Auf nach Dolomiti Superski! Eine steile Karriere war das, die ich da hingelegt habe. Die letzten drei Tage bin ich noch die Pisten vom Stubaital heruntergerobbt. Jetzt stehe ich vorm Spiegel, schmeiße mich in Schale und studiere den Pistenplan wie jemand, der sein ganzes Leben schon auf dem Snowboard stand. Na ja, fast. Eigentlich schaue ich nur, wo es blaue Pisten gibt. Wir haben unseren Winterurlaub verlängert und sind am Abend vom Stubaital nach Corvara gefahren, mitten in den Dolomiten in Italien. Vor uns liegt ein Tag im Dolomiti Superski Skigebiet. Und das heißt nicht umsonst Dolomiti Superski: Hier befinden sich 12 Skigebiete, 1.200 Kilometer präparierte Abfahrten und eine maximale Höhe von 3.300 Metern auf dem Marmoladagipfel.
Ein straffer Tag liegt vor uns und dabei bin ich immer noch ein blutiger Anfänger, der bisher eine einzige rote Piste im Entenmarsch mit drei anderen aus meinem Snowboard-Kurs hinter unserem Lehrer geschafft hat. Aber man sagt ja, dass man es erst einmal versuchen soll und dann kann man immer noch jammern. Auf geht’s!
Snowboarden in Dolomiti Superski – Der Morgen im Hotel Sassongher
Aufgewacht sind wir im Hotel Sassongher. Das liegt relativ weit oben in Corvara und hat bereits acht Jahrzehnte Familiengeschichte auf dem Buckel. Mitten im Sassongher Massiv liegt es auf 1.560 Metern Höhe und hat damit immer Sonne.
Ja, wirklich immer. Schon beim Frühstück werden wir von der Sonne geküsst. Das nimmt mir direkt die Angst vor dem Tag und wandelt meinen Schiss in pure Euphorie um.
Schon beim Frühstück merke ich, dass ich endlich wieder in meinem geliebten Südtirol bin. Eine ewig lange Tafel mit Brot, Käse ohne Ende und ganz frischem Orangensaft. Gestärkt geht es also auf die Piste – oh jee.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Der schnellste Ausleihservice Italiens
Die letzten drei Tage bin ich bereits wie die coolen Kids mit meinem Snowboard in den Skibus gestiegen. Jetzt geht es wieder ans Ausleihen, aber das geht hier, in Boè, so schnell wie nirgendwo anders. Wer also gegen 9:30 Uhr in die Skischule geht und etwas ausleihen möchte, der hat genau die richtige Zeit ausgewählt und muss kaum warten. Das Snowboard, Schuhe und ein Helm kosten für den ganzen Tag 38 Euro. Man kann übrigens alles bis 18:30 zurückbringen. Genug Zeit, um alle Pisten in diesem riesigen Gebiet zu fahren.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Verwirrung, Verwirrung, Verwirrung
Apropos viele Pisten. Hier stehen wir, Rena und ich, völlig verwirrt vor dem riesigen Skiplan. Ich sehe nur rot, Rena ein paar Wege. Unser eigentlicher Plan war es mit dem Lift nach oben zu fahren und von dort aus über eine rote Piste in das blaue Pistenparadies zu gelangen. Das ist einfacher gesagt als getan. Die erste Abfahrt war bereits die falsche und zack stand ich am Hang und blickte mit Schweißperlen auf der Stirn herunter.
Ach du Kacke. Diese rote Piste sieht in meinen Augen eher nach dunkelschwarz aus. Nie im Leben fahre ich hier runter. Rena dreht ihr Runden. Lässig, wie immer. Eine rechts, eine links, dann bleibt sie sogar stehen, um nach mir zu schauen. Ich nehme Position ein und tue das, was ich an diesem Tag noch häufiger tun werde: Ich rutsche. Nein, nicht auf dem Po, wobei, das auch ein paar Male, nein, ich rutsche mit dem Brett, das jetzt parallel zum Boden steht. Ich spüre den Hass der Skifahrer, die Blicke der Snowboarder. Peinlich. Aber immerhin sicher. Oder so.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Tolle Aussicht ohne Ende
Ich habe es geschafft und jetzt geht es mit dem Lift hoch zu einem Punkt, von dem, so dachten wir, wir zu unserer Reservierung im Porta Vescovo Gebiet kommen. Mit dem Lift fahren wir hoch nach Bec de Roces und sind erst einmal baff. Und zwar von dieser Aussicht hier:
Vor uns liegen die Dolomiten in voller Pracht. Ich bin absolut sprachlos und schaue minutenlang einfach nur auf die schneebedeckten Gipfel. Mich überkommt eine Phase der Ruhe, eine Phase, in der ich irgendwie in mich kehre und einfach nur den Anblick genieße. Wenn weit und breit nur Berge zu sehen sind, nur Landschaft, dann rückt alles, was nur ansatzweise mit dem Alltag und mit Stress zu tun hat in ganz weiter Ferne. Ein schönes Gefühl. Rena drängt. Okay, okay. Ich fühle mich wieder wie in meinem Snowboardkurs. Endlich sind wir auf einer blauen Piste und ich kann selbst ein paar Runden drehen.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Einmal ganz nach oben bitte
Unser Ziel ist das Skigebiet Porta Vescovo. Das liegt auf 2478 Metern, bietet 20 Pistenkilometer und 7 Liftanlagen. Hier gibt es ein Gefälle von 50 %, das ich gerade beim Weg nach unten bis in die letzte und hinterste Muskelfaser gemerkt habe. Wir düsen also wieder herunter und nehmen die Gondel bis nach ganz oben. Es wird steiler und steiler und ich fühle mich, als könnte ich die Wolken berühren, als wir oben angekommen sind. Von hier aus startet übrigens die Sella Ronda, eine Route von 20 Kilometern, die im Kreis führt und es in sich hat – sowohl landschaftlich als auch steigungstechnisch.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Einmal purer Luxus bitte
Wir sind aber nicht zum Skifahren hier oben, also nicht nur. Nein, wir sind zum Mittagessen im Restaurant Viel dal Pan eingeladen. Das befindet sich in der Berghütte Rifugio Luigi Gorza, nur ein paar Snowboardschwünge von der Liftanlage Porta Vescovo entfernt. In der Berghütte befindet sich eine Bar und ein Selbstbedienungsrestaurant, aber eben auch das Vial dal Pan. Ein echtes Sternerestaurant auf einer Höhe von wahnsinnigen 2.500 Metern.
Wir betreten das Restaurant, durchgeschwitzt und völlig rot im Gesicht und setzen uns an den fein gedeckten Tisch, der sogar eine weiße Tischdecke hat. Untypisch, für ein Pistenrestaurant.
Wir starten mit Sekt und hausgemachtem Brot. Das wird tatsächlich hier in der Höhe gemacht. Zwar mit ein paar Tücken, wie uns der Chefkoch erklärt hat, aber es funktioniert. Wir werden durch ein Menü geführt, das alles andere als Germknödel, Apfelstrudel oder Knödel sind. Nein, es gibt Kalb, Rind, Tintenfisch und das alles in den wahnsinnigsten Varianten. Aber seht einfach hier:
Nacho mit Guacamole
Fisch mit Artischocke
Mit Garnelen gefüllte Gnocchi
Tintenfisch und Baby Oktopus
Die schönsten Gnocchi der Welt
Ein Strudel, der irgendwie kein Strudel ist
Um 15 Uhr sind wir durch. Also so wirklich durch. Nicht nur mit dem Essen, sondern auch so allgemein. Die Wangen sind rot, die Beine sind schwer und eigentlich wollen wir uns nur auf die Couch legen und hier bleiben.
Es ist warm, es riecht gut und das Essen ist einfach fantastisch. Aber nix da. Rena drängelt. Die Liftanlagen schließen allerspätestens um 17 Uhr und wir befinden uns am fast höchsten Punkt im ganzen Gebiet auf der, so erklärt mir Rena, anderen Bergseite von dem Ort, in den wir eigentlich wollen. Ich bin schon längst planlos und folge Rena jetzt einfach nur noch.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Einmal falsches Tal bitte
Die Sella Ronda ist eine Piste, die zwar nicht nur für Fortgeschrittene ist, die aber schon ein paar Vorkenntnisse von Wintersportlern abverlangt. Kenntnisse, die ich nicht habe. Und so mache ich mich auf eine ordentliche Rutschpartie gefasst. Horizontal geht es für mich die Pisten runter. Ich bilde mir ein, dass das gut für Beine und Po ist und hab schon fast ein gutes Gefühl dabei. Fast. In der Ferne erblicke ich nach gefühlten Stunden ein Dorf und freue mich schon riesig auf das Ende dieser Rutschpartie durch die wundervolle Landschaft. Ja, wirklich.
Die Landschaft fasziniert mich immer noch. Wir sind in Arabba. Ein kleines Dörfchen, das zwar süß und voller kleiner Kinder ist, die ihren Pistentag schon erfolgreich abgeschlossen haben, aber leider auf der anderen Seite liegt. Oh jee. Wir machen uns auf, die Sonne geht so langsam unter, die Lifte sind geschlossen und ich rutsche. Den ganzen Weg nach unten.
Snowboarden in Dolomiti Superski – Autsch, da hilft nur Wellness
Ein Glück, das unser Hotel einen Wellnessbereich hat. Ich finde, das sollte das absolute Muss für alle Hotels sein, die sich in den Bergen befinden.
Nichts geht über eine Sauna und einen Gang in den Whirlpool nach einem ganzen Tag auf der Piste – gefolgt von einem super guten Abendessen mit italienischem Hauch.
Hach, dafür liebe ich Südtirol.
Snowboarden in Dolomiti Superski – FAZIT
Die Dolomiten sind traumhaft schön, ganz ohne Frage. Das riesige Gebiet ist ein Paradies für alle Wintersportler, gerade für all diejenigen, die ein bisschen mehr Zeit mitbringen.
Für mich war dieser Tag ein turbulenter: Einer, der mich an meine Höhengrenzen gebracht hat. Einer, der mir gezeigt hat, dass Hütten auch Sterne-Küchen sein können und das verdammt gut hinbekommen, so gut, dass es fast schon unwahr scheint.
Das war ein Tag, an dem ich zum Rutschprofi geworden bin – aber auch einer, der mir noch mehr wahrgemacht hat, dass ich viel häufiger in den Winterurlaub muss.
Die Berge, der Schnee, die Natur, die frische Luft – kann es schöner sein?
Vielen Dank an Porta Vescovo und das Hotel Sassongher für die Unterstützung!