Er fragte uns wo wir her kommen. „Germany“, antwortete ich. Er erzählte uns von seiner norwegischen Exfrau, für die er so gut Englisch gelernt hat. Zehn Jahre nach der Scheidung hat er sie wieder getroffen, in Istanbul. Zufällig. Verliebt haben sie sich in Moskau. „Life is strange,“ sagt er. Ich frage nach was noch „strange“ in seinem Leben ist. Er möchte mir jedoch nicht antworten. Wir kennen uns ja schließlich kaum und ich sei kein guter Freund. Ich akzeptiere es, merke jedoch wie innerlich mein Ergeiz erwacht, das Vertrauen dieses Mannes zu gewinnen um mehr Geschichten von ihm zu hören.
Er sitzt den ganzen Tag am Strand und beobachtet die Leute. Sorgt dafür das nichts passiert. Er ist Rettungsschwimmer. Er gibt selber zu, dass er mit seinen über 40 Jahren eigentlich zu alt für den Job ist, aber er liebt es. Er liebt das Meer. Sein Appartment ist natürlich auch am Meer, damit er es aus dem Fenster immer sehen kann. Wenn das Wetter schlecht ist und keine Badegäste am Strand sind kommt er trotzdem. Nur um zu schwimmen. Ich möchte wissen was er im Winter macht. „I suffer.“ Oft reist er aber auch nach Indien oder Dubai für zwei bis vier Wochen. Ich bin begeistert von seiner Leidenschaft. Seiner Liebe zum Meer. Er kommt mir so glücklich, zufrieden und ausgeglichen vor. Er hat etwas gefunden an den er sich immer erfreuen kann, dass ihn nie enttäuscht, verlässt oder verschwindet. Das Meer.
Wir haben im am Tag darauf wieder getroffen und sind weiter ins Gespräch gekommen. Er hat viel von sich erzählt, seine zwei gescheiterten Ehen, wie unnutz er sich auf der Welt gefühlt hat, wie leer und trostlos. Nichts machte einen Sinn. Er stürzte sich in den Alkohol, ich glaube Drogen waren auch im Spiel, doch dann hat er einen Weg gefunden mit sich in den Einklang zu kommen. Ich habe schon öfters diese „Erkenntnis-Geschichten“ gehört. Seine ich jedoch sehr berührend. Sehr tief. Sehr glaubhaft. Ich kann jetzt nicht alles wiederholen. Es ging um Ying und Yang, die Lebensmitte, das kontrollieren von Gefühlen. Er hat mir etwas auf meinen Weg mitgegeben. Wenn ich wirklich mein Leben ändern möchte, dann soll ich Sahaja Yoga googeln. Das werde ich. Aber noch nicht jetzt.
1 comment
Ich finde es wunderbar was du machst. Diese ganzen tollen Geschichten, die du von Menschen hörst, die du sonst niemals im Leben getroffen hättest.
toll.