Was ist in der letzten Woche passiert?
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mal so ein großer Freund von Routinen werde. Doch für mich gibt es nichts Schöneres, als den Jahreswechsel auf der Insel Juist zu verbringen. Diese räumliche Trennung vom Festland macht es mir noch einfacher, Silvester einfach zu vergessen und im wahrsten Sinne des Wortes zu verschlafen. Auch Boris dankt es uns jedes Jahr, dass wir Berlin entfliehen und ihm das schreckliche Böllern und Knallen ersparen, das ihm absolute Angst und Todesschrecken einflößt. Auf Juist, im etwas abgelegenen Dorf Loog, herrscht eine herrliche Ruhe. Nur ein, zwei Leute können es nicht lassen und müssen irgendetwas knallen.
Es gibt eigentlich nur eine gute Sache, die ich Silvester abgewinnen kann – dass man sich bewusst Zeit nimmt, um seine Ziele und Träume zu überdenken. Damit meine ich aber nicht die belanglosen Sport- und Gesundheitsvorsätze, die am 3. Januar schon wieder vergessen sind. Ich nehme mir auf Juist Zeit, bei den Spaziergängen am endlos langen Strand über alles nachzudenken, wozu ich im Alltag keine Zeit habe.
2019 wird definitiv ziemlich aufregend für mich. Der Plan, in Portugal ein Haus zu bauen, nimmt immer mehr Formen an. Im März werde ich Mama und im Mai beende ich meine Coaching-Ausbildung. Wenn ich ganz ehrlich bin, schmiede ich auch schon die ersten Reisepläne für den Sommer. Nach der Geburt werde ich mir für den Knödel aber erst mal so viel Zeit nehmen wie auf Juist im Winter.
Was hast du gelernt?
Ich glaube, ich habe auf Juist mehr Gespräche mit Fremden als in einem Jahr Berlin. Ein ganz schöner Moment war im Lütje Teehuus, dem ‘place to be‘ für eine Kanne Ostfriesentee und ein Stück Kuchen. Wir saßen mit zwei fremden Frauen am Tisch, die schon ins Gespräch gekommen sind, und im passenden Moment habe ich mich einfach eingeklinkt. Es war ein tolles Gespräch über die Insel und wie sie jemand entdeckt und wahrnimmt, der zum ersten Mal hier ist. Besonders gefreut hat es mich natürlich, dass doch wirklich viele auf den Juist.de Instagram-Kanal schauen, um sich inspirieren zu lassen und Tipps für die Insel zu bekommen. Den Kanal betreue ich jetzt schon seit über einem Jahr und es ist toll, mit den ganzen Fans die Liebe für die Insel teilen zu können. Wenn ihr an Meerweh leidet, dann schaut doch mal vorbei.
Was ich an diesem Nachmittag in der Teestube gelernt habe – dass ich den Glaubenssatz „Die anderen wollen bestimmt ihre Ruhe und nicht von mir vollgequatscht werden“ ablegen muss. Ich bin eigentlich so ein kommunikativer Mensch, aber ich habe festgestellt, dass ich das ganz oft denke und dann lieber nichts sage oder frage.
Was hat dich glücklich gemacht?
Die Tage auf Juist waren wieder ziemlich stürmisch und ich habe über den Satz „Das Glück kommt in Wellen“ nachgedacht. Es hört sich erst einmal so an, als wäre jede Welle ein Glücksschub, so einfach ist es aber nicht. Jede Welle ist das, was wir aus ihr machen und welche Geschichte wir ihr geben. Es gibt welche, die uns auf Wolke sieben katapultieren, aber auch andere, denen wir einfach noch nicht gewachsen sind. Aber wir können sie überstehen, in dem wir loslassen und nicht versuchen uns gegen die Kraft einer schleudernden Waschmaschine zu wehren, sondern uns ganz klein machen, abwarten, unsere Kräfte schonen und auftauchen, wenn es vorbei ist. Auch solch eine Welle kann glücklich machen, denn sie zeigt uns, dass man alles überstehen kann, wenn man die richtige Einstellung dazu hat.
Als ich eines Nachmittags mit Paul und Boris am Strand spazieren gegangen bin, kam so eine Welle voller Glück. Es ist eigentlich gar nichts Bestimmtes passiert. Ich hatte nur plötzlich so eine ganz schöne Wärme im Herz, ein Grinsen von einem Ohr zum anderen und Freudenträne im Auge, als ich in Pauls Arm hing, Boris beim Rumspringen beobachtet habe und daran dachte, dass wir bald einer mehr sind. Solche Momente kann man nicht kreieren, sie kommen einfach und sind so wunderschön.
Ich könnte echt nicht sagen, in wie vielen Hotels ich die letzten sieben Jahren geschlafen habe. Oft bekomme ich aber nur zu sehen, was jeder andere Gast auch sieht. Beim Hotel Achterdiek auf Juist ist das anders. Da ich immer wieder da bin, um Videos zu drehen und auch den Facebook und Instagram-Account bespiele, bekomme ich ganz intime Einblicke. Besonders freue ich mich immer, wenn es in die Küche geht. Es ist wirklich unvorstellbar, was für eine Arbeit dahinter steckt. Und für mich ist es auch immer eine Herausforderung. Reisevideos drehen kann ich aus dem Stegreif, aber ein Küchenvideo fürs Hotel ist schon etwas anderes. Hier beispielsweise mein letztes Video:
Das Hotel Achterdiek hat auch vier Ferienwohnungen im Loog, von der wir meistens eine beziehen dürfen. Das Schönste – morgens aus dem Fenster schauen und die Sonne über dem Wattenmeer aufgehen sehen.
Am Morgen vor der Abreise bin ich noch mal mit der Mülltüte losgezogen und habe ein Beach-Clean-Up gemacht. Es ist schon erschreckend, dass ich in 30 Minuten 40 Teile in meinem Müllsack hatte, der circa 10 Kilo schwer war. Natürlich macht es mich nicht glücklich, den ganzen Müll am Strand zu sehen. Aber es gibt mir ein gutes Gefühl anzupacken. Außerdem bin ich Optimistin. Wenn nur circa die Hälfte der Deutschen einmal im Jahr Müll am Meer sammeln würde und der 10 Kilo wiegt, dann hätten wir 400.000 Tonnen weniger Müll am Strand und somit auch im Meer.
Ich finde, das hört sich nach einer erstaunlichen Summe an. Zusammen können wir so viel bewirken. Wir müssen nur anfangen und ich versuche, dieses Jahr mit einem noch besseren Beispiel voranzugehen!
PS: Juist im Winter war eine Woche lang richtig Urlaub! Wenn ihr wissen wollt, wie mein Arbeitsalltag jetzt in der Schwangerschaft aussieht, dann kann ich euch mein neues Video empfehlen.
4 comments
Liebe Christine,
danke für deinen tollen Artikel und die wunderschönen Fotos. Beim Lesen hatte ich sofort wieder meinen bislang einzigen Besuch auf der Insel in Erinnerung. Es war eine Schulexkursion und die Unterbringung im Schullandheim :). Schon damals war ich fasziniert von den endlos anmutenden Stränden und der Ruhe, die diese Insel ausstrahlt.
Definitiv muss ich in den nächsten 1-2 Jahren dort mal wieder hin und deine Tipps nehme ich dann gerne mit!
Liebe Grüße
Katharina
Ja, da musst du unbedingt mal wieder hin!!!
hihi, das mit dem “fremde Menschen” auf Juist kennenlernen, das kann ich sowas von bestätigen. Ging mir auch jedes Mal so, außer als ich einmal mit Freundin da war..
Und tatsächlich habe ich im Lüttje Teehus eine ganz besondere Frau kennengelernt beim letzten Mal auf Juist :))
Ach wie lustig! :)