Ich hatte schon viele wirklich wunderschöne Momente auf meinen Reisen. Doch ein paar, die stechen ganz besonders hervor. Das war mein Fallschirmsprung in Neuseeland, meine Wüstenwanderung in Namibia und das Schnorcheln mit Walhaien. Ich kann es nicht beschreiben, dieses Gefühl, wenn man ins Meer springt, den Kopf unter die Wasseroberfläche steckt und ein 7 Meter langer Walhai geschmeidig und anmutig unter einem entlang schwimmt. Es ist ein Moment in dem die Zeit still steht und erst da habe ich begriffen, wie faszinierend die Unterwasserwelt ist. Ich gebe zu, bis dato habe ich alles, was unter Wasser lebt zwar respektiert, aber nie so wirklich greifen und verstehen können. Doch der Schnorchelgang mit dem Walhai hat mein Interesse geweckt und über die Monate hinweg habe ich mir immer wieder Dokumentarfilme über die Unterwasserwelt angesehen. Gestern bin ich ganz zufällig auf einen gestoßen und dieser Film hat mein Denken und mein Leben verändert.
Ich war zu Hause bei meinen Eltern, es war 20:15 Uhr und Rosamunde Pilcher lief im Fernsehen. Danach habe ich angefangen rum zu zappen. Erst habe ich mir eine Wissenssendung über Papier angeschaut und dann kam plötzlich das Intro von dem Dokumentarfilm „Die Bucht“ über das Delfinschlachten in Taiji in Japan. Eigentlich wollte ich nur kurz reinschauen, um was es geht. Dann war ich so gefesselt, dass ich bis um 12 Uhr nachts vor dem Bildschirm saß und unbedingt wissen wollte – haben sie es geschafft diese grausame Delfinjagd abzuschaffen. Für einen außenstehenden Europäer scheint es erst einmal unmöglich, dass es so etwas geben kann. Doch mit Ignoranz und Korruption ist wohl alles möglich.
„Die Bucht“ erzählt vom unvorstellbaren Massenmord an Delfinen und wie sich der Tierschützer Ric O’Barry gegen die Delfinjagd in Thaiji und Delfinarien auf der ganzen Welt einsetzt.
Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht der 69 Jahre alte Ric O’Barry. In den 60er Jahren wurde er als Delfin-Trainer für die „Flipper“-Serie bekannt. Der TV-Erfolg der Serie zog einen regelrechten Boom um die klugen, scheinbar immer lächelnden Delfine mit sich. Delfinarien, Delfinshows und Delfintauchgänge wurden rund um die Erde nachgefragt. Doch O’Barry freute sich nicht über diese Entwicklung. Im Gegenteil. Als Flipper-„Darstellerin“ Kathy in seinen Armen starb, wurde aus dem ehemaligen Delfintrainer ein passionierter Aktivist gegen den Delfinfang.
Delfine können Selbstmord begehen. Jeden Atemzug den sie machen, ist bewusst. Sie entscheiden sich für das Atmen und somit für das Leben. Der Delfin Kathy wollte nicht mehr leben. Eines Tages schwamm er in die Arme von Ric, holte noch einmal tief Luft und dann nie wieder. Er glitt Ric aus den Armen und schwebte langsam an den Beckenboden. Als Ric diese Geschichte erzählt schossen mir 1.000 Tränen in die Augen. Wie kann der Mensch ein Tier so quälen, dass es Selbstmord begeht?
Einen Tag später wurde Ric verhaftet, weil er versucht hat alle Delfine zu befreien, die auf dem Set in Gefangenschaft lebten und seitdem änderte sich sein Leben schlagartig.
In einer abgelegenen Bucht in Taiji in Japan, die von der Außenwelt durch Stacheldraht und Sicherheitspersonal abgeschottet wird, entdeckte Ric O’Barry das absolute Grauen. In seinem Dokumentarfilm “Die Bucht” zeigt er, wie er gemeinsam mit Regisseur Louie Psihoyos sich auf eine Undercover-Mission begibt, um dieses Geheimnis dieser Bucht, die zuvor nie einer gesehen hat, ans Licht zu bringen. Die beiden rekrutieren ein Team von Spezialisten bestehend aus Tauchern, Surfern, Unterwasserfilmern und Special Effects-Künstlern, um die Vorgänge in der Bucht zu filmen und damit aufzudecken, was der Öffentlichkeit bisher verschwiegen wurde.
Sie machen sich mit Wärmekameras nachts auf den Weg, um Kameras zu verstecken, die als Felsen getarnt an den Klippen der Bucht und unter Wasser befestigt werden.
Die Polizei, lokale Behörden und die Fischer von Taiji sind ihnen immer auf den Fersen. Doch Ric und sein Team kommen dem Geheimnis der Delfinjagd jeden Tag ein Stück näher. Dem Geheimnis, das nur die Spitze des Eisbergs ist.
Dieses Archivbild der Tierschutzorganisation Sea Shepard zeigt, wie Jäger Tiere töten und in großer Zahl in Botte zerren. Das Wasser ist vom Blut der Tiere rot gefärbt.
Es werden in der Bucht von Taiji jedes Jahr Tausende von Delfine abgeschlachtet. Der Ablauf ist immer der gleiche. Die Tiere werden mit unzähligen Booten in die Bucht getrieben. Hier suchen sich Tiertrainer die besten Exemplare, die Flipper am ähnlichsten sehen aus, um sie in ein Delfinarium zu stecken. Der Rest wird mit Haken und Messern in der Nachbarbucht getötet. Das ganze Meer färbt sich rot. Es gibt Szenen in denen verletzte Delfine panisch versuchen zu fliehen. Blut fließt aus ihrem Körper und genau wie Kathy nehmen sie irgendwann einen letzten Atemzug und sinken zu Boden.
Das Fleisch wird verkauft. In Delfinfleisch steckt jedoch ein 20 Mal höherer Quecksilberanteil als eigentlich erlaubt ist. Der maximale Wert den ein Stück Fleisch haben darf, um nicht Gesundheitsschädlich zu sein, wird vertuscht. Dadurch kommt es im Ort Minamata zu Quecksilbervergiftungen und zahlreiche Kinder kommen behindert auf die Welt. (Quelle: https://www.nzz.ch/die-opfer- leiden-und-kumamon-tanzt-1. 18163688)
Ric O’Barry hat den Fischern in Taiji die gleiche Summe an Geld geboten, wenn sie nicht in die Bucht fahren und Delfine abschlachten. Sie haben jedoch geantwortet, dass es nicht um Geld gehen würde, sondern um Schädlingsbekämpfung. Die Delfine würden den Fischern die Fische wegessen. Es sei die Schuld der großen Fische, dass die Fischpopulation in den Weltmeeren zurück geht. Es ist für mich kaum vorstellbar, wie man so eine „Missbildung“ haben kann in der man solche Sachen glaubt.
“Die Bucht” ist ein Film, der einem Tierliebhaber das Herz bricht und gleichzeitig so viel Wut über diese Ungerechtigkeit erzeugt, dass man nicht mehr einfach zuschauen möchte, sondern sich für die Delfine und gegen diese Jagd einsetzen möchte.
Ich habe mich noch nachts nach dem Film hingesetzt und diesen Post geschrieben. Ich ärgere mich sehr, dass dieser Film bereits 2010 einen Oscar für den besten Dokumentarfilm bekommen hat, ich jedoch keine Ahnung hatte das er A existiert und B was in diesen Buchten in Japan abgeht.
Ich möchte einerseits von der Existenz dieses Film erzählen. Andererseits möchte ich mit euch zusammen etwas bewirken. Wir können nichts verlieren, nur gewinnen indem wir der Japanischen Botschaft in Berlin eine Mail schreiben. Eine Mail wird vielleicht nicht viel bewirken, aber stellt euch vor, jeder der das hier liest schreibt eine Mail und bringt vielleicht noch einen Freund dazu eine zu schreiben. Dann bekommt die Japanische Botschaft vielleicht 1.000 Mails zu diesem Thema am Tag und dann können sie es gar nicht ignorieren. Das Thema Delfinjagd in Japan darf einfach nicht in Vergessenheit geraten. Deswegen bitte ich euch:
Schreibt eine Mail an die Japanische Botschaft in Berlin!
Mailadresse: info@bo.mofa.go.jp
Betreff: Stoppt die Delfin-Massaker in Japan!
Nachricht:
Sehr geehrter Herr Botschafter,
ich bin schockiert und entsetzt über die jährlich im japanischen Taiji stattfindenden Delfintreibjagden, über die deutsche und internationale Medien immer wieder berichten. Die Brutalität, mit der die Fischer bei der sogenannten „dolphin drive fishery“ vorgehen, ist unbeschreiblich.
Ich möchte Sie hiermit bitten, sich bei Ihrer Regierung für ein Verbot der Delfintreibjagd in Taiji einzusetzen.
Jedes Jahr werden bei der „dolphin drive fishery“ etwa 2500 Delfine auf tierquälerische Art abgeschlachtet. Indem sie hunderte Tiere auf einmal töten, löschen die Fischer ganze Familien und soziale Gruppen aus. Abgesehen von der Grausamkeit dieser Methode vernichten sie damit Bausteine des Genpools und zerstören die genetische Vielfalt der betroffenen Arten.
Hinzu kommt, dass das Fleisch von Walen und Delfinen bekanntermaßen hochgradig mit PCBs, DDT, Dieldrin und anderen Umweltgiften kontaminiert und daher zum menschlichen Verzehr ungeeignet ist. Japanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Quecksilberbelastung um das 1600fache höher ist als der vom Japanischen Gesundheitsministerium empfohlene Wert.
Ich möchte Sie dringend bitten, sich für ein Verbot der Wal- und Delfinjagd sowie ein Verkaufsverbot für Wal- und Delfinfleisch einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Meine Mail ist im Postausgang! Vielen Dank für eure Unterstützung. Der nächste Schritt wird sein, dass ich mich für die Abschaffung der letzten zwei Delfinarien in Deutschland einsetze. Kaum zu glauben, dass es in Duisburg und Nürnberg noch so eine Tierquälerei gibt…
Weitere Infos:
Prowildlife – Delfinmassaker in Japan
WDC, Whale and Dolphin Conservation (früher WDCS) ist die weltweit führende gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen, Delfinen und deren Lebensraum widmet.
5 Kommentare
Auch mich hat der Film damals sehr bewegt. Sea Shepard tut wahnsinnig viel für den Schutz der Meere und ist eine sehr unterstützenswerte Organisation. Danke für den Artikel. Zusammen kann man etwas bewegen!
Liebe Christine,
mir sind bei dem Film auch die Tränen gekommen. Aber uns sollte bewusst sein, dass so etwas auch in Europa geschieht. Auf den Färoer-Inseln, die zu Dänemark gehören, findet jährlich das Grindadráp statt – ein Schlachtfest von Grindwalen, einer Delfin-Art.
Ich bin da sehr zwiegespalten, weil hier die Grindwale vor allem für die Nahrungsaufnahme geschlachtet werden und wie Nutzvieh innerhalb von Sekunden getötet werden. Jagd und Schlachtung mutet uns Stadtkindern ja immer sehr brutal an. Ich finde aber, wer Fleisch isst muss auch ertragen können, dass dafür Tiere sterben.
Wie die Japaner mit den Tieren umgehen ist für mich aber noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Delfine oder Wale haben für mich schon gar nichts in Aquarien oder Shows zu suchen.
Da hast du recht! Tier ist Tier! Aber da ich keins Esse, finde ich alles schrecklich :(
Toller und wichtiger Artikel, vielen Dank dafür!
Weitere Hintergründe zu Delfintreibjagden in Japan und auf den Färöer Inseln und wie man sich für ein Ende dieser grausamen Praxis einsetzen kann gibt es auf der WDC Website: http://de.whales.org/themen/delfinjagden
Liebe Christine,
ich bin eben zufällig auf Deinen Blog gestoßen. Auch wenn dieser Bericht von 2016 ist, so ist er aktueller denn je.
Das Leid der Delfine ist weiterhin vorhanden – sie sterben weiterhin einen qualvollen Tod. Ich werde heute auch eine Mail an die japanische Botschaft schreiben. Hast Du jemals Nachricht von denen bekommen?
Ebenso werde ich mich an die deutschen Zoos wenden. Kaum zu glauben, dass es in 2019 immer ncoh Delfine in Zoos gibt. Schau Dir doch auch mla den Loro Parque auf Teneriffa an. Die Tui steht als nächstes auf meinem Plan. Würde mich freuen von Dir zu hören.
LG, Nina