Gerade sind wir von Fuerteventura zurückgekommen, von unserer Lieblingsinsel in dieser Ecke der Welt, ist doch der Norden noch ziemlich unverbaut. Wir haben dort zwei Wochen Sonnenschein, Wind und feinsten Sandstrand genossen: eine Woche im Süden, eine Woche im Norden. Entschieden hatten wir uns diesmal für eine Pauschalreise mit einigermaßen schicken bis sehr schicken Hotels, weil Max auch gerne mal im Pool plätschert und Spaß daran hat, sein Essen am Buffet selbst auszuwählen. Auch wenn seine Wahl meist auf Nudeln ohne Soße und schnödes Schnitzel fällt …
Nach Reisen durch mehr als 50 Ländern auf allen Kontinenten, von Australien bis Zypern, von Brasilien bis Indien, Tansania und Vietnam, hielt ich es nach der Geburt meines Sohnes Max tatsächlich ein ganzes Jahr zuhause aus. Zwar wäre die Elternzeit perfekt gewesen für eine lange Tour, aber ich war zu ängstlich mit meinem zarten Baby. Was, wenn das Kind krank würde? Ich war selbst einmal mit einer schweren Bronchitis in Chiang Mai im Krankenhaus gelandet und fand es dort weniger prickelnd. So las ich – mit ein bisschen Neid und mit Bewunderung ob des Mutes – immer wieder von Familien, die ihre Elternzeit in Südostasien oder Südamerika verbrachten. Ein Traum, aber ich hätte mich das schlicht nicht getraut.
Als Max ein Jahr alt war, wurde die Reiselust stärker und immer stärker und schließlich unerträglich – und meine Panik ließ endlich nach. Wir starteten langsam … mit Südtirol, dem Allgäu und Norditalien, mit Burgund und Südfrankreich, mit der Ostsee und Kärnten im Sommer wie im Winter. Der erste Flug auf die Kanaren lief völlig problemlos – Max war damals zweieinhalb Jahre alt. Mittlerweile ist er dreieinhalb und bereits acht Mal geflogen: Er liebt den rasanten Start und hatte zum Glück noch nie Probleme mit den Ohren bei der Landung.
Wie immer auf Reisen hatten wir auch auf Fuerteventura einen Mietwagen, mit dem wir die ganze langgestreckte Insel erkundet haben. Nur Hotel und Strand würde ich dann doch nicht aushalten.
Ich habe für Euch ein paar Tipps für die schönsten Fuerteventura Sehenswürdigkeiten mit Kleinkind: sieben Tipps, weil sieben nun mal eine feine Zahl ist. Los geht’s:
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Eine riesige Meerwasser-Badewanne
Fuerteventura bietet Sandstrände, die in Europa ihresgleichen suchen. Fast weißer Sand, schwarz schimmernder Sand, heller Sand in fantastischem Kontrast zu dunklem Vulkangestein … Vielerorts sind die Strände unendlich weit, sodass jeder garantiert einen ungestörten Platz findet. Allerdings ist die Brandung vor allem an der Westküste so stark, dass das Baden für Kinder absolut nicht zu empfehlen ist – auch erwachsene gute Schwimmer müssen unbedingt die roten Flaggen beachten.
Es gibt jedoch im hohen Nordwesten kurz vor dem Leuchtturm am Kap eine perfekte Badestelle für kleine Kinder und deren Eltern, Großeltern, Tanten etc., die gern im flachen, ruhigen, türkisfarbenen und relativ warmen Wasser plantschen: Nahe dem Örtchen Cotillo, einer recht unstressigen, entspannten Gemeinde, haben sich kleine Badebecken ausgebildet – die Playas de los Lagos.
Das Wasser ist hier vollkommen ruhig, da Riffe vor den Wogen schützen. Bei Ebbe sitzt man wie in einer riesigen, wunderschönen Badewanne im glasklaren Glitzerwasser. Der Sand pulverfein, Fische umspielen die Füße – kurz: ein Traumort für alle Strandliebhaber, Sandburgenbauer und Sonnenanbeter.
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Sicherer Badespaß an der Lagune
Wir bleiben erstmal beim Strandleben, weil das auf Fuerteventura nun einmal die größte Rolle spielt. Auch im Süden der Insel gibt es einen tollen Badeplatz für Kinder, den wir immer nur „Die Lagune“ genannt haben. Zu finden ist sie wenige Kilometer südlich des sehr touristisch geprägten, sprich komplett verbauten Ortes Costa Calma. Man fährt auf der Hauptstraße gen Süden und biegt dann in Höhe der großen Dünen nach links zum Meer hin ab. Hier liegt die Playa Barca mit jener wunderschönen Lagune, die man durchwaten kann, um sein Strandlager dann auf einer Nehrung aus feinstem Sand aufzuschlagen.
Kinder können perfekt in der Lagune baden: Bei Flut ist sie ein bisschen tiefer, bei Ebbe bleiben nur ein paar Tümpel zurück, in denen man prächtig matschen kann. Der kleine Haken: An der Lagune kann es extrem windig werden, sodass am Strand kein Sonnenschirm stehen bleibt. Die Kite-Surfer draußen auf dem offenen Meer sind dann ein spektakulärer Anblick.
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Gerettete Schildkröten und geschmeidige Rochen
Weit im Süden der Insel, am Hafen von Morro Jable, gibt es eine Rettungsstation für Meeresschildkröten. Die Tiere müssen zwar in eher traurig aussehenden Bassins schwimmen, dennoch ist das Projekt eine tolle Sache. Hier werden nämlich Schildkröten versorgt und aufgepäppelt, die sich zum Beispiel in Fischernetzen verfangen hatten oder die durch einen Zusammenprall mit Booten schwere Verletzungen davongetragen haben. Mein Sohn fand es sehr aufregend, die schönen Tiere aus der Nähe beobachten zu können; Kinder dürfen auch mit einer Begleitperson in den ansonsten nicht zugänglichen Bereich gehen, um zum Beispiel Jungtiere sehen zu können. Sind die Schildkröten wieder gesund, werden sie ins Meer zurückgebracht.
Wer nach dem Besuch der wirklich sehr schlicht ausgestatteten Station noch mehr Wassertiere sehen möchte, wirft einen Blick ins Hafenbecken gleich um die Ecke. Dort sind meist Rochen zu entdecken, die gespenstergleich durchs Wasser gleiten. Und wem danach der Sinn nach Fisch auf dem Teller steht: Direkt am Hafen befindet sich das rustikale Lokal der Fischereigesellschaft, in dem sehr leckere Fischgerichte serviert werden. Die Garnelen in Knoblauchöl sind äußerst empfehlenswert. Für Kinder wie meinen Sohn, die immer nur Schnitzel essen, steht freilich auch etwas Geeignetes auf der Karte.
Schildkröten-Rettungsstation | Telefonnummer 0034 928 852 106 | Für Besucher geöffnet ist (meist) von 10 bis 13 Uhr, bei vielen Interessierten manchmal auch länger.
Lokal „Cofradia de Morro Jable“ der Fischereigesellschaft | täglich von 12 bis 16 Uhr
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Auf den Spuren der Altkanarier
Für kleine und große Entdecker bietet sich ein Besuch des altkanarischen Ruinenfeldes von Atalayita beim Dorf Pozo Negro, benannt nach seinem schwarzen Brunnen, an. Die Infotafeln sind zwar verwischt und verwittert und das Besucherzentrum ist offenbar immer geschlossen (wir waren mehrmals dort); aber es ist spannend, zwischen den Resten von kleinen Bauten aus Lavasteinen herumzustöbern. Ab und zu spitzt eine Ziege aus einem der Lava-Iglus hervor.
Hirten lebten hier einst mit ihren Tieren – in der Zeit vor der Besiedlung der Inseln durch die Spanier. Schon die Anfahrt über eine Piste quer durch Lavafelder macht kleinen Abenteurern gewiss Spaß. Da es keinen Sonnenschutz gibt, sollte man nicht gerade zur Mittagszeit kommen, um die Anlage zu erkunden. Eine Stärkung gibt es danach in einem der Fischlokale im winzigen Pozo Negro – kein idyllischer, aber ein entspannter Ort. Der Kiesstrand sah leider wenig einladend aus.
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Von der Unterwasserwelt in die Ruine einer Kirche
Wer Lust auf ein wenig Kultur und Architektur hat, fährt nach Betancuria im Zentrum der Insel, ein Ort in den Bergen, der über kurvenreiche Passstraßen mit spektakulären Aussichten auf karges Land zu erreichen ist. Recht interessant ist die Casa Santa Maria, ein altes Herrenhaus, mit einem kleinen Museum zum bäuerliche Leben und zu Flora und Fauna auf Fuerteventura; wenn man Glück hat, wird Kunsthandwerk vorgeführt. Zudem gibt es in dem Anwesen ein kleines 3-D-Kino, in dem Unterwasseraufnehmen zu sehen sind. Für sehr kleine Kinder ist der Film, in dem einem die Quallen und weiteres Getier nur so entgegen wabern, noch zu bildgewaltig. Sie werden aber ihren Spaß daran haben, die Ruine einer Kirche aus dem 17. Jahrhundert vor den Toren des Städtchens zu durchstreifen. Hier wachsen meterhohe Agaven und Kakteen im einstigen Mittelschiff ohne Dach. Ein Ort mit schöner, ruhiger Atmosphäre.
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Moderne Kunst am Fuße des heiligen Berges
Kinder finden Museen langweilig? Nicht unbedingt, wenn solche Werke zu entdecken sind wie im Kunstzentrum in La Oliva, das in dem historischen Herrenhaus Casa Mané im Norden der Insel eingerichtet wurde. Da stolzieren nämlich im weitläufigen Garten Riesen aus rostrotem Metall umher – neben einer ganzen Ziegenherde als Teil einer Kunstinstallation. Es gibt geheimnisvolle Masken an einer Art Totempfahl, schlanke Stein-Türme und Gruppen kleiner Figuren in bunter Tracht, auch eine typisch kanarische Windmühle in Miniaturformat. In einer interessant angelegten unterirdischen Galerie werden Gemälde zeitgenössischer kanarischer Künstler präsentiert – manche ganz witzig und plakativ, sodass man auch mit Kindern gut darüber sprechen kann.
Für eine Stärkung steht ein Café zur Verfügung, man kann aber auch im Garten an schattigen Plätzen ein Picknick machen. In dem kleinen Pavillon für Konzerte hat mein Sohn lautstark Kinderlieder gesungen. Von der Casa Mané sind es nur ein paar Auto-Kilometer bis zum Berg Tindaya, der einst von den Guanchen als heilig verehrt wurde. Er ist knapp 400 Meter hoch und steht unter Naturschutz. Ein Aufstieg ist nur mit Sondergenehmigung gestattet, sodass man das Bergmassiv aus eisenhaltigem, rötlichen Gestein von unten bestaunen muss. Oben sollen sich eine alte Kultstätte und ein Observatorium befinden.
Infos unter www.centrodeartecanario.com | Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison.
Fuerteventura Sehenswürdigkeiten: Coole Kinderklamotten & Eis mit Meerblick
Zuletzt noch ein Tipp fürs Shopping, für ein Eis oder einen Mojito mit Meerblick – je nach Alter der Reisenden. Hierfür bietet sich ein Bummel an der Strandpromenade der Stadt Corralejo an der Nordspitze der Insel an, von der aus man nach Lanzarote hinüberschaut. Die Promenade ist schmal, eher ein Promenädchen, es gibt jede Menge Cafés, Bars und Restaurants, außerdem nette Shops. Sehr coole Kinderklamotten in allen Größen bietet das „No Work Team“, alles in Richtung Surfen, Reisen, Camper … wir haben da kräftig zugeschlagen.
Wie immer war die Reise zu kurz, aber die nächsten zwei Touren sind schon geplant: im Advent geht es in den Bayerischen Wald, der dann hoffentlich tief verschneit ist – und bald für einige Wochen nach Neuseeland.
Mehr Tipps für wunderschöne Reiseziele:
7 Tipps fürs Wandern mit Kindern am Österreichischen Voralberg
Urlaub am Steinerhof – wie wir bei Familie Pirker unser Glück fanden
Lissabon mit Baby – unsere schönsten Fotos und 7 Highlights
Island mit Baby – zwei Wochen auf der magischen Insel
Die Gastautorin der Fuerteventura Sehenswürdigkeiten:
Ich heiße Lara Hausleitner, bin Germanistin, Kunsthistorikerin, Theaterwissenschaftlerin und vor allem begeisterte Weltentdeckerin. Mein Geld verdiene ich als Redakteurin bei einer süddeutschen Tageszeitung. Zudem schreibe ich gelegentlich für Kunstzeitschriften und Künstlerkataloge, und ich bin Co-Autorin zweier Reiseführer über meine Heimatregion Franken. Ich lebe in Ansbach, einer barocken Kleinstadt nahe Nürnberg. Rund zwei Monate jedes Jahres verbringe ich reisend irgendwo im Ausland … was wegen vieler angesammelter freien Tage durch Wochenenddienste zum Glück möglich ist.
Mein Sohn Max ist jetzt dreieinhalb und steckt gerade voll in der Trotzphase. Fliegen liebt er, sodass auch die zwei Mal zwölf Stunden nach Neuseeland nächstes Jahr hoffentlich gut klappen. Es soll ja tatsächlich eine genetische Mutation geben, die für unstillbare Reiselust verantwortlich ist – ich hoffe, mein Sohn hat dieses „Reise-Gen“ geerbt.
11 Kommentare
Danke für den informativen Artikel! Wir selbst waren schon mal auf Gran Canaria und fanden es dort auch Klasse.
Lg aus Norwegen
Ina
http://www.mitkindimrucksack.de
Gran Canaria finde ich auch richtig schön!!!
Sieht traumhaft aus! Wirklich paradiesisch! Und macht Lust darauf, die Insel zu entdecken.
:-)
Jetzt habe ich wieder Heimweh nach den Kanaren. Wir haben dort 2 mal eine Kreuzfahrt gemacht, einmal mit und einmal noch ohne Kind. Ich habe mich in jede einzelne Insel auf ihre Art verliebt. Inzwischen würde ich mir auch einen Flug mit unserer behinderten Tochter zutrauen, aber in den Ferien ist es einfach zu teuer für uns, aber wir träumen weiter.
Ja, das ist immer doof, wenn man auf die Ferien angewiesen ist …
Schön, dass Euch meine Tipps gefallen. Ich war mit meinem Sohn Max mittlerweile auch schon auf Teneriffa und Gran Canaria. Berichte folgen …
Wir sind im Moment noch nicht auf die Ferien angewiesen, sodass es preislich geht.
Wären wir fast auch hingefahren dieses Jahr. Allerdings ist die Hochsaison sehr Kostenintensiv dort. Aber zum Windsurfen wärs sicher eine Reise Wert, vielleicht mal in der Nebensaison. Hast du Hoteltipos für Windsurfer, vielleicht mit Angeschlossener Mietstation?
LG, Urs
Wir surfen nicht, aber rund um die Lagune im Süden und bei Corralejo im Norden waren jede Menge Surfer unterwegs. Ich würde mich mal in der Gegend von El Cotillo umsehen bzw. im Netz schauen. Da gibt es viele kleinere Unterkünfte und Apartments – und sicher Ideen für Surfer. Ein Stückchen im Landesinneren vor Cotillo liegt ein Dörfchen, das als DAS Zentrum für Surfer gilt.
LG Lara
Danke für den tollen Bericht! Wir suchen gerade für den Herbst, ganz schnell.. oh je. Wo seid ihr denn untergekommen und warst du zufrieden?
LG Annika
Wir waren im Süden in einem dieser Riu Hotels – würde ich mit Kleinkind aber nicht mehr machen. Es waren fast nur Rentner da. Im Norden waren wir in dem schicken Atlantis Hotel in Corralejo, das sehr kinderfreundlich ist. Beim nächsten Mal würde ich nach El Cotillo im Norden gehen, in eine Ferienwohnung. Ein cooler Ort, lockere Atmosphäre und viele gute Lokale.