Grundsätzlich liebe ich alles, was klein und kuschelig ist und mich mit großen Rehaugen anschaut, als würde die Welt jetzt gleich untergehen, wenn ich den Raum verlasse, ohne dieses kleine, süße Etwas mitzunehmen. Egal, ob das jetzt eine Babykatze, ein Babyhund oder eine Babyschildkröte ist. In dem Moment, in dem es mich SO anschaut, gibt es mir das Gefühl, nur mich zu brauchen, nur ich kann es retten aus diesem viel zu kleinen Käfig beim Tierhandel oder aus diesem viel zu kleinen Aquarium des Tierzüchters. Ich MUSS dieses Tier retten, es mit nach Hause nehmen, es umsorgen, ihm alles geben, was sein Herz begehrt.
Hätte ich nicht so einen unglaublich stoischen Freund, der mir in meinen weichen Augenblicken sagt: „Ey Jard ganz ehrlich, du kannst einfach nicht alle retten, außerdem bekomme ich auch nicht immer was ich will, wenn ich dich so angucke, können wir jetzt gehen? Ich habe Bock auf Steak“. Wenn er nicht wäre, hätte ich schon längst einen kleinen, kuscheligen Zoo bei mir Zuhause. Meine Einzimmerwohnung, die um genau zu sein 35 Quadratmeter hat, würde schon längst von mehreren Babypapageien, Langohrkaninchen, Goldfischen mit Schleierschwänzen, Siamesischen Babykatzen und einer Golden Retriever Familie bevölkert werden. Ohne, dass sie Miete bezahlen würden, oder Strom oder Gas. Noch besser: ich würde all mein Erspartes für SIE ausgeben für Fischfutterflöckchen, für Aquariumsauger, für Katzenkratzpfähle, für Hundenäpfchen, für Langhaartierbürsten…
Und mal ganz ehrlich, ich würde es lieben. Denn ich würde ihnen was Gutes tun und anders herum würde ich so viel Liebe und Dankbarkeit zurückbekommen. Dass diese Dankbarkeit auch für jedes andere Herrchen hätte bestimmt sein können, ist mir scheißegal. Sie glücklich, ich glücklich!
Während meiner Reise in Vietnam auf Con Dao, hat meine Schwäche für klein und süß mich mal wieder gepackt. Ich durfte nämlich helfen jungen, hibbeligen Babyschildkröten in Vietnam den Weg zum Ozean zu zeigen! Nach einem wunderschönen Tag an dem ich im südchinesischen Meer schnorcheln war, besuchte ich die Marine Turtle Conservation Station für Babyschildkröten in Vietnam im Con Dao National Park. In diesem Asyl werden die Eier, die die Mutterschildkröten am Strand eingraben, wieder ausgegraben und danach im beschützten Gebiet aufbewahrt bis sie schlüpfen. Warum? Weil die Babyschildkröten in Vietnam, wenn sie aus den Eiern kriechen, entweder in die falsche Richtung laufen, vom Ozean weg, oder, bevor sie überhaupt aus den Eiern oder zum Ozean gekommen sind, von blitzschnellen, gewieften Raubvögeln gefressen werden. Das Asyl versucht die besonderen Ozeanbewohner, die schon seit Millionen Jahren einen wichtigen Teil der Unterwasserwelt ausmachen, eine bessere Chance zum Überleben zu verschaffen und vor dem Aussterben zu bewahren. Dazu trage ich gerne meinen Teil bei! Als ich ankam, warteten schon hunderten mini, mini, super kleine, zappelnde Babyschildkröten drauf befreit zu werden, um den großen, geheimnisvollen Ozean zu entdecken. Sie guckten mich an, so wie es nur diese schnuckeligen kleinen Tierchen können. Ich konnte nicht anders als sie mitnehmen und ihnen den heiklen Weg zum Wasser zeigen. Ich trug sie in einem Waschkorb zum Strand und los ging das Rennen. In Gedanken hörte ich sie miteinander reden: „Wo zum Teufel müssen wir denn jetzt hin, was denken die bloß, dass die mich einfach hier so auf diesen riesen, weißen Streifen hinschmeißen können und ich selber den Weg rausfinde??“ „Verdammt nochmal, nicht so drängen: ZUM OZEAN!! HALLO HIER BIN ICH!!
Mit großer Bewunderung schaute ich mir an wie hunderte Minibabyschildkröten in Vietnam sich tapfer, mit den riesigen Sandkörnern boxend zum Ozean kämpften. Zu wissen, dass für die Tierchen der Kampf einmal im Ozean angekommen noch nicht gewonnen ist, bricht einem das Herz. Denn im großen, offenen Wasser lauert immer noch die Gefahr, von Raubvögeln in Stücke gerissen zu werden oder sich in einem der Fischernetze zu verstricken. „Nur eine von den 500 freigelassenen Babyschildkröten in Vietnam überlebt“, sagte mir die Leiterin des Asyls, „wenn wir Glück haben“. Und auf dieses Glück setze ich! Denn ich glaube fest daran, dass sich wenigstens einer von diesen wunderlichen Wasserkreatürchen durchkämpft und ein wunderbares Schildkrötenleben führt! Das nenne ich Doppelglück!
Möchtest du auch Babyschildkröten in Vietnam retten? Hier findest du die verschiedene freiwillige Programme, an denen du bei der Marine Turtle Conservation Station auf Con Dao teilnehmen kannst.
5 Kommentare
Och Gott wie niedlich die Babys sind!
Und am Rande, der Strand und das Meer sind ja auch ein Traum :)
Schöner Bericht! Ich liebe Schildkröten! Egal ob Wasser- oder Landschildkröten. Leider habe ich noch keine in der freien Natur gesehen, würde das aber gerne irgendwann nachholen. Liebe Grüße http://www.nicsreisewelt.de
Ich kenne das Bestens, dieses Gefühl, jedes süße Tierchen retten zu müssen. So kam ich übrigens zu meinem Hund, die kleine lag in Spanien am Strassenrand auf einem Berg Müll, gerade mal 5 Wochen alt.
Bin gespannt auf Vietnam, im November gehts los…
Liebe Grüsse,
Nina
Und dann? Hast du sie mitgenommen? Zum Tierarzt gebracht?
Zum Tierarzt und dann habe ich sie mit nach Deutschland genommen. Und nun ist Lilly seit über einem Jahr meine treue Begleiterin und ich habe dank ihr unglaublich viel zu lachen ;-)