Die Welt braucht mehr Orte, wie diesen (#236)

Christine, was sehen wir auf deinem Foto des Tages?

Einen Ort, in dem noch alles gut zu sein schein. Ein Ort, an dem man Hütten einfach sperrangelweit auflassen kann, hammer Frauen trifft, unvergessliche Begegnungen hat und die schönsten Geranien auf dem Balkon, die ich je gesehen habe. Hello Alpbachtal in Tirol!

Was hast du heute gelernt?

Oh Gott, heute habe ich viel gelernt. Wie ich meinen Rucksack für eine Tagestour und eine Mehrtagestour packe, wie ich Speckknödel und Tiroler Gröstl koche und was Kaspressknödel sind. Ich bin gerade in Tirol unterwegs und bin wieder fleißig am Video drehen. Ihr dürft euch freuen!!!

Welche drei Sachen haben dich heute glücklich gemacht?

Eine Begegnung: Manche Frauen, die hauen mich einfach um. Die hauen mich um mit ihrer Leidenschaft, ihrem Tatendrang und ihrer Energie. Heute habe ich eine dieser Frauen getroffen. Die Bäuerin Gerdi. Sie ist fast doppelt so alt wie ich doch hat fünfmal so viel Energie. Sieben Kinder und einen Hof mit Kühen, Schweinen und Landwirtschaft meistert sie alleine und mit so viel Hingabe. Solche Frauen motivieren und inspirieren mich so sehr. Danke liebes Schicksal, für diese Begegnung.

Eine Entdeckung: Nach dem Drehtag bin ich durch das wunderschöne Dorf Alpbach gelaufen und habe einen wunderschönen Ort entdeckt. Eine kleine Hütte am Rande des Dorfes, direkt am Hang. Ein Schild hing an der Tür auf dem Stand: Leseraum. Ich habe die Türklinke herunter gedrückt und die Hütte war auf und in ihr eine gemütliche Leseecke mit ein paar Büchern und Magazinen. Am Ende der Hütte stand ein Tisch am Fenster von dem aus man ins ganze Tal schauen konnte. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Hier steht ein wunderschöne Hütte und sie ist für alle zugänglich und ich musste sofort daran denken, wie diese Hütte aussehen würde, wenn sie in Berlin stehen würde. Ausgebeutet, angesprüht und wahrscheinlich nach 24 Stunden völlig zerlegt. Warum klappt es hier, dass dieser Raum offen steht und ihn jeder respektvoll betritt und wieder verlässt? Ich finde es wunderbar.

Ein Erkenntnis: Ich musste heute in Österreich zum Tierarzt, weil der kleine Boris leider ein blödes Ekzem genau über seinem Schniedelwutz hat. Dieses Erlebnis war so komisch, aber auch wieder so witzig und sehr herzlich. Ich habe eine Villa alias Tierarztpraxis betreten, in der die Haustür offen stand. Keiner war da. Nach einem zaghaften “Hallo” kam auch niemand. Dann bin ich doch noch mal zur Tür hinaus und habe alle Klingeln gedrückt und siehe da, ein älterer Mann kam die Treppe herunter. Ich habe ihm Boris Leiden geschildert und wollte ihm das Ekzem auch zeigen. Also habe ich meine Hand zu einer Pistole geformt und zu Boris gesagt “Tot”. “Tot! Tot! Tot?” Das ist eigentlich sein Befehl für – leg dich auf den Rücken. Aber er war nur ganz aufgeregt und hat hektisch mit den Schwanz gewedelt und der Tierarzt hat mich nur verwirrt angeschaut und gelacht und hat glaube ich gar nicht verstanden, warum ich die ganze Zeit tot schrei und mit einer Handpistole auf den Hund schieße. Im Nachhinein musste ich so lachen über die Situation. Der Herr Doktor hat mir zwei Salben mitgegeben und noch Tabletten und als ich ihn gefragt habe, was er bekommt, hat er “Nichts” gesagt. “Wie bitte?”. “Ja, das ist schon in Ordnung”, sagt er. Fassungslos stand ich da und wollte ihn einfach irgendwas in die Hand drücken, aber dann habe ich gedacht, dass man Nettigkeit auch einfach einmal zulassen kann. Ich bin eigentlich ein Mensch, der immer denkt, dass alles gerecht sein muss und es ein gleichberechtigtes Geben und Nehmen geben sollte. Doch manchmal ist es einfach gut, zu Nehmen, zu merken, wie der andere sich freut und mit einem Lächeln auseinander zu gehen.

Frage an euch: Wart ihr schon mal in Tirol und wenn ja, wo?