Ich habe es getan! Es ist schon ein bisschen her, aber ich habe es getan – 40 Festivals in 40 Wochen besucht und ein Buch darüber geschrieben. Ich hatte die geilsten Wochen meines Lebens, jede Menge Spaß und wurde nebenbei zur Festivalexpertin gekürt und zu sämtlichen Talkshows und Interviews eingeladen, was auch eine Menge Spaß gemacht hat. Heute möchte ich die Fragen mit euch teilen, die mir am häufigsten gestellt worden sind und einen kleinen Festivalguide verfassen, der euch hoffentlich beim nächsten Festival helfen wird.
Festivalguide: Welche ist die wichtigste Erkenntnis, die ich bei all Ihren Festivalbesuchen gemacht haben?
Eine Lektion fürs Leben: Stelle dich nie an den Rand eines Schlamm-Mosphit und denke du kannst da mal kurz ein Erinnerungsfoto machen und unversehrt abhauen. Es wird einer kommen und dich rein schmeißen und dein Gesicht tief in den Schlamm drücken.
Festivalguide: Wie schafft man es, einigermaßen sauber zu bleiben?
Das Image der Festivals hat sich schon geändert. Man muss nicht mehr drei Tage eklig und dreckig sein. Es gibt immer Duschen oder zumindest ein Schwimmbad in der Nähe, in dem man sich frisch machen kann. Viele kommen sogar mit ihrem Glätteeisen angereist. Ich empfehle Feuttücher, mit denen man sich zwischendurch den staubigen Dreck von den Beinen und Armen wischen kann.
Festivalguide: Was sind die wichtigsten Gegenstände im Gepäck?
Neben den üblichen Sachen wie Gummistiefel, Taschenlampe und Sonnencreme habe ich speziell ein paar Tipps für Frauen:
1. Zopfgummi: Es ist wirklich unangenehm seine Haare aus fremden Knopflöchern, Reißverschlüssen oder Zahnspangen zu pulen und dazu auch noch schmerzhaft.
2. Lederhose: Daran prallt alles ab. Schweiß, Schlamm, Bier …
3. Push-up: Wer mit vorne in der ersten Reihe dabei sein möchte, der sollte Sicherheitsvorkehrungen treffen und das zarte Gewebe gut schützen.
Außerdem für alle – ein wasserfestes Zelt und ein warmer Schlafsack. Es gibt nichts schlimmeres als arschkalt wie ein toter Fisch in einem nassen Zelt zu liegen. Ein Zelt, das ich wirklich empfehlen kann – ECLIPSE III KUPPELZELT von Jack Wolfskin und als Schlafsack den SMOOZIP.
Festivalguide: Welcher Gegenstand hat sich als völlig unnötig erwiesen?
Essen. Man bekommt alles auf dem Gelände. Ansonsten habe ich immer so spartanisch gepackt, dass ich nie irgendetwas sinnloses dabei hatte. Eher haben mir Sachen gefehlt, wie beispielsweise eine Taschenlampe oder Klopapier und einmal habe ich auch die Unterwäsche vergessen…
Festivalguide: Wie sieht die optimale Kleidung aus, wie die optimale Frisur?
Man muss für jede, wirklich jede Wetterlage vorbereitet sein! Man weiß nie, ob nicht nachts ein Gewitter heranzieht und man am nächsten Morgen im Schlamm steht. Mit der Frisur gibt es einen perfekten vier Tages Plan: 1. Tag: Frisch gewaschene Haare offen lassen. (Aber nicht vor der Bühne!) 2.Tag: Zopf, weil Haare schon leicht fettig 3.Tag: Trockenspray benutzen. Macht die Haare wieder einigermaßen ansehnlich 4.Tag: Wollmütze. Und am 5.Tag muss man dann abreisen.
Festivalguide: Welches Festival hatte das verrückteste Publikum?/ Wo gab’s die größten Freaks?
In der Republik KaZantip, ein Feierstaat mit eigenem Präsidenten, Visumspflicht und Verfassung. Hier feiert man fünf Wochen am Strand der Ukraine und der Präsident stellt die Freaks unter den Schutz des Kultusministerium. Das ist so abgefahren da!
Festivalguide: Welche Band hat Sie am meisten begeistert?
The XX. Es war die beste Band die ich je gesehen habe. Einfach weil ich jedes Lied liebe. Die Alten kann ich mitsingen, die Neuen anschmachten. Auch, weil sie einfach ein krasser Gefühlsmultiplikator sind. Die Leute um mich herum lachten vor Freude, lagen sich plötzlich weinend in den Armen oder knutschten natürlich mächtig rum. Ich stand einfach da und schwamm in der Gefühlschaossuppe.
Festivalguide: Warum gehen immer mehr Leute zu Festivals? Was macht die Faszination eines Festivals gegenüber einem Konzert aus?
Heute geht man auf ein Festival, weil man das Erlebnis will. Nicht nur die Musik, sondern auch das Drumherum an sich – sonst könnte man auch einfach warten, bis die Lieblingsbands in die örtliche Stadthalle kommen. Das beste am Festival ist das Feeling, oft als grenzenlose Freiheit beschrieben. Um dieses Feeling zu bekommen, muss jeder selbst herausfinden, was er zum Feiern braucht. Der eine will seinen Alkohol, der andere seine Drogen, der dritte gute Musik und der vierte ein bisschen Liebe. Das ist das Schöne an der Festivalwelt. Es ist für jeden etwas dabei.
Festivalguide: Wie wichtig sind Festivals, um mal richtig die Sau rauszulassen?
Ich finde es sehr wichtig. Festivals sind ein Paralleluniversum. Nichts muss funktionieren außer Spaß. Denn darum geht es. Sein wie man sein möchte, sagen, was man denkt, anziehen, was einem gefällt, hören, auf was man Lust hat, und tun, was man fühlt. Feiern ist fühlen. Sich selbst fühlen. Den Job loslassen, die Verantwortung abgeben und sich nur noch um Grillfleisch und kühles Bier kümmern, bewusst die Kontrolle verlieren und sich treiben lassen. Aber nicht alleine. Es ist auch eine Flucht von der zunehmenden Individualisierung.
Festivalguide: Was war dein abgefahrenstes Festivalerlebnis?
Ach, mit dem einen besten und dem einen miesesten Festival tue ich mir immer schwer. Ich kann sagen, was der geilste Moment ist. Wenn die Sonne aufgeht. Wenn man kaum noch stehen kann, tausend Blasen an den Füßen und Rückenschmerzen hat, aber es so geil ist, die Musik, die Stimmung, die Farbe des Himmels, dass man einfach nicht gehen kann. Eher bricht man auf der Tanzfläche zusammen.
Diese völlige Kraftlosigkeit und Müdigkeit machen einen so schwerelos. Den besten Sonnenaufgang und eines der abgefahrendsten Festivals hatte ich in der Ukraine, in der Republik KaZantip. KaZantip ist eine eigene Feierrepublik mit Präsidenten, Ministern, Verfassung und Strafgesetzbuch. Man kommt nur mit Visum rein oder mit einem gelben Koffer, der vorher durch die Kontrolle des Kofferministers gekommen ist. Wenn man drin ist, hat man fünf Wochen Party am Strand. Es ist wie eine andere Welt mit abgefahrenen Installationen und Dancefloors.
Die Absinth-Bar ist ein chemisches Labor, die Toilette ein Ufo. Doch am besten ist die Stimmung. Sein und sein lassen und irgendwie eine Gemeinschaft sein, die sich jeden Abend am Steg trifft, um den Sonnenuntergang gemeinsam anzuschauen. Absolut verrückt war auch die Tomatenschlacht bei Valencia. Jedes Jahr treffen sich dort 40.000 Menschen in einem kleinen Dorf bei Valencia, um sich 60 Minuten mit Tomaten zu beschmeissen.
Festivalguide: Was war das Ekligste, was du je auf einem Festival gesehen hast?
Die Dixie Klos sind eigentlich immer unglaublich eklig. Da kommt kaum was ran. Höchstens noch Kotzhaufen.
Festivalguide: Was sind für dich absolute No-Go’s auf Festivals?
In fremde Zelte kacken oder klauen. Beides absolute No-Go’s!
So und hier noch ganz viel mehr Infos für euch:
Meine ultimative Festival Packliste für ein Campingwochenende
Die richtigen Festival Outfits
Die 10 wichtigsten Dinge auf einem Festival