“kaZantip ist kult. kaZantip ist gigantisch. kaZantip ist überwältigend. kaZantip ist berauschend. kaZantip ist ganz einfach paradiesisch geil…” Genau das schreibt eines der bekanntesten Techno- und Trance Festivals über sich selbst auf seiner Webseite. KaZantip – Welcome to another world. Das Techno Festival, was ehemals in der Ukraine seinen Ursprung fand, kann jeder besuchen, der sich im Vorfeld einen Multipass gesichert hat. Der Multipass ist, laut kaZantip der Eintritt in die vollkommene Welt des Techno und Trance. Kosten für den Multipass? Keine Ahnung. Die Webseite gibt keine Auskunft darüber. Aber wer ihn einmal besitzt ist für immer Bürger von kaZantip. Alle anderen können sich ein Tages viZa kaufen und dürfen so in die Grenzen von kaZantip. Momentan findet das Festival übrigens an einem der schönen Sandstrände von Russland – in Popovka, direkt am schwarzen Meer. Also schön die Flug und Anreisekosten mit berechnen! Hier folgt jetzt mein Erfahrungsbericht vom kaZantip!
Während die Amerikaner den Mars noch erforschen, tanzen die Besucher von KaZantip schon seit 20 Jahre auf ihm. Der Mars ist ein Teil von der KaZantip Party. Doch wie sieht das Leben dort aus?
Ein Leben ohne Unterwäsche und das ganze Jahr Sommer. Das können sie haben, 3000 km von Deutschland entfernt, in einem Fantasie-Staat namens KaZantip, der sich selbst zum Irrenhaus ernannt hat.
Aufreizend räkelt sich eine halbnackten junge Frau in der Mittagssonne am Strand. Auf deutschem Staatsgebiet würde man die junge Frau längst wegen öffentlichen Ärgernisses von Platz verweisen. Doch auf der KaZantip Party darf man alles tun, was man will. Wer sich das Paradies als endlose Party mit Drogen, Sex und Musik vorstellt, ist hier genau richtig.
Die winzige utopische Republik KaZantip, kleiner als der Vatikan, befindet sich auf der Halbinsel Krim, am Schwarzen Meer. Sie hat ihre eigene Verfassung, die man auch lesen sollte, einen Präsidenten und eine lustige Regierung, die alles daran setzt, die wichtigste Sachen im Leben zu verwirklichen: 24 Stunden Glücklich-Sein. Wer Mitfeiern möchte, braucht ein Visum oder einem gelben Koffer mit verchromten Metallecken.
Viele vergleichen die Republik mit Ibiza. Es ist eine fünf Wochen lange Riesenparty mit hübschen Frauen. Von Ende Juli bis Ende August feiern 100 000 Freaks, vorwiegend aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. 10 Dancefloors, 30 Bars, 300 DJs und 100 000 Kondome. Das Staatsgebiet ist so groß wie 12 Fußballfelder, die Toiletten sind Ufos und aus den Bäumen wachsen Brüste. Ein Spaziergang über das Gelände gleicht dem Besuch einer Raumstation. Es ist kein gewöhnliches Festival. Es ist ein Projekt, ein Ort der Zuflucht, für Menschen, denen die gewöhnliche Welt nicht gefällt. Hier gelten Freaks laut Verfassung, Artikel 11 „als Kulturgut und stehen unter dem Schutz des Kulturministeriums.“
Die Politik in Kazantip
Ich treffe eine niederländische Männertruppe und möchte wissen, was sie nach KaZantip bringt. „Wir haben eine Reportage gesehen und wollten unbedingt her kommen“, erzählt Tom, der rund 1200 Euro für seinen Trip gezahlt hat. Was er dafür sehen möchte? „Verrückte Frauen, große Brüste und billiges Bier.“ Mit seinen Kumpels feiert er fünf Tage in der KaZantip Party Republik. Oleg aus der Nähe von Düsseldorf kam letztes Jahr zum ersten Mal in die Republik. Eigentlich nur zum Raven. Dieses Jahr ist der 34 Jahre alte IT-Administator Außenminister der Republik. Er fing an Westeuropäer über die Idee KaZantips aufzuklären. Der Präsident bemerkte seine harte Arbeit und ernannte ihm zum Außenminister.
„Es kann jeder zu mir kommen, sagen was er machen möchte und ich ernenne ihn zum Minister“, sagt Präsident Nikita. Wenn die Party vorbei ist, macht er mit seiner Regierung (wie groß die ist, weiß keiner genau) einen Betriebsausflug auf die Philippinen. Sein eigenes Universum machte ihn zum reichen Mann.
Es begann 1992 mit einem Windsurf-Wettbewerb. Daraus entwickelte sich ein Festival für alles was mit Sonne, Meer und Sex zu tun hat. Jahrelang feierte man in einem nie fertig gestellten Kernkraftwerk. Im Jahr 2000 zieht Nikita mit seiner Party um, nahe des Dorfes Popovka und gründete die unabhängige Republik KaZantip. „Ich wollte nie ein Star werden“, sagt Nikita, „sondern Präsident, auf Lebzeiten“. Einmal jährlich erfolgt die Präsidentschaftswahl. Der Präsident kann sich selbst wählt und somit ist die totalitär-demokratischen Macht gewährleistet.
Ein privat Helikopter landet. Die Freunde des Präsidenten kommen an.
Vor den Touren der Republik stehen zahlreiche Luxuskarossen – vom Mercedes Benz bis zum Porsche. Geld spielt eine Rolle. Man möchte die richtigen Leute mit dem passenden Kleingeld auf der KaZantip Party haben. Der ehemalig kandierende Präsident von Russland war auch schon hier und hatte eine dreitägige Sause mit seinen Freunden. „Doch im Bikini sind alle Menschen gleich“, betont Nikita. Der Präsident läd mich zum Sonnenuntergang ein. Um 19 Uhr ist der Pier zur H2O-Stage rappelvoll. Alle Bewohner treffen sich um den roten Feuerball im Meeresspiegel versinken zu sehen. Heute ist eine besondere Nacht. An die 2000 rote Ballons werden in die Luft gelassen. Ein Zeichen der Freiheit, Leichtigkeit und Erfüllung der Wünsche. Danach beginnt die große Party.
„Vor fünf Jahren, als noch mehr Besucher Drogen genommen haben, war alles viel wilder“, berichtet eine Verkäuferin in Popovka. Die Drogenpreise sind stark angezogen. Mehr greift wieder zur Flasche, für den Rausch. Auch Lachgas aus Luftballons ist beliebt und wir in Popovka angeboten. Seit Oleg Außenminister ist, wurden die Bustouren von Sextouristen aus Deutschland abgeschafft. „Die Westeuropäer denken, dass die osteuropäischen Mädchenleicht zu haben sind aber das stimmt nicht“, sagt Oleg. Doch wunderschön sind sie.
Republik Kazantip – Pinkeln wird mit Visumsentzug bestraft
Es ist mittlerweile dunkel und die Party am Höhepunkt. Feuertänzer, Stelzenläufer – eine spektakuläre Bühnenschau. Ich gehe zur Bar, die wie ein chemisches Labor aussieht und trinke einen Absinth. Er wird angezündet und mit Zucker runter gespült. Die Folgen – ich fühle mich etwas benebelt, vergesse kurzzeitig die Regeln und gehe in den Busch zum Pinkeln. Da steht auch schon der Security vor mir und nimmt mir mein Visa ab. Strafgesetzbuch, Artikel 1: Auf dem Staatsgebiet der Republik Kazantip stellt das Pinkeln an dafür nicht vorgesehenen Orten ein Verbrechen dar. Wenn Bürger es nicht bis zur nächstgelegenen öffentlichen Toilette schaffen, werden sie vom Sicherheitsdienst verhaftet, mit einer Geldstrafe belegt und aus der Republik abgeschoben. Ich flehe den Security an, mich da zu lassen und gehe auf die Knie. Mit Erfolg. Artikel 9 der Verfassung hebt Artikel 1 des Strafgesetzbuches auf – „hübsche Mädchen dienen dem Wohl des Staates und stehen unter dessen besonderem Schutz.“ Ich darf bleiben und den Sonnenaufgang miterleben. Je später der Abend, desto kürzer die Gespräche. Die Leute müssen ständig kurz weg – zum Pinkeln, Drinks nachholen oder um mehr Ecstacy zu finden.
Was man sonst noch wissen sollte über die Republik: Die Nationalgerichte sind gekochter Mais und geröstete Sonnenblumenkerne, Nationalkleidung Stringtangas und Nippelhütchen, Nationalsport Kitesurfing und die Nationalhymne alles, was dem Präsidenten gefällt. Der entscheidet über das Wohl seiner Bürger. Außerdem haben alle die gleiche Religion – den Glauben an Wunder. „Es ist schwer die Welt zu verändern, aber man kann sein eigene kleine Welt erschaffen“, sagt der Präsident. Willkommen in seiner Welt.
Wer einmal angekommen ist, möchte nie wieder gehen. Nicht nur die Besucher, sondern auch die internationalen DJs, die meist umsonst auflegen und hier Urlaub machen. Auch deutsche DJ-Größen wie Paul Kalkbrenner oder DJ Tiefschwarz, spielten schon vor der Freakversammlung. Eins ist sicher. Es gibt ein Leben auf dem Mars. Es ist verrückt und voller Irrer. Und schöner, als auf jedem anderen Mars in diesem Universum.
Geschichte von Kazantip:
1992 fing alles mit einem Windsurf-Wettbewerb, 600 Zuschauern und eine Musikanlage an. Jedes Jahr kamen mehr Leute und DJs dazu. Also organisierte Nikita eine Party in einem nie fertig gestelltem Kernkraftwerk auf der Halbinsel Kazantip – die Nacht im Reaktor. Es entwickelte sich ein Festival für alles, was mit Sonne, Meer und Sex zu tun hat, dass im Jahre 2000 umziehen musste und zur Republik KaZantip wurde, benannt nach dem Kap, an dem alles seinen Anfang nahm.
Der Präsident:
Präsident Nikkita arbeitete als Soldat und in einer Goldmine in Serbien, bevor er sein Amt aufnahm. Artikel 2 aus der Verfassung macht ihm zum lebenslangen und totalitär-demokratischen Anführer. Für sein Reich und die Bewohner möchte er nur das Beste – Freiheit, Musik und Liebe. KaZantip ist seiner Vorstellung einer perfekten Welt.
Der Außenminister von kazantip:
Oleg aus Düsseldorf, 34 Jahre alt, It-Administrator und Manager eines Jugendprojekts in der Russischen Gesellschaft NRW, kam vor zwei Jahren das erste Mal zum Raven nach KaZantip. Dieses Jahr ist seine erste Amtsperiode als Außenminister. Er möchte die deutsche Sextouristen aus KaZantip vertreiben. Die Dauereuphorie hält ihn fünf Wochen lang fit. Drogen nimmt er keine.
Er spricht Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch.
Die Unterkunft:
Wer kann, lässt sich mit dem Helikopter anfliegen und mietet sich ein Luxuszelt am Strand. Ansonsten schläft man in Mehrbettzimmern in Popovka, im Auto oder im Zelt am Strand.
Freizeitaktivitäten in kaZantip:
Wenn man nicht tanzt, faulenzt man, baut Sandburger, plantscht im Meer, geht sexuellen Trieben nach oder hängt auf einer Jacht ab. Immer mit dabei eine Flasche Alkohol. Abenteuerlustige Besucher können eine Runde Jet-Ski fahren oder den Nationalsport Kitesurfing ausüben.
Was genau dieses Jahr mit Kazantip passieren wird, weiß keiner so genau. Es soll vom 31.07. bis 14.08.2014 wieder stattfinden. Alle Infos auf kazantip.com
Und hier noch mein unschlagbares, endgeile Video von der KaZantip Party:
13 Kommentare
Wahnsinn. Das es sowas noch gibt.
Ist bestimmt ne Reise Wert.
Warum das es so etwas “noch” gibt?
Interessant … vielleicht mal ein Ziel für die Zukunft. :)
Auf jeden Fall!
Toller Artikel, interessant geschrieben, viele brauchbare Infos!
Ob KazanTip nun eher anziehend oder abschreckend ist, muss jeder für sich entscheiden.
Was vielleicht noch fehlt, sind genauere Details zur Musik, Partys, Preise und deine eigenen verrückten Stories (die würde ich nur zu gerne lesen wollen)..evtl. auch noch die negative Seite mit all den bösen Gefahren :P
Die Fotos sind Top!
Kompliment an dich Christine :)
wo kann man alles am besten buchen ?
War auf der Z17 mit drei Freunden. Oben ist eigentlich alles richtig dargestellt. Stelle mir das Paradies ungefähr so vor, ehrlich gesagt… Das es so viel Harmonie zwischen den verschiedesten Menschen aus aller Welt gibt, hab ich noch nie erlebt. Hab insgesamt 1100€ ausgegeben und hab eine Woche ziemlich gut gelebt. Alles legale ist da viel billiger als bei uns. War einfach geil!
Man darf alles machen, solange man dabei nichts zerstört und niemand Anderen belästigt. Mit der Security(Taifun) ist nicht zu spaßen. Hab gehört Unruhestifter werden gut zu Kasse gebeten, ab 1000€ und mehr. Weiß es nicht was passiert, wenn man kein Geld hat… Drogen sind ´natürlich` verboten auf dem Gelände! Am besten man hat eine Person dabei, die russisch sprechen kann. Manche Verkäufer versuchen euch evtl. abzuzocken beim Zahlen und Wechselgeld, kommt aber in vielen Urlaubsorten vor. Wechselt euer Geld am besten gleich am Flughafen, da ist der Kurs besser gewesen. Für diese Erfahrung und Abenteur, würde ich auch viel mehr Geld ausgeben.
Mal sehen was Vladimir P. aus M. zu soviel Party auf seiner Halbinsel sagt ?
Hallo Christine! Ein toller Artikel hast Du geschriegen!
Vielleicht kennst Du jemanden wer in diesem Jahr nach Kazantip in Georgia feat?
Wir werden ein doku da uber projekt in Anaklia ( das Ort wo sich Kazantip in 2014 stattfindet) drehen und brauchen paar deutschen fuer die Interviews ))) Vielleich kennst Du? Danke fuer die Antwort
Hi,
wird die Seite hier überhaupt noch gepflegt?
Hier kurz die Fakten für alle, die dieses Jahr zum Kazantip wollen:
Wann? -> 20. – 30. August
Wo? -> Anaklia, Georgien
Tickets? -> http://www.kazantipa.net
Unterbringung? -> http://www.z-aliens.net
(Die Seite http://www.kazantip.de bzw. ….com ist FAKE, diese haben nichts mit den eigentlichen Veranstaltern zu tun.)
Warum es dieses Jahr nicht auf der Krim stattfindet, sollte klar sein.
Also, nutzt die Chance und erlebt einen historischen Schritt in der Entwicklung der Republik Z mit! Wir sehen uns am Strand.
Peace!
M_