Guatemala – noch eines dieser Länder, die ich auf meiner Weltreise eher zufällig besucht habe. Zum Glück! Denn dieses Land, das sich zwischen Honduras, El Salvador, Mexiko und Belize schmiegt, ist eine Reise wert. Das bevölkerungsreichste Land Zentralamerika ist eine kleine Wundertüte: Die zutiefst beeindruckenden Maya-Ruinen von Tikal und tropische Regenwälder im Norden, Nebelwälder in den Bergen, jede Menge Vulkane, die wunderschöne Kolonialstadt Antigua und Strandfeeling an der Pazifikküste. Hier findet sich für jeden Geschmack etwas.
Wie in allen Ländern Zentralamerikas ist das Bereisen relativ einfach, denn die Busverbindungen sind zahlreich und man kommt gut von A nach B. Pünktlichkeit ist hier nicht unbedingt vorauszusetzen und man sollte immer Geduld und Zeit zum Warten mitbringen. Es hilft auf jeden Fall, wenn man ein paar Brocken Spanisch spricht, um sich nach dem Weg erkundigen zu können, ein Busticket zu erstehen kann oder die Preise zu verhandeln. Doch mein Spanisch ist wirklich äußerst rudimentär und ich habe keine Probleme gehabt.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Flores – Entspannung am Petén-Itzá-See
Knapp 20.000 Menschen leben in der Stadt Flores, die auf der Insel San Andrés im südwestlichen Teil des Petén-Itzá-Sees im Norden Guatemalas liegt. Obendrauf kommen nochmal einige Touristen, die das kleine malerische Städtchen als Ausgangspunkt für ihr Tikal-Abenteuer gewählt haben. So wie ich! Flores mit seinen kleinen Gassen, den bunten Häuschen und den hübschen Cafés gefällt mir auf Anhieb. Ich schlendere durch den Ortskern, trinke einen Limonade am Ufer des Sees und komme mit Einheimischen ins Gespräch, die mir ihre Dienste als Bootsführer offerieren. Darauf verzichte ich erst mal und erkunde weiterhin zu Fuß – obwohl, um ganz ehrlich zu sein, gibt es im Ort nicht allzu viel zu entdecken. Aber genau das genieße ich, ich lasse mich träge durch die heiße Sonne einfach ein bisschen treiben und verbringe einige Stunden in einer Hängematte liegend in einem Café und lese ein Buch. Herrlich!
Nach einem kurzen Boxenstopp im Hostel geht es am Abend wieder ans Seeufer – hier scheint sich jeder zu treffen. An kleinen Ständen bieten Frauen unglaublich leckeres Essen an und ich schlemme mich von einem Stand zum nächsten. Gekrönt wird der Abend vom besten Bananenkuchen, den ich jemals gegessen habe. Weich, saftig, süß – ach, ich verfalle schon wieder ins Schwärmen …
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Tikal – noch mehr Maya geht kaum
Tikal ist einfach nur Wow! Die antike Maya-Stadt liegt in den Regenwäldern des Petén im Norden des Landes und ist eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode. Man datiert die ersten Siedlungsspuren auf das frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück, bis zum 9. Jahrhundert entwickelte sich eine florierende Stadt. Doch im 10. Jahrhundert war Tikal komplett verlassen.
In ihren Höchstzeiten wohnten bis zu 200.000 Menschen in der Stadt, die sich über ein Gebiet von 65 Quadratkilometern erstreckt. Selbst heute sind viele der unzähligen Gebäude noch nicht ausgegraben und erforscht.
Der Tikal-Besuch stand ganz weit oben auf meiner Wunschliste für Guatemala und so ist das Aufstehen um 04:15 Uhr morgens nur halb so schlimm. Bereits um 5:00 Uhr werde ich vor dem Hostel auf der kleinen Halbinsel Flores abgeholt und mit weiteren Hostelgästen nach Tikal gefahren. So umgehen wir die Besuchermassen und haben das Gelände zumindest in den ersten Stunden gefühlt für uns alleine. Mit unserem Guide Carlos machen wir uns auf den Weg, die beeindruckenden Stufentempel zu erkunden. Carlos taucht mit uns in die Geschichte der Maya ein und lässt die Bilder dieser Stadt und ihren Einwohnern vor unserem inneren Auge lebendig werden.
Wir erfahren, dass jeder Hügel auf dem riesigen Gelände nicht nur ein schnöder Hügel ist. Vielmehr versteckt sich unter fast jedem einzelnen ein weiterer Tempel, der aus Kostengründen einfach noch nicht freigelegt wurde und es vielleicht auch niemals wird. Das ganze Gebiet ist mittlerweile Weltkulturerbe.
Für den Tikal-Besuch braucht man Zeit, ich laufe viel, erklimme die Stufentempel und lasse die Bauwerke und den Ausblick auf mich wirken. Immer wieder entdecke ich in den Baumwipfeln Brüllaffen. Der Name ist bei diesen Tieren übrigens Programm: Ihr Geschrei ist irrsinnig laut und lässt mich hin und wieder zusammenzucken. Ach, und wenn dein Reisepartner eigentlich nicht so auf Kultur steht, zieht vielleicht folgendes Argument: Tikal ist so außergewöhnlich, das es sogar einen Auftritt in Star Wars hat. Das mal so am Rande …
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Semuc Champay – ein absolutes Naturwunder
Nächster Stop ist für mich das kleine Dörfchen Lanquin. Mein erster Bus an diesem Tag bringt mich nach Chipam und dort suche ich mir einen Minivan, um weiter nach Lanquin zu kommen. Die Jungs, die diesen steuern sollen, stellen mich auf eine echte Geduldsprobe. Denn zu Beginn heißt es, dass wir in einer Stunde losfahren, dann verschiebt sich das Ganze um eine weitere Stunde und letztendlich brechen wir vier Stunden später auf. Spitze, ich fühle mich direkt wieder angekommen in Zentralamerika.
Am späten Abend komme ich dann endlich in meinem Hostel an, das sich sanft in die umliegenden Hügel schmiegt und einen wunderbaren Pool mit Ausblick bietet. Der nächste Tag beginnt mit River-Tubing – im strömenden Regen. Soviel zur warmen Sonne Zentralamerikas …
Den Tag darauf verbringe ich, nach einer kurzen Nacht, am Pool und plane die weiteren Reisetage. Warum ich eigentlich in Lanquin gelandet bin, sind die natürlichen Wasserbecken von Semuc Champay, die durch den Rio Cahabon gespeist werden. Ein echtes kleines Naturwunder. Ich mache mich mit einer Gruppe aus dem Hostel auf und wir erkunden zunächst eine nahegelegene Höhle – das ist spannender als es sich zunächst anhört. Denn dort ist es stockfinster, wir bekommen eine Kerze in die Hand und hangeln uns im tiefen und kalten Wasser rund zwei Stunden durch die Höhle, springen in Wasserfälle, kriechen durch Löcher und versuchen, uns nicht an den messerscharfen Steinen zu verletzen. Mir gelingt das besser als manch anderem.
Nach diesem Abenteuer stürzen wir uns von einer Schaukel in den Fluss, was mächtig Spaß macht, um dann in Schwimmringen auf dem Wasser zu treiben. Danach nehmen wir den Anstieg zum Mirador in Angriff, um den besten Blick auf die Pools zu haben – bei 40 Grad keine leichte Aufgabe. Doch der Blick, den wir von dem Aussichtspunkt auf die terrassenartigen Wasserbecken haben, entschädigt uns für die Anstrengung. Die türkisgrünen Pools laden zum Schwimmen und Tauchen ein und sind eine willkommene Abkühlung im heißen Dschungel.
In der Sprache der Maya bedeute Semuc Champay „dort, wo der Fluss in der Erde verschwindet“, was den Verlauf des Flusses beschreibt. Denn der Rio Cahabon teilt sich in zwei Läufe: Einen unterirdischen und einen oberirdischen Verlauf über die Terrassenartigen Wasserbecken, beide Läufe finden letztendlich in der Höhle wieder zusammen.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Lago de Atitlan – Abgeschiedene Ruhe am See
Zwei Tage später breche ich auf, um an den Lago de Atitlan, den zweitgrößten See Guatemalas, zu fahren. Dort wohne ich direkt am Seeufer und genieße einen wunderbaren Blick auf das Wasser und die Vulkane San Pedro, Atitlan und Toliman. Um die Gegend zu erkunden, laufe ich bis nach Jaibalito, wo ich in einem kleinen Café Jan kennenlernen. Der Lebenskünstler aus Deutschland erzählt mir von seinen Reisen und lädt mich in sein Haus ein, um mir auf der Geige vorzuspielen. So sitze ich wenig später auf Jans Terrasse mit Aussicht auf den See und lausche seiner Geige. Irgendwie surreal, aber wunderschön. Tja, und dann erwischt es auch mal mich. Nach knapp elf Monaten Weltreise liege ich mit einer 24-Stunden-Grippe flach und bin mehr als dankbar, dass ich im Hostel gut umsorgt werde.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Antigua – schlemmen im Schatten der Vulkane
Sobald ich wieder unter den Lebenden bin, geht es weiter: Auf nach Antigua! Die barocke Kolonialstadt Antigua ist traumhaft schön, zwischen halbzerstörten Barockkirchen und schattigen Patios finden sich hochkarätige Restaurants und schnuckelige Cafés, die mit leckerem regionalen Kaffee und Schokolade locken. Antigua wird von den Vulkanen Agua, Acatenango und den noch aktiven Fuego und Pacaya umgeben. Wenn man Glück hat, sieht man diesen in der Nacht hin und wieder Feuer speien.
Die Stadt mit ihren knapp 35.000 Einwohnern zählt zu den Hauptattraktionen Guatemalas und bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum. Und das Tolle ist, dass man alles wunderbar zu Fuß erkunden kann. Besucht auf jeden Fall den alten Kapuzinerkonvent (Convento de las Capuchinas) an der Ecke Av Norte / Calle Oriente und schaut euch den einzigartigen „Turms der Zurückgezogenheit“ (Torre de Retiro) an. Der Kreisrunde Innenhof, der Patio, ist von 18 kleinen Zellen umgeben, die von Nonnen eines Zweigs des Franziskanerordens mit sehr strengen Regeln bewohnt waren.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: „La Bodegona“ – Backpacker’s dream in Antigua
Und noch ein kleiner Geheimtipp für alle Backpacker: Plant einen Abstecher in den wohl verrücktesten Supermarkt Guatemalas „La Bodegona“ ein. Unter Backpackern ist er eine kleine Berühmtheit. Und das wegen zwei Dingen: Zum einen gibt es hier die merkwürdigsten „On Pack“-Aktionen, die man auf der Welt sehen kann. So bekommt man zum Beispiel zur Riesentüte Chips einen Plastikhocker dazu oder zur Flasche Rum einen Kloreiniger inklusive passendem Kochlöffel. Zum anderen ist er für seine Verkostungen bekannt, die Backpacker gerne auch täglich in den Supermarkt führen. Käse, Schinken, Champagner, Whiskey, Bier, Brot, Nüsse – alles bekommt man zum Probieren in die Hand gedrückt. Und geht satt und leicht angeschickert aus dem Supermarkt heraus.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Pacaya – Marshmallows grillen in der Lava-Glut
Um endlich mal ein bisschen mehr als Pflastertreten zu machen, beschließe ich den Vulkan Pacaya zu besteigen. Der Blick von dort oben soll toll sein und man kann sogar Marshmallows im heißen Gestein grillen. Das überzeugt mich dann letztendlich und ich nehme gemeinsam mit einer Gruppe den dreistündigen, nicht ganz unanstrengenden Aufstieg in Angriff. Das macht man übrigens am besten mit einem Guide, denn auf dem Weg nach oben gab und gibt es immer wieder bewaffnete Raubüberfälle auf Touristen.
Mit dem Wetter haben wir leider Pech! Wir stapfen in dicker Nebelsuppe den steilen Weg hinauf, bleiben an jedem Aussichtspunkt stehen und betrachten das graue Nebelmonster vor uns. Die umsichtige guatemaltekische Touristeninformation hat aber an jedem Punkt eine große Tafel aufgestellt, die ein Foto ohne Nebel zeigt. So können wir uns ungefähr vorstellen, wie spektakulär der Ausblick mit klarer Sicht wäre.
Je höher wir kommen, desto frischer und windiger wird es und ich bin echt gesagt ganz erleichtert, als unser Guide endlich die Marshmallows auspackt und wir die Dinger auf den heißen Steinen grillen. Auch beim Abstieg ist das Wetter nicht gnädiger: Es fängt an zu regnen und wir sind froh, als wir endlich wieder im Bus sitzen und in die Stadt zurückgekarrt werden. Hier scheint übrigens natürlich die Sonne.
Guatemala Sehenswürdigkeiten: Lohnt sich das?
Mit hat Guatemala unheimlich gut gefallen! Die Leute waren furchtbar freundlich und hilfsbereit, die Landschaft ist super vielfältig und bietet fast für jeden Geschmack etwas. Das Land ist recht einfach zu bereisen und auch als alleinreisende Frau habe ich mich nie unwohl gefühlt. Wie ihr lesen könnt, kommt die Hauptstadt Guatemala City in meinem Bericht nicht vor, obwohl ich dort war. Meiner Meinung nach könnt ihr diese getrost auslassen, so wie viele der Hauptstädte in Zentralamerika ist auch Guatemala City nicht unheimlich ansehnlich und dort gibt es schon einige Ecken, die man eher meiden sollte. So wie ich es gemacht habe, kann ich jedem, der sich für Guatemala entscheidet nur ans Herz legen, danach noch ein paar Tage in El Salvador dran zu hängen, um dort ein bisschen Beachlife zu genießen. Denn das kommt in Guatemala dann doch etwas zu kurz …
Sonnenuntergang am Ufer des Petén-Itzá-Sees
Jede Menge Affen gibt es zwischen den Maya-Ruinen in Tikal zu sehen – und vor allem zu hören!
Lago de Atitlan – Blick auf den Vulkan San Pedro
Antigua liegt mir zu Füßen
Mehr Tipps für Mittelamerika findest du hier:
Panama Reisetipps: die Natur Zentralamerikas jenseits der City
Panama Stadt: Geschichte zwischen Skyline & Altstadt
Nicaragua Reisetipps – das Vulkan-Paradies für wahre Entdecker
Kolumbien Reisetipps – Karibische Strände, Großstädte & Kaffeeregionen
Panama Reisetipps – idyllische Inseln, wunderbare Wanderungen und Paradies pur
DIE GASTAUTORIN
Mitte 2015 kündigt die PR-Managerin Laura ihren Job um sich endlich ihren Traum zu erfüllen: Eine Reise um die Welt. Seit November 2015 ist sie nun unterwegs und berichtet auf ihrem Blog www.goseekhappy.wordpress.com über ihre Stationen und den Reisealltag. Ein Jahr soll das Abenteuer dauern – mit Option auf Verlängerung!
3 Kommentare
Liebe Laura, was für ein schöner, vielfältiger Bericht. Ich war selber vor ein paar Monaten in Guatemala und war begeistert:
https://www.populrblog.com/reisen-1/guatemala/
Liebe Grüße
Theresa
Hallo Christine, hallo Laura,
komme gerade aus Guatemala zurück und habe den Text mit Interesse gelesen. Statt in aller Frühe von Flores aus loszufahren, empfehle ich direkt in Tikal zu übernachten. Das ist zwar ein wenig teurer, aber absolut bezahlbar und lohnt sich. Denn es stimmt, für Tikal braucht man Zeit, ein (halber) Tag reicht da nicht ansatzweise.
LG
Stefan
Hallo :)
ich habe gehört dass die Straßen in Guatemala sehr schlecht sind, dass der Bus höchsten 15km/h fährt und man daher schnell mal 15 Stunden einrechnen muss um von A nach B zu kommen. Was sind deine Erfahrungsberichte?
Liebe Grüße,
Ines