Petra und ich verbrachten zehn Tage in Rumänien um ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen. Wir haben uns mit Rumänen getroffen um ihre Kultur, Persönlichkeit, Ansichten sowie ihre Wohnung oder Arbeitsplatz kennen zu lernen. Petra dokumentierte das fotografisch, ich führte Interviews. Am letzten Abend in Constanta musste Petra mir ein paar Fragen beantworten…
Wo befinden wir uns gerade?
In einer Jugendherberge in Constanta. Ich sitze an einem Glasplattentisch unter dem eine Landkarte zu sehen ist, irgendwelche Zugverbindungen und verschiedene Restaurantflyer. Darauf ein Aschenbecher, ein Buch, dein Laptop, der immer dabei ist und eine Flasche Mineralwasser. Neben uns ganz viele Wäscheteile an einer Leine hängend.
Was ist der Unterschied zwischen Reisen und in der Urlaub fahren?
Wenn ich in den Urlaub fahren, dann heißt das für mich, jeden Tag am Strand unter einem Schirm liegen, mit einem Buch, 50 plus Sonnencream und viel und gut Esse. Außerdem versuche ich meine Gedanken aus zu schalten. Reisen dagegen, ist für mich mit ein bisschen Anstrengung verbunden. Unterwegs sein, viel aufnehmen, neues kennen lernen und fotografieren.
Sind deine Erwartungen oft größer als deine Erfahrungen?
Ich glaube ich habe immer recht hohe Erwartungen. Das Risiko ist dann natürlich höher, dass die Erwartungen nicht in Erfüllung gehen. Manchmal erfüllen sie sich, manchmal nicht. Aaber wenn sie sich erfüllen, dann bin ich um so glücklicher.
Wir haben beide, dass gleiche Buch die letzte Woche gelesen. Dabei ist mir eine Passage besonders im Kopf geblieben:
„Vielleicht ist es so, dass du immer dich selbst suchst und dich wirklich wieder und wieder selbst sehen kannst, und dass ich im Gegensatz zu dir mich verlieren will, von mir selber entfernen, und am ehesten kann ich das, wenn ich reise, und manchmal auch, wenn ich geliebt werde.“
Möchtest du dich auf Reisen eher finden oder verlieren?
Finden. Ich verliere ungerne die Kontrolle.
Was war deine schönste Erkenntnis und Erfahrung auf dieser Reise nach Rumänien?
Das meine Leidenschaft sehr dem fotografieren gilt, dass ich glücklich bin wenn ich fotografieren kann und das ich mich freue, wenn es Menschen gibt, die sich fotografieren lassen. Das füllt mich aus. Ich merke gerade, dass ich gar nicht viel brauche. Es gibt ein Paar Sachen, z.B mein großes Bett, meine gewohnte Umgebung und Alltags-Rituale. Aber es ist schön, wenn man einmal raus kommt. Es ist schön zu merken, dass das einen auch glücklich machen kann.
Sind Menschen die viel Reisen und somit mehr Erfahrungen haben für die als Mensch interessanter?
Ich habe hier in Rumänien Leute kennen gelernt, die ich als recht erfahren und interessant einstufe, obwohl sie noch nie aus ihrem Land heraus gekommen sind. Von daher würde ich von meiner Erfahrung hier sagen, nein. Aber im Bezug auf mich würde ich definitiv sagen, dass ich durch das Reisen natürlich Erfahrung gewinne und klüger werde in einer Form. Ich gewinne Eindrücke und das macht mich in einer Form weiser.
Auf was kommt es im Leben drauf an?
Was fragst du mich das? (lacht) Das weiß ich nicht. Ich kann dir noch nicht einmal sagen, auf was es bei mir im Moment im Leben gerade an kommt.
Denkst du die Liebe funktioniert, wenn man nicht die gleiche Sprache sprechen kann?
Ich habe mir erst neulich Gedanken darüber gemacht, wie es ist, sich nicht in der Muttersprache mit jemanden zu unterhalten. Ich glaube es ist sehr schwierig. Gerade wenn man z.B nur gebrochenes Englisch spricht, ist es schwierig etwas zu vermitteln. Gerade was den Humor betrifft. Ich find man muss eine Sprache gut verstehen und sprechen können, um seinen Humor zu vermitteln. Auf der anderen Seite finde ich es sehr bewundertswert und sehr schön wenn es funktioniert. Damit wird gezeigt, dass die Liebe vielleicht doch eine ganz eigene Sprache spricht oder sie keiner Sprache bedarf. Ich habe es selber noch nicht erlebt aber ich glaube, es kann funktionieren.
Was ist für dich die wichtigste Kommunikationsebene in einer Beziehung?
Körperkontakt.
An was hast du hier in Rumänien am meisten denken müssen?
Das ist das schöne an dieser Reise, dass ich gar nicht wirklich einen Punkt in meinem Kopf hatte um den sich alles gedreht hat. Ich war diesmal recht entspannt und bin an Dinge einfach ran gegangen ohne vorher groß zu planen. Ich habe alles aus einem spontanen Impuls heraus gemacht. Dich gefragt ob du mit willst, die Flüge gebucht, die Jugendherberge organisiert. Es war alles recht offen und ich wusste nicht was kommt. Ich habe mich darauf eingelassen was hier ist, ohne Ballast mit mir rum zu tragen.
Wenn man reist, und weit weg von zu Hause, den Sorgen und Problem ist, findet man dann einfacher Lösungen?
Ich glaube, dass eine gewisse örtliche Distanz, Raum für das Denken lässt.
Was wünscht du mir für die Zukunft?
Einen Mann (lacht). Nein. Ich wünsche dir, dass du mit dem was du machst für dich Erfolg hast. Dass du irgendwo landest, wo du gerne bist, dich wohl fühlst und nicht ständig mit dir haderst. Ich wünsch dir, dass du einen Platz findest.
1 Kommentar
gefällt mir gut! hätte gern mehr bilder gesehen.. was habt ihr alles gemacht in rumänien? uund vor allem: wie heißt das zitierte buch? ^^
liebe grüße, theresa