Ich laufe über Kopfsteinpflaster und Asphalt. Durch Wiesen und über Pfützen. Meine Füße versinken im Schlamm. Endlich fängt es an gut zu tun.
Die ersten Schritte waren unerträglich. Meine Lunge schmerzte, mein Herz stach und kam nicht mehr nach, mit dem Schlagen. Dieser Druck im Kopf. Er ist kurz vor dem platzen. Bei jedem Schritt wackelt mein Gehirn und prallt mit voller Wucht gegen die Schädelwand. Es pocht an meinen Schläfen und ein stechender Schmerz breitete sich von den Ohren, am Haaransatz entlang aus. Er ist verstopft. Wie eine Regenrinne in der sich der Moder und Dreck der letzten Wochen angesammelt hat. Ich habe mich nicht gut um ihn gekümmert. Ich habe ihn vernachlässigt, vergammeln lassen. Meinen Kopf. In meinem Schädel steht eine verfaulte Brühe, die nicht mehr ablaufen kann und erbärmlich stinkt. Stickstofftrifluorid. Gefährliche Gase bilden sich. Der Hirndruck wird immer Größer. Das Zeug muss raus. Jeder Schritt tut so gut. Mit jedem Schritt setzt sich die modrige Masse in Bewegung. Sie wippt nach links und rechts. Der Schlamm vom Boden wird aufgewühlt. Es löst sich. Ich kann nicht mehr atmen. Der Rotz läuft aus der Nase, die Luftröhre ist verschleimt. Der Schmerz an den Schläfen wird vom sanften Schweiß überzogen. Ich lauf erst 15 Minuten. Mindestens das Doppelte müsste ich schaffen, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Die giftigen Gase haben mein Gemüt angegriffen. Ich brauche Luft. Klare frische Luft. Es tut sich was. Es löst sich. Es fühlt sich an, als hätte jemand den Stöpsel im Abfluss gezogen, aus dem jetzt langsam das Wasser abläuft. Der Abfluss macht ein röhrendes Geräusch. Der Moder fließt ab. Langsam aber gut. Es bleibt noch eine Schmierschicht zurück aber ansonsten ist das Becken leer. Die letzten Meter gehe ich. Mein Kopf und mein Gehirn sind wieder eins. Keine Wucht. Kein Aufprall. Ich merke es. Ich bin da. Ich gehe duschen. Die letzte Schmierschicht wird beseitig. Weggespült. Ich bin wieder ich. Ich fühle mich gut. Die frische Luft kann wieder fließen. Ich spüre sie.
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