Es gibt Tage, da rede ich einfach nicht. Da will ich auch einfach nicht reden. Da will ich einfach schweigen. Ich versuche dieses Bedürfnis auf einen Sonntag zu legen, um anderen nicht den Eindruck zu vermitteln, ich sei unhöflich oder gar seltsam. Wenn ich dann so einen Tag habe, schweige ich vor mich hin, ignoriere das Telefon und deute selbst beim Bäcker nur mit dem Finger auf das Brötchen. Bloß nicht reden. Den Vormittag verbringe ich meistens zu Hause und verlasse erst gegen Mittag das Haus. Dann geht es ins St.Oberholz, wo das Reden ein regelrechtes NO GO ist, da alle nur vor ihrem Mac sitzen und schweigen. Gefällt mir. Sitzen, schweigen und trotzdem nicht ganz alleine sein. Irgendwann siedle ich in ein niedliches Eckcafé über und belausche die anderen bei ihren Gesprächen und merke plötzlich, wie einsam ich mich eigentlich fühle. Wie verschwendet dieser Tag war, an dem ich alleine rumsaß und das auch noch aus freiem Willen. Auch wenn es viele nicht glauben oder für unmöglich halten, die Einsamkeit ist ein Grundbedürfnis von mir. In der Einsamkeit werde ich innerlich ruhig, mein Gehirn entspannt sich, die Gedanken fließen, die Ideen kommen. Einsamkeit ist eine Meditation für meinen Kopf. Doch immer wenn ich die Einsamkeit zelebriere, komme ich an den Punkt, an dem ich schlechte Laune bekomme. Dann lauf ich los, durch kleine Gassen, gehe in Galerien, an Restaurants vorbei bis ich merke, dass ich Hunger bekomme. Zu meiner Zelebration der Einsamkeit gehört auch ein Restaurantbesuch und das bei meinem Lieblingsjapaner in Mitte, ishin. Dort herrscht Kantinenfeeling. Lange rote Tische, an denen Menschen sitzen. Die meisten in Gruppen aber auch immer wieder einsame Seelen, die wie ich alleine da sind. Die Einzelgänger die sich richtig outen wollen, setzten sich an die Bar. Diejenigen, die schüchterner sind, verstecken sich in der Menge und schlürfen unauffällig ihren grünen Tee.
Auf dem nach Hause Weg versuche ich immer eine Brücke zu überqueren, denn auf dieser Brücke, findet meist ein magischer Moment statt. Hier findet die Transformation von Einsamkeit in Glück statt. Wenn ich da stehe, die Sonne untergeht, dass Wasser unter meinen Füßen die Einsamkeit mit weg schwemmt, bekomme ich wieder gute Laune. Und das ganz alleine. Ohne jemand anderes. Nur mit mir. Ich kann gar nicht beschreiben, was für ein befreiendes Gefühl es ist mit sich allein happy zu sein, auf einer Brücke. Ich kann euch nur raten, macht doch selber mal einen Trip in die Einsamkeit. Es lohnt sich!
2 Kommentare
I hear ya!! Und ist es nicht eines der geilsten Gefühle überhaupt, komplett happy mit sich alleine zu sein? Darauf trinken wir heut abend einen – zusammen.
Berliner, meldet euch ;)