Richard sammelt gerne. Schon im Alter von vier Jahren hat er angefangen. Mit 8 eröffnete er sein erstes Museum. Nachbarn und Verwandte kamen und schauten, was der kleine Junge alles auf dem Tisch ausgebreitet hat. Das meiste waren Reliquien aus dem Wilden Westen. Mittlerweile ist Richard 88 Jahre alt und das Gelände, über welches wir gerade schlendern, sein ganzer Stolz. Wir gehen vorbei an dem New General Store, Richtung Schule.
Richard steckt den Schlüssel in das alte Schloss und dreht ihn zweimal um. Die Tür springt auf und ich betrete einen kleinen Raum. Links und rechts am Fenster stehen alte Holzbänke auf denen noch ältere, vergilbte Bücher liegen. Auf dem Lehrerschreibtisch stehen Tintenfässer und Füllfederhalter. So war das also einmal, damals vor etlichen Jahren … Elf Gebäude stehen auf dem Gelände des „Museum of the Mountain West“, mit über eine halbe Millionen Gegenständen aus 28 unterschiedlichen Länder.
Wir essen in der deutschen Kirche aus den 30er Jahren zu Abend. Mexikanisch aus der Plastikverpackung. Das passt irgendwie gar nicht. Da müsste jetzt eine dicke Köchin mit Haube und Schürze um dem Bauch und einem Kupferkessel in der Hand vor mir stehen und Bohnen auf meinen Blechteller schütten. Richard erzählt weiter von seiner Leidenschaft. 50 Jahre hat er als Archäologe gearbeitet, einige Bücher geschrieben und nun, endlich wieder Zeit sich jeden Tag um sein Museum in Colorado zu kümmern. Es gibt immer etwas, was gemacht werden muss. Es ist sein Lebensinhalt. Heute einen alten Barbierstuhl neu beziehen, morgen das Silber putzen, übermorgen zu einer alte Scheune fahren, um vielleicht neue Fundstücke zu finden. Hier in Montrose herrschen die besten Bedienungen für antike Schätze – das Klima ist trocken. So staubtrocken, dass im Gesicht jeder Pickel nach einem Tag ausgetrocknet ist. Die Führung geht weiter. Neben den kleinen Häusern gibt es noch ein ganzes Museum in dem alte Shops voller antiker Schätze stehen. Ganz stolz zeigt uns Richard seine Jukebox. Daneben hängt ein Bild von seinem Vater an der Wand. Ronnie Fike and the Orchestra, hieß seine Band. „Dürfen wir ein Lied hören?“, frage ich Richard und in meinem Kopf sehe ich Elvis, wie er ganz locker in der Hüfte vor der Jukebox steht, ein Silberstück hineinwirft und mich zum Tanzen auffordert. „Klar.“ Nicht Elvis, sondern Richard geht zur Jukebox und wählt ein Lied aus „Always on my mind“, ertönt und ich fühle mich in eine wohlige Wolke der guten alten Zeiten eingebettet und hoffe, das Elvis in der Endlosschleife singt, wenn er schon nicht persönlich dasteht. Das ist einer dieser Momente, der sich in das Gedächtnis brennt. Irgendwo in Colorado, in einem surrealen Wild Western Shop vor der Jukebox. Yeah-HA!
Vielen Dank an Colorado Tourism Office für diesen Abend und diesen Song …
5 Kommentare
wow… irgendwie ein orgasmus für die augen. mag sammelwut und vor allem wenn es um alte objekte geht. prima, danke fürs zeigen.
Sehr gerne!
gute fotos
Dankeschön!
Ganz wunderbare Fotos und so inspirierend, regt echt zum träumen an!
Und außerdem ein ganz wundervoller Blog hier, ich folge dir nun :)
Liebe Grüße
Nele