„Wenn die Beine wandern, dann steht der Kopf still.“ Dieser Satz ist von mir und ihr dürft ihn alle gerne zitieren. Ich bin ein Mensch, dessen Kopf manchmal zu platzen droht, wegen all den Gedanken, die er in sich trägt. Dann würde ich mir jemanden wünschen der kommt, und einmal die Reset-Taste drückt, damit die kleinen Gedankenmännchen alle in Ruhe in ihr Zimmer zurückkehren, sich dort still beschäftigen und ich einfach mal durchatmen kann und an nichts denken muss. An nichts denken, eine Königsdisziplin. Wer hätte gedacht, dass es mir beim Wandern so gut gelingt. Der dritte Tag ist angebrochen. Schon zwei Tage bin ich gelaufen. Normalerweise habe ich bei jeder Reise am dritten Tag ein kleines Tief. Doch heute nicht. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und vor uns liegt die hochalpine Bergkette, deren Gipfel schon weiß gepudert sind. Und mein Kopf ist leer. Wenigsten bis zum Eishof…
Etappe 3: Montferthof bis Eishof (8 Stunden)
Der Katharinaberg in der Morgenstimmung – wunderschön. Der Moment, wenn die Sonne den Kirchturm trifft ist einfach magisch.
Wir sind an der Schattenhangseite tiefer in das Schnalstal hinein gelaufen, wieder über Wiesen, durch Wälder und über Felswege circa zwei Stunden bis zur Voderkaser Alm, unserer Übernachtungsmöglichkeit.
Wir hatten das Glück unsere Rucksäcke hier stehen lassen zu dürfen und uns leicht wie zwei Federn weiter auf dem Weg zum Eishof zu machen. Hier wollten wir eigentlich bleiben, um am nächsten Tag das Eisjöcheln zu überqueren. Doch die Natur hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein paar Tage zuvor ist ein Felssturz auf dem hochalpinen Weg runter gekommen und es wurde überall davor gewarnt den Weg zu gehen, wenn man kein geübter Wanderer ist. Also sind wir nur bis zum Eishof gegangen. Auf dem Weg haben wir einen Stopp an der Rableid Alm gemacht und eine Käseplatte gegessen. Selbstgerechter Käse, ein Gedicht. Von der Rableid Alm hatten wir auch schon einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Berge.
Wir sind jedoch noch ca. 45 Minuten weiter gelaufen, am Eishof vorbei, um noch einmal einen Blick auf das Eisjochen zu werfen und wehmütig wieder umzukehren. Die Strecke von der Vorderkaser Alm, neben dem es einen Parkplatz gibt, bis zum Eishof ist eine sehr beliebt Strecke und auch für Kinderwägen geeignet. Der perfekte Weg für eine Tagestour.
Mein Tipp: In der Vorderkaser Alm gibt es herrliche Käsenocken.
Menschen, denen ich begegnet bin:
Ich werde nicht mehr jammern. Ich werde nicht mehr jammern! Ich werde nicht mehr jammern! Heute morgen saß ein 80-jähriger Mann an unserem Tisch, der mit seiner Frau den Meraner Höhenweg läuft. Ich konnte nicht fassen, dass er 80 Jahre alt ist. Man sah ihm sein Alter nicht an und seine Frau war 15 Jahre jünger. Doch die beiden haben schon die gleiche Strecke wie wir zurück gelegt. Irre. Das ist so erstrebens- und wünschenswert, in so einem Alter noch so fit zu sein. Ab der Vorderkaser Alm wurde der Weg einfacher und viele Tagestouristen sind mit dem Auto zur Alm gefahren und ab dort losgelaufen.
Als ich gerade eine Kuh fotografiert habe, saß Paul auf einer Bank und eine ältere Dame hat sich keuchend zu ihm gesetzt. „Och, vor 10 Jahren bin ich diesen Weg schon mal gelaufen, da war er aber noch nicht so steil.“ Sie lacht und wir auch. Merkt man in den Bergen, dass man älter geworden ist? Ich finde es auf jeden Fall faszinierend, dass so viele Menschen, die wir treffen, schon einmal hier waren. Aber ich kann es schon nach dem zweiten Tag verstehen. Der Weg hat einfach etwas magisches.
Schönster Moment
Mit einer frischen Kuhmilch auf der Alm sitzen und das schon weiß gepuderte Eisjöchl sehen. Was für ein Traumpanorama. Ich kann mich daran nicht sattsehen.
Mentale Lage
Chaos! Emotionales Chaos im Kopf. Am Eishof haben wir erfahren, dass man doch über das Eisjöchel kann. Was sollen wir jetzt machen? Morgen drüber laufen? Aber wir haben doch schon alles umgeplant. Aber wir wollten doch einmal rum. Aber es soll auch schneien. Aber wir können nicht sagen, wir sind den Meraner Höhenweg gelaufen, wenn uns ein Stück fehlt. Absolutes Entscheidungschaos. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Wie wir uns entschieden haben seht ihr nächste Woche.
Hier noch ein paar Fotos von der Strecke Montferthof bis Eishof. Sieht aus wie aus einem Bilderbuch:
Eine wunderschöne Tagestour geht von der Vorderkaser Alm bis zum Eishof und zurück!
Diese Berge muss man überqueren, wenn man den Meraner Höhenweg laufen will.
Und dann standen plötzlich einfach Pferde auf der Wiese beim Eishof.
Best Friends!
Langsam nähern wir und dem Eishof und den schneebedeckten Bergen.
Was für eine wunderschöne Aussicht!
Vorderkaser Alm, unser erstes Etappenziel auf dem Weg zum Eishof.
Beim Wandern immer dran denken – sich auch einmal umdrehen. Dann sieht plötzlich alles ganz anders aus!
„Wenn die Beine wandern, dann steht der Kopf still.“ Christine Neder
Wenn ihr noch mehr über den Meraner Höhenweg erfahren wollt, unsere erste Etappe habe ich im Post „Meraner Höhenweg Etappe – Gasthaus Hochmut bis Schutzhütte Nasereit„ und unsere zweite Etappe im Post „Meraner Höhenweg – Schutzhütte Nasereit bis Monferthof“ beschrieben!
Mehr Infos findet ihr auf www.meranerhoehenweg.com und der zugehörigen Facebookseite.
1 Kommentar
Hallo Christine,
super Bericht mit wunderschönen Bildern. Wir waren dieses Jahr mit unseren Hunden auch am Meraner Höhenweg unterwegs und waren total begeistert.
Ich habe auch einen Erfahrungsbereicht erstellt, wenn du Lust hast kannst du gerne mal vorbei schauen;-)
https://www.facebook.com/Rositaundwilmaontour