
Es ist ein wunderschönes Gebäude, das so viel drumrum zu bieten hat.
Fahrrad fahren, Spaziergang zur Alm, SPA, Massage, Yoga, aktiv Programm … Zwei Tage sind einfach zu kurz. Was mir jedoch besonders gut gefallen hat, waren die Kleinigkeiten, die es besonders machen. Der Holundersaft im Spabereich, das Spielzimmer für Erwachsene, an der Bar, ein geknüpfter Teppich an der Wand und der Ladies-Spa. Liebe Männer, ich mag euch, aber beim Saunieren bin ich lieber nur mit Mädels zusammen. Und, was ich auf meiner Liste nicht vergessen darf, das richtig gute Essen. Ich glaube, das war die größte Herausforderung für mich und meine Mama. All die Köstlichkeiten, die uns kredenzt wurden, vom Himbeere-Honigsenf bis zum Erdbeerbaiser in unsere Bäuche unterzubekommen. Ich habe wirklich noch nie eine solch fantastische Käseplatte gesehen. Die Idee einen Käseplattenblog zu starten, hat sich nach den Tagen wieder verfestigt. Es hat geschmeckt wie bei Mutti und das fanden wir beide toll. Mich kann man dazu noch absolut begeistern, wenn die Produkte aus der Region kommen. Auf dem Weg zur Elmauer Alm sind wir an den Bienenstöcken vorbeigelaufen, deren Waben auf unserem Frühstückstisch lagen. Das ist toll. Das macht mich glücklich. Aber hat es auch meiner Mama gefallen? Also sie stand nicht schreiend vor unserer kleinen Burg und wollte sofort wieder nach Hause. Da habe ich schon einmal Glück gehabt. Ich wollte sie auch einmal zu Wort kommen lassen.
„Das Hotel Kranzbach ist ein wirklich sehr gemütliches Hotel und die Angestellten sehr zuvorkommend bei allen Anliegen. Selbst die Vierbeiner sind hier herzlich willkommen, was mich als Hundebesitzer besonders freut. Die Zimmer sind sehr geschmackvoll eingerichtet, vor allem die Betten. Man schläft ganz behütet, wie im Kinderbett und am morgen wacht man ohne Rückenschmerzen aus dem Dornröschenschlaf auf. Das kann aber auch an der frischen Luft liegen, dass man so toll schläft. Ich würde am liebsten den ganzen Tag spazieren gehen. Dann wäre ich schon glücklich. Das Abendessen ist besonders geschmackvoll und sehr abwechslungsreich. Jeden Tag stehen fünf Gänge mit je 2-5 Auswahlmöglichkeiten auf der Speisekarte. Unser Kellner ist mir auch ans Herz gewachsen. Einfach klasse und locker und hat der Christine zum Geburtstag ein schönes goldenes Band auf den Tisch gelegt und einen Kuchen mit Kerzchen gebracht. Das habe ich mir so gewünscht. Auf meine Nussallergie ist er auch eingegangen. Jetzt noch zum SPA-Bereich, der ist zwar sehr sauber und die Liegewiese wunderbar, da man die Berge in allen Richtungen sieht, aber ich bin keine große Wellnessgängerin. Aber am himmlischsten von allen waren die Nächte. An diese Betten kann man sich ganz schnell gewöhnen. Was das wohl für Matratzen waren? Und Kissen? Vielleicht sollte ich mir die für zuhause auch besorgen. Ich habe noch nie so gut ausserhalb geschlafen. Ja nicht einmal im eigenen Bett zuhause.”
Wenn sie jemand als Bettentesterin bestellen möchte, sie kostet 5 Kamele pro Nacht. Vielleicht hat sie auch wegen dem Lady Pfiff so gut geschlafen, ein Bier im Sektglas, das es vor dem zu Bett gehen gab.
Was aber meiner Meinung nach am aller, aller schönsten in diesem Hotel war, und natürlich habe ich mir den schönsten Punkt für den Schluss aufgehoben, die Menschen. Die Menschen, die den Laden zum laufen bringen, aber auch die Gäste. Ich war noch in keinem Hotel, in dem ich mich so nett mit Sabine vom Tegernsee am Nachbartisch beim Abendessen unterhalten habe oder mit Sebastian über Feigensenf und wie schön es ist bei Regen zu schwimmen. Diese ganzen Räume, auch wenn das Sofa noch so stylisch ist und der geknüpfte Teppich mir so gut gefällt, das ich schon Pläne schmiedete, wie ich ihn heimlich mit nach Berlin importieren könnte, diese Räume sind tot ohne die Menschen. Deswegen kann ich sagen, ein Hotel ist nur so gut, wie seine Bewohner.
Ich wollte aber auf Nummer sicher gehen, dass meine Mutti nicht vor dem Hotel steht und heulend wieder nach Hause will, deswegen habe ich nicht 4 Tage in einem Hotel gebucht, sondern in zwei unterschiedlichen Hotels. Demnächst der zweite Teil des Mutter-Tochter-Trips im Hotel „Das Kronthaler“
Schach mit Schäfer und Schafen
Die hauseigene Quietscheente
Der rote Raum
Mutti und ich beim Kuh-Mühle
Bar
Happy Birthday! Ja, es war happy!
Das Spielzimmer für Erwachsene
Pool im Spa-Bereich
Bin direkt vom Himmel geflogen
Strudel-Time!
Die Zimmer im alten Schloss
Mutti in schwarz-weiß
Kaminzimmer
Der Wandteppich, den ich mitgehen lassen wollte ;)
Dinning-Room mit Bergblick
Ich habe ein dickes Schokoherz zum Geburtstag bekommen!
Nordsee-Liebhaber können sich in den Strandkorb setzten und Berge anschauen
Aussicht vom Balkon aus
Wellness Wochenende mit Mutti
Heidi auf der Bergwiese
Das Kranzbach
Vielen Dank an DAS KRANZBACH für diesen unvergesslichen und wunderschönen Geburtstag und gleichzeitig auch Wellness Wochenende mit Mutti.
18 Kommentare
In Bayern ist’s halt doch am schönsten! ;)
Darf man erfahren, wie jung die werte Mutti ist? :)
Was schätzt du denn ;)
Super, frech & witzig geschrieben! Muss traumhaft schön gewesen sein! Und ein dickes Kompliment für soviel Mutti-Engagement! Der Beginn der Story ist köstlich und für mich so nachvollziehbar … hab selbst eine nicht therapierbare Spinnenphobie. Liebe Grüße aus Rostock
Wir können ja mal zusammen in Behandlung gehen ;)
Och, nö! Das ist aber fies!
Ich bin so dermaßen schlecht im Alterschätzen! :(
Gute Idee … nur denk ich, dass ich vorher weg bin, bevor es überhaupt losgeht …
vielen lieben dank für die netten worte über das Hotel… hab den bericht erst jetzt gelesen obwohl es doch schon gut ein jahr her ist. vielleicht kommt ihr uns ja mal wieder besuchen! geschrieben von dem kellner-den die Mama ins herz geschlossen hat
Süß geschriebener Artikel! Meine Blogger-Kollegin Karin war auch schon oft im Kranzbach und hat hier sogar eine Detox-Kur gemacht – und durchgehalten ;-)
Das hört sich auch total interessant an! Aber im Urlaub will ich ja immer Essen ;)
Wahnsinn! Wie toll einfach die Fotos aussehen…so einen Urlaub hätte ich auch wirklich mal gerne! absoluter Luxus^^^Und man sieht ihr habt es genossen, danke, dass ihr das hier veröffentlicht, ich finde das ist wirklich ein schönes Geschenk! Schöne Grüße aus Obermais , Nora
Es ist auch wirklich ein ganz besonderes Hotel!