Früh am Morgen hat man oft die verwirrendsten Gedanken. Ich schlag die Augen auf, bin in einem Hotel in Meran und sehe meinen Körper unter einer wattenweichen Decke. Ich weiß nicht warum, aber die Bettwäsche in Hotels ist immer anders. Ganz besonders. So weich und gemütlich, wie man es nie zu Hause hinbekommt. Die Fenster sind zugezogen, mit einem leichten Leinenvorgang und ich frage mich, auf was man blickt, wenn man sie zur Seite schiebt und Meran sieht.
Während ich noch ruhig im Bett liege, überschlagen sich meine Gedanken schon wieder und bleiben bei dem Wort Pension hängen. Welche Gemeinsamkeiten hat das Wort Pension im Sinne von Altersversorgung für Personen, die das Ruhestandsalter erreicht haben und Pension als private Übernachtungsmöglichkeit? Beide versprechen Ruhe. Eine Zeit oder einen Ort an dem man es sich gut gehen lassen soll und einen Gang zurückschaltet.
Es ist mir noch nie so aufgefallen wie gerade im Bett, aber im Grunde haben sie sehr viel gemeinsam. Nur irgendwie hat das Wort Pension in Verbindung mit Urlaub einen negativen Beigeschmack und als ich gestern Abend vor der Pension Ottmanngut in Meran stand, neigen sich meine Mundwinkel dem Erdboden zu. Warum? Weil mit dem Wort Bilder in meinem Kopf auftauchen, die renovierungsbedürftige Unterkünfte mit Stockbetten und Stockbad zeigen, die noch Tapeten aus den 60ern an der Wand haben und Waschschüssel im Zimmer stehen.
So falsch liege ich mit meiner Befürchtung auch nicht. Vor zwei Jahren sah es noch genau so aus, wie in dem Horrorfilm in meinem Kopfkino. Die ersten Übernachtungsgäste gab es nach dem ersten Weltkrieg, damals noch illegal. Doch dann wurde eine offizielle Pension aus dem Hotel in Meran und 40 Jahre lang hat Martha Kirchlechner, eine nun adrette ältere Dame, die Pension Ottmanngut geführt. Bis vor drei Jahren hatte die Pension auch noch die Stockwerkbäder, ollen Tapeten und nicht einmal eine Heizung. Wenn man heute die Räume betritt, kann man sich das kaum vorstellen. Stillvolle, antike Biedermeiermöbel aus dem “alten Ottmanngut” und vom Flohmark in Piazzola (der übrigens jeden letzten Sonntag im Monat stattfindet) ein Hotel im Herzen von Meran unter Palmen und am Fuß eines Weinberges, aus dem die Pension auch ihren eigenen Wein bezieht.
Vor zwei Jahren stand die Familie Kirchlechner vor der Entscheidung. Alles aufgeben oder alles neu aufbauen. Die Enkel vom Frau Kirchlechner haben sich für den Neuanfang entschieden. Aus der verkommenen, altmodischen Herberge ist ein Ort geworden, der auf dem Schmiedeeisen Schild an der Hauswand eher das Wort Boutique Hotel anstatt Pension verdient. Das einzige was gleich geblieben ist, ist die Aussicht auf schneebedeckte Berge und die Palmen im Garten. Ich schwinge mich aus dem Bett und poste gleich ein Bild dank des W-Lans, bevor es zum Frühstück geht, das Qualität statt Quantität bevorzugt. Das Frühstück ist die beste Mahlzeit am Tag und leider muss ich sagen, dass es auch außerhalb immer besser schmeckt als zu Hause. Was mit dabei wichtig ist? Produkte aus der Region. Außer das Müsli kommt alles aus dem Meraner Land. Der Käse wird in den Bergen hergestellt, die Milch ist vom regionalen Bauern und der Schinken hat eine ganz besondere Verarbeitung.
Anders als üblich werden nur 20 Prozent Wasser anstatt wie üblich 100 Prozent zur Produktion dazugegeben. Daher schmeckt er viel würziger und fester als man es sonst von handelsüblichem Kochschinken gewöhnt ist, habe ich mir sagen lassen. Dazu gibt es Milchkaffee, 300 Sonnentage im Jahr und die Liebe zum Detail. Es wohnt sich plötzlich ganz anders, wenn man die Geschichte des Hauses kennt. Wenn man durch einen gläsernen Boden, das Kellergewölbe sieht und immer mal wieder die alten Grundmauern zum Vorschein kommen. Und die Moral von der Geschichte – die inneren Werte zählen. Nicht nur bei Menschen, auch bei Übernachtungsmöglichkeiten. Und es muss nicht immer Resort oder Suprem Hotel heißen, um einen rundum zufrieden und glücklich zu machen.
Palmen und der Blick auf die schneebedeckten Berge – das ist Meran!
Die ganze besondere Bettwäsche
Ein Spaziergang durch den Garten der Pension Ottmanngut
Hier ist das Gras immer grün!
Blick aus dem Fenster: Palmen – mit Schnee oder Sonne
Frühstück im Hotel in Meran – Qualität statt Quantität
Ja, ich war wirklich da!
Antike Möbel vom Flohmark in Piazzola
Die Suite für Verliebte
Der erste Blick auf das Meranerland
Der Garten der Pension Ottmanngut
Wunderschöne, alte Schätze
Blick durch die Palmen
Schnee und Palmen, Italien und Berge.
Das Badezimmer, immer mit frischen Blumen
Martha Kirchlechner als junges Mädchen // wunderschöne Möbel
Der Urgroßvater war “Reiseblogger” und hat eine Karte von seinen Reisen gezeichnet. Diese ist auch heute noch im Familienbesitz und wie ihr seht, er war sogar in Schweinfurt.
Der Wintergarten ist eine kleine Orangerie. Palmen und Zitrusfrüchte mitten im Winter und dazu weiße Schneeflocken auf dem Boden.
14 Kommentare
Hach, schee wars liebe Zimmergenossin ;-)
Ich muss unbedingt noch mal im Sommer wiederkommen, obwohl der Winter ja definitiv auch was hatte!!!
Liebe Grüße, Jana
Ja, noch einmal im Sommer, den Höhenweg wandern ;)
hallo christine – meran ist toll, war ich auch mal. perfektes klima, um herbst und winter zu entkommen. den hoehenweg muss man unbedingt machen. herrlicher blick ueber das gesamte meraner land!
Ja, den Höhenweg nehme ich mir ganz fest vor!
Oh Gott ist das schön! Da will ich auch hin!
Dann Koffer packen und los ;)
Liebe Christine,
vielen Dank, für den wunderbaren Artikel über dein Wochende bei uns und über das Ottmanngut. Schön, dass es dir bei uns so gut gefallen hat und du dich so wohlgefühlt hast. Du hast wirklich tolle Bilder gemacht!
Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!
Herzlichen Gruß,
Martin Kirchlechner
Ottmanngut
Suite & Breakfast
Südtirol ist immer eine Reise wert, Meran sowieso. Schliesslich ist es der nördlichste Ort Europas wo ganz selbstverständlich natürlich Palmen wachsen können (ohne Gewächshaus etc). Und die dominante Bergwelt gen Nord, West und Ost ist ein toller Gegensatz zum offenen Tal nach Süden hin. Einfach bezaubernd.
Ein paar weitere Meran- und Südtirol-Tipps gibts übrigens hier:
http://www.legourmand.de/category/travel/suedtirol-destinationen/
Das sieht tatsächlich nach sehr viel Charme aus.
Sieht nicht nur so aus, fühlt sich auch so an ;)
Hab mir schon einige Hotel in Meran angeschaut um man muss schon sagen einer schöner als das andere. Auch dieses Hotel hat ein tolles Ambiente :)