Man sagt ja, es gibt für alles ein erstes Mal. Mein Tag beginnt heute schon mit vielen ersten Malen: das erste Mal fliege ich mit Cathay Pacific, das erste Mal fliege ich nach China und das erste Mal habe ich es gewagt, mir Ohropax in die Ohren zu stecken und eine Augenmaske zum Schlafen zu tragen. Mit dem ersten Licht im Flugzeug reiße ich diese aus den Ohren und von meinem Kopf und hoffe, dass mich keiner damit gesehen hat.
Das Flugzeug setzt auf und ich versuche die ersten Blicke rauszuwerfen, doch sehen kann ich leider nichts und das ist auch gut so. Denn in mir baut sich ein kleines, aufgeregtes Adrenalinmännchen auf, das es kaum erwarten kann, China zu entdecken und vor allem vier Tage lang in Hong Kong zu sein.
Bevor ich auch nur einen einzigen Schritt auf den Boden in Hong Kong setzte, hatte ich immer die Vorstellung, dass Hong Kong ein besonders großes Singapur wäre. Eine Stadt, die am Abend glitzert und tagsüber die Rennstrecke von Businessmenschen wird, die alle gleichzeitig zur Arbeit hetzen. Nach vier Tagen in Hong Kong kann ich das komplett widerlegen. Hong Kong ist anders, besonders und eine Stadt, die es in sich hat. Verbringt mit mir 12 Stunden in Hong Kong, in denen mich die Stadt bestimmt 800 Mal sprachlos gemacht hat.
Ein Tag in Hong Kong: Was ist dieses Hong Kong eigentlich?
Doch bevor es losgeht bedarf es erst einmal einiger Aufklärung: Hong Kong war einst ein kleines Fischerdörfchen, das im Jahre 1898 für 99 Jahre komplett an Großbritannien abgetreten wurde. Genau 99 Jahre später, 1997, wurde Hong Kong zurück an China gegeben. Heute ist Hong Kong in meinen Augen alles andere als China. Es fungiert als eine Sonderverwaltungsregion und ist ein internationales und vor allem pulsierendes Wirtschaftszentrum mit 7 Millionen Einwohnern, in das ich mich sofort verliebt habe.
Hong Kong besteht aus der Insel Hong Kong Island, der Halbinsel Kowloon und den New Territories, die nördlich von Kowloon liegen und bis zur chinesischen Grenze reichen, sowie aus den Inseln Lantau, Peng Chau, Lamma und Cheung Chau. Ich verlasse mein Hotel in Kowloon und mache mich auf in die Straßen von Hong Kong.
Ein Tag in Hong Kong: Ein Spaziergang zu der Avenue of Stars
Mit den ersten Schweißperlen auf der Stirn bin ich erst einmal überrascht. Ich habe lautes Hupen, Menschen über Menschen und Chaos erwartet. Doch das gibt es hier nicht. Die Straßen wirken nicht viel voller als in europäischen Großstädten, die Autos hupen nicht wie in den anderen asiatischen Metropolen und generell läuft hier alles unglaublich geregelt ab. Ich starte die App vom Hong Kong Tourism Board auf meinem Handy und verhindere damit, dass ich irgendwo in Hong Kong lande und von dort aus nie wieder zurück finde. Vielen Dank dafür, liebes Hong Kong Tourism Board!
Ich laufe die Nathan Road runter, in Richtung Wasser, bis ich vor einem unglaublichen Anblick stehe. Vor mir das Wasser, dahinter die Skyline der Hong Kong Island und rechts und links neben mir Einheimische und Touristen, die ganz aufgeregt Fotos vor der Bruce Lee Statue machen.
Ein Tag in Hong Kong: Mit der Star Ferry nach Hong Kong Island
Eine Stadt kann auf eine bestimmte Art und Weise immer mein Herz erobern und zwar mit Wasser und einer Fähre als Transportmittel. Hong Kong hat beides und ist damit jetzt, nach knappen 2 Stunden in der Stadt, schon verdammt nahe dran in meine Top 3 Stadtliste zu kommen. Ich laufe entlang der Tsim Sha Tsui Promenade und nehme vom Star Ferry Pier aus die Fähre nach Hong Kong Island.
Übrigens ist es in Hong Kong super einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen. Besorgt euch eine Octopus Card, ladet diese auf und fahrt damit mit allen Verkehrsmitteln – eben auch mit der Star Ferry.
Der Motor brummt und wir setzen uns so langsam in Bewegung. Ich habe den Geruch von Meer in der Nase und sehe wie Kowloon immer kleiner wird und die Hochhäuser von Hong Kong Island immer näherkommen. Die sind so hoch, dass selbst das Riesenrad aussieht wie ein Hamsterrad.
Ein Tag in Hong Kong: Teatime auf Hong Kong Island
Die Fähre dockt an und da stehen sie vor mir, die vielen Hochhäuser. Ich schaue auf und bin fasziniert. Nicht von der Höhe der riesigen Gebäude, sondern von den vielen Grünflächen, die ich dahinter erblicke und vor allem von der Tatsache, dass diese riesigen Gebilde mithilfe von Bambusgerüsten gebaut werden.
Ich laufe entlang der Man Yui Straße mitten in das Zentrum von Hong Kong Island. Rechts und links sehe ich nicht nur mit Anzügen bekleidete Menschen, die in die Mittagspause huschen, sondern auch echt chinesische Essensstände, in deren Fenster Enten, Gänse und andere Tiere hängen. Auf der anderen Seite der Straße stehen die Einheimischen an einem Teestand an und direkt dahinter bildet sich gerade eine Traube an Menschen, die unbedingt das neue In-Restaurant testen wollen. Verrückte Welt.
Für mich geht es, ganz traditionell, in ein Teehaus in der Stanley Street. Das Luk Yu Teehaus gibt es schon seit 1933 und von außen wirkt es ganz unscheinbar. Auch von innen scheint es eher spartanisch eingerichtet und wenig wie das Bling-Bling-China, das ich eigentlich aus Deutschland kenne. In Sekundenschnelle steht der Tee auf dem Tisch. Der wird übrigens nicht direkt getrunken, sondern erst einmal dafür genutzt, den Löffel, die Stäbchen und die Schalen zu waschen.
Teehaus bedeutet in Hong Kong nicht, dass es hier nur Tee gibt. Ganz im Gegenteil. Hätte ich die Karte verstanden, könnte ich euch jetzt die verschiedenen Dinge beschreiben. Leider ist die Karte komplett in chinesischen Zeichen. Wer also experimentierfreudig ist, der kann auf der Karte wild ankreuzen was er will und freut sich dann über einen ganzen Tisch voll Dim Sums.
Dim Sum heißt übrigens „berührt mein Herz“ und genau das tun sie, vorausgesetzt ihr esst Fleisch. Die traditionellen Dim Sums (auch die Prawn-Dim Sums) gibt es leider immer nur mit Fleisch.
Ein Tag in Hong Kong: Mit der längsten Rolltreppe zurück in die Vergangenheit
Mit vollgeschlagenem Bauch laufe ich die Stanley Street entlang in Richtung eines weiteren Highlights von Hong Kong: der längsten Rolltreppe der Welt. Der Mid-Levels Escalator ist ein System aus 20 Rolltreppen, das das Viertel Mid-Levels mit Central verbindet. Ich steige am Ende der Stanley Street ein und fahre nach oben zur Staunton Street. Glück gehabt, denn die Rolltreppe verläuft jeden Morgen von 6 bis 10 Uhr nur von den Mid-Levels nach Central und danach in die andere Richtung. In nur wenigen Minuten lasse ich die Bank-Gebäude und die Anzugmenschen hinter mir und lande in etwas, das ich jetzt einfach das ursprüngliche Hong Kong nenne.
Ich stehe vor dem Man Mo Tempel und bin vom vielen Weihrauch schon ganz beduselt.
Ein Tag in Hong Kong: Von Weihrauch und Fortunesticks in Hong Kong
Mit dem ersten Schritt in den Man Mo Tempel fühle ich mich als wäre ich in einer anderen Welt. Der Altar ist mit Opfergaben bestückt, von den Decken hängen große Weihrauch-Kreisel, auf dem Boden sitzen Einheimische und beten. Der Rauch erfüllt die Luft und taucht den Raum in ein ganz eigenes Flair. Es hat etwas geheimnisvolles, etwas verruchtes und unbekanntes.
Im Hintergrund erklingt ein stetiges Geräusch. Eine Art Klacken. Ich drehe mich um und sehe, dass ein junger Mann auf dem Boden sitzt und einen Becher mit Stäbchen so lange schüttelt, bis eines der Stäbchen herausfällt. Mit diesem Stäbchen geht er zu einem Buch. Jedes Stäbchen ist mit einer Nummer beschriftet, die wiederum eine ganz besondere Bedeutung hat und Einheimischen so bei der Entscheidungswahl hilft.
Ein Tag in Hong Kong: Dort wo Mao aus der Uhr winkt
Ich bleibe noch ein wenig im Tempel und lasse die Atmosphäre auf mich wirken bevor ich weiter in Richtung Upper Lascar Row laufe. Dies ist eine Straße, die bekannt für ihre Antiquitäten ist. Hier winkt Mao aus alten Uhren, Bruce Lee boxt von Plakaten und Touristen können ihre chinesischen Zeichen in allen Formen und Farben kaufen: ein Pferd als Schlüsselanhänger, als Tasse, auf dem T-Shirt oder als Figur.
Die Upper Lascar Row heißt übrigens auch „Cat-Street“. Früher (vielleicht auch heute noch?) wurden hier häufig gestohlene Dinge verkauft. Diese nennt man im Chinesischen „Mäusegüter“. Wer auch immer auf den Markt geht, verhält sich wie eine Maus und schnappt sich die Mao-Uhr.
Ein Tag in Hong Kong: Der wohl schönste Blick über Hong Kong: The Peak
Ich nehme von der Cat Street aus ein Taxi zur Peak Tram Station, um nach ganz oben hinaus zu kommen. Eine Sache, die ich von Anfang an an Hong Kong geliebt habe ist es, dass hier nicht nur die Hochhäuser verdammt hoch sind. Nein, hier gibt es ganze Berge, Parks und Grünflächen, die einen unglaublich tollen Blick über diese wahnsinnige Stadt geben. Ich stehe mitten in einer riesigen Traube von Menschen, die alle das Gleiche vorhaben wie ich: auf den Peak. Nach ein bisschen Warten fährt ein, worauf hier alle gespannt gewartet haben. Eine wahrhaft alte Lady – die 127 Jahre alte Peak Tram, eine Straßenbahn, die Central mit dem Peak verbindet und dabei von 28 Metern auf 396 Meter über dem Meeresspiegel fährt.
Ich steige aufgeregt aus der Dampf-Straßenbahn, nehme die Rolltreppe nach oben, stehe auf 428 Metern und blicke über Hong Kong. Ich bin baff. Trotz der heranziehenden Wolken ist der Ausblick unglaublich. Die Boote, die im Wasser liegen, wirken wie kleine Matchbox-Autos, Kowloon wirkt meilenweit weg und die Hochhäuser, die unten noch so riesig aussahen, verschwinden fast im Meer an Häusern.
Einen besseren Abschluss für einen Tag in der Metropole gibt es nicht. Wirklich nicht.
Mein Tag der ersten Male geht mit dem Sonnenuntergang über Hong Kong zu Ende. Zum ersten Mal fühlte ich mich ein wenig beduselt vom Weihrauch. Zum ersten Mal bin ich mit einer Dampf-Straßenbahn gefahren und zum ersten Mal habe ich mich in Sekundenschnelle in eine Stadt verliebt.
Hong Kong, du hast mein Herz gestohlen.
Danke an das Hong Kong Tourism Board für die Einladung in dieses wundervolle Fleckchen Erde!
6 Kommentare
Oh ja! Honk Kong ist eine tolle Stadt. Ich war bereits dreimal dort und ich bin immer wieder von dieser Stadt fasziniert. Es gibt auf der Welt sicherlich keine zweite Stadt, die mit ihr vergleichbar ist. Ich wünsche dir noch einen tollen Aufenthalt und weitere großartige Eindrücke!
Oh vielen Dank liebe Birte! Der Aufenthalt ist leider schon wieder vorbei :( Das war aber mit ganz großer Sicherheit nicht meine letzter Urlaub in Hong Kong!
Netter kurzweiliger Artikel. Danke für die Erinnerungen. Durfte selber mal in Hong Kong arbeiten.
Welche Jackie Chan Statue meinst du? Ist doch eher eine Statue von Bruce Lee. ;-)
Gerne! Und: Oh jeee, danke, dass dir das aufgefallen ist. Gut, dass Jackie Chan immerhin wirklich aus Hong Kong kommt :)
Tolle Beschreibung. Ich würd gerne mal die Stadt besuchen…habe aber Flugangst. Shit. Na ja. Da schaue ich eben Deine Bilder an. :-)))