Für die meisten ist es das normalste der Welt. Nach der Arbeit nach Hause gehen, sich allein etwas zu Essen kochen und dann ein paar Stunden vor der Glotze abzuhängen. Für mich ist es eine Mission und einen Erfahrungsbericht wert.
Es ist Ende Januar und es wird heute der erste Tag des Jahres 2012 sein, in dem ich einfach nach Hause gehen und den Abend alleine verbringe. Nach Weihnachten war ich eine Woche lang in Berlin beschäftigt alle Leute zu sehen, die ich zwischen den Jahren vermisst habe, danach war ich eine Woche in München und nachdem ich wieder in Berlin war, ging auch schon die Fashion Week los, in der ich keine Minute allein war. Und ich liebe es – Menschen, Unterhaltung, immer passiert etwas. Ich habe auch verzweifelt versucht für heute Abend irgendjemanden zu finden, der sich mit mir beschäftigen will aber alle haben abgesagt. Das ist auch gut so. Jetzt muss ich dem Schicksal ins Auge schauen und einfach nach Hause gehen
18:20: Verlasse den Arbeitsplatz und schwinge mich in mein Auto. Seit ich zu geizig bin, mir ein Monatsticket zu kaufen und auch nie so lange in Berlin bin, dass es sich lohnt, fahre ich öfters Auto. Keine gute Sache. Es muss unbedingt wieder wärmer werden, dass ich das Rad nehmen kann. Es ist erst 18:20 aber durch die Dunkelheit fühlt es sich an wie 22 Uhr. Kann ich ja gleich meinen Pyjama anziehen und ins Bett gehen.
18:55: Man, man, man ganz schön lange nach Hause gebraucht. Lag vielleicht daran, dass mein Auto seit neusten von innen gefriert. Keine schöne Sache! Jetzt erst einmal Mails checken und schauen was so den ganzen Tag in der Welt passiert ist.
19:20: Wow, die Zeit vergeht aber schnell. Na dann versuche ich jetzt erst mal den Kuchengeruch, vom Backen gestern (mit Freundin, war also nicht alleine) durch den Geruch von Baked Potatos zu ersetzen. Wie ihr vielleicht gelesen habt, diese Woche habe ich Kartoffelwoche, damit ich groß und stark werde.
20:04: Das war richtig romantisch – ich, die Aromakerze und die Kartoffel auf dem Teller. Aber irgendwie muss ich doch noch was machen. Ich kann mich doch nicht schon um 8 Uhr ins Bett legen uns lesen. Fernseher habe ich keinen. Aber vielleicht Freunde, die ich anrufen kann?
20:15: Jetzt fangen alle Spielfilme an… Und ich habe keinen Fernseher.
20:20: Geburtstagskarte für meine Nichte geschrieben/gemalt – sie kann noch nicht lesen.
20:40: Zum Glück hat man Verwandte, die man nerven kann. Meine Mutter hat mich gerade darüber aufgeklärt, das Seal und Heidi sich trennen. Ich brauch einen Fernseher, dass kann doch nicht sein, dass ich so etwas nicht mitbekomme… Jetzt habe ich wenigstens etwas zu tun. Kann über ihre Beziehung nachdenken und warum es wohl zwischen Heidi Klum und Seal zum Ende kam. Abend gerettet.
21:15: Bin in der Sache Heidi & Seal nicht weiter gekommen. Habe tausend Theorien entwickelt. Dafür ist mir etwas anderes, erschreckendes eingefallen. Vor genau 2 Jahren habe ich meine Diplomprüfung gehabt Scheisse, war das alles emotional. Mit dem Leben und der Liebe. Als Andenken habe ich mein Video von der Modeschau, auf der auch meine Abschlusskollektion gelaufen ist, noch einmal auf vimeo hochgeladen (Youtube das Arsch blockiert die Musik). Ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich es anschaue…
21:36: So, wo könnte ich den das Poster von Gerrit Starczewski hinhängen? Hat er mir diese Woche geschenkt. Fragen über Fragen.
21:40: Soll ich noch ein bisschen putzen? Ist ja nicht sehr entspannend aber muss man ja auch mal machen.
21:45: Ach ne, lieber noch ein bisschen im Internet rumsurfen. Habe ich ja heute erst 12 Stunden gemacht. Oh man, warum schaffe ich es mich nicht in meiner eigenen Wohnung ohne Laptop und Putzlappen zu beschäftigen. Selbst zum Fernseh schauen brauche ich ja den Laptop. Manchmal lese ich. Eigentlich jeden Abend, aber nur für eine Stunde. Den Rest der Zeit surfe ich, oder poste oder schreibe… an meinem Laptop.
21:50: Denn Film will ich sehen! Die Summe meiner einzelnen Teile! Im Internet entdeckt.
22:15: Es geht doch. Saß 20 Minuten da und habe Musik gehört. Und mir ein Backbuch angeschaut. Ich schaffe es also doch noch mich einen ganzen Abend allein zu beschäftigen und das ohne Laptop. Juhu! Jetzt starte ich mein Abendritual. Zähne putzen, Anti-Aging Cream auftragen, Hot Socke in die Mikrowelle, Fango-Packung in die Mikrowelle, mich ins Bett legen, eine Fango auf dem Steißbein, die andere im Nacken und entspannen. Und noch etwas lesen.
22:20: Mhhh, ich schau doch noch mal bei Dschungelcamp rein. Das hat mich echt gewurmt, dass ich eine Woche nicht mitbekommen habe, das Seal und Heidi Klum sich trennen wollen.
23:00: Schöner Abend. Gute Nacht! Ich kann noch alleine sein. Und das ist gar nicht so übel ;)
7 Kommentare
Ich werde heute den Film “Die Summe meiner einzelnen Teile” bei einer Vorstellung sehen – sogar mit einer offiziellen Freikarte ;) hab darüber auch einen Post auf meinem Blog geschrieben!
ach verdammt…
Keinen Fernseher! Gut so, ich auch nicht. Braucht man auch eigentlich nicht, ebenso wie Autos. Hab ich auch nicht. Das eine kostet Zeit, das andere kostest Geld. Beides kann sehr gut anders benützen. Und siehe: Es geht hervorragend!
Es sollte heißen: »Beides kann MAN sehr gut anders benützen.«
Dein Diplomvideo hat mich sehr gerührt.
Liebe Grüße vom seelenverwandten
Gert
Das Video hat mich auch gerührt. Da muss ich mich ‘Gert’ anschließen. In zwei Jahren passiert auch unendlich viel. Schön das du so ein Video hast.
-Vielleicht eine blöde Frage, aber war es gewollt, daß die Modells so gar nicht ihre Arme bewegen (sollten)? Fiel mir irgendwie auf.
Was macht Dein neues Buchprojekt? Kommst du gut voran?