Rechts. Links. Links. Links. „Oooooooh!“ Rechts. Match. „Hey!“ – Klingelts? So in etwa geht es mir in letzter Zeit häufig, wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffe. Gemeinsam starren sie auf einen Bildschirm, auf dem Männergesichter nach rechts oder nach links geschoben werden. Danke, Tinder. Dazu werden kleine Nachrichten, die er wahrscheinlich flüchtig zwischen Fitnessstudio und Döner ins Handy tippt ohne darüber nachzudenken, von ihr bis ins kleinste Detail analysiert.
Ich dachte ja, dass Tinder, genau wie studiVZ, einfach irgendwann verschwindet. Falsch gedacht. Nach Tinder kamen happn, Lovoo und was weiß ich wie viele andere Dating-Apps hinzu, die zu aktiver Daumen-Gymnastik aufrufen. Ich bin es leid und ich habe tatsächlich keinen Bock mehr meine Abende damit zu verbringen Matches auszuwerten. Doch, Valentinstag rückt näher und mit ihm das schiere Verlangen nach einer Beziehung. Jetzt. Sofort. Hilfe. Umso schneller wird bei Tinder hin- und hergeschoben. Datings werden im Laufschritt gemacht und eigentlich ist es ja nur wichtig, dass am Samstag eine Rose vor der Tür liegt.
Um genau diese Zeit letztes Jahr haben wir, Christine und ich, uns schon über viele Emails lustig gemacht, die kurz vor dem Valentinstag in das Postfach flattern: rosa, rosé, rot, zartrosé und pink haben das Email-Postfach eingenommen und wurden auf Kerzen, Kissen, Bettwäsche, Kuchen, Muffins, T-Shirts, Tassen, auf quasi alles angewendet, was druckbar war. Auch dieses Jahr gab es da wieder diese eine E-mail, die mich zum einen amüsiert und mich zum anderen mal wieder in Hochform des Pöbelns gebracht hat und da ich das so gut kann, möchte ich euch auch daran Teil haben lassen. Es geht um die, Trommelwirbel, Dating Trends 2015. Ihr denkt, ihr wisst, wie ihr am schnellsten nach rechts oder nach links schiebt? Sehr gut. Denn es gilt neue Sachen zu erlernen.
Man nehme ein paar schlaue Menschen, die sich mit Singles auskennen und packe Sie in einen Raum. Was dabei herauskommt? Der CEO OF LOVE Trendbericht: 5 Trends, die uns vorher genauso bewusst waren, wie auch nachher und 5 Trends, die sich gegenseitig ausschließen und den kompletten Bericht bereit für den Müll machen. Aber fangen wir mal an und kämpfen uns durch die Liebestrends 2015.
Liebestrend Nummer 1: Nur die Liebe zählt: „Trotz wachsender Sexualisierung der Gesellschaft und des Tonfalls bei der Partnersuche genießt die Suche nach der Liebe beim Onlinedating weiterhin oberste Priorität“
Macht Sinn und genau aus diesem Grund meldet man sich bei Tinder und Co. an. Ok, ok. Mittlerweile kenne ich auch einige Paare, die sich über Okcupid oder Tinder kennengelernt haben und tatsächlich zusammengekommen sind und auch immernoch zusammen sind. Was ich an der Sache nicht verstehe ist der verzweifelte Wunsch nach einer Beziehung, die nun ganz schnell kommen muss. Ganz schnell bedeutet von jetzt auf gleich und das geht natürlich auf Tinder mit, im wahrsten Sinne, einem Wisch. Ich habe immer daran gezweifelt, dass die eigentliche Intention an der Anmeldung auf Tinder die wahre Liebe sei und das hat sich mit der netten Grafik hier bestätigt. Also, liebe Frauen, stellt die Liebe nach hinten und seht den Tatsachen ins Auge: wer mit einem Wisch entscheidet, ob er jemanden toll findet, der sucht meistens die große Liebe woanders.
Liebestrend Nummer 2: Es wird immer mehr verschiedene Matching Verfahren geben.
Eine Sache, die mir auch jetzt erst bewusst geworden ist: während Tinder zum Beispiel nach der Location des einzelnen geht, geht es bei anderen Singlebörsen teilweise nach dem Bildungsstand, nach der Intention (warum heißt poppen.de wohl poppen.de?), nach Interessen und bei anderen kann man einfach manuell durchklicken und vielleicht den Einen oder die Eine finden. Ich bin gespannt, was dieses Jahr kommt. Vielleicht eine Art Matching nach der Biersorte, die man trinkt oder nach den Ländern, die man bereist? Wobei das ja schon wieder ganz interessant wäre, oder?
Mein Lieblingstrend Nummer 3 und 4: Wearables bzw. iBeacons
Laut den Experten werden wir bald mit einer Datinguhr rumlaufen, die piept, wenn uns Mr. oder Mrs. Right begegnen. Super, dann starren wir bald alle anscheinend nicht nur mehr auf unser Smartphone, sondern auch auf eine Uhr, die uns benachrichtigt, wenn wir mal wieder jemanden treffen. Dabei frage ich mich, ist es nicht wichtiger den Kopf zu heben und zu schauen wer da wirklich an einem vorbeiläuft? Wenn ihr denkt, dass dies eine wahre Errungenschaft unserer Technik ist, dann würde ich gern wissen, was besser ist einen potentiellen Freund bzw. eine potentielle Freundin über eine Uhr zu treffen, anstatt einfach normal ins Gespräch zu kommen.
Liebestrend Nummer 5: Die Online Singlebörsen werden noch nicht aussterben.
Schade. Ich dachte ja, Tinder übernimmt bald alles und löst jede einzelne Dating Platform ab. Das wäre nur schade für Elitepartner, wo sie doch so viel Geld in ihre tolle Fernsehwerbung gesteckt haben. Experten sagen allerdings, dass Tinder und Co. noch lange nicht das Zeug dazu haben, die Dating Platformen abzulösen. Warum? Die Nachrichten seien zu langweilig, die Profile nicht ausreichend, die Antworten dauern zu lange oder kämen gar nicht und, aufgepasst, es gäbe zu viele sexuell explizite Nachrichten. Nee, das ist jetzt aber eine Überraschung. Hängt vielleicht damit zusammen, dass die Mitglieder auf solchen Apps eben nicht gerade nach der großen Liebe suchen, sondern einfach ein bisschen Spaß wollen.
Und genau aus diesem Grund trifft man da Paradiesvögel, die man sonst vielleicht nicht treffen würde. Menschen, die einen für „Fotoprojekte“ treffen wollen, oder an den Füßen riechen möchten. Andere wollen dir Geld überweisen, weil es sie anmacht oder einfach nur in die Kiste. Sich darüber aufregen? Sorry, aber dafür habe ich kein Verständnis. Wer sich auf einer Platform anmeldet, die die große Liebe lediglich durch ein Wischen bestimmen lässt, der muss auch mit solchen Dingen rechnen.
Eine amerikanische Künstlerin hat sich darauf übrigens einen Riesenspaß gemacht und ein Instagram Profil eingerichtet, in dem sie unter „Instagranniepants“ obszöne Nachrichten ihrer Tinder-Verehrer veröffentlich. Ein Traum!
Derweil sitze ich immernoch in der Runde meiner Freundinnen und darf die Nachrichten vom Max204 analysieren, der sich schon wieder nicht gemeldet hat, obwohl er doch online war. Kein Problem, dann wischen wir halt weiter.
Und was macht ihr so am Valentinstag?
1 Kommentar
Ich will über die Rückseite deines i-phones wischen?
Äh sorry, den Apfel-Popo streicheln.