Skisprünge: 3, Schneeengel im Bikini: 2, Verletzungen: unzählige, Headbangs: 30
9:00 Ich komme einfach nicht darauf klar, dass es 9 Uhr morgens ist und stock finster. Das war schon in Island ein Problem. Ich fühle mich jeder Morgen wie erschlagen und kann mir nicht vorstellen den Tag zu überleben. Aber jetzt fahren wir erst einmal zum Strand und nehmen ein Sonnenbad.
09:20 Wahnsinn. Kilometerweit nichts außer die Farbe Weiß. Wir haben uns neulich mit dem Tourismus Manager von Oulu unterhalten und er hat uns eine wunderschöne Geschichte erzählt. Er ist mit einer Gruppe russischer Touristen nachts mit einem Geländewagen auf das gefrorene Meer hinaus gefahren. Es war eine eisigkalte und sternenklare Nacht. Nach zwei Kilometern haben sie angehalten und sind ausgestiegen. Die Polarlichter tanzten am Himmel, der Schnee strahle weiß und einer der Russen sagte: „Es ist so schön, das Nichts.“ Jetzt kann ich verstehen was er meinte. Man steht da und sieht wirklich nichts, außer eine glatte Schneedecke, die in den Horizont übergeht. Es kann sich glaube ich auch keiner vorstellen, wie schön das Nichts ist, wenn er es noch nie gesehen hat. Und noch viel schwerer ist es das Nichts zu verkaufen oder zu vermarkten.
09:33 Wir fahren weiter durch Oulu, ich sehe den alten Hafen und die Uni und lernen, dass es kein Land gibt, in dem der Lachs röter, der Teer schwärzer und die Butter gelber ist. Und dass man den Besitzer einer Rentierfarm niemals fragen sollte, wie viele Tiere er besitzt. Das wäre genauso wie einen Deutschen zu fragen, was er verdient.
10:15 Wir erreichen das Science Museum. Ich würde jetzt viel lieber direkt Schneeschuhwandern gehen, anstatt mir irgendeinen wissenschaftlichen Mist anzuschauen.
10:30 Oh mein Gott. Es ist genial. Es ist das tollste wissenschaftliche Museum in dem ich je war. Als erstes springe ich mit der 3D-Brille die Skischanze runter, dann drehe ich ein Video vom Luftgitarren spielen und fahre im Simulator Achterbahn.
11:02 Nein, ich will nicht gehen! Ich möchte noch einmal die Zeitreise fahren, mich auf das Nagelbrett legen und die ganzen anderen tausend Sachen ausprobieren, die es gibt. Eine Stunde ist definitiv zu kurz um das Sciene Museum zu besuchen. Im Durchschnitt braucht man vier Stunden. Doch wir müssen weiter, ins Winterwonder-(finn)-land.
11:30 Der Thermooverall bedeckt unseren Körper, die Schuhe sitzen fest am Fuß und wir stapfen los. Schneeschuhwandern durch die unberührte Natur der finnischen Wälder. Ein Rentier habe ich immer noch nicht gefunden und gesehen, aber die vereisten Tannen und Bäume machen mich schon absolut selig.
12:15 Wir sind wieder am Ausgangspunkt und ich denke mir, irgendwas mit Nacktheit und Schnee muss man doch gemacht haben. Eisschwimmen in Finnland ist mir aber definitiv zu heftig.
12:20 Mh, ich habe doch neulich meinen ersten Schneeengel gemacht. Vielleicht sollte ich den einfach wiederholen. Aber diesmal in Bikini bei flotten -18 Grad.
12:30 Ich starte Projekt Bikini-Schneeengel
13:10 Scheisse, scheisse, scheisse. Das ist soooo kalt! Außerdem leidet mein Zeh glaub ich an Erfrierungen ersten Grades und mein Knie ist blutig, weil der Schnee nicht wattig weich sondern steinig hart ist. Wenn das Video kein Youtube-Renner wird, dann weiß ich auch nicht ….
14:00 Ich sitze etwas blau, aber nicht vom Alkohol, sondern von der Kälte am Lagerfeuer über dem meine Tofuwürstchen gebraten werden. Auch wenn es wirklich arschkalt war, irgendwie fühl ich mich jetzt ziemlich gut. Projekt Bikini-Schneeengel erfolgreich absolviert. Hier das Resultat:
15:00 Nicht nur ich hatte eine Mission in Finnland. Auch Christoph. Er will Eisschwimmen in Finnland. Was das ist? Na, ja eigentlich ganz einfach – man macht sich mehr oder weniger nackig und springt bei – 18 Grad in das kalte/warme Wasser. Das kann ein Loch sein, das auf einem See in die Oberfläche gebohrt worden ist oder ein Fluss. Wir fahren zur örtlichen Badestelle und als wir ankommen ist schon reger Betrieb. Da kommen ältere Herren aus der Umkleide, mit Mütze auf dem Kopf und Badehose an und laufen ganz lässig bei der eisigen Kälte den Steg entlang, um anschließend eine Runde im Wasser zu drehen. Aber nicht nur Männer auch Frauen und ganze Familien. Die Kleine baut einen Schneemann, während Mutti und Vati sich abkühlen gehen.
Doch das sind geübte Finnen. Schafft das Christoph auch? Ich habe ja ein bisschen Angst. Ich denke mir schon, dass man so etwas trainieren muss. Das man im Oktober anfängt, damit man für die 6 Grad Wassertemperatur im Januar fit ist. Aber ein Mann ein Wort. Ich hab die Kamera in der Hand, halte drauf und Christoph springt. Ich schreie dreimal lauter als er, aus reiner Kälte-Empathie. Und dann springt er gleich nochmal und dann ist er so blau-rot am ganzen Körper, dass wir alle Angst haben, dass er gleich tot umfällt. Tut er natürlich nicht. Erhobenen Hauptes, als Held der Kälte rennt er Richtung Umkleidekabine und hat es geschafft. Mist, ich hätte auch lieber schwimmen, als mir das Knie kaputt machen sollen.
Was soll ich sagen, es war ein unvergesslicher Trip. Schneeschuhwandern, Husky-Safari, Tangofestival und Eisschwimmen in Finnland. Dear Finnland, I love you! Und nächsten Sommer, da komme ich wieder. Genau hier her nach Oulu, zur Luftgitarren-Weltmeisterschaft.
8 Kommentare
tolle videos und fotos, ich vermiss finnland wenn ich das all so sehe 2009
Dankeschön :) Bald kommt noch ein Video „10 Dinge die man unbedingt in Finnland gemacht haben muss.“ Was meinst du?
Ich fahre jetzt am Freitag für 10 Monate nach Oulu!! :))
Krass, das ist aber lange. Was machst du da?
Finnland ist der absolute Hammer! Ich war letzten Dezember in Kemi (gleich hinter Oulu). Programm: Schneemobilfahrt & Eisbrecher-Tour inkl. sich im eiskalten Wasser der Ostsee treiben lassen. Schneeburg war damals leider noch nicht fertig, und mit -1°C war es entschieden zu warm.
cooles Programm!