Tinder App – was ist das? Es gibt immer irgendwelche neuen Apps, welche die Menschen, die sich mit mir treffen, davon abhalten, sich im Café, der Bar oder dem Club mit mir zu unterhalten. Es kommt dann ein Gefühl der Gekränktheit und Angepissheit in mir hoch und ich will wissen: Welcher neuer, heiße Scheiß ist da schon wieder am Start. Welche App ist unterhaltsamer als ich? Wer starrt lieber auf sein Display, anstatt sich meine manchmal wirklich witzigen Geschichten anzuhören? Nach Facebook, Whats App, Pinterest und Instagram wurde es erst einmal ruhig, bis vor ein paar Wochen die Tinder App kam.Tinder, wie sich das schon anhört. Tinder, Rinder, verhinder. Ja verhinder, dass die Rinder sind auf Tinder. Ich sehe schon die vielen Fragezeichen in euren Äuglein aufleuchten. Ich muss hier und jetzt erst einmal klären, was die Tinder App überhaupt ist. Ich würde sagen, eine Dating-App. Ich möchte hier kurz zwei Experten zu Wort kommen lassen, die sich mit der Thematik schon seit Wochen beschäftigen und die Tinder App ausführlich getestet haben – Corinna und Paul.
Corinna: „Die Tinder App wird herunter geladen, und sie will alle Daten vom Facebook-Profil übernehmen. Das passt, die sind ja ohnehin schon von NSA und Mr. Zuckerberg persönlich gescannt worden. Sekunden später spuckt das Handy die ersten Ergebnisse und das Leben nimmt eine krasse Wendung. Jede Frauen, die sich vorher noch über das Konzept lustig gemacht haben – wer ist denn so peinlich, dass er diese Tinder App nötig hat – sind nun nicht mehr ansprechbar. Sie starren auf den Bildschirm und entscheiden mit einem schnellen Fingerwisch nach links oder rechts, wer hot oder es eben not ist.
Warum funktioniert dieses Konzept so verdammt gut, dass jeder, aber auch wirklich jeder, darauf anspringt? (Außer ich, Christine Neder) Dass die Arbeit links liegen gelassen wird, um mit Unbekannten über Lappalien zu chatten? Und dass selbst die Freunde ignoriert werden? Es kann nicht nur um Sex gehen.
Die Tinder App macht es uns einfach. Es muss kein peinliches Profil mit Fragen der Sorte „Wo werde ich besonders gerne gekitzelt?“ angelegt werden wie bei anderen Onlinedating-Seiten. Die oberflächlichen Infos, also Interessen, Fotos, Freunde werden aus unserem ganz ehrlichen, total realistischen Facebook-Profil geklaut, über dessen Profilbild wir uns ja nicht tagelang das Hirn zermartert haben. Unser Nachname bleibt geschützt, was aber nicht heißt, dass einem dort keine bekannten Gesichter begegnen, von denen wiederum viele bekanntlich vergeben sind. Und: Jedes Gefühl, dass diese App in uns auslöst, ist positiv. Wenn der andere einen nicht ganz so heiß findet wie man ihn, wird man das nie erfahren. Denn nur bei einem beidseitigen Interesse wird es als „Match“ angezeigt.“
Paul: „Zack, ein Treffer. Erst wenn beide Seiten sich gegenseitig gut finden, kann der Chat beginnen. Aber die furchtbaren, endlosen und vor allem zermürbenden Überlegungen: Findet sie mich gut? Will sie nur, dass ich ihre Mathe-Hausaufgaben mache? Fallen weg. Sie findet dich attraktiv! Oder zumindest das Bild von dir. Das ist doch mal eine Grundlage, mit der man(n) arbeiten kann. Und wenn sie dich nicht gut findet, wirst du nie davon erfahren. Kein Herzschmerz von nicht beantworteten Nachrichten, kein: soll ich ihr schreiben?, keine schlaflosen Nächte. Da du so viele Frauen direkt hintereinander weg bewerten kannst, konzentrierst du dich nicht nur auf „die Eine“ und der Radius beschränkt sich nicht nur auf Menschen die du schon betrunken in ihre Handtaschen hast kotzen sehen. Die Tinder App ist wie Online-Dating aber schneller und jünger und weniger komisch und peinlich. Und unverkrampft. Einfach unkompliziert. Was du dann daraus machst, ist dir überlassen. Ob Hochzeit oder One Night Stand, das liegt allein an euren Wünschen. Mein Rat: Lieber einmal zu viel nach rechts gewischt als einmal zu wenig, weil nicht zurückschreiben kann man immer noch.“
Corrina: „Die Tinder App spuckt immer wieder neue Jungs oder Mädchen aus, potentielle Partner (nennen wir es hier mal so…) in deinem Umkreis an, mit denen das Leben doch ganz anders verlaufen könnte. Das ist auch für vergebene Nutzer interessant. Vielleicht drehen die die Zahnpastatube sogar wieder zu und pupsen nicht beim Einschlafen.“
Wer die Tinder App benutzt, sollte sich eigentlich nur eins wirklich merken: Rechts ist HOT und links ist NOT und das Handy fest in der Hand behalten. Freunde machen sich immer wieder den Scherz und nehmen jemanden das Handy ab um wirklich schreckliche Typen auf die HOT-Seite zu ziehen. So, jetzt wisst ihr was hinter dem Zauber der Tinder App steckt. Es ist das Next von MTV für das eigene Smartphone. Auch ich habe diese App auf meinem Handy, aus Recherchezwecken. Schon nach fünf Minuten konnte ich jedoch sagen, dass ich absolut nicht die Zielgruppe bin und ich anscheinend die einzige bin die nicht drauf anspringt.
1.Ich kann mich nicht entscheiden. Ich muss manchmal im Restaurant eine halbe Stunde überlegen, was ich mir zum Mittagessen bestelle, der Gang zum Kleiderschrank ist jeden Morgen ein Albtraum, wie soll ich denn da in ein paar Sekunden anhand 3-4 Bildern entscheiden, ob ich irgendeinen Typen heiß finde? Entscheidungen lösen Stress in mir aus. Tinder stresst mich!
2.Vielleicht bin ich da auch die einzige, aber ich verliebe mich nun mal in einen Charakter. Ich finde jemanden HOT, wenn er mich zum Lachen bringt und nicht, weil er mir seine Brustbehaarung zeigt, einen Papagei auf der Schulter, wie er Fahrrad fahren kann, Seifenblasen bläßt… Ich kann nicht anhand vier Fotos entscheiden, ob mich diese Mann zum Lachen bringt.
3.Ich bin wohl auch zu altmodisch. Vielleicht auch eine kleine Romantikerin. Ich möchte den Akt des Flirtens zelebrieren. Ich möchte, dass sich der Mann die Mühe macht herauszufinden, ob ich ihn HOT finde. Das kann ich nicht in 10 Minuten entscheiden. Kennt ihr das nicht? Das Spiel? Wie lange kann man jemanden in die Augen schauen, was passiert wenn man den Gegenüber berührt? Diese Spiel, ich nenne es flirten, in dem man ausprobiert wie weit man gehen kann und wie viel Interesse der andere hat. Das fehlt. Das ist einfach weg, denn man weiß ja schon, dass man optisch anziehend ist.
4.Wenn ich 90 bin und mit einem faltigen Kerl vor der Glotze sitze, der hoffentlich noch nicht weggestorben ist, dann möchte ich sagen: Weißt du noch, als du mir damals den Brief übergeben hast in dem du mir geschrieben hast, was du an mir magst„ und nicht „weißt du noch, als ich damals auf dem Weg vom Finanzamt zu Claudis Geburtstag dein Bild in der Tinder App nach rechts gezogen habe? Nein? Stimmt, du warst ja gar nicht dabei.“
5. Beim Flirten und Kennenlernen kam es bis jetzt eigentlich darauf an dem Gegenüber zu zeigen, dass man ihn mag. Jetzt dreht sich der Spieß um. Was ist, wenn ich jemanden als HOT markiere, er aber in echt gar nicht HOT ist und sein Bild vor Veröffentlichung durch mehrere Photoshop-Filter gezogen wurde? Dann steht da jemand, dem man klar machen muss, dass man sein HOT zurück zieht, dass man sich geirrt hat, dass er leider scheiße aussieht. Ich möchte niemanden sagen müssen, dass er scheiße aussieht.
Ich verstehe jedoch den Zauber hinter der Tinder-App, den kleinen Ego-Push, wenn man ein Match hat, die Aufregung, wenn plötzlich der Chef erscheint und ja, für schüchterne Menschen ist es eine gute Art irgendwie mit irgendjemanden Kontakt aufzunehmen. Paul hatte das schön erklärt:
„Durch die Quasi-Anonymität von Facebook ist es für dich einfacher geworden, dir Bilder von attraktiven Damen anzusehen, selbst wenn sie nicht „heiß, geil und in deiner Nähe“ sind. Aber ein zwei Jahre altes Bild einer neuen (oder auch alten) Facebook- Bekanntschaft zu liken ist dann doch ein bisschen too much. Man will schließlich nicht als Stalker rüberkommen. Wer weiß denn schon, ob die Dame der Wahl dich überhaupt mag? Deutlich weniger peinlich wäre das Ganze, wenn sie deine Likes nur sehen könnte, wenn es ihr mit dir ähnlich geht. Da kommt die Tinder App ins Spiel.“
Aber mal ganz ehrlich, wer sich nicht traut mich persönlich anzusprechen, der ist schon so was von NOT HOT. Ein bisschen Mut gehört eben zu meinem Spiel dazu und ich will noch „the one and only“ sein. Ich hoffe, das ist möglich…
PS: Wenn ihr mehr über die Tinder App lesen möchtet, dann schaut bei Marcel und Sara vorbei!
29 Kommentare
Sprichst mir aus dem Herzen. Habe gar kein Smart-Phone und bin daher auch nicht anfällig für Apps aller Art ;-)
Tja, und Tinder beschreibt den Wahnsinn dahinter ja selbst am Besten: „It’s like real life, but better.“
Wer das glaubt und nicht für einen Aprilscherz hält, dem ist nicht zu helfen.
Ich würde es als Anagramm so umformulieren: Tinder = „like butt, real life is better !“
naja, weil die überallundimmer- beschäftigung mit dem smartphone masturbation sehr nahe kommt, frag ich mich ob mann/frau so etwas wie tinder überhaupt braucht ???? dat ding an und für sich tut’s anscheinend auch ;)
Hi, ich bin auch altmodisch;) übers internet verlieben, für mich nicht denkbar. ich besitze zwar ein smartphone, komm aber ohne probleme 2 tage ohne handy aus( auch wenns für meinen freundeskreis unvorstellbar ist;) ) Ich muss DIXI absolut recht geben, es ist aber nicht nur tinder, whatsapp und facebook .. es ist das internet! könnt ihr euch noch an die zeit erinnern wo man im restaurant stundenlang über irgendwelche themen diskutiert haben, das fällt doch alles jetzt weg:( irgendjmd fragt nach 2sec onkel google oder tante wiki…
Genau meine Meinung
Du hast ein gutes Gedächtnis, Christine ;)
Hä?
Ich glaube nicht das man die App wirklich zum flirten bzw Daten herunterlädt. Ich glaube eine App in der man einfach Bilder von Leuten bewertet reicht vollkommen aus. Menschen bewerten einfach gerne, deshalb feierte damals die uglypeople.com Webseite so großen Erfolg. Bei Tinder gibt es so wie ich es herausgelesen habe einfach noch eine kleine Belohnung bestehend aus einem Match. Jemand hat angeklickt das er dich Hot findet. Ein kleines positives Bonbon für das Selbstbewusstsein. Was Menschen eh toll finden :) Ganz einfaches Erfolgsrezept dahinter :p
Ich hasse es andere zu bewerten …
Die meisten Menschen eben nicht :p Du wolltest wissen wie sowas erfolgreich sein kann
Okay krass, diese App ist bisher tatsächlich komplett an mir vorbei gegangen. Ich bin seit fast vier Jahren glücklich vergeben und brauche sie daher nicht (er hat mich übrigens in der Bahn angesprochen, so richtig in echt und ohne Datenströme), aber als Single würd ich mir den Scheiß bestimmt trotzdem mal ansehen. Oder ich empfehle sie einer Single-Freundin und wenn’s nur dem Zeitvertreib oder dem Ego-Pushen dient. :D
Übrigens mal wieder herrlich geschrieben, liebe Christine!
Dann halt dich doch raus!!! du hast ja eh Kein plan von apps wenn du kein Smartphone hast!!!
Ich habe in Barcelona dank Tinder zwei Mal eingelocht *grins*
Wenn du in meiner Altersgruppe wärst würde ich dir jetzt einen Liebesbrief schreiben. Du schreibst mir „so was von“ aus der Seele.
Ich genieße es wie eine Frau sich bewegt… ich genieße ihre Stimme, ihre Mimik wenn sie darüber nachdenkt ob ich das was ich gerade gesagt habe ernst meine oder sie gerade auf den Arm nehme.
Und natürlich: wenn Sympathie besteht die langsamen ersten „zufälligen“ schüchternen Berührungen.
Internet- und Flirtapps geben nicht nur eine Menge an sehr privaten Daten an Firmen und irgendwelche Dienste weiter (wann ich wo bin und welche Frauen ich interessant finde geht Facebook überhaupt nichts an), sie suggerieren auch die Partnersuche sei „ein Katalog“ (14 Tage Rückgaberecht….) und erlauben gleichzeitig die Auswahl der Leute mit denen man sich treffen will lediglich anhand von weitgehend irrelevanten Kriterien (OK, Aussehen ist wichtig, aber Photoshop ist Photoshop….)
Ich gehe jetzt wieder ganz altmodisch aus und übe mich im konventionellen Flirten. Immerhin hat das auch ein paar hunderttausend Jahre lang funktioniert… so falsch kann es also nicht sein.
Falls du mal einen Beitrag über das konventionelle Flirten schreiben möchtest, gerne ;)
Edit: ich besitze ein Smartphone, nutze das aber hauptsächlich als Terminkalender, Adressbuch, zum Preisvergleich von Tankstellen und um schnell den Wetterbericht nachzusehen. Ab und zu telefoniere ich sogar damit :)
Übrigens: der Sebastian auf dem Beispielfoto sieht wirklich knuffig aus….
Ja ne, ich hätte ihn daten sollen ;)
Super Artikel. Ich bin durch Zufall auf deinen Artikel gestoßen bei der Google-Suche „Tinder ohne Facebook“.
Ich hab‘ auch von Kollegen davon gehört und wollte meiner Neugierde mal nachkommen – hatte aber definitiv mehr Spaß dabei deinen Artikel zu lesen. Besonders bei der Vorstellung mit 90 Jahren auf der Couch zu sitzen und sich vorwerfen zu müssen Dinge aus Angst nicht gemacht zu haben ist doch schlimm.. Stattdessen muss man auch mal Enttäuschungen erleben und sich doppelt freuen wenn man jemand Nettes kennengelernt hat.
Deine romantische Vorstellung gefällt mir auch sehr gut. Hast einen neuen „Follower“ gewonnen. (Gibt es eigentlich noch einen deutschen Begriff ? Oder kann man dich auch „abonnieren“ ? – hört sich eigentlich nur noch schlimmer an)
Liebe Grüße,
Herbie
PS: Meine Suche blieb übrigens ohne Erfolg. Apps ohne Facebook gibt’s in unserem Zeitalter glaub ich nicht mehr..
Schau mal unseren ganz neuen Artikel an. Tinder ist schon wieder out, Peppr kommt jetzt *HILFE*
https://www.lilies-diary.com/peppr-app/
Lass uns mal essen gehen ! :)
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Ich mache ebenfalls den Selbstversuch und teste Tinder. Lässt sich hier tatsächlich der Traummann finden? Wer an meinen Erlebnissen teilhaben möchte.
Hi Christine… dickes Kompliment…sehr schöne Wortwahl und Klasse Blog! Als Hobbyautor schön so weitere Hobbyschreiberinnen zu sehen, die schreibtechnisch auf gleicher Ebene schwingen. Nice :-)
Hab selbst als selbstbewusster & attraktiver Mann die App getestet und herausgefunden, dass es wenig bringt, auch wenn ich sie aus Jux optimistisch weiternutzen werden. Hab das Gefühl für Frauen (vermutlich auch Männer) ist es nur ein chilliger Zeitvertreib was Heißes für die Augen zu finden. Für mich ist es nun auch nicht mehr.
Jedenfalls sehr schöner Blog! :-)