Die Weite. Die Ruhe. Das sonnige Glitzern auf dem glatten Wasser, durch das ein Fischermann gemächlich sein Ruder treibt. Was die Eindrücke vom Inle See in Myanmar unvergesslich macht, ist die grenzenlos wirkende, natürliche Schönheit seiner tiefblauen Idylle. Hier hat sich der Mensch der Natur angepasst. Zahlreiche schwimmende Dörfer und Gärten säumen die Randbereiche des mehr als hundert Quadratkilometer großen Sees.
In gewisser Weise macht ihn dies in der Tat grenzenlos. Der Inle See ist der zweitgrößte See des Landes. Für viele Besucher gehört er dank seiner gänzlich auf das Wasser ausgerichteten Kultur zu den Must-Do’s in Myanmar. Das Intha Fischervolk versteht es, die Gegebenheiten der Natur zu nutzen. Es lebt nahezu ausschließlich von den Ernten und dem Fischfang, welche der See ihm ermöglicht. In den auf Stelzen erbauten Dörfern befinden sich neben Privathäusern auch Schulen, Restaurants und Märkte. Noch vor Morgengrauen nimmt hier der Alltag seinen Lauf. Die Fischer fahren raus auf den See, die Händler zum Markt und die Mönche zu den Pagoden.
Eingliedern kann man sich in das Geschehen glücklicherweise einfach. Das angrenzende Städtchen Nyaung Shwe bietet einen idealen Ausgangspunkt. Hier liegen familiäre Gasthäuser neben lokalen Restaurants und bei einem Spaziergang grüßen die Einheimischen allseits mit einem herzlichen „Mingalaba!“. Jeden Morgen erwarten zahlreiche Longtail Boote am Nyaung Shwe Kanal Besucher, um ihnen durch eine Tagestour die Pracht des Inle Sees zu präsentieren.
Inle See – Die Bootstour
Obwohl eine Tagestour voraussetzt, sich um 5 Uhr morgens aus dem Bett zu quälen, wird man als erstes mit einem unglaublichen Sonnenaufgang über dem stillen See belohnt. Die Fahrt bietet genügend Zeit und Ruhe, um die Intha Fischermänner zu beobachten, die mit ihrer speziellen Fangtechnik den See berühmt gemacht haben. Die „Einbeinruderer“ schlingen zur Fortbewegung ihr Bein um das Paddel, wenn die Arme zum Auswurf des Netzes gebraucht werden. Was sich für uns nach einem unmöglichen Balanceakt anhört, ist für die Intha eine selbstverständliche Arbeitserleichterung.
Der Morgenmarkt des Inle Sees
Eingemummelt in warme Decken, die einem die Fahrer der Boote zur Verfügung stellen, geht es zunächst an den Fischerdörfern vorbei zu dem morgendlichen Markt. Um 7 Uhr morgens herrscht hier bereits reges Treiben. Eifrige Händler verkaufen Obst, Gemüse und frischen Fisch. Auf dem Boden sind Planen ausgebreitet, auf denen bunte Gewürze und reife Bohnen auf ihre Abnehmer warten. Zwischen all dem Trubel sitzen ältere Intha Damen auf winzigen Hockern und frittieren burmesisches Gebäck, welches es für wenige Kyat heiß auf die Hand gibt. Mit dem süßen, pfannkuchenartigen Snack auf der Hand geht es weiter, den Rest den Marktes bestaunen.
Vom wirren Trubel zum spirituellen Fokus
Den Rand des Marktes rahmen zahlreiche Pagoden, Tempel und Kloster. Mit ein wenig Glück lassen sich hier morgens die Unterrichtsstunden der jungen buddhistischen Novizen beobachten. Obwohl direkt neben dem turbulenten Markt gelegen, herrscht hier wieder absolute Stille und stimmungsvolle Atmosphäre. Man mag kaum einen Laut von sich geben, um das Prozedere nicht zu stören. Unterrichtet werden die Novizen von Mönchen. Zu diesen können die Novizen sich erst nach der Mönchsweihe zählen, für die sie mindestens 20 Jahre alt sein und bereits im Kloster gelebt haben müssen.
Nach diesem kurzen Abstecher geht es zur Kunstpassage des Marktes. Schmale Gänge winden sich um die farbenfrohen Stände. Eine prächtige Vielfalt an eigens hergestelltem Silberschmuck, Malereien und Stoffen ist ordentlichen auf den breiten Tischen ausgelegt. Kunsthandwerk wird in den Dörfern vom Inle See großgeschrieben. Daher freuen sich die Einheimischen sehr, wenn Reisende in einer ihrer Werkstätten oder Schmieden vorbeischauen und sich ein Bild ihrer Arbeit machen. Da dies zum Programm des Tages zählt, geht es per Boot weiter zu den kleinen, auf Stelzen erbauten Betrieben. Zwischen Baumwolle und Seide, hinter Webstühlen und Schmiedetischen lassen sich die Burmesen gerne dabei beobachten, wie mit viel Liebe zum Detail die Kunstwerke unter ihren Händen entstehen.
Inle Bootstour – die letzte Etappe
Die Tagestour mit dem Boot ist der ideale Weg, sich ein umfassendes Bild des vielseitigen Inle Sees zu machen. Mit den freundlichen Fahrern kann jederzeit individuell abgesprochen werden, auf welche Aspekte man Wert legt und was man auf keinen Fall verpassen möchte. Nicht zuletzt gibt es Mittag in einem der Restaurants inmitten des Sees, die dank des gut verzweigten Wassernetzes auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gerichte aufwarten. Gemächlich und gesättigt geht es anschließend auf den Heimweg. Vorbei an schwimmenden, reich verzierten Klostern und durch die grünen, Früchte tragenden Wassergärten der Dorfbewohner.
Um sich durch die angrenzenden Dörfer zu schlängeln, sind die Longtail Boote leider zu groß. Doch für die, die einen authentischen Einblick in das Leben der Seebevölkerung nicht missen möchten, gibt es die passende Alternative.
Inle See – Auf den zweiten Blick
Zurück im Ausgangsort Nyaung Shwe stellen viele Gasthäuser Fahrräder für selbstständige Ausflüge bereit. Nach wenigen Kilometern erreicht man mit diesen schon die Fischerdörfer entlang des Sees. Ein langer Holzsteg leitet Besucher von der befahrenen Straße über das stille Wasser. Etwa 200 m weit führt der Steg in das Dorf, bis er an einem einfachen Unterstand endet. Wer noch tiefer eintauchen möchte, kann ab hier in eines der kleinen wartenden Fischerboote steigen. Ansässige Intha geben Fremden gegen ein paar Kyat gerne einen Eindruck ihres ausgefallenen Wohnraumes. Was kein Longtail Boot aufgrund seiner Größe schafft, wird hier wett gemacht.
Die kleinen Holzboote, lediglich mit einem Paddel betrieben, wenden sich mühelos durch die schmalen Wassergassen. Vorbei an den Häusern, unter denen Familien gerade die Wäsche waschen. Vorbei an den Fenstern, aus denen Kinder freudig winken. Vorbei an der Schule, zu der die Kleinen jeden Tag gebracht werden müssen, weil sie, genau so wie die Häuser, nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Auf dem Weg zwackt der Fahrer auch gern mal eine Tomate von einem Garten ab, um eine Kostprobe anzubieten. Mit jedem vorbeifahrenden Anwohner gibt es ein Wörtchen zu wechseln, man scheint sich ausnahmslos zu kennen. Etwa eine halbe Stunde dauert die Rundfahrt, die jedem Reisenden am Inle See nur wärmstens zu empfehlen ist.
Die Weite. Die Ruhe. Das sonnige Glitzern auf dem glatten Wasser. Wer eine Idylle außerhalb der Metropolen Mandalay oder Yangon sucht, wird den Inle See lieben. Die Vielfalt, die dieser ganz spezielle Ort bietet, zieht einen direkt in seinen Bann und gewährt tiefe Einblicke in das außergewöhnliche Leben seiner Bewohner auf und mit dem Wasser. Der Inle See samt seiner Umgebung sollte daher auf keiner Agenda für Myanmar fehlen!
Verkäuferin am Morgenmarkt
Ein Verkäufer inmitten seiner Waren
Privathäuser im Intha Fischerdorf
Der Blick vom Wasser auf die Privathäuser des Intha Fischerdorf
Der Ausblick über das Intha Fischerdorf
So sieht die Siedlung von oben aus
Hier braucht man ein wendiges Boot, um die Häuser anfahren zu können
Wasser – so weit das Auge reicht
Eine verzierte Höhle
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Die Gastautorin
Tara – in Hamburg geboren und „nordisch by nature“. Für sie ist jede Reise eine neue Möglichkeit den Horizont zu erweitern, sich treiben zu lassen, zu genießen und all die kleinen Dinge in sich aufzusaugen. Die letzten zwei Jahre hat sie in Hong Kong Cinematografie und Fotografie studiert. Dabei durfte sie in den Kulturkreis der pulsierenden Metropole eintauchen, die östliche und westliche Einflüsse ganz einzigartig vereint.
Hong Kong ist nicht nur zu ihrer zweiten Heimat und Dreh- und Angelpunkt ihrer Ausbildung geworden, sondern hat auch als idealer Ausgangsort für viele spannende Reisen hergehalten. Ob Sommerferien in Indonesien oder mit nichts weiter als Handgepäck allein nach Japan. Die abenteuerliche Zeit in Ost- und Südostasien hat ihr dabei wieder gezeigt: jeder Ort hinterlässt Eindrücke, Erfahrungen und Erinnerungen – Geschichten die erzählt werden wollen und es wert sind geteilt zu werden.Folgt Tara auch auf Instagram unter @the.travel.tales
3 Kommentare
Ein sehr schöner Ort. Wenn ich Geld verdiene, möchte ich dort sehen.
Oh das sieht so wunderbar schoen und exotisch aus. Da muss ich auch irgendwann mal vorbei schauen. :)
x finja
Myanmar ist eine wunderschöne Geschichte. Ich will gehen.