Begriff sponsored by Fräulein Kolb
Es war einmal ein verregneter Mittwochabend als ich mit Freunden in einem Münchner Brauhaus saß um Obatzen mit Brezn zu essen und dabei eine revolutionäre Theorie aufstellte:
„Wir sind Generation PORNO“.
Wir wollen alles und geben nix.
Mir fällt mittlerweile schon auf, dass die Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren überwiegend und zunehmend an Bindungsängsten leidet. Es scheint, als wäre man nie zufrieden mit dem was man gerade hat.
Männer denken immer noch, dass irgendwann die vollbusige Blondine kommt, die alles für sie macht, nackt, dabei noch geistreich und witzig ist und 24 Stunden lang Sex will. Wir Frauen hoffen auf dem Prinzen mit dem weißen Schimmel, der uns auf Händen trägt, über sine Gefühle sprechen kann, trotzdem der Beschützer ist und 24 Stunden lang kuscheln will. Beides völlig utopisch und man ließt überall auf Magazin-Cover: „Seien sie auch mit dem 80% Mann zufrieden.“ Oder „ Verstehen hilft zu Lieben“. Aber trotzdem wollen wir immer das Beste, das Tollste und Schönste für uns, am besten sofort und nehmen uns irgendwie keine Zeit mehr zu entdecken wie liebevoll vielleicht Personen sind, die wir gerade daten oder schon kennen.
Charaktereigenschaften der Generation Porno sind vor allem Panikattacken wenn die Möglichkeit bestände eine Beziehung eingehen zu können/müssen/dürfen.
Also generell Angst vor Bindungen, Angst vor tieferen Gefühlen, Angst sich zu öffnen und verletzbar zu werden, Angst vor Einschränkungen wobei ich hier einmal kurz einwerfen möchte: Freiheit hat auch Einschränkungen!
Wir wissen einfach konstant nicht was wir wollen, weil es auch unendlich viele Möglichkeiten gibt und uns die Leistungsgesellschaft und vor allem die Medien auch die falsche Annahme vermitteln, dass wir alles haben können.
Das erstaunliche an meiner kleinen Theorie: Was ich abends beim Bier trinken mal schnell analysiert habe, stand drei Tage später als wissenschaftliche Studie mit Analysen und Statistiken im Focus!!!
Überschrift:
„Wie liebe ich – und wenn ja, wie viele?
Es wird auf die Frage eingegangen, ob wir uns in der Zukunft die Liebe dreidimensional vorstellen müssen und wir 2010 nur noch ein Netzwerk von polyamor lebenden Menschen sind mit dem Gedanken an offenen Beziehung und das wir beides haben können: eine Partnerschaft und unbegrenzte Möglichkeiten. Ganz klar sieht man schon: Sowie der Trend zur XXL-Flaterate, zum Zweit- und Dritt-iPod geht, geht er auch zu mehreren Nebenbeziehungen in der Partnerschaft. Frei nach dem Motto: einer für die Familienplanung, einer für den Sex und einer für den geistigen Austausch. Das Liebescredo der Romantik, „Je mehr Leid, desto mehr Liebe“ ist so passé wie Wackeldackel auf der Rückbank von Autos. Seit die Menschen der Freiheit ausgesetzt sind haben sie ein anderes denken entwickelt. Liebe und emotionale Leidenschaft, sich einlassen, geben und nehmen gefährden die Stabilität und Philosoph Hillenkamp geht sogar noch einen Schritt weiter und vergleicht unser verhalten mit dem Sprödigkeitsverhalten der Tiere: Es könnten ja noch immer bessere Partner für die Paarung kommen. „Der Mensch schiebt jede Entscheidung hinaus – Beruf, Liebe, Wohnort, Lebensform-, bis er unter furchtbaren Zeitdruck steht, ein Lebenszeitdruck.
„Die Liebe wird künftig projekthafter sein“ sagt Peter Wippermann, Chef des Trendbüros in Hamburg. Der Familienbegriff ist überholt, Freunde treten gleichwertig mit der Familie, es wird mehr Ehen auf Probe geben und Trainingslagen für Beziehungen.
Das sind alles Prognosen. Die beste Art die Zukunft vorauszusagen, ist jedoch die Zukunft zu erfinden. Für sich selber. Wenn ich das alles lese wir mir schlecht und ich habe keine Lust auf Zweit- und Dritt-Ehen. Ich warte schön auf den Prinzen mit dem Schimmel und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…
9 comments
Was hat das bitte mit Porno zu tun? Über die Begrifflichkeit, solltest Du nochmal nachdenken…
Der heutige Zeitgeist, wo die persönliche Freiheit, Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit, Beliebigkeit und Selbstverwirklichung ebenso im Vordergrund stehen wie "ich will alles" und "Genuss immer und sofort", hat in Bezug auf Liebe und Beziehungen einen Verlust von Qualität und Tiefgang mit sich gebracht, der so groß ist, dass die meisten Leute nicht mehr wissen, worüber da überhaupt gesprochen wird. Die moderne, deutsche Durchschnittsehe hält keine Probleme und Belastungen mehr aus und wird bereits nach ein paar Jahren geschieden.
Einschränkungen und sogar das gemeinsame Tragen von Dauerbelastungen kann eine ZuFRIEDENheit bringen, die viel tiefer liegt als das heutige, meist kurzfristige Glücksempfinden. Aber diese Qualitätsstufe wird heute erst gar nicht mehr erreicht … und das ist schlimm, sehr schlimm.
Es ist eine Katastrophe, dass die Institutionen Ehe und Familie sich immer weiter auflösen. Dabei braucht man einfach einen Ort, wo man bedingungslos angenommen ist. Aber man wählt ja lieber die Freiheit. Deshalb will ja auch keiner mehr etwas mit Gott zu tun haben.
So, jetzt könnt ihr meinetwegen drauflos schimpfen, was das Zeug hält! Nur zu!
Christine, deine letzten beiden Sätze sind die schönsten.
@Anonym: Ich finde, der Begriff Generation Porno zeigt ganz gut, worum es geht.
Liebe Grüße, Martin
(23 Jahre verheiratet)
Ich glaube an die Ehe aber ich will auch nichts mit Gott zu tun haben…
"Ich glaube an die Ehe aber ich will auch nichts mit Gott zu tun haben…" –> ich stimme zu.
@Anonym: Tut mir leid, aber anonyme Kritik ist für mich nicht konstruktiv.
Zur Namensgebung: "Porno" ist für viele Männer unserer Generation das Erstrebenswerte, "Porno" ersetzt Tiefgang, denn "Porno" ist im buchstäblichen Sinne befriedigend, "Porno" scheint fehlerlos und kann nicht wiedersprechen, und, was am wichtigsten ist, "Porno" ist mit einem Klick abzuschalten und bei "Bedarf" sofort wieder aufrufbar.
Es ist grausam, wie viel Wahrheit in diesem Text steckt! Aber trauriger Weise betreffen Bindungsängste nicht "nur" die 20er-30er Generation. Das Selbe Phänomen muss ich auch in "meiner Altersklasse" (16 aufwärts) feststellen.
Übrigens, danke für deinen Kommentar! ich denke aber eher, dass die Menschen sich nicht wirklich Ehrlichkeit wünschen. Sie wollen belogen werden, von Vorne bis hinten. Stichwort Werbung..
:)
@Christine und Fräulein Kolb:
Wenn ihr mögt, könntet ihr mir mal schreiben, warum ihr nichts mit Gott zu tun haben wollt. Keine Angst, ich bin kein "Bekehrungstyp" oder sowas ähnliches … es interessiert mich einfach.
Ganz liebe Grüße!!
Nicht zu wissen was Mann/Frau will kann auch der ultimative Vorteil sein. Wenn man sich festlegt und das gewollte nicht bekommt ist das Desaser viel größer als wenn man nicht weiß was Mann/Frau möchte.
Mit der Festlegung auf einen Märchenprinz bist du also wahrscheinlicher zum scheitern verurteilt, als wenn du gar nicht weißt was du willst.
@ mydreams ich finde den Begrinf "Gen Porn" total unpassend und nur ein plakativer abklatsch des Romans von Florian Illies, welcher Klisches und Markennamen aufzählt.
@ Lilies fixier dich mal nicht an der Person des anonyus sondern an der Kritik selbst.
Vielleicht interessiert dich das Buch "Mc Sex. Die Pornofizierung unserer Gesellschaft" von Myrthe Hilkens…
Schöne Grüße
Thomas
BI
Sehr treffend. Und leider so wahr