Es gibt Bücher, die fallen einen einfach in die Hand. Die wollte man weder kaufen, noch lesen doch hat man sich entschlossen einmal rein zu schauen, und liest das erste Kapitel, ist man gefangen. Man kann es nicht mehr weglegen. Man denkt daran Tag und Nacht, liest auf dem Klo, in der U-Bahn, in der Mittagspause.
Bei dem Roman “Die guten Menschen von New York” ist es mir so ergangen. Ich habe dieses Buch irgendwann einmal vor dem Müll gerettet und es lag jahrelang bei mir rum, bis ich neulich das besagte erste Kapitel gelesen habe und in den Bann gezogen wurde. Ich kann gar nicht sagen warum, was besonders gut an dem Buch ist. Es hat einfach Klick gemacht. Liebe auf den ersten Blick. Wenn ich ein Buch anfange zu lesen, habe ich auch daran den Anspruch, dass es irgendeine Passage, einen Satz oder eine Aussage hat, die mich bereichert, die mich an etwas erinnert, was ich vielleicht vergessen habe, die mir im Gedächtnis bleibt und ein Stück weiter bringt. So möchte ich diese gewisse, für mich besondere Passage aus dem Buch “Die guten Menschen von New York” nicht vorenthalten. Lest und mögt es. Oder nicht. Denn wenn etwas wirklich Geschmacksache ist, dann Bücher:
“Das Auto biegt in eine Autobahnauffahrt ein, wo sich die Straße auf vier Spuren verbreitert. Während Edwin über die Schulter blickt, hinschaut, sich einordnet und wieder hinschaut, hat Mirander das Gefühl, dass sich ihr Denken ebenso wie die Straße erweitert. Es gibt so viele Spuren, und wenn man eine davon verlässt, heißt das nicht, dass sie einfach verschwindet. Sie geht eben ohne einen weiter. Und man selbst ohne sie. Plötzlich erscheint es Mirander so klar und simple. Wenn man anstatt auf der malerischen Landschaft auf der Autobahn fährt, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass einem die größere Straße besser gefallen hat. Manchmal führt eben nur die Autobahn zum Ziel. Einigen Leuten wird auf kurvigen Bergstraßen übel. Andere rasen so gerne, dass sie einer geruhsamen Fahrt nichts abgewinnen können. Wieder andere haben Ziele, die man nur auf dem holprigen Kiespfaden erreicht. Und wer kein Faible für Ampeln und Staus hat, liebt die Stadt dennoch so sehr, dass er diese Dinge dennoch in Kauf nimmt. Man entscheidet sich für die Straße, die einem notwendig erscheint. Manchmal verirrt man sich. Man biegt falsch ab. Man hält am Straßenrand, um Himbeeren zu pflücken, Man tankt, wechselt das Öl und kauft Frischluftspray. Und man fährt weiter. Und immer kann man nur an einem Ort gleichzeitig sein, was nicht heißt, dass man sich unbedingt dort befindet, wo man sein will. Man ist eben zufällig gerade dort.”
Textpassage aus dem Roman: “Die guten Menschen von New York“
8 Kommentare
Nice image. Have not read this book but now will have to check it out since I grew up in New York state.
Kenne das mit dem im Bann eines buches sein auch sehr gut, ich lese sie dann auch meist in mehr oder winiger einem Stück. Und bin immer sehr traurig, wenn ich so ein buch ausgelesen habe. Mann weiß ja nie, wie lange es dauert, bis man wieder solch ein Buch findet.
Auch ein guter Geschmack muss erst gebildet werden. Und dein literarischer Geschmack ist, sorry, nicht besonders gut. Zumindest bei dem von dir gewählten Auszug handelt es sich doch um arg banale, um nicht zu sagen, einfältige Gedankengänge. “Und immer kann man nur an einem Ort gleichzeitig sein, was nicht heißt, dass man sich unbedingt dort befindet, wo man sein will.” Nicht gerade eine originelle Erkenntnis.
Poste doch einmal eine originelle Erkenntnis. Würde mich interessieren.
Da könnte man nun einige Aphorismen anführen z. B. ” Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben, man spricht aber immer nur von sechs oder sieben.” (Canetti) oder “Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit” (Ebner-Eschenbach.)