Hallo, ich bin Pia, ich bin 24 Jahre alt, habe Kind und Freund und möchte nicht heiraten. Obwohl ich früher immer von einer Hochzeit in weiß, mit Pferdekutsche, weinenden Brautjungfern und einer rauschenden Partynacht geträumt habe, reizt mich das Thema Hochzeit heute vier Jahre später so gar nicht mehr.
Na klar, jetzt könnt ihr sagen, dass ich ja noch jung bin und mich sowieso noch nicht binden muss und sollte. Aber wenn ich mich in meinem Freundeskreis so umschaue, dann muss ich sagen – doch, der Trend geht, trotz Generation X und Bindungsängsten, zum Ja-Wort. Natürlich nicht mehr klassisch spießig, sondern getarnt als alternative Hippie Hochzeit, bei der die spätabendliche Party dann der eigentliche Trauungshöhepunkt ist, jede Menge Fotos für Instagram & Co geschossen werden (ja, wahrscheinlich noch ein extra Fotograf engagiert wird) und sich am Ende doch keiner mehr so richtig an die Reden und wahrhaft emotionalen Momente erinnert.
Das ist ja auch irgendwie in Ordnung so, schließlich heißt es ja auch HOCHzeit´, vom mittelhochdeutsche Wort „hôchzît“. Man möchte also eine festliche, hohe Zeit miteinander haben. Aber war die Hochzeit nicht auch mal das Fest der Liebe? Und warum muss ein Fest, bei dem die Liebe von zwei Menschen gefeiert wird, mehrere tausende Euros kosten? Und warum brauchen wir eigentlich unbedingt solche Anlässe, um mit Freunden und Familie eine gute Zeit zu haben?
Das Fest an sich finde ich eigentlich noch das Interessanteste am Thema Hochzeit. Aber leider – das ist ja allgemein bekannt – kann eine Hochzeit nur wirklich GUT sein, wenn man in die Vorbereitung Unmassen an Geld und vor allem Zeit investiert. Heiraten bedeutet heute nicht mehr, dass ein Paar sich die Liebe verspricht, im engen Kreis vor ein paar Freunden. Nein, inzwischen nehmen diese Feste so exorbitanten Raum ein, dass allein der Kauf eines Brautkleides schon so manche Frau in den vorhochzeitlichen Wahnsinn getrieben hat. Dazu kommen dann noch lebensverändernde Entscheidungen wie die Schrift auf Einladung und Tischkarten, das Menü und natürlich die Auswahl an Spirituosen.
Für wen eigentlich? Die schönsten Abende habe ich doch mit meinem Freund zu Hause nach einem leckeren selbstgekochten Abendessen und bei einer oder zwei Flaschen Wein. Heiraten, nur damit mich meine Freunde in fernen Ländern und Städten endlich mal wieder besuchen? Soll ich mich finanziell verschulden, mir monatelang Ballast auf die Schultern laden, um dann am schönsten Tag meines Lebens schließlich nervlich so am Ende zu sein, dass ich um ein Uhr im Bett liege und meine Gäste alleine weiterfeiern. Nein, nein – danke, danke.
Die Liste der Dinge, die ich an Hochzeiten so unnütz finde, ist eigentlich unendlich. Da stehen Punkte wie „Entfernte Verwandtschaft einladen“ (Leute, mit denen selbst Smalltalk schwierig ist oder die ich erst zweimal in meinem Leben gesehen habe), „einen Konsens zum Thema vegan-vegetarisches Menü finden“ (wieso essen eigentlich überhaupt noch Leute Fleisch?) oder „Kinderbetreuung“ (ja, was machen wir dann eigentlich mit dem Kind, wenn wir feiern möchten?).
Eine sehr gute Freundin von mir hat im letzten Jahr eine wirklich traumhafte (Hippie-)Hochzeit auf einem verlassenen Bauernhof gefeiert. Es war ein Fest wie es nicht besser hätte zu ihr passen hätte können. Es waren nur entspannte Leute da, keine Eltern oder anderen Familienangehörigen, es lief Techno im Hühnerstall und alle hatten ihre Konfirmationsanzüge angezogen, um dem Anlass gerecht zu werden. Es war ein wirklich fantastisches Wochenende – aber es ist fast unvorstellbar, was sie dafür in Kauf genommen hat:
Dreimal hat sie ihre Hochzeit gefeiert! Einmal im Standesamt mit anschließendem Essen mit Familie und engen Freunden, dann eine offizielle Feier in einer Eventlocation mit auch der entfernteren Familie, Freunden und besseren Bekannten und der finale Abschluss war dann die eigentlich gewünschte Hochzeit mit Freunden von heute und früher. Drei Hochzeiten, drei Kleider, eine Million Entscheidungen und Verpflichtungen.
Vielleicht bin ich einfach spießig, weil ich die Messlatte für (m)eine Hochzeit durch die Blicke nach links und rechts so hochgehängt habe, aber in dieser Phase meines Lebens kann ich ganz eindeutig sagen: Danke, nein danke.
Wenn euch das Thema interessiert, dann empfehle ich euch die Podcastfolge von „unverschönt ehrlich“, in der Christine und Martin, die schon eine halbe Ewigkeit zusammen und nicht verheiratet sind, über Hochzeiten diskutieren.
Schreibt mir auch gern eure Meinungen zum Thema Heiraten in die Kommentare. Ich freue mich über eure Meinungen!
16 Kommentare
Hey Pia, ein wenig frustriert klingt das, was du da so schreibst ? Andy und ich hatten letztes Jahr die wundervollste Hochzeit die wir uns hätten wünschen können. Alleine mit 12 unserer engsten Familienmitglieder und Freunde. Am Strand in Dänemark. Ach ja, und dem Standesbeamten, dem einzigen übrigens mit Schuhen an den Füßen. ? Abends haben wir in unserem Ferienhaus fett gefeiert. Ohne DJ, dafür mit Boom Box und Bier. Für uns hätte dieser Tag perfekter nicht sein können!
Eine sensationelle Hochzeit MUSS nicht Stress
sein. Eine sensationelle Hochzeit MUSS nicht Unmengen kosten. Sie muss sich einfach für euch beide gut und richtig anfühlen. Wir sind übrigens 38 und 40… also schon was älter als du. Von daher auch von uns der dumme Spruch: ihr seid ja noch jung… ?
In diesem Sinne, ganz liebe Grüße
Miriam
Hi Miriam!
Das klingt für mich auch nach einer sensationellen Hochzeit! Ist doch super, wenn ihr euch von den Zwängen der scheinbar perfekten Bilderbuch-Hochzeit verabschiedet habt und dann genau das gemacht habt, worauf IHR Bock hattet.
Und keine Sorge – frustriert bin ich nicht und klar, die Sichtweise kann sich auch noch mal ändern, da bin ich ganz offen! ;-)
Liebe Grüße!
Also ich werde mal heiraten nur mit meiner engsten Familie ohne großes Brimborium. Ich weiß gar nicht wo da das Problem liegen soll. Einfach zu dem stehen, was man gerne mag!
Warum kann man nur zu dem stehen was man mag, wenn man heiratet?
Hi Pia, aus genau den genannten Gründen werden mein Allerliebster und ich ganz alleine heiraten und anschließend schön in den Urlaub fahren werden.
Das klingt nach einem guten Plan. Sowas könnte ich mir auch gut vorstellen.
Der Gedanke an eine typisch deutsche Hochzeit mit weißem Kleid oder gar Kirche hat bei mir auch immer Beklemmungen verursacht. Wir haben es dann auf unsere Art gemacht: Alleine im südafrikanischen Busch auf einer Plattform am Wasserloch zwischen zwei Game Drives. Der Tag war perfekt für uns und niemanden sonst. Und all die Honeymooner in der Lodge, die sich von ihrer klassischen Feier erholt haben, meinten wir tun genau das richtige. :-)
Boaaa das klingt auch nach einer richtig geilen Zweier-Hochzeit! Herzlichen Glückwunsch!
Natürlich muss man heute nicht mehr heiraten und wenn man das Gefühl hat, dass es nicht das Richtige für einen selbst ist, sollte man es auch lassen.
Ich persönlich handhabe es so mit dem Kinder kriegen. Heiraten, ja vielleicht irgendwann, aber dann im kleinsten Kreis und defintitv nicht in der Kirche, aber Kinder, nein danke.
Und so ist doch jeder Mensch verschieden und das ist auch gut so :) Man muss im Leben eigentlich gar nichts und wenn man das erkannt hat, kann man es sich so gestalten wie man möchte, unabhängig von gesellschaftlichen Werten und Normen.
Denn es sind rein die eigenen Werte, die erstrebenswert sind und am Ende glücklich machen :)
Liebe Grüße, Kay.
Da hast du Recht!
Hey Du – nichts gegen Deine Meinung, aber speziell mit Kind und ohne Trauschein ist es wichtig eine Nachlassplanung, Vorsorgevollmachten, Krankenverfügungen, eventuell einen Partnerschaftsvertrag zwischen Euch usw. zu Regeln.
Mit Trauschein ist einiges schon vom Gesetzgeber geregelt, unverheiratet habt Ihr rein rechtlich schon ein Problem wenn der Partner im Krankenhaus ist, dass Ihr keinerlei Auskünfte bekommt.
Im Sterbefall existiert Ihr gar nicht und so ist selbst wenn man kein Vermögen hat bereits der Hausstand in Gefahr usw.
Das sind jetzt keine sonderlich romantischen Gründe, aber auch das sollte man bedenken.
Oh ja, die Bürokratie. Das steht auch noch auf meiner Liste mit den ganzen Regelungen!
Meine Meinung? ;-)
38 Jahre alt, seit 20 Jahren mit meinem Partner zusammen, 2 gemeinsame schulpflichtige Kinder und unverheiratet (und arbeite sogar auf dem Standesamt, ha ha). Ich finde man soll das „Paar sein“ oder „Familie sein“ LEBEN und das mit viel Herz. Das ist das wichtigste! Ob verheiratet oder unverheiratet ist dabei nebensätzlich!
Lg aus der Schweiz Sara
sehr schön gesagt!
Für die Tipps vielen Dank! Nicht umsonst heißt Heiraten „die Hochzeit“, zu viele Sorgen! Für die Tochter ist es eine ernsthafte Lebensetappe. Sie soll sich, meiner Meinung nach, vor Armut schützen. Ich versuche sie zu in einem Heiratsvertrag zu überzeugen. Mir scheint, der soll den beiden die Sicherheit in dem kommenden Tag leisten.
Die Hochzeit ist für meine Tochter doch eine schöne Zeit. Da fühlt sie sich wie eine Prinzessin, soll aber auch von den Rundungen des Lebens nicht vergessen. Versuch sie in dem Hochzeitsvertrag zu überzeugen. Aber wer hört den Vater in solchen glücklichen Augenblicken?!