Es ist das letzte Mal! Vorübergehend das letzte Mal, dass ich mit meinem Laptop auf dem Schoß auf dem Balkon sitze, die Wellen in die Bucht rauschen höre, die Schatten der Palmen sehe, das Salz auf meinen Lippen schmecke und mich so frei fühle, wie ein Partikel im All. Gleich klappe ich meinen Koffer auf, schmeiße alles wild durcheinander rein, quetsche und drücke, setze mich oben drauf, damit er zu geht und fahre wieder weg. Curacao war die vorerst letzte Reise in die Ferne. Es stehen noch ein paar Ausflüge nach Österreich und in Deutschland auf meiner Reiseliste, aber sonst nichts großes. Ein ganz komisches Gefühl. Ich lebe sonst von einer Reise zur anderen Reise, immer aus dem Koffer, mal hier mal da, meine Wohnung ist eigentlich nur noch zur Wäscherei geworden und der Ort an dem die Post ankommt. Ich kann mir jedoch gerade keinen schöneren Ort vorstellen, um mein letzte Mal zu zelebrieren, als hier in Curacao, im Santa Barbara Resort.
Der ein oder andere wird sich jetzt sicher fragen, warum ich so dumm bin und damit aufhöre. Das ist doch der Traum von so vielen, immer unterwegs sein, die schönsten und aufregendsten Orte sehen und die interessantesten Menschen treffen.
Ich bin ein Mensch, der sehr extrem lebt. 90 Nächte, 40 Festivals, alles was ich liebe, möchte ich möglichst intensiv erleben. Das war schon als kleines Kind so. Ich hatte immer eine Lieblingsspeise, beispielsweise Kräuterkäse mit Nutella, die ich wochenlang gegessen habe, jeden Tag, früh, mittags und abends, bis es mir zu den Ohren raushing und ich es nicht mehr sehen konnte. Ich liebe das Reisen, ich liebe diese Welt, das Leben hier und da und überall. Ich liebe es so sehr, dass ich es jetzt erst einmal eine Zeit lang aufhören muss, weil ich sonst Angst habe, dass ich es zu weit treibe. Das ich das alles nicht mehr lieben und schätzen kann. Wie schrieb einer meiner Leser: “Das Besondere verschwindet, wenn es zur Regel wird“. Die letzten zwei Jahre waren so fantastisch doch es gibt eine Sache in meinem Leben, die ich in diesen zwei fantastischen Jahren vernachlässigt habe: meine Freunde und meine Familie. Seit Monaten steht ein Buch auf der Bestsellerliste, das mich sehr fasziniert und bestimmt mehr Lebensweisheit in sich hat, als die Bibel. “5 Dinge, die sterbende am meisten bereuen“, steht auf dem Titel. Menschen, die kurz vor ihrem Tod stehen, haben auf ihr Leben zurück geblickt und ein ehrliches Fazit gezogen: Was haben sie am meisten bedauert? Viele wünschten, sie hätten den Mut besessen, so zu leben, wie sie es gerne gewollt hätten, anstatt sich ständig Erwartungen anderer zu fügen. Ich lebe, wie es mir gefällt. Männer bedauern oft, dass sie zu hart und zu viel gearbeitet haben. Ich weiß manchmal nicht, was Arbeit ist, weil es mit meiner Leidenschaft verwoben ist. Ein weiterer Punkt, der oft genannt wurde: “Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, häufiger meine Gefühle zu äußern.” Ich muss eher daran arbeiten, öfters Mal die Klappe zu halten. Bis jetzt sieht es so aus, als würde ich alles richtig machen, nur der letzte Punkt gibt mir zu denken: “Ich wünschte, ich hätte engeren Kontakt zu meinen Freunden gehabt.”
Ich habe die besten Freunde, die man sich vorstellen kann, die mich immer mit offenen Armen empfangen, wenn ich einmal da bin, denen es reicht, wenn ich wochenlang nur auf Whats App existiere und die ihr Leben mit mir teilen, obwohl ich nicht für sie da bin. Das möchte ich ändern. Ich möchte sie in die Arme nehmen, wenn es ihnen schlecht geht, ich möchte an all den schönen Ritualen und Feiern teilnehmen, die meist ohne mich statt finden, ich möchte einfach mal einen Tag im Café verdatteln und da sein. Einfach da sein. Körperlich und geistig.
Ich möchte mal wieder ins Kino oder einen Tatort am Sonntag anschauen, eine Woche bei meinen Eltern rumgammeln ohne immer im Hinterkopf zu haben: Ich muss aber noch die Steuer machen und meine Mails beantworten und das Video schneiden und all die Dinge auf meiner To Do-Liste erfüllen, die mittlerweile gefühlte 100 Punkt hat, weil ich durch das ständige Rumreisen zu nichts komme. Ihr habt ja sicher den Artikel gelesen „Geld verdienen mit Bloggen – wie Christine N. Ihr Klopapier bezahlt“, in dem ich beschrieben habe, wie die Tage aussehen, wenn ich nicht unterwegs bin. Ich sitze 16 Stunden in meiner Wohnung vor dem Laptop und arbeite. Also auch wenn ich mal da bin, habe ich keine Zeit diese ganz alltäglichen Dinge zu machen, die für die meisten absolut normal sind. Und darauf habe ich gerade richtig Bock. Ich will weggehen, in irgendeinem Berliner Hinterhof landen, mich fragen, warum jetzt alle Männer in Kreuzberg weiße Sweatshirts tragen, meine Lieblingsbar finden, mich sinnlos betrinken und einen ganzen Tag komatös im Bett liegen, mich treiben lassen und leben. Das ganz alltägliche Leben mit seinen Geschichten aufsaugen. Ich habe es vermisst. Ich weiß nicht wie lange ich mich daran erfreuen werde. Vielleicht suche ich nach drei Wochen wieder die Ferne, aber gerade wünsche ich mir ein ganz normales Leben.
Außerdem brauche ich mehr Zeit. Ich habe so viele tolle, neue Ideen, die ich umsetzen und endlich in Angriff nehmen möchte. Neue Projekte, Rubriken auf dem Blog und vieles, vieles mehr.
Also keine Angst, hier auf Lilies Diary wird es bunter zugehen denn je. Ich habe nicht nur eine 100 Punkte To Do-Liste, sondern auch eine 100 Punkte Blogliste mit Themen über die ich schreiben möchte und die liebe Gesa, meine Co-Bloggerin, ist auch noch da, ab Januar kommt meine helfende/ Praktikantin zu Lilies Diary und dann geht es erst richtig ab. Ich möchte euch nämlich noch mehr Geschichten bieten, damit ihr morgens, mittags und abends etwas zum Lesen und Schauen habt und im Dezember gibt es erst Mal wieder einen grandiosen Adventskalender mit dem ich euch das Reisen ermöglichen und verschönern möchte.
Aber die Entscheidung den Koffer dann erst einmal auf den Dachboden zu tragen, ist mir nicht einfach gefallen. Ich werde bestimmt schlimme Entzugserscheinungen bekommen. Schweißtropfen habe ich jetzt schon auf der Stirn. Die können aber durchaus vom tropischen Klima kommen.
Ach, ich bin ganz sentimental wenn ich hier so sitze, unter dem mittlerweile orangrotem Himmel und da fällt mir auf, dass ich euch, liebe Leser, viel zu wenig Danke. Ich liebe euch! Vielleicht könnt ihr das nicht ganz nachvollziehen, aber es ist das schönste für mich zu sehen, dass ihr jeden Tag wieder kommt und euch das ganze Gefühlsdusselzeug oder die Reisereportagen oder was auch immer von mir durchlest und vielleicht beim Kaffee eurer Freundin oder eurem Freund von diesem Blog erzählt. Eure Kommentare, euer Feedback, eure Interaktion und eure Zeit, die ihr mir schenkt, sind die schönste Belohnung, die ich haben kann. Danke! Danke! Danke! Ihr seid die besten und treusten Leser, die ich mir vorstellen kann und ich freue mich über Post von euch. Vor allem jetzt, in der besinnlichen Weihnachtszeit. Macht weiter so!
Hier noch ein paar Bilder vom letzten Mal …
Das letzte Mal am Strand.
Das letzte Mal einen Cocktail am Pool
Das letzte Mal die Sonne untergehen sehen.
Vielen Dank an Curaçao für die Unterstützung das letzte Mal die Luft der Ferne schnuppern zu dürfen.
18 Kommentare
Beneidenswert, ich denke das wünschen sich viele, aber wer setzt so ein Leben in die Tat um, richtig du hast beschrieben, einach mal Selle baumeln lassen, nichts tun, To-Do-Liste aus dem Kopf entfernen, aber leider sieht der Alltag in der heutigen Zeit, Gesllschaft und Wirtschaft nicht so aus, immer nur Stress, das Leben kommt zu kurz, du hast es richtig gemacht. Daumen hoch.
Auch das richtig machen braucht eine To Do Liste ;)
<3
Only the best of luck and good loving – and I mean it, really.
Danke!
Schöne, stimmungsvolle Fotos, die mich an einem grauen Herbstnachmittag träumen lassen.
Danke fürs Teilen.
Gerne! Immer wieder gerne!
Wise girl. Viel Spaß beim leben.
Haha, bin mal gespannt, wann es dich erwischt ;)
“sinnlos betrinken” – das würde ich bleiben lassen.
Aber sonst: ein sehr schöner Artikel. Es ist auch schön, “einfach” zu leben…
Wenn der Wahnsinn zum Alltag wird und immer nur etwas außergewöhnliches auf dem Plan steht dann wird der normale Alltag irgendwann zum Abenteuer. Alles das wieder zu entdecken, was fürher normal war und sich bewusst warden,dass dieses keinenfalls normal ist.Ich freuhe mich schon sehr darauf hier von diesem neuem Abenteuer lesen zu können.
Viele Grüße Timo
Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich werde schon anfangen zu schwimmen ;)
So schön geschrieben!! Genieße die neu gewonnene & genommene Zeit mit Deinen Freunden & Deiner Familie :-) ich freue mich auf neue Projekte & News von Dir! Lilies Diary begleitet mich seit dem Bericht auf VOX & Du hast es tatsächlich & immer wieder geschafft mein Fernweh zu wecken und meine Vorfreude auf meine ganz ähnlichen oder gar gleichen Reiseziele noch weiter zu steigern!! Ob hier im Blog, bei Facebook oder Instagram. Es macht echt Spaß Dir virtuell zu “folgen” und ich bin gespannt was weiterhin von Dir folgt … ;-)
Liebe Kathrin, vielen, lieben Dank! Und ich werde weiterhin das Fernweh wecken, dass verspreche ich dir. Es wird nur noch mehr dazu kommen :)
ich bewunder dich so für deinen taten- und unternehmungsdrang ..
bin eher der couchpotatoe . der immer gern zuhause gammelt umso
mehr lieb ich deinen blog weil du es doch schaffst ein bisschen fern-
weh in mir zu wecken .. vorallem aber beneide ich dich dass du es
schaffst so richtig mit allen facetten zu leben . ich würde mich das
nie trauen ..
umso bewundernswerter finde ich es . dass du jetzt echt mal mit der
ganzen reiserei aufhörst . kann man sich iwie gar nicht vorstellen .
christine ohne reisen :) aber ich wünsch dir das beste und ganz viele
tolle momente mit deinen freunden und liebsten .!!
Ein Leben, wie du es bisher geführt hast, ist so ziemlich das, was viele sich von uns gerne wünschen. Jedoch trauen sich nur die wenigsten oder wissen vielleicht nicht mal wie es umsetzen sollten! Du hast deinen Weg gefunden, wie du Dein Leben leben möchtest und das finde ich sehr bewundernswert. Du weckst mit Deinen Blogs mehr als nur das Fernweh. Vielmehr kommt noch dazu, dass du prinzipiell Menschen ermutigen kannst, einen anderen Weg zu gehen, als ein Leben mit einem 08/15 -Job. Du zeigst, dass es noch möglich ist Träume zu verwirklichen und es durchaus auch erlaubt ist aus dem Alltag auszubrechen. Ich wünsche Dir alles Gute, bei dem was Du noch vor hast. Ich bin und bleibe eine treue Leserin! Du bist sehr inspirierend, Christine!
Liebe Grüsse,
MrsGlobalicious von discover-globesurfer.com
Vielen, vielen, lieben Dank!!!!